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  1. #36
    The cake was a lie. Avatar von Endoplasmatisches Reticulum
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    Zitat Zitat von Autolyse Beitrag anzeigen
    Das muss man sich wirklich mal auf der Zunge zergehen lassen: Zur ärztlichen Weiterbildung gehört zwangsläufig die Teilnahme an Diensten. Ohne Dienste keine Anerkennung als Weiterbildungszeit. Aber Mehrarbeit durch Dienste gehört nicht zur ärztlichen Weiterbildung, weil da keine "umfassende und gründliche" Ausbildung erfolgt.

    Kann man sich nicht ausdenken, sowas ...



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  2. #37
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    Bei allem Reformeifer und gutem Willen der hinter den Ideen steckt, wird immer vergessen, dass es für all das eine Ressource benötigt wird: Personal! Und zwar egal ob ärztlich, pflegerisch, rettungsdienstlich, etc.

    Nachdem jahrzehntelang Personal zermürbt, vergrault und wegrationalisiert wurde, kann man jetzt nicht aus dem Stand heraus neues aquirieren. Daran würde auch Geld, welches trotz hoher Kassenbeiträge nicht zur Verfügung steht, erstmal nichts nutzen. Der Gesundheitssektor wurde dem Nachwuchs nachdrücklich und nachhaltig als denkbar schlechte Perspektive vermarktet und dementsprechend fehlt junges Personal.
    In einer solchen Situation sollten die Personalressourcen erstmal kondensiert und das Angebot verkleinert werden. Zumindest bis die Arbeitsbedingungen wieder auf ein erträgliches Maß verbessert sind. Dann kommt vielleicht auch wieder Nachwuchs.
    Das wird für sehr lange Zeit zu Lasten der Patienten gehen, andererseits steht uns das so oder so bevor, wenn das verbliebene Personal weiter so verschlissen wird. In vielen Kliniken wo auf dem Papier noch Maximal-/Zentral-Versorger steht wird doch in Wahrheit schon gar nicht mehr die Leistung erbracht, weil personell nicht möglich. Dort wird mit Honorarkräften noch die Basisversorgung aufrecht erhalten um zumindest den Schein zu wahren.
    Ich frage mich, ob die Politik absichtlich wegsieht oder ob von Seiten der Kliniken auch nicht immer reiner Wein eingeschänkt wird.



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  3. #38
    The cake was a lie. Avatar von Endoplasmatisches Reticulum
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    Zitat Zitat von Mr. Pink online Beitrag anzeigen
    Der Gesundheitssektor wurde dem Nachwuchs nachdrücklich und nachhaltig als denkbar schlechte Perspektive vermarktet und dementsprechend fehlt junges Personal.
    Richtig. Das Problem ist aber nicht nur, dass der Nachwuchs fehlt, sondern auch, dass seit locker 10 Jahren qualifiziertes Personal in die Flucht nach vorne getrieben wurde. Wer als Pfleger z.B. ein Aufbaustudium absolviert hat, um aus dem Bettenlazarett zu fliehen, kommt selbst bei besseren Arbeitsbedingungen nicht wieder zurück, weil das ein Abstieg auf der Karriereleiter wäre.

    Zitat Zitat von Mr. Pink online Beitrag anzeigen
    In einer solchen Situation sollten die Personalressourcen erstmal kondensiert und das Angebot verkleinert werden.
    Das halte ich für schwierig. Die Anlagefinanzierung der Länder ist seit Jahren insuffizient, da ist kein Geld zu erwarten. Die Betriebsfinanzierung erfolgt über die Krankenkassen, also durch Fallzahlen. Weniger Fälle = weniger Umsatz. Mit einer Abwärtsspirale kannst du da nichts stabilisieren, eher im Gegenteil. Die einzige realistische Möglichkeit aus KH-Sicht wäre es, unrentable Fachbereiche zu schließen und rentable Fachbereiche aufzustocken. Bloß wer versorgt dann Patienten mit unrentablen Krankheiten? Und wenn man die Abteilungen erstmal abgestoßen hat, stellt sich in 10 Jahren niemand hin und gründet die wieder neu, nur weil sie dann vielleicht nicht mehr unrentabel sondern "nur noch" ein Nullsummenspiel sind.

    Zitat Zitat von Mr. Pink online Beitrag anzeigen
    Ich frage mich, ob die Politik absichtlich wegsieht oder ob von Seiten der Kliniken auch nicht immer reiner Wein eingeschänkt wird.
    Fahren auf Sicht, bis die eigene Amtsperiode rum ist. Und bei all dem darf man nie vergessen, dass wir Ärzte systemisch bedingt immer den Kürzesten ziehen werden, weil uns vor allem mit fehlgeleitetem Neid begegnet wird. Mit uns solidarisiert sich niemand. Dadurch, das alle Zu- und Nacharbeiten bei Personalmangel auf uns fallen, schlagen sich Probleme in jeder einzelnen vor- und nachgelagerten Brufsgruppe in Mehrarbeit und Arbeitsverdichtung bei uns durch. Umgekehrt profitieren wir aber nicht von Förderungen und Entlastungen dieser Berufsgruppen, weil dadurch bestenfalls Mehrbelastungen entfallen, die eigentlich nie unser Job hätten sein dürfen. Und es wurde ja auch bereits festgestellt, dass wir als einzige Berufsgruppe niemals mit einer Ausgliederung aus den DRGs zu rechnen haben, weil wir zu teuer sind. Also bleiben wir auch konzeptuell das Auffangbecken für alles mit der Rechtfertigung, dass wir ja auch so ein großer Kostenfaktor sind. Dabei sind die Argumente, die zur Pflegeausgliederung geführt haben, 1:1 bei uns applizierbar.

