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Aktive Benutzer in diesem Thema

  1. #1
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    Hallo zusammen,

    Ich denke grade viel ueber meinen naechsten Karriereschritt nach und wuerde mich ueber ein paar Anregungen freuen, weil ich mittlerweile doch schon eine ganze Weile aus der Klinik raus bin...

    Habe direkt nach meinem Examen einen PhD an einer bekannten Uni in England gemacht (daher die ganzen "ae", "ue" etc - mein Laptop ist Brite und kann keine Umlaute und bin aktuell zurueck in Deutschland als PostDoc (finanziert durch ein Fellowship) an einem Max Planck Institut. Forschung ist total mein Ding und
    ich habe eigentlich gedacht, dass ich der Klinik (und vielleicht auch Deutschland) fuer immer den Ruecken kehren wuerde, aber es kommen aktuell mehrere Faktoren zusammen, die mich diese Entscheidung ueberdenken lassen:

    Zum einen wird die UK wird seit dem Brexit als Forschungsstandort zunehmend unattraktiver aufgrund strikter Immigrationsregeln und schrumpfender Forschungsgelder (v.a. Charities wie British Heart Foundation und Cancer Research, die viel Grundlagenforschung finanzieren, leiden unter der aktuellen oekonomischen Lage und da die UK scheinbar aus dem Horizon Programm raus ist, fallen auch viele EU Gelder weg - und niemand hier traut BoJo & The Tories, dass sie die Gelder tatsaechlich ersetzen. Andererseits finde ich Deutschland fuer Nachwuchswissenschaftler nach Promotion & Postdoc ziemlich unattraktiv (#IchBinHannah und so). Ich moechte meine eigene Forschungsgruppe gruenden und habe gute Chancen entsprechende Forschungsgelder an Land zu ziehen. Damit koennte ich locker an ein renommiertes Institut (MPI, Leibniz oder sonstwo) fuer 5-6 Jahre, aber dann? Man hat sich Jahre abgerackert und dann muss man wieder weiter weil die Gruppenleiterstelle nur durch Drittmittel finanziert wurde und man keine unbefristete Position hatte. Und ob man dann wirklich eine Professur bekommt haengt in Deutschland nach wie vor viel zu stark vom Vitamin B ab. Tatsaechlich habe ich auch "einfach keinen Bock" erst mit Anfang 40 eine feste Stelle zu haben sondern will, nachdem ich Studium, medizinische Diss, PhD und PostDoc jeweils an unterschiedlichen Orten gemacht habe, endlich mal wo bleiben. Weiterhin gibts noch familiaere Gruende und obwohl mir bislang das deutlich niedrigere Gehalt in der Forschung nichts ausgemacht hat, wird auch dieser Aspekt mit Familiengruendung und Inflation langsam relevanter.

    Dementsprechend ueberlege ich, ob es nicht moeglich und sinvoll waere, Forschung und Klinik doch zu verbinden um halt ein etwas besseres und sichereres Auskommen zu haben. Allerdings hab ich ein paar Fragen dazu:

    - Ist es ueberhaupt realistisch/praktisch moeglich nach 6-7 Jahren zurueck in die Klinik (zumal Uniklinik) zu gehen? Meine Forschung war schon SEHR grundlagenorientiert, viel klinisches Wissen ist zumindest gefuehlt nicht mehr da!

    - Ich kann mir nicht vorstellen, weniger als 50% meiner Arbeitszeit mit Forschung zu verbringen, das ist einfach meine oberste Prioritaet. Ich waere durchaus bereit das zumindest am Anfang als AA in Teilzeit zu erledigen und dann die anderen 50% durch Drittmittel einzuwerben, aber wuerde sich ein Klinikchef auch langfristig darauf einlassen einen Arzt Vollzeit zu bezahlen und nur 50% Klinik machen zu lassen?

