Moin
Ich wohne in München und habe viele Freunde, die in fast allen Semestern an der Uni München Medizin studieren oder studiert haben.
Wer nicht aus München kommt und nicht unendlich viel Geld zur Verfügung hat, der sollte es sich gründlich überlegen, ob er hier studieren möchte.
Negatives:
Die Uni ist ein Massenbetrieb; offiziell so ~ 850 Erstsemester - realistisch waren es ca. 1015 Studenten im letzten Wintersemester (inkl. Nachrücker, Einkläger etc.). Diese große Anzahl der Studenten wirkt sich natürlich auch auf die Qualität der Lehre aus.
Überfüllte Hörsäle - inkl. "Frühstücksfernsehen" per Videoübertragung (die auch des öftern mal nicht funktioniert) in andere Hörsäle ohne Dozenten, die man mal was fragen könnte. Dort herrscht ein Geräuschpegel...! So eine Vorlesung kann man sich dann auch sparen. Gepräppt wird mit 10-12 Leuten pro Leiche - Lerneffekt? Wie meinte ein guter Freund von mir zu dieser Situation: Selbst ein Huhn beim Eierlegen in Großbetrieben hat prozentual gesehen mehr Platz... ;-(.
Ein Semesterticket gibt es leider immer noch nicht - trotzdem braucht man den MVV, da man spätestens ab dem 2. Semester zwischen der Innenstadt und Großhadern pendeln muss. Kostenpunkt IsarCard für 4 Wochen (4 Ringe): ~ 45 Euro pro Monat!
Die Lebenshaltungskosten in München sind sehr hoch; Studentenwohnheimszimmer (was für ein Wort
) gibts so ab 350 - 400 Euro aufwärts - normal sind mindestens 1-2 Wartesemester. Normale 1 - 1,5 Zimmer-Wohnungen gibts in München so ab 450 Euro und aufwärts.
Die Semestergebühren betragen 500 Euro! Eine Verbesserung der Lehre ist aber nicht wirklich in Sicht (schließlich braucht die Forschung das Geld...).
Bloß weil die Uni München "Elite Uni" ist, heißt das leider noch überhaupt nicht, dass die Lehre gut ist.
In München gibt es keinen (!) wirklichen Modellstudiengang. Seit der neuen Äpp. wurde ein klitzekleiner Praxisbezug aufgenommen, der sogenannte "L-Kurs". Im 1. und 2. Semester sind das nur Vorträge über klinisches Arbeiten in den unterschiedlichsten Fachrichtungen. In der Semester 3 und 4 gibt es dann sog. "U-Kurse", bei denen immer eine Gruppe von ~ 10-20 Studenten für 2-4 Stunden eine Station im KH "überfällt" und eigentlich irgendetwas praktisches lernen sollte. Aber: Meistens wissen die Stationen und Ärzte nicht mal Bescheid, dass jemand kommt, geschweige denn haben sie Zeit, sich um die Studenten zu kümmern. Zum anderen gibt es auf Grund der großen Anzahl der Studenten natürlich viele Fachgebiete und Fachstationen, auf die die Studenten geschickt werden. Student 1 lernt also (vielleicht) etwas über Innere Medizin und Student 2 was über Uro...! Chaos pur!
Die Harvard-Kurse hören sich toll an, sind aber in Wirklichkeit einfach theoretische Fallbeispiele, nach dem Motto: Stellen Sie sich vor, zu Ihnen kommt ein Patient und er klagt über...! Was könnte er haben? Einige wenige (3?) Studenten haben die Möglichkeit, zum Austausch nach Harvard zu fahren. Thats it!
Positives:
München ist eine sehr schöne Stadt - und überhaupt nicht versnobt! Wer unbedingt ins P1 gehen muss, ist selber Schuld. Die Lage ist natürlich auch nicht zu verachten (direkt an der Isar, 1,5 Stunden vom Gebirge entfernt etc.).
Immer aktuelle Infos bzgl. des Medizinstudiums findet man auf
www.medi-board.com ; dem Forum der Münchner Medizinstudenten.
So, vielleicht helfen Euch die Infos bei Eurer Entscheidungsfindung.
LG und bei Fragen, mailt mir einfach (PM) oder fragt im Forum.
Geli