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Aktive Benutzer in diesem Thema

  1. #1
    Registrierter Benutzer Avatar von Tse Tse
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    Hi,
    wahnsinnig spannend ist die Geschichte jetzt nicht gerade, aber vielleicht kennt jemand ähnliches und weiß darüber etwas zu berichten…

    Heute in einer Unterhaltung über das "mysteriöse Austernsterben" in französischen Austernzuchtanlagen kam der Begriff des "Eiweißschocks" auf, an dem ein Bekannter im Urlaub nach dem Verzehr größerer Mengen an Austern laut eigener Aussage litt.
    Leitsymptom waren hier wohl Kopfschmerzen. Eine ausgeprägte Übelkeit, Abdominalschmerzen oder dergleichen bestanden wohl nicht.
    Ansonsten konnte ich nicht viel mehr in Erfahrung bringen.

    Lange Rede, kurzer Sinn, der Begriff Eiweißschock hielt sich im Verlauf der Unterhaltung hartnäckig. Ich kam mir als ziemlicher Ignorant vor und bezweifelte, dass die Beschwerden an einem "Zuviel an Eiweiß" gelegen haben und tippte eher auf den Rotwein, Käse oder Glutamat als Auslöser der Kopfschmerzen.

    Wieder zuhause, nachgegooglet, fand ich nur irgendwelche dubiosen Internetseiten auf denen Kraftsportler über ihren Eiweißschock zu berichten wussten. Und auch eine schnell überflogene Abhandlung übern Austern erbrachte nur die nicht sehr ergiebige Erkenntnis, dass eine kleine Auster aus etwa 9g Proteinen besteht, schnell noch das Nötigste über Muschelvergiftungen angeeignet, ist meine letzte Hoffnung das medi-learn-Forum: "was zum Teufel ist ein Eiweißschock?"
    Und vielleicht gibt's hier ja Gourmets, die davon zu berichten wissen, dass das Überschreiten einer kritischen Auster-Verzehr-Grenze zwangsläufig zu Kopfschmerzen führen muss ;)



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  2. #2
    Krüppelkatze
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    vielleicht der schock, wenn die hausfrau beim backen merkt, dass sich das eiweiß einfach nicht steif schlagen lässt und ihr der kuchen deshalb misslingen wird...
    I explained that the difference in being sick and being healthy is having to make choices or to consciously think about things when the rest of the world doesn’t have to. The healthy have the luxury of a life without choices, a gift most people take for granted.



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  3. #3
    Registrierter Benutzer Avatar von Tse Tse
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    26.06.2005
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    unter'm Antoniterkreuz
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    *hihi*
    beruhigt mich dann doch ungemein. Und ich dachte schon, ich hätte die Vorlesung über den gemeinen Eiweißschock verpasst.

    Ne im Ernst, fands wirklich seltsam, dass das ein "ach so bekannter Begriff" in besagter Runde war, von dem ich noch nie etwas gehört hatte.
    Könnte natürlich auch einfach eine laienhafte/schönredende Bezeichnung für *tschuldigung* Überfressen in Zeiten von XXL-Essensportionen sein. "Boah, hatte ich letztens wieder nen Eiweißschock, hätte das fußballfeldgroße Steak bloß mal weniger Eiweiß gehabt!"
    Und einige Stunden später auftretende Beschwerden eher den enormen Mengen und gleichzeitig aufgenommenen Fetten zuzuschreiben sind, als an einem reinen Zuviel an Proteinen.
    Finde jedenfalls nichts über unmittelbare Beschwerden einer Protein-Überernährung beim Gesunden.



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  4. #4
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    Hi,

    ich denke es handelt sich um eine urbane Legende.
    Wahrscheinlich werden da Symptome missinterpretiert, die in gewissen Kreisen vorkommen können(Nierenbelastung bei Kraftsportlern oder pseudoallergische Reaktionen etc.)

    Nicht zu vergessen die "einfache" Allergie gegen Schalentiere.



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  5. #5
    Verklumpungsprüfer
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    Im Zusammenhang mit Befindlichkeitsstörungen nach der Ingestion von Meerestieren im allgemeinen - ICD-10: T61 ( @Vetis) - bzw. Bivalven im besonderen ist zunächst einmal an einen übermäßigen, begleitenden Genuss vergorener Getränke zu denken: Zu Belon-Austern reiche man vorzugsweise einen Blanc de Blanc aus einer Grand cru Lage, z. B. Cramant; zu amerikanischen Austern - evtl. mit Zusatz von Tabasco (nun ja) - ist hingegen ein einfacherer Durstlöscher angezeigt, z. B. ein gut gekühlter Gros Plant, oder aber belgisches Lambic. Guinnes passt immer. Desgleichen natürlich auch Muscadet. Ch. d'Yquem empfiehlt, einmal die Kombination mit Austern zu wagen. Erfahrungsberichte des Autors liegen hierzu leider nicht vor. Die Symptome einer Intoxikation dürfen als allgemein bekannt vorausgesetzt werden.

