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Aktive Benutzer in diesem Thema

  1. #51
    Diamanten Mitglied
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    long time gone
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    Du missverstehst den Kern meiner Argumentation. Es geht mir nicht um finanzielle Einsparungen, sondern schlicht um die Herstellung eines Zustands, in dem noch vorhandenes Personal nicht mehr so verschlissen wird. Damit a) keine Abwanderung in andere Sektoren stattfindet und b) auch wieder Nachwuchs den Beruf im Gesundheitswesen als Perspektive erfährt.
    Meine These ist wie gesagt, dass Geld oder Reformen allein das Problem nicht lösen, sondern die Mitarbeiter im Gesundheitssystem müssen endlich auch wieder das Gefühl haben unter Bedingungen zu arbeiten, die nicht selbst krank machen. Das wird zu Ungunsten der Patientenversorgung gehen, richtig. Aber mittelfristig wird es bei derlei Konditionen so oder so niemanden mehr geben der Pflegen und Therapieren will.



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  2. #52
    The cake was a lie. Avatar von Endoplasmatisches Reticulum
    Mitglied seit
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    1.498
    Ich verstehe dich schon. Und in dem Punkt sind wir, denke ich, auch gar nicht so weit voneinander entfernt. Ich kritisiere bloß, dass ich deinen Ansatz für nicht zweckdienlich halte, das Personal im Hier und Jetzt kurzfristig mit Blendwerk zur Arbeit und zum Verbleib oder Eintritt ins Gesundheitswesen zu motivieren, wenn du das Problem in der Zukunft dadurch nur weiter verschärfst. Genau so sind wir ja, um zwei Ecken gedacht, auch in unserem aktuellen Dilemma gelandet.

    Was machen wir denn dann in 10 Jahren, was aktuell nicht genau so möglich wäre? Wir erkaufen uns vielleicht ein bisschen mehr Personal, aber der Engpass in sehr naher Zukunft wird dadurch noch stärker. Und ob Ärzte noch Bock zum Therapieren haben werden, wenn es im Großraum des Wunschortes nur noch 3 Kliniken gibt, in kleinen Fächern eine, und jede Klinik in Deutschland von einer von 3 Großketten betrieben wird, sodass man es sich mit keinem Arbeitgeber mehr verscherzen darf, ohne deutschlandweit "verheizt" zu sein, halte ich auch für sehr fraglich. Bekanntlich nutzen Krankenhäuser ihren längeren Hebel gegenüber Ärzten nie aus, deshalb sollte man ihnen unbedingt noch mehr Drehmoment geben, wenn die Verbesserung unserer Arbeitsbedingungen das (/ein) Ziel ist.


    Fehlausgaben und Fehlverteilung sind auch nicht trivial lösbar. Kurzer Flug in die Gesundheitsökonomik, nur als Beispiel. Wir haben im Kern zwei Arten von Ineffizienzen in der ärztlichen Diagnostik: Einmal, dass wir Hochrisikopatienten überdiagnostizieren (= unnötige Kosten), zum anderen, dass wir Niedrigrisikopatienten unterdiagnostizieren (kommen immer wieder und/oder haben dann etwas Schlimmeres = vermeidbare Kosten). Studien zeigen, dass die Über- bzw. Unterdiagnostikneigung je Diagnostiker über alle Risikoprofile konstant ist. Soll heißen: Wer viel oder wenig testet, testet alle Patienten viel oder wenig. Wenn wir also Diagnostik abbauen, greifen wir zwar die teure Überdiagnostik der Hochrisikopatienten an, erzeugen aber auch neue Kosten durch eine weitere Verschärfung der Unterdiagnostik der Niedrigrisikopatienten. Umgekehrt reziprok. Es ist deshalb ein Irrglaube, dass das simple "Abschaffen unnötiger Diagnostik" a) überhaupt operationalisierbar und damit steuerbar sei, und b) zur gewünschten Reduktion der Gesundheitsausgaben führte. Ansätze gibt es. Aber wäre das so einfach, hätte man es längst probiert. Ebenso gibt es etwa vermeidbare Kosten für Diagnostik, die eher aus forensischen denn medizinischen Gründen angeordnet wird. Klar will der Ökonom die konsequent wegstreichen. Aber wollen wir Ärzte das auch, oder die schlimmstenfalls selbst bezahlen müssen? Nicht alles, was weg könnte, sollte auch weg.
    Geändert von Endoplasmatisches Reticulum (10.12.2022 um 23:46 Uhr)