    - Mir ist meine wissenschaftliche Selbsstaendigkeit und gute wissenschaftliche Praxis sehr wichtig. Zumindest von den Publikationen her habe ich eigentlich genug fuer eine Habil zusammen und in Anbetracht einer Fuelle von Ideen fuer meine Forschung habe ich wenig Lust mir vorschreiben zu lassen woran ich forschen soll oder gar den Chefarzt oder irgendwelche seiner Buddies auf meine Paper zu nehmen nur weil er halt die Klinik leitet. Keinen Beitrag zur Arbeit - keine Autorenschaft, basta! Gibt's solche Chefs an Deutschland's Unikliniken die einen sein Ding machen lassen ohne dass man ihnen vorher Jahre lang mit Gefaelligkeiten den Bauch gepinselt hat?

    - Mein Forschung ist mittlerweile stark auf Signalverarbeitung in Herzmuskelzellen fokussiert und ich finde Herzversagen, Kardiomyopathien und Arrhythmien interessant, daher habe ich an Kardiologie gedacht. Allerdings habe ich nicht ganz so viel Lust den Leuten die Koronararterien im HKL freizuputzen, d.h. interventionelle Kardiologie, vll. mit Ausnahme von rhythmologischen Sachen find ich eher lahm. Vll. noch viel wichtiger: mir ist eine wertschaetzende Arbeitsatmosphaere wichtig und diese unnoetige Ellenbogenmentalitaet und ueberzogenes Hierarchiedenken gehoerten mit zu den Gruenden fuer mich die Klinik zu verlassen. Habe gehoert das v.a. in der Unikardiologie leider doch genau das noch sehr stark ausgepraegt ist... kann da jemand mehr zu sagen?

    So... wer's bis hierhin geschafft hat - vielen Dank fuers Lesen! Wer noch was beitragen kann, dem sei sogar doppelt gedankt!

    LG

    Forscherli



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  2. #2
    Diamanten Mitglied
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    Wow, einfach nur wow.
    Soll mal noch einer sagen nur Chefärzte würden im Elfenbeinturm wohnen.....



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  3. #3
    gamo lefuzi nibe
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    Also Teilzeit forschen/ Teilzeit arbeiten ist zumindest in der Theorie möglich, die Charité hat zumindest so ein (Junior) Clinician Scientist Programm. Aber auch da wird der CA entscheiden, was du forscht, und du wirst ihn auf deine Paper setzen müssen. Mit deiner Erwartungshaltung wirst du in der Uniklinik definitiv nicht glücklich werden.



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  4. #4
    Registrierter Benutzer
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    Zitat Zitat von Forscherli Beitrag anzeigen

    - Ist es ueberhaupt realistisch/praktisch moeglich nach 6-7 Jahren zurueck in die Klinik (zumal Uniklinik) zu gehen? Meine Forschung war schon SEHR grundlagenorientiert, viel klinisches Wissen ist zumindest gefuehlt nicht mehr da!
    Kenne mehrere, die nach 5-6 Jahren PhD zurück in die Klinik sind, also definitiv ja. "Studienwissen" und "Klinikwissen" gehen eh super weit auseinander und zumindest ich habe gefühlt bei 0 angefangen.

    Zitat Zitat von Forscherli Beitrag anzeigen
    - Ich kann mir nicht vorstellen, weniger als 50% meiner Arbeitszeit mit Forschung zu verbringen, das ist einfach meine oberste Prioritaet. Ich waere durchaus bereit das zumindest am Anfang als AA in Teilzeit zu erledigen und dann die anderen 50% durch Drittmittel einzuwerben, aber wuerde sich ein Klinikchef auch langfristig darauf einlassen einen Arzt Vollzeit zu bezahlen und nur 50% Klinik machen zu lassen?
    Wenn du in der Klinik arbeitest musst du dich den Bedürfnissen der Klinik unterordnen. Du wirst sicher Freistellungen u.ä. bekommen können, aber dauerhaft und "garantiert" 50% Forschung kommt mir eher unrealistisch vor.

    Zitat Zitat von Forscherli Beitrag anzeigen
    - Mir ist meine wissenschaftliche Selbsstaendigkeit und gute wissenschaftliche Praxis sehr wichtig. Zumindest von den Publikationen her habe ich eigentlich genug fuer eine Habil zusammen und in Anbetracht einer Fuelle von Ideen fuer meine Forschung habe ich wenig Lust mir vorschreiben zu lassen woran ich forschen soll [...]
    Wenn du gut publizierst ist den meisten CÄ meiner Erfahrung nach egal, woran du forschst, aber...

