Zitat von
Muriel
Das Gymnasium macht das großartig, das berichtete ich. Meine Kritik bezieht sich auf die Grundschule. Es fängt damit an bzw es ist eigentlich das Hauptproblem, dass nirgends mal proaktiv, sondern immer reaktiv gehandelt wird. Während andere Schulen im Sommer ein tragbares Konzept hatten, war man hier allen Ernstes sowohl im Dezember als auch wieder im Januar völlig überrascht, dass die Schulen dicht machen/bleiben. Die Weihnachtsferien hier endeten sonntags für die Schüler, für die Lehrer aber schon am Mittwoch, dem ursprünglichen Ferienende (ganz offiziell so von der Landesregierung vorgegeben). Dennoch war man erst am Dienstag drauf in der Lage, Aufgaben bereitzustellen. Und dann zu diesem Bereitstellen: Es läuft alles über ein Padlet. Das sieht zwar nett aus und ist übersichtlich, letztendlich läuft es aber dennoch darauf hinaus, dass wir sonntags dreißig Arbeitsblätter ausdrucken, die dann plus Aufgaben in Heften bearbeitet werden müssen. Damit kann man wiederholen, also quasi Hausaufgaben machen, aber keine neuen Lerninhalte vermitteln. Die bearbeiteten Aufgaben geben wir zwar ab, bekommen sie aber nicht wieder, weil man nicht weiß, wie. Abholen sollen wir nicht, auch nicht mit fester Zeitvorgabe, weil man sich ja treffen könnte, vorbeibringen will auch keiner, also lieber keinerlei Rückmeldung, was die Arbeitsmotivation natürlich unheimlich befeuert...
In Mathe hat diese Woche das Einmaleins begonnen. Dazu bräuchte es mal Erklärungen, gibt es aber nicht. In Deutsch (derzeitiges Thema Adjektive und Weiterschwingen, um die Endunge d/t, g/k etc herauszufinden) gab es auf dem Padlet eingebunden anzusehen ein Video. Eines, bei dem sich unsere Fünfjährige verarscht vorkam mit albernen Handpuppen. Lediglich der Englischlehrer hat eigene Ideen und macht jede Woche ein kurzes Video zum Lerninhalt. Dabei filmt er im Prinzip nur das benötigte Buch auf dem Tisch und erzählt dazu . Oder legt Zettel mit neuen Vokabeln nacheinander aus und spricht das Wort. Ganz einfach, man hört nur seine Stimme zu den Blättern und Co, aber für die Kinder ist das gut. Sie hören die vertraute Stimme und ohne albernen Heckmeck kommt der Inhalt an. Leider finde ich englisch in der Grundschule so was von egal, dass die an sich gute Umsetzung hier irgendwie untergeht. Ich regte an gestern, so etwas doch bitte auch in Deutsch und Mathe zu machen. Mal sehen.
Dann das Thema Videounterricht.... Hilfe... Selbstverständlich erwarte ich in der Grundschule keinen durchgehenden Videounterricht, das ist wohl weder sinnvoll noch leistbar in dem Alter (es fängt mit den Endgeräte an, die seltenst ein Grundschulkind selber besitzen dürfte und geht mit dem nötigen Betreuungsaufwand auf Elternseite weiter). Aber: so gar nicht? Sorry, nee. Letzte Woche hat es überhaupt mal angefangen, dass über Teams etwas angeboten wurde. Das war ein "Wir sehen uns mal wieder" und daher lange überfällig. Dass da natürlich inhaltlich erst mal nichts läuft, ist klar. Vorgestern gab es dann mal "Tiere raten" , wahrscheinlich um überhaupt mal Video-Disziplin zu testen. Irgendetwas Inhaltliches fand bisher gar nicht statt und insgesamt 2x45 Minuten pro Woche überhaupt nur mit diesem Medium. Die offiziellen Begründungen sind zum Kopf auf Tischkante: Datenschutz, rechtlich schwierig blablubb -> Jaaaaaaaa.... aber sorry, Behörde hin oder her, hier muss man einfach mal machen, übrigens genau wie alle anderen Schulen im Umkreis es tun. Und die Grundschule hier wird nicht als einzige strengere Regeln dazu befolgen müssen, dann "oh Gott nein, wir wollen doch keinen zurücklassen, die armen drei Kinder der Klassen, die das nicht leisten können und dann abgehängt werden" -> Man lässt lieber 20 Kinder im Stich als drei, super Konzept, "Wir haben zwar IPads von der Stadt bekommen, aber da ist ja auch gar kein Teams drauf" -> Überraschung: Es gibt Webversionen, für die ich gar keinen personalisierten Zugang brauche (war eine völlig neue Information gestern, während die Hälfte der Teilnehmer gestern genauso in der ViKo saßen), Logineo, eine Videoplattform, die DSGVO-konform offiziell zugelassen ist, soll kommen. Super Gedanke so ganz grundsätzlich, aber warum soll das kommen und läuft nicht? Insbesondere wenn eine andere Grundschule in der Stadt seit Dezember schon damit täglich arbeitet, es also tatsächlich möglich gewesen wäre, wenn man sich mal vernünftig darum gekümmert hätte. Zeitplan hier (Achtung, das war der Moment, zu dem ich gestern wirklich nicht mehr wusste, ob ich schreien oder weinen soll): Am pädagogischen Ganztag (= Lehrerfortbildung) am 10. Mai wird das dann mal getestet! Da fällt einem doch nichts mehr zu ein.
Dazu gibt es eine "IT-AG" aus Eltern und Lehrern bestehend, der ein Vater quasi vorsitzt, der auch gestern dabei war. Er hat sehr klar kommuniziert, dass er auch einfach nicht mehr weiter weiß, weil alle Hilfe, die er über Monate angeboten hat, immer nur abgewiegelt wurde. Auch gestern hat er mehrfach gesagt "Ich bin da, ich mache das, egal was, ich nehme dafür Urlaub, es muss nur mal gewollt werden", er darf nun großzügig am zehnten Mai mit dabei sein... Er sagte auch nochmals ganz klar, dass er kein Verständnis dafür habe, wie man alles so lange aussitzen konnte und selbst jetzt noch nicht aus den Puschen kommt, während Firmen (und auch andere Schulen...) seit elf Monaten Dinge umsetzen, von denen vorher ganz klar "das geht so nicht" gedacht wurde, was oh Überraschung anscheinend doch geht, wenn man denn will.
So, ist mein Frust nun etwas verständlicher geworden? Ich bin auf die nächsten Wochen gespannt, aber eigentlich ist klar, dass sich nichts ändern wird. Denn Kritikfähigkeit und Fehlereingeständnis ist auch leider so gar keine Kernkompetenz unserer Schulleitung.