    Ich habe da kein Patentrezept außer "Augen zu und so schnell wie möglich raus aus der Klinik". Wie Autolyse richtig anmerkt, ist ja gerichtlich schon konstatiert worden, dass Mehrarbeit durch Dienste nicht als Weiterbildungszeit angerechnet werden kann. Wenn dann der naheliegende Sprung kommt von "Mehrarbeit durch Dienste ist nicht anrechenbar" auf "Arbeit durch Dienste ist nicht anrechenbar", dann haben wir je nach Abteilung locker 10 - 15 Jahre Regelausbildungsdauer bis zum Facharzt. Dazu Pflichtrotationen durch Häuser verschiedener Größe. Man könnte fast denken, das ist gar nicht so planlos sondern eine taktisch äußerst zielgerichtete Gegenmaßnahme zur Ärzteflucht.



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  4. #39
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    Zitat Zitat von Endoplasmatisches Reticulum Beitrag anzeigen
    Das halte ich für schwierig. Die Anlagefinanzierung der Länder ist seit Jahren insuffizient, da ist kein Geld zu erwarten. Die Betriebsfinanzierung erfolgt über die Krankenkassen, also durch Fallzahlen. Weniger Fälle = weniger Umsatz. Mit einer Abwärtsspirale kannst du da nichts stabilisieren, eher im Gegenteil. Die einzige realistische Möglichkeit aus KH-Sicht wäre es, unrentable Fachbereiche zu schließen und rentable Fachbereiche aufzustocken. Bloß wer versorgt dann Patienten mit unrentablen Krankheiten? Und wenn man die Abteilungen erstmal abgestoßen hat, stellt sich in 10 Jahren niemand hin und gründet die wieder neu, nur weil sie dann vielleicht nicht mehr unrentabel sondern "nur noch" ein Nullsummenspiel sind.
    Kondensation würde in dem Fall bedeuten, dass man die vorhandenen Personal-Ressourcen an weniger Standorten einsetzt, die dann aber dafür besser laufen. Ich weiß, die Idee ist unpopulär, weil es vorraussetzt, dass Personal im wahrsten Sinne des Wortes mitzieht. Aber andererseits ist dies längst Realität in vielen Regionen und der junge Nachwuchs will auch überwiegend in die Ballungsräume. Das hat in vielerlei Hinsicht negative Konsequenzen, vor allem für die Versorgung in ländlichen Regionen und auch insgesamt. Aber zumindest ließe sich dann in der reduzierten Anzahl von Kliniken eine höhere Versorgungsqualität aufrecht erhalten unter (im besten Fall) besseren Arbeitsbedingungen. Falls dann langsam wieder Personal nachwächst kann man vorsichtige Expansion wagen.
    All das muss natürlich trotzdem in Reformen eingebettet sein. Das DRG System in der aktuellen Form ist nicht zukunftsfähig. Andererseits werden meiner Meinung nach Reformen allein, ohne zumindest mittelfristige Verkleinerung des Angebots, die Negativspirale deutlich beschleunigen.



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  5. #40
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    @ER: Ich kann deinen Ausführungen folgen und halte die Perspektive was Weiterbildungs- und Arbeitsbedingungen angeht, ebenfalls für düster. Ich glaube aber nicht, dass es das "Ziel" ist, die Facharztweiterbildung künstlich auf 10-15 Jahre zu strecken.
    Klar würde es die Ärztinnen länger in Abhängigkeit halten und sie müssten die Arbeitsbedingungen in den Kliniken ertragen, ohne Alternative.
    Aber Deutschland braucht auch neue Fachärzte, die in die Praxen gehen oder Oberärztinnen werden. D.h. bei einer massiven Verlängerung der Weiterbildungszeit würde die Politik vermutlich gegensteuern (müssen).

    Trotzdem wird das neue System meiner Meinung nach nicht zu einer Verbesserung der Arbeitsbedingungen führen, sondern zum Gegenteil.
    Da kann man nur jedem Studienanfänger dazu raten "Augen auf bei der Berufswahl"!

    Ich habe irgendwie schon länger das Gefühl, dass man als Arzt/Ärztin in diesem System, wenn man nicht gerade Chefarzt oder Niedergelassener ist, die A*-Karte gezogen hat.
    "Die Menschen sind schlecht und die Welt ist am Arsch, aber Alles wird gut!"



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