Zitat Zitat von Bradyphrener
Wenn ich mal zuerst diese Bemerkungen zusammenfassen darf:
1.
Zitat Zitat von Rico
Da es in der SBZ bzw. später der DDR praktisch keine Entnazifizierung gab (außer in den allerhöchsten Posten),...
2.
Zitat Zitat von Rico
Wer sich gegen das Regime gestellt hat, der wurde eben kurz darauf als alter Nazi "entlarvt" und interniert, auch wenn er in Wirklichkeit ein Demokrat war.
3. der Link http://www.geschichte.uni-halle.de/projekte/dproj54.htm als Quelle Deines Zitats

Punkt 1 kann einfach nicht so unbewiesen stehen bleiben! Wenn ein Unbedarfter dies liest und glaubt (solls ja geben), hält er die EX-DDR-Bürger (v. a. im Zusammenhang mit Punkt 4 unten) doch alle für opportunistische, im Herzen "braune" Deppen.
In Punkt 2 beschwerst Du Dich dann, das es bei der Entnazifizierung (die ja lt. 1. praktisch gar nicht stattfand) Opfer unter den Gegnern des neuen Regimes gab. In diesem Punkt sind wir uns ja von Anfang an einig, eine Diktatur tut nun mal leider alles für den Machterhalt, aber entscheiden musst Du Dich schon!
Um diesen scheinbaren Widerspruch aufzuklären:
Ich bestreite nicht, daß in der SBZ/DDR eine Aktion stattgefunden hat, die "Entnazifizierung" hieß.
Allerdings bezweifle ich, inwieweit diese Aktion auch als solche von den Machthabern gedacht war - und hier scheinen wir uns ja einig zu sein, daß nicht alles, was da im namen der Entnazifizierung gelaufen ist, eben solche war. Uneinigkeit besteht ja lediglich darüber, wie groß der Anteil an echten Nazis war im verhältnis zu den Regimegegnern.
Diese Frage wird sich wohl nicht abschließend klären lassen, da man dabei ja auf die mit Vorsicht zu genießenden Angaben der sowjetischen Verwaltung, bzw. der späteren DDR-Regierung angewiesen ist.


Keineswegs sollte der mit "1." nummerierte Satz eine Aussage über die derzeitige Bevölkerung Ostdeutschlands machen. Er war ja auch als Antwort auf diesen Satz aus Deiner Feder gedacht
Zitat Zitat von Bradyphrener
Mir wird immer ganz übel, wenn die Obrigkeit vom bösen "Naziosten" spricht (kleine Geschichtsfrage: In welchem Teil des Landes sind wohl nach dem Krieg mehr Naziverbrecher auf dem Posten geblieben?)
Bei der Lektüre durch einen "Unbedarften" könnte hier schnell der Eindruck erweckt werden, daß Du den Bewohnern der Ex-BRD eine signifikante Durchsetzung mit Altnazis unterstellst.
Zitat Zitat von Bradyphrener
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4.
Zitat Zitat von Rico
...aus ideologischen Gründen alle Bürger sofort mit Beginn der sowjetischen Besatzung per definitionem treue Kommunisten waren...
Aus Sicht der bolschewistisch-stalinistischen Machthaber? (aber dann wäre 2. doch unnötig, oder?)
Aus Sicht der Deutschen in der SBZ? (53 und 89 waren aber sicher keine Sympathiebekundungen!)
Aus Sicht der BILD?
Das bezog sich in erster Linie auf die Übernahme von NSDAP-Mitgliedern in die KPD und darauf, daß (wie im Westen auch) Berufe, die für das Funktionieren des Staates wichtig waren (Ingenieure, etc) nur bedingt verfolgt wurden.
Ich gebe zu, es war etwas überschiessend und allumfassend formuliert, allerdings war ich in diesem ersten Post zu dem Thema nicht auf eine so präzise Diskussion vorbereitet.
Zitat Zitat von Bradyphrener
Auch wenn hier http://www.lsg.musin.de/Geschichte/K...utschlands.htm etwas von Schauprozessen steht, aber das bayrische Kultusministerium (kommt von dort der Lehrplan?) ist für mich sicher nicht das Maß der Dinge beim objektiven Umgang mit der deutschen Nachkriegsgeschichte in der SBZ.
Wie gesagt, ich habe es ähnlich in der Schule (nicht in Bayern) gelernt und ich denke mal, daß die Lehrpläne in ganz Deutschland eine gewisse Objektivität niederspiegeln. Die Lehrer sind ja auch nicht alle konservativ - im Gegenteil.