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  1. #1
    Redaktion Medi-Learn.net Avatar von Jens
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    Eine alltägliche Geschichte von dr.quinn: auf der Suche nach dem U-Kurs betitelt mit

    "Studentenunterricht - ne hier nicht, dass wüsste ich...."

    In dem nun folgenden, nicht ganz ernst gemeinten, Text werden sich sicher einige Kolleginnen und Kollegen wiedererkennen. Wer kennt das nicht? Man muß zur Uni, es stehen entweder Studentenunterricht oder anderweitige Praktika mit Anwesenheitspflicht auf dem Stundenplan und man ist in Zeitnot. Jeder weiß natürlich, daß man da besser nicht zu spät kommen sollte. Wer dies noch nicht weiß, lernt es spätestens dann, wenn er/sie vor versammelter Mannschaft vom Dozenten höchstpersönlich, mit Handschlag unter lautstarker Nennung des eigenen Namens, „freudig“ („Wie schön, daß Sie auch noch zu uns stoßen!“) begrüßt wird. Trotz allem kommt man aber manchmal trotz bester Vorsätze ungeplant zu spät, da plötzlich ungeahnte Hürden zu nehmen sind. In letzter Minute springt das etwa 20- jährige Auto nicht an (wer rechnet denn mit so was?!), die Straßenbahn fährt einem vor der Nase weg, die Frisur sitzt nicht (!), das Referat, das man heute halten will bzw. soll läßt sich nicht ausdrucken (am Abend funktioniert der Drucker, ohne weiteres Zutun, natürlich perfekt, aber jetzt nicht!!!), der Wecker hat nicht geklingelt, der Hausschlüssel oder die Brille sind plötzlich unauffindbar (besonders unvorteilhaft für diejenigen Kolleginnen und Kollegen, die unter starker Myopie leiden)... Diese Liste kann man sicherlich noch um zahlreiches ergänzen, aber ich will nun erläutern, was eine derartige Vorgeschichte noch so nach sich ziehen kann.

    Atemlos rannte ich an diesem Tag auf die Gynäkologische Klinik zu. Ich war im Begriff, wenige Minuten zu spät zum Studentenunterricht auf Station (oder auch schick formuliert „Bedside- Teaching“) zu kommen und damit würde dann der Alptraum aller Studenten, den ich da noch nicht kannte, wahr werden. Als ich endlich auf der Station, die ich aufgrund des Rotationsprinzips erst nicht fand, ankam, war weit und breit kein einziges studentisches Wesen zu sehen. Ich hatte also Kurs und wußte nicht wo. Ich ging im Geiste meine mir nun verbleibenden Möglichkeiten durch: ich könnte beim Pflegepersonal nachfragen, auf dem Gang warten, alle Zimmertüren der Reihe nach öffnen und reinschauen oder wieder nach Hause gehen und einen Fehltermin nehmen. Die Variante, sich bei Pflegepersonal zu erkundigen, erschien mir am günstigsten.
    Ich begab mich also zu dem gläsernen Verschlag, klopfte an und formulierte die Frage, wo denn hier heute der Studentenunterricht sei. Eisige, emotionale Kälte schlug mir zu meiner Verwunderung entgegen. Vier Augenpaare musterten mich, als wäre ich nicht zurechnungsfähig. Ich erklärte mein Anliegen ein weiteres Mal, in der Hoffnung, daß man mir jetzt doch sicher helfen würde. Eine der Schwestern antwortete mit den Worten:“ Studentenunterricht? Nee, hier nich'. Ich arbeite schon seit 20 Jahren hier, das wüßte ich!“. Alle anderen nickten einvernehmlich.
    In mir machte sich Unverständnis breit. Ich war mir doch auch sicher, daß ich heute hier Unterricht hatte. Wie aus dem Nichts tauchte plötzlich der Stationsarzt auf. Ich sprach ihn an. Er schaute auf die Uhr, dann auf mich (von oben bis unten), dann wieder zurück zur Uhr. „Sie sind zu spät!“ . Ach nee, dachte ich mir, genau das war ja mein Problem, tat aber zerknirscht und versuchte dabei gleichzeitig freundlich auszusehen. Dies wurde daraufhin mit der Information „ In Zimmer 7 sind die anderen. Ziehen sie sich den Kittel an und dann gehen Sie bitte dazu“ belohnt. Danke- geschafft und gerettet. Die Schwestern verziehen dabei merkwürdigerweise keine Miene. Aber das ist sicher eine Ausnahme, glaubte ich damals jedenfalls noch. Das würde mir nicht mehr passieren. Glaubte ich damals jedenfalls noch.
    Es passierte dennoch...

    Das nächste Mal ereignete es sich im nächsten Semester in der Orthopädie. Ich dachte mir, neue Fachdisziplin neues Glück. Die Schwestern waren sehr nett, wußten aber nur, daß die Studenten hier irgendwo seien. Ich sollte mal in den Zimmern nachschauen. In den nun kommenden zehn Minuten öffnete ich die Türen sämtlicher Patientenzimmer, die sich auf den zwei ineinander übergehenden Stationen schier endlos aneinanderreihten, und fand die Studenten nebst dem Stationsarzt dann schließlich im Arztzimmer (natürlich die letzte Tür). Zur „Belohnung“ durfte ich dann auch gleich ein MRT- Bild, was mir von Gott gegeben natürlich ganz leicht fiel, befunden. Ich schwor mir selbst, nie, nie, nie wieder zu spät zu kommen.
    Das Schicksal aber war gegen mich...

    In der Dermatologie trafen wir uns immer in der Poliklinik, um dann von dort aus in irgendwelche Patientenzimmer zu gehen. Ich kam an, niemand da. Ein wenig verzweifelt fragte ich an der Anmeldung nach und bekam folgendes zu hören: „Nein, heute war noch niemand hier. So zwei haben da mal gesessen, aber keine Gruppe. Studentenunterricht gibt es hier auch ohnehin nicht“. Ich war äußerst ratlos, zumal ich persönlich schon hier gewesen war, nämlich zwei Wochen vorher. Verzweifelt las ich den Rotationsplan am schwarzen Brett im Flur nochmals durch, als plötzlich der Kurs an mir vorüber lief . (?).

    Ah ha, es findet hier also grundsätzlich und natürlich auch nicht heute, niemals Studentenunterricht statt.

    (c) dr.quinn



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  2. #2
    Summsummsumm Avatar von Feuerblick
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    *rofl*



    Bin ich froh, daß solche Sachen nicht immer nur mir passieren....


    Feuerblick
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  3. #3
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    hallo Feuerblick,

    was bedeutet eigentlich "rofl" ganz genau?

    Vielleicht ist das das Wort mit dem, ich diese Zustände ab betreffendsten beschreiben könnte...

    dr.quinn



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  4. #4
    Summsummsumm Avatar von Feuerblick
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    Hi Dr. Quinn!

    "rofl" ist eine der möglichen Abkürzungen für die Zustandsbeschreibung "rolling on the floor laughing" (also "ich kullere lachend auf dem Boden herum)...manche schreiben auch "rotfl"...
    Hilft Dir das weiter? Ich fand Deinen Text echt witzig...vor allem, weil mir so etwas auch immer wieder passiert ist

    Liebe Grüße
    vom Feuerblick
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