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  1. #1
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    Hier ein Gedicht, das metrisch sicherlich nicht besonders gelungen ist, dazu hätte ich ja gerne die Meinung von luckyblue, der oder die sich scheinbar gut auskennt mit solchen Sachen....



    Meine Zeit rinnt durch die Finger
    ich kann sie nicht aufhalten
    Meine gefesselte Hände
    können sich nicht befreien
    Meine betäubte Seele findet keinen Weg
    In die Freiheit
    Der Zaun um meine Gedanken
    Lässt sich nicht einreißen
    Meinen Weg aus der Lethargie
    Kann ich nicht erkennen
    Meine Worte aus dem Innern
    Können nicht gesagt werden
    Versiegt ist der Brunnen in mir

    Stumm bin ich geworden
    Starr und gelähmt
    Steif ist mein Geist
    Und blind meine Seele

    Wo ist das Kind geblieben in mir?



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  2. #2
    Diamanten Mitglied Avatar von luckyblue
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    Klinik - oder so;-)
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    luckyblue, Versfüßler vom Dienst, proudly presents:

    Meine Zeit rinnt durch die Finger Trochäus
    ich kann sie nicht aufhalten "auftaktiger" Daktylus
    Meine gefesselte Hände Daktylus
    können sich nicht befreien Daktylus/Spondäus
    Meine betäubte Seele findet keinen Weg Trochäus, fast
    In die Freiheit Trochäus
    Der Zaun um meine Gedanken Jambus, fast
    Lässt sich nicht einreißen Daktylus
    Meinen Weg aus der Lethargie Trochäus, Daktylus/Spondäus
    Kann ich nicht erkennen Trochäus
    Meine Worte aus dem Innern Trochäus
    Können nicht gesagt werden Trochäus, fast
    Versiegt ist der Brunnen in mir "auftaktiger" Daktylus

    Stumm bin ich geworden Trochäus
    Starr und gelähmt Daktylus/Jambus
    Steif ist mein Geist Daktylus/Jambus
    Und blind meine Seele "auftaktiger" Daktylus/Trochäus

    Wo ist das Kind geblieben in mir? Daktylus/Spondäus

    Na, eine gewisse Vorliebe für Trochäus und Daktylus kannst du nicht verhehlen. Aber wahrscheinlich ist das in deinem Sprachduktus einfach schon so verankert, da du dich vermutlich nicht explizit darum kümmerst. Und das ist sicher besser so, denn wer Sprache in ein metrisches Korsett zu kleiden versucht, muss allzu oft Abstriche bei der Wortwahl respektive Aussage machen. So geht's mir zumindest immer. Wohl der Grund, warum ich mich mehr in der Prosa zu Hause fühle und höchst selten Gedichte schreibe.

    Die Form ist der Inhalt in seiner ästhetischen Stichhaltigkeit. Insofern wird die metrische Unregelmäßigkeit der Thematik dieses Gedichtes in höherem Grade gerecht, als es metrisches Ebenmaß vermag. Die kurzatmige Beklommenheit (betäubte Seele, gebundene Hände) des lyrischen Ichs, die aus der Angst vor der eigenen Vergänglichkeit (ich werde älter, wo ist das Kind in mir) und der Negation der Angst vor sich selbst resultiert, muss schließlich eine formale Entsprechung in einem oszillierenden Versmaß finden. Oder sollte es zumindest



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  3. #3
    Redaktion Medi-Learn.net Avatar von Jens
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    10.08.2001
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    Kiel
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    1.635
    Halloele,
    der luckyblue hat das ja schon sehr schön analysiert, ich wünschte ich hätte diese Gabe Mit welch versfüsslerischer Sicherheit Du, luckyblue, hier das Gedicht von Aione analysierst - Kompliment! Wir werden im Laufe der nächsten Wochen langsam aber sicher uns auch an die Welt der Gedichte und wie man sie gestaltet heranwagen. Dabei beginnen wir ganz einfach mit den verschiedenen Reimschemata, wenden uns dann einigen Stilmitteln zu, versuchen mal das ein oder andere klassische Gedicht (Sonett usw.), erfahren die Besonderheit, die in den Bildern und der verdichteten Sprache gerade eines Gedichtes liegt etc pp. und zwar so, dass auch der/diejenige, die bislang Gedichten eher abgeneigt war, ein paar Mittel und Methoden an die Hand bekommt.