    Eine weitere Möglichkeit besteht in einer "Fischeiweiß"-Allergie. Eine nicht ganz seltene Ursache allergischer Beschwerden (immerhin noch im hohen einstelligen Prozentbereich aller Nahrungsmittelallergien). Die übliche Bandbreite reicht von leichten gastrointestinalen Beschwerden oder urikariellen Symptomen bis zum Vollbild des anaphylaktischen Schocks. Es existiert ein Fallbericht von einer Krustentier-Allergikerin, die nach einem Kuss ihres Freundes, der zuvor Shrimps verspeist hatte, intensivpflichtig wurde. Über den Verlauf der Beziehung ist nichts bekannt. Während bei Fischen "Parvalbumine" als Hauptantigen imponieren, sind im Falle von Krustentieren Tropomyosine als Antigen anzusprechen. Eine Kreuzrallergie zwischen Fischen und Krustentieren besteht aufgrund der unterschiedlichen Antigene üblicherweise nicht. Hingegen ist innerhalb der Klasse der Wirbellosen mit einer hohen Rate an Kreuzallergien zu rechnen. Muschel-Allergikern wird daher dringend vom Verzehr von Vogelspinnen abgeraten.

    Schließlich gilt es im Falle toxischer Reaktionen auf Muscheln die Möglichkeit einer Toxin-Ingestion in Erwägung zu ziehen. Verantwortlich hierfür sind v. a. Dinoflagellaten, die von den Muscheln aus dem Meer filtriert werden. Diese Algen können Neurotoxine (Saxitoxine sowie Gonyautoxine) bilden. Bei übermäßigem Aufkommen von Dinoflagellaten ("rote Algenblüte"), was durch warme Witterung und hohe Phosphateinbringung ins Meer mittels Abwasser begünstigt wird, können letale Toxinkonzentrationen in Muscheln auftreten. Die Wirkung ähnelt der des bekannten Kugelfisch-Giftes Tetrodotoxin. Es kommt aufgrund einer Blockade von Natriumkanälen zu einer nervalen Mindererregbarkeit mit prickelnden Sensationen in der Lippengegend, Schwäche, Dyspnoe (Lähmung der Atemmuskulatur) und allgemeiner Muskelschwäche. Ein Antidot existiert nicht. Es wird berichtet, dass Küstenbewohner eine etwas höhere Saxitoxin-Dosis vertragen als Bewohner des Binnenlandes, so dass über eine erworbene Gift"resistenz" spekuliert wird. Da Saxitoxine sehr effizient inhalativ aufgenommen werden können, eignen sie sich auch hervorragend als chemischer Kampfstoff im Rahmen militärischer oder terroristischer Szenarien. Diese inhalative Komponente wird dadurch illustriert, dass bei Surfern, die sich im Bereich einer Algenblüte aufgehalten haben, Vergiftungserscheinungen beschrieben wurden.

    Vor dem Hintergrund des Begriffes "Eiweißschock durch Meeresfrüchte" könnte man schließlich auch noch an eine Scombrotoxin-Vergiftung (IDC-10: T61.1) zu denken geneigt sein. Bei Scombrotoxin handelt es sich um ein chemisch-strukturell nicht genau definiertes Eiweißabbauprodukt in verdorbenen Fischwaren, welches ein "Histamin"-artiges klinisches Bild in Szene setzt mit gastrointestinalen und anaphylaktoiden Beschwerden sowie späterhin auftretenden, ganz ausgeprägten Cephalgien. Ob Histamin selbst der Hauptwirkstoff beim "Scombroismus" ist, wird kontrovers diskutiert. Normalerweise können selbst große, oral aufgenommene Histamin-Mengen wegen dessen ausgeprägten First-Pass-Effectes nicht zu systemischen Wirkungen führen. In Bezug auf eine Muschelvergiftung ist eine Scombrotoxin-Vergiftung prinzipiell eher auszuschließen, da - wie der Name sagt - diese Entität vornehmlich im Zusammenhang mit dem Verzehr konservierter Scombriden (insbes. Makrelen, Sardellen) auftritt.



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