Vorbemerkung:
Die chirurgische Abteilung des Spitals hat 3 Unterassistentenstellen zu vergeben. In der Regel sollen wohl bisher immer alle besetzt gewesen sein. Ich war im Frühjahr 2009 leider der einzige PJler. Sicher sind manche Dinge etwas anders, wenn man zu dritt dort ist.
Lage / Allgemeines:
Das Spital liegt oberhalb von Zürich in Zollikerberg. Nach Zürich sind es mit der S-Bahn (die direkt vorm Spital abfährt) ca. 20 Minuten und ein Ticket für die Hin- und Rückfahrt kostet 12,40 Franken.
Das Spital ist mit knapp 200 Betten ein für deutsche Verhältnisse kleines, für Schweizer Verhältnisse mittelgroßes, Haus. Die Chirurgische Klinik zählt zur Kategorie B-Spital, das Profil ist sowohl allgemein- und visceralchirurgisch, als auch traumatologisch. Gefühlt überwiegt Trauma etwas.
Gehalt und Wohnmöglichkeiten:
(Stand Mai 2009) Als Unterassistent erhält man 915,- Franken monatlich.
Wohnen kann man im Personalwohnheim, die Zimmer für die deutschen Unterassistenten sind in der Regel ganz oben im 6. Stockwerk. Zu Fuß braucht man zwischen Spital und Wohnheim ca. 1 Minute. Einfach eingerichtete Zimmer mit Waschbecken, Bett, Kleiderschrank, Schreibtisch, Telefon und TV-Anschluss. WC, Dusche, Badewanne auf dem Flur, Küche im 5. Stock. Der Preis hierfür ist mit 625,- Franken völlig unangemessen!
Vom eigentlichen Lohn bleiben somit nur 290,- Franken übrig, womit man nicht weit kommt.
Im Wohnheim hat man keinen Internetzugang, man kann jedoch von den Rechnern im Spital das Internet nutzen.
Urlaub:
Jedem Unterassistenten stehen bei 3-monatiger Anstellung 5 Tage Urlaub zu, bei veränderter Anstellungsdauer verändert sich dies pro rata entsprechend. Diese Tage erscheinen nicht als Fehltag auf der Bescheinigung. Das Nehmen der „deutschen Fehltage“ bzw. Krankentage ist nicht gestattet.
Dienste:
In der Regel ist es so, dass die UHU’s am Wochenende Pikettdienst machen. Entspricht Rufbereitschaft. Freitag (inkl. Nacht) hat man 1. Dienst, dass heißt man wird zu jeder OP gerufen, weil man die erste Assistenz ist. Von Samstagmorgen bis Montagmorgen hat man 2. Dienst, was bedeutet, dass man nur zur Operationen mit zwei Assistenten gerufen wird. Ich musste durchschnittlich 1x pro Wochenenddienst in die Klinik, jedoch nie in der Nacht. Für ein Wochenende Pikettdienst erhält man einen Tag kompensatorisch frei.
Einteilung der Unterassistenten:
Verantwortlich für die UHU’s ist Dr. Schierz, einer der leitenden Ärzte. Dieser macht auch die Dienstpläne. Wenn alle 3 Plätze belegt sind, ist es so geregelt dass ein UHU auf Station, einer in der Notaufnahme und einer im OP ist. Da ich der einzige war, war ich hauptsächlich in der Notaufnahme tätig, gelegentlich auch im OP.
Tagesablauf:
7.30 Uhr beginnt der Arbeitstag mit dem Morgenrapport. Quasi Dienstübergabe von der Nacht und diverse Bekanntmachungen werden vom Chef mitgeteilt (z.B. Histo-Befunde verteilt usw.). Ausnahme Dienstag, da beginnt 7.00 Uhr die interne Weiterbildung (siehe unten). Nach der Besprechung ist Visite auf der ITS (bzw. IPS wie es in der Schweiz heißt). Meist ist danach noch Zeit für eine gemeinsame Tasse Kaffee. Im Anschluss verteilen sich alle entsprechend OP-Plan oder Einteilung.
Um 16 Uhr ist Röntgendemo, im Anschluss Rapport. Hier werden die OP vom Tag und das OP-Programm vom Folgetag besprochen. Im Anschluss nochmals ITS-Visite. Danach wird es von den Unterassistenten gewünscht, dass sie nochmals in die Notaufnahme gehen und sich ggf. dort nützlich machen. Offizielles Arbeitsende ist wohl 16.30. Durchschnittlich kommt man 17.30 Uhr raus.
Was macht man als UHU dort?
Eher wenig. Von den UHU’s werden Hilfsarbeiten: Anamnesen, Mini-Mental-Tests, kleinere Untersuchungen in den Notaufnahme und passive OP-Assistenz erwartet.
In der Notaufnahme (kurz Notfall genannt) kommen viele Ambulanzpatienten (vergleichbar mit D-Arzt-Sprechstunde in Deutschland) und verschiedene Notfälle aus dem chirurgischen Fachgebiet. Keine Polytraumen. Als UA geht man häufig als erster zum Patienten, erhebt kurz einen aktuellen Status, gibt diesen in den PC ein, meldet Röntgen an und stellt dann dem Assistenzarzt in der Notaufnahme den Patienten vor. Man darf auch mal Platzwunden nähen (außer Kopf und Hände).
Im OP darf man eigentlich gar nichts machen. Kurzum: Haken und Klappe halten. Selbst Assistenzärzte dürfen in diesem Spital nur selten (hab ich nie gesehen) am Ende der Operation zunähen. Als UHU ist man auch meist nur 2. Assistent. Dies ist sicher frustrierend für die Chirurgie-Interessierten, aktive Tätigkeiten im OP werden dort aber von den Unterassistenten nicht gewünscht.
Zu der UHU-Stelle auf Station kann ich nicht viel sagen, da ich der einzige war und dies wahrscheinliche die unwichtigste, musste ich dort nicht hin.
Teaching:
An jedem Dientag Vormittag ist interne Weiterbildung. Die Assistenzärzte oder auch Kaderärzte referieren eine halbe Stunde zu einem chirurgischen Thema. Ist in der Regel ganz gut, es sei denn es geht um Abrechnung oder Codierung.
Sonst ist das Teaching eher mau. Einige der Kaderärzte erklären gern wenn man fragt, andere geben nur genervte Kurzantworten. Von den Krankheitsbildern sieht man eher Alltägliches (Bilddarm, Schenkelhals, etc.).
Kollegen:
Alle Assistenzärzte waren ausnahmslos total nett. Das hat echt Spaß gemacht. Sind insgesamt so zwischen 12 und 15 AÄ – die meisten bleiben nur 1 Jahr dort und somit wechselt das Personal dort rege. Die Oberärzte und der Chefarzt waren zuweilen gewöhnungsbedürftig.
Resümee:
Alle die Chirurg werden wollen, bei Famulaturen schon praktische Erfahrungen gesammelt haben und diese anwenden oder verbessern wollen sind dort falsch!!