    Hier vielleicht für all diejenigen, die nicht so versfüsslerisch sicher wandeln wie luckyblue, eine kurze Übersicht zum Thema Versmass:

    Ein paar allgemeine Dinge
    VERSMASS: Betonte Silben = Heben der Stimme, Unbetonte Silben = Senken der Stimme. Ein Metrum (Metrum = Abfolge der Betonungen) liegt dann vor, wenn man den Text in einem festen Rhythmus sprechen kann, die Abfolge der Silben also "gesetzmaessig" erfolgt. Bis man dahin gelangt, ist ein weiter Weg....Um dies ein wenig zu erkennen: laut Sprechen bis in zum Leiern hilft


    (1) Das steigende Versmass
    = erst unbetont, dann betont (xX)

    1.1 JAMBUS
    = xX (unbetont, betont)

    Man kann die Abfolge erst weniger, dann mehr, erst niedrig dann hoch wiedererkennen (Aussprach gibt Richtung des beschriebenen an), SINN und EINSATZ DES JAMBUS: meist für vitale, lebendige, wechselnde Dinge verwendet

    Der Mond ist aufgegangen

    1.2 SONDERFORM: ALEXANDRINER
    = sechshebiger Jambus (also sechsfach mit Pause in der Mitte)
    xX xX xX PPP xX xX xX

    1.3 ANAPÄST
    = xxX (unbetont, unbetont, betont)

    inhaltlicher Bezug des Metrums: es dauert, bis sich etwas aufgebaut hat: wie eine Welle, die langsam heranrollt
    wie eine Blüte, die sich langsam öffnet
    SINN: ebenfalls mit Lebenszeichen, allerdings langsamer anströmend, sich langsamer aufbauend.

    2: DAS ABFALLENDE VERSMASS
    (erst betonte, dann unbetonte Silben)

    Bezug zum Inhalt: Eine Flamme, die langsam ausgeht, Ein Leben neigt sich dem Ende entgegen, irgendetwas war mal grösser und wird nun kleiner usw., also "absteigende Tendenz")

    2.1 TROCHÄUS
    Xx (betont - unbetont)

    Niemand kennt mich wie einst ich war
    X x X x X x X x

    SINN: Trochäus verleiht Stabilität, Festigkeit

    2.2 DAKTYLUS
    = Xxx (betont - unbetont - unbetont)

    einer voraus mit gescheitelten Locken
    X x x X x x X x X x x

    SINN: der 3/4-Takt der Versmasse => tänzerisch, springend, lustig, vital
    ------------

    Soviel mal als Kurzeinführung.

    Es ist sehr, sehr schwierig, all diese teils auch komplizierten Dinge schon beim Entwurf eines Gedichtes zu berücksichtigen. Zwar spielte dies in der klassischen Dichtung eine grosse Rolle, so ist doch in neuzeitlicheren Formen eine deutliche teilweise Abkehr von diesen allzustrengen Schemata erkennbar: moderne Gedichte kommen oftmals sogar ohne Reim aus.

    Will wie luckyblue auch schon zuvor sagen: die natuerliche Sprache, aus der heraus und mittels derer jeder von uns spricht und schreibt, ist kein Hinderungsgrund, ein Gedicht zu wagen. Meist spricht man in dieser Form auch den Leser mehr an, als wenn man sich allzusehr um ein korrektes Versmass bemüht. Eine allzu theoretisch-formale Sichtweise mag manchmal auch hinderlich sein.

    Wir werden daher, was den Themenpunkt "Gedichte" angeht, uns zunächst einmal den Reimschemata widmen, werden klassische Gedichtsformen ausprobieren, uns Stilmittel (wie Enjabement, also Sätze über mehrere Verse etc) anschauen und uns um das zentrale Anliegen eines Gedichtes, Sprache symbolisch-bildhaft zu verdichten kümmern.

    Gedichte schreiben soll ja Spass machen und spontan erfolgen, soll mittels Reimschemata und einiger Stilmittel dann verfeinert werden und schliesslich in passenden Bildern soweit uns das möglich ist, verdichtet werden - vom Einfachen zum Schwierigen, wobei der Spass deutlich im Vordergrund stehen soll.