    Zitat Zitat von Forscherli Beitrag anzeigen
    oder gar den Chefarzt oder irgendwelche seiner Buddies auf meine Paper zu nehmen nur weil er halt die Klinik leitet. Keinen Beitrag zur Arbeit - keine Autorenschaft, basta! Gibt's solche Chefs an Deutschland's Unikliniken die einen sein Ding machen lassen ohne dass man ihnen vorher Jahre lang mit Gefaelligkeiten den Bauch gepinselt hat?
    Das ist nun, entschuldige meine Direktheit, tatsächlich ziemlich weltfremd. Der akademische Betrieb an dt. Unikliniken bringt so seine Eigenheiten mit sich, die muss man akzeptieren oder sich ein anderes Tätigkeitsfeld suchen.

    Zitat Zitat von Forscherli Beitrag anzeigen
    - Mein Forschung ist mittlerweile stark auf Signalverarbeitung in Herzmuskelzellen fokussiert und ich finde Herzversagen, Kardiomyopathien und Arrhythmien interessant, daher habe ich an Kardiologie gedacht. Allerdings habe ich nicht ganz so viel Lust den Leuten die Koronararterien im HKL freizuputzen, d.h. interventionelle Kardiologie, vll. mit Ausnahme von rhythmologischen Sachen find ich eher lahm. Vll. noch viel wichtiger: mir ist eine wertschaetzende Arbeitsatmosphaere wichtig und diese unnoetige Ellenbogenmentalitaet und ueberzogenes Hierarchiedenken gehoerten mit zu den Gruenden fuer mich die Klinik zu verlassen. Habe gehoert das v.a. in der Unikardiologie leider doch genau das noch sehr stark ausgepraegt ist... kann da jemand mehr zu sagen?
    Naja, gibt solche und solche Abteilungen. Meine Erfahrungen mit Kardiologien waren eher negativ. Deine Einstellungen würde dir da sehr viel schneller als "rebellisch" ausgelegt und dann bist du auf dem Abstellgleis.



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  5. #5
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    Danke fuer eure Einschaetzung @ Roxolana und Wiwi18. Das ist sehr hilfreich!

    Ich kenne den Betrieb in der Kardiologie tatsaechlich nicht wirklich selbst, aber in meinem Bekanntenkreis gibt es ein paar die von solchen negativen Erfahrungen mit der Kardiologie berichtet haben - sprich dass der Chef zB tatsaechlich gesagt hat XYZ muss noch mit aufs Paper ohne, dass XYZ jemals irgendwas beigetragen hat. Und halt noch jeder Menge andere Sachen, die nicht guter wissenschaftlicher Praxis entsprechen. Wollte dementsprechend einfach mal wissen, wie gaengig sowas ist @ Coxy-Baby.

    Habe hart an meiner Karriere gearbeitet und damit bisher auch Erfolg gehabt und wenn ich auf der Grundlagenforschungsschiene bleiben wuerde, waere die wissenschaftliche Unabhaengigkeit halt der naechste Schritt. Zumindest an den Instituten, an denen ich bislang war, gab es wesentlich weniger solcher Verstoesse und insbesondere mussten dort junge Gruppenleiter nicht den Direktor mit aufs Paper nehmen, wenn er nichts beigefuegt hat.

    Ich habe die noetigen Voraussetzungen fuer erfolgreiche Forschung und habe das bisher auch stets geliefert, aber ich moechte einfach angemessene Rahmenbedingungen (Eigenstaendigkeit, vernuenftiges Arbeitsklima) und eine langfristige Perspektive, sprich ich moechte nicht alle 3-5 Jahre um meine eigene Stelle bangen und mit der Familie umziehen muessen. Kann schon sein, dass meine Ansprueche fuer dt. Standards zu hoch sind und in einer dt. Uniklinik als "rebellisch" gelten wuerden - andererseits muss man sich auch nicht wundern, wenn immer weniger junge Aerzte sich Forschung antun moechten oder es Sie halt ins Ausland treibt (bloed nur, dass UK und andere leider auch unattraktiver werden).



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