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  3. #53
    ehem-user-16-12-2022-1308
    Guest
    Ich halte mehr Studienplätze für kontraproduktiv. Was passiert, wenn es mehr Absolventen gibt? Stellen dann die Kliniken auch mehr Ärzte ein, wenn die vorhandenen die Mehrarbeit durch umdokumentierte Überstunden auch schaffen? Es kommen ja auch jedes Jahr viele Ärzte aus dem Ausland nach Deutschland, die sich tendenziell mehr gefallen lassen, weil sie hier im Monat das verdienen, was in ihrem Heimatland vielleicht ein Jahresgehalt wäre.Zumal mehr Ärzte auch schnell dazu führen kann, dass die Arbeitsbedingungen wieder so wie in den 90ern bei der Ärzteschwemme werden. Es wurde auch versäumt ein Fremdbesitzverbot bei Krankenhäusern und MVZ einzuführen, wie das bei Apotheken besteht. Dann hätte man viele Probleme heute nicht. Die Privatliquidation durch Chefärzte gehört in meinen Augen auch abgeschafft, da sie auch Fehlanreize setzt



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  4. #54
    Diamanten Mitglied
    Mitglied seit
    31.08.2018
    Beiträge
    1.890
    @Soomull: Mehr Studienplätze=Mehr Konkurrenz?
    Klassischer Schweinezyklus also?

    Vielleicht.
    Nur dauert dieser Schweinezyklus 6 respektive 11 Jahre (Studium+Facharzt).
    Außerdem werden in den nächsten Jahren sehr viele Baby-Boomer in Rente gehen.
    Sodass ich derzeit nicht wirklich daran glaube, dass ein Mehr an Absolventen für uns zum Problem wird....

    Eher schon, dass uns niemand mehr behandelt, wenn wir mal krank sind. Oder, dass es, wenn wir mal so alt sind keine Hüft-TEP für 70+ mehr gibt...dann müssten wir aus dem Homeoffice Televisiten machen. Denn Rente gibt es schon lange nicht mehr.

    Was ich damit sagen will: Klar können mehr Studienplätze zu einer Überkompensation führen irgendwann. Aber im Moment haben wir eher ein Problem in die andere Richtung.
    Ich glaube nicht, dass ein mehr an Studienplätzen für uns ein Problem darstellen wird. Aber meine Kristallkugel ist kaputt und ich mag mich irren.
    "Die Menschen sind schlecht und die Welt ist am Arsch, aber Alles wird gut!"



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  5. #55
    ehem-user-16-12-2022-1308
    Guest
    Zitat Zitat von Nefazodon Beitrag anzeigen
    @Soomull: Mehr Studienplätze=Mehr Konkurrenz?
    Klassischer Schweinezyklus also?

    Vielleicht.
    Nur dauert dieser Schweinezyklus 6 respektive 11 Jahre (Studium+Facharzt).
    Außerdem werden in den nächsten Jahren sehr viele Baby-Boomer in Rente gehen.
    Sodass ich derzeit nicht wirklich daran glaube, dass ein Mehr an Absolventen für uns zum Problem wird....

    Eher schon, dass uns niemand mehr behandelt, wenn wir mal krank sind. Oder, dass es, wenn wir mal so alt sind keine Hüft-TEP für 70+ mehr gibt...dann müssten wir aus dem Homeoffice Televisiten machen. Denn Rente gibt es schon lange nicht mehr.

    Was ich damit sagen will: Klar können mehr Studienplätze zu einer Überkompensation führen irgendwann. Aber im Moment haben wir eher ein Problem in die andere Richtung.
    Ich glaube nicht, dass ein mehr an Studienplätzen für uns ein Problem darstellen wird. Aber meine Kristallkugel ist kaputt und ich mag mich irren.
    Ich glaube einfach nicht, dass bei mehr Absolventen auch mehr Absolventen eingestellt werden, wenn die aktuelle Belegschaft die Arbeit mit umdokumentierten Überstunden auch schafft



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