    Ein Bereich, in dem das Versmass eine Rolle spielt, in dem aber auch der Spass nicht zu kurz kommt, sind die Limericks, doch dazu wie auch zu den Gedichten allgemein später mehr...

    So long
    Cu
    Jens



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  4. #4
    Redaktion Medi-Learn.net Avatar von Jens
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    Hallo Aione,
    ich möchte nicht an Deinen Worten drehen. Dennoch habe ich einfach mal versucht, das, was ich aus den Zeilen entnommen habe, auf eine andere Art darzustellen. Wie immer entsteht so etwas spontan, daher lies es einfach mal, es ist nicht sonderlich überarbeitet.
    -----

    Sekunden, Minuten, Stunden diese zeitlichen Gestalten
    Aufgeben lang schon ich hab´s sie aufzuhalten
    Finger, Zehen, Füsse, Hände, das was mich einst bewegte
    Sich lang schon in feste, bald stählernen Fesseln legte

    Freiheit die ich meine, sagte einst Heinrich Heine
    Doch er mich kannte, auch dies er für mich meinte?
    Betrachte ich die Seele meiner, ich dies verneinte
    Denn hier nur bittere Lähmung, kaum Freiheit sich anheimte

    Wege, du sollst sie heiter schreiten, doch wer will die meinen verstehen?
    Wenn ich´s nur könnt, so würde ich ja, lächelnd gehen
    Doch wer mir gibt etwas, das Schlag auf Schlag
    Vertreibt das Müde, das Einsame, gar lustig macht den Tag

    Sprechen, ich wünscht das aus dem Innern ich wieder könnt
    Auszudrücken, was ich fühlte, verstanden werden, war mir lang nicht vergönnt
    Gleich der einst heiter sprudelnden Quelle, die versiegt
    Einst heitere Worte sich inweltenmitte fühlen, die mir kaum mehr liegt

    Wer nun mir gibt zurück, worum ich einst sehr kämpfte?
    Das Sprechen, das Bewegen, das Licht, wenn auch nur gedämpfte?
    Wer nun taucht erneut mich in das vermisste Helle
    Dessen langes Fehlen das bald steinerne Herz mir so bricht
    Wer nun mag erwecken diese Seele an ihrer Quelle
    Wann endlich taucht auf das innere Kind das zu mir spricht?
    ---

    Wie gesagt, einfach nur ein Versuch, das was du in deinem schönen Gedicht, dessen Situation der Gelähmtheit sicherlich jeder von uns einmal durchgemacht hat und auch noch durchmachen wird, versucht hast auszudrücken. Nur einfach mal auf eine andere Art - kannst Du etwas damit anfangen? Muss natürlich noch kürzer (die Zeilen sind zu lang, aber darum habe ich mich erst einmal nicht gekümmert). Würde mich interessieren.

    So long
    Cu
    Jens



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  5. #5
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    hallo leute. ich brauche hilfe bei der analyse dieses gedichtes. Wäre nett wenn mir dabei jemand hilft.
    mit freundlichen grüßen
    robbynrobbyn


    Gedichtsinterpretation zu die Tochter von Abraham Gotthelf Kästner



    Formale Analyse
    I. Strophe
    II. Reimschema
    III. Versmaß (Metrum)
    IV. Rhythmus
    Perspektive
    Historischer Hintergrund
    Interpretation
    I. Vers-für-Vers-Interpretation
    II. Gesamtaussage
    [Rhetorische Mittel]
    Stellungnahme (pers. Meinung mit Begründung)
    I. Zur Aktualität
    II. Zur Gesamtausgabe







    A. Formale Analyse

    Das Gedicht „Die Tochter“ von Abraham Gotthelf Kästner erzählt über die Sorgen einer Mutter und die Einstellung der Tochter dazu.
    Durch die Sorglosigkeit der Tochter wird die Besorgnis der Mutter verstärkt. In der Kindheit wird der Tochter vieles verboten, doch dieses Verbote werden dennoch gebrochen. Heimlich wagt die Tochter verbotenes, weil die Mutter auch nicht alles erfahren kann.
    Das Reimschema besteht immer aus zwei zusammenhängenden Versen, auch Paarreime (a a, b b, c c) genannt.

    ---------------------------------------------------
    Zum Metrum gibt es ein Beispiel:

    U / / U / / U / /
    Ma-ma, dass Sie mich sorg-lich hü-ten.
    ---------------------------------------------------
    Somit ist leicht zu erkennen, dass dieses Gedicht in einem Jambus geschrieben ist.

    Der Rhythmus findet als „ich“ Erzähler statt.
    Die Versen sind als Duett geschrieben.





    B. Perspektive

    Dieses Gedicht ist aus der Perspektive eines Kindes geschrieben,
    welches sich in Ihrer Stellung nicht ganz wohl fühlt.


    C. Historischer Hintergrund
    Kästner hat dieses Gedicht im 18ten. Jahrhundert geschrieben.
    Dies war eine Zeit in der der Staat vom Absolutismus zur demokratischen Staatsauffassung aufging.
    Es war die Zeit in der ein Vernünftigeres denken begann und Vorurteile und religiöser Aberglauben verschwand.
    Damit kam auch Wissenschaft und Bildung , es wurden Volksschulen gefördert und durch die Aufklärung in Mittel Europa
    Wurden auch neue Entdeckungen gemacht.
    Ebenfalls begann in der Zeit der 18ten Jahrhundert der Buchdruck und somit entstand auch ein neues Weltbild.




    D. Interpretation

    I. Vers-für-Vers-Interpretation

    1 Mama, daß Sie mich sorglich hüten
    2 Dass darf und kann ich nicht verbieten.
    3 Stets zittert Ihre Zärtlichkeit,
    4 Ist die Gefahr gleich noch so weit.
    5 Doch nehm ich mich nicht selbst in acht,
    6 werd' ich vergeblich nur bewacht.

    à Die Tochter erzählt, dass Ihre Mutter Sie beschützt, aber auch streng bewacht und sie vor Gefahren beschützen will.
    Was die Tochter zwar nicht möchte, aber auch nicht verhindern kann.
    Die Mutter kann sie nicht komplett kontrollieren.





    7 Ich weiß, dass ich als Kind begehrte,
    8 Was man mir allzu scharf verwehrte.
    9 Frei, geb' ich mich der Tugend hin,
    10 Doch Fesseln brech' ich, sie zu fliehn:
    11 drum, nehm ich mich nicht selbst in acht,
    12 Werd' ich vergeblich nur bewacht.

    à Als Kind möchte sie dinge tun, welche ihr verboten sind, aber sie macht denn alles was sie möchte.
    Sie lehnt sich gegen die Mutter auf und möchte so leben, wie sie es selber möchte.





    13 Kann Klugheit Müttern alles sagen,
    14 Was schlaue Töchter heimlich wagen?
    15 Und schläfert man, durch List und Schein,
    16 Zuletzt nicht einen Argus ein?
    17 Doch nehm ich mich nicht selbst in acht,
    18 Werd' ich vergeblich nur bewacht.

    à Sie weiss, dass die Mutter ihr nicht alles verbieten kann, denn die Mutter kann noch so
    Klug sein, aber alle heimlich Aktivitäten der Tochter kann die Mutter auch nicht mitbekommen.



    II. Gesamtaussage

    Abraham Kästner erzählt in seinem Gedicht über die alltägliche Beziehung zwischen Kind und Eltern.
    In diesem Falls wird das Verhältnis zwischen Mutter und Tochter beschrieben.
    Die schützende Hand der Mutter wacht über Ihrer Tochter, die Tochter jedoch fühlt sich dadurch eingegrenzt
    und gefangen.
    Die Tochter jedoch ist durch nichts aufzuhalten und flieht heimlich aus der Gefangenheit, in der Hoffnung, dass
    Sie durch ihre Mutter nicht erwischt werden kann.




    F: Stellungsnahme

    Zur Aktualität

    Dieses Gedicht spiegelt auch noch heutzutage ein Aktuelles Thema wieder.
    In jeder Familie gibt es zwischen Kindern und Eltern diese Diskussionen und Streitigkeiten.



    II. Zur Gesamtaussage
    Die Gesamtaussage dieses Gedichtes bezieht sich auf die kindliche Gedankensweise von Kindern und
    auf die schützende Denkensweise von Erwachsenen Eltern.


    könnt ihr mir helfen??
    vielen dank



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