Studium vor dem Aus?

[Blubberkopf]

Hallo zusammen!

Ich habe ein großes Problem und würde dazu gerne eure Meinung hören:
Ich habe im WS 09/10 angefangen zu studieren. Das erste Semester war sehr anstrengend, ich habe es zwar recht gut geschafft, aber danach bin ich irgendwie in eine Sinnkrise gestürzt. Jedenfalls konnte ich mir überhaupt nicht mehr vorstellen weiter zu studieren, ich hatte wirklich schon mit Medizin abgeschlossen, so heftig war es. Jedenfalls habe ich deshalb im 2. Semester so gut wie keine Veranstaltungen mehr besucht und auch keine Klausuren mehr geschrieben, war aber offiziell noch eingeschrieben. Natürlich beschäftigte mich das Ganze ständig und vor wenigen Tagen kamen mir immer größere Zweifel, ob ich nicht vll. doch zu früh das Handtuch werfe. Nach einem Semester, auch wenn es sehr unangenehm war kann ich wahrscheinlich noch nicht sagen ob ich wirklich Arzt werden möchte. Und jetzt frage ich mich ob ich der Sache nicht wenigstens bis zum Physikum eine Chance geben muss, damit ich mir später keine Vorwürfe mache.

Soweit mein Gedankengang. Jetzt kommt aber mein eigentliches Problem: Falls ich mich dazu entscheiden sollte weiterzumachen, ginge das überhaupt noch? Ich meine weil ich doch verschiedene Kurse und Seminare wie Neuro, Biochemie oder Psychologie (sind bei uns im 2. dran) gar nicht absolviert habe, sprich auch keinen Schein bekommen kann. Kann ich das noch aufholen im 4. Semester oder ist das unmöglich zu machen. Ich müsste dann ja parallel den Stoff vom 4. und vom 2. Semester lernen. Hab ich überhaupt noch die Möglichkeit die Kurse ein 2. Mal im 4. Semester zu belegen, die ich eigentlich jetzt im 2. Sem hätte mache sollen?
Ich hoffe ihr versteht mein Problem. An ein Urlaubssemester hatte ich auch gedacht, um den Stoff erst mal aufzuholen. Aber natürlich darf ich dann keine Klausuren schreiben und und überhaupt wird das auch nur genehmigt, wenn ich einen guten Grund habe. Und ich schätze ein Orientierungsproblem wird vom Dekanat nicht anerkannt.

Was denkt ich darüber? Seht ihr noch Möglichkeiten?

LG Blubberkopf

[papiertiger]

rein organisatorisch betrachtet:

Du wirst es ggf. nicht schaffen, in der Regelstudienzeit zu bleiben, sondern möglicherweise erst nach dem 5. oder 6. vorklinischen Semester zum Physikum antreten können. Aber prinzipiell ist es natürlich möglich, die Kurse nachzuholen, es gibt ja auch Leute, die Kurse nicht bestanden haben, oder durch Krankheit oder was auch immer bedingt die erlaubten Fehltermine überschritten haben, etc. pp.
Was - von Uni zu Uni unterschiedlich - ggf. ein Problem sein könnte, ist, dass du möglicherweise in den Prüfungen des zweiten Semesters jetzt schon jeweils einen "Fehlversuch" hast. Zumindest bei uns (Hamburg) ist es so, dass man da automatisch für angemeldet wird und sich auch nur nach Vorlage eines Attestes vom Erstversuch abmelden kann. Wär natürlich etwas doof, aber auch dann hättest du zum jetzigen Zeitpunkt noch zwei Versuche und das sollte schon ausreichen.
Informier dich da am Besten direkt bei der Fachstudienberatung an deiner Uni, sowohl was das Versäumen der Klausuren und Veranstaltungen als auch deine konkreten Möglichkeiten, wann du nun wie was belegen kannst, angeht - vllt. kann auch noch ein Münchner was zu sagen, aber zumindest wir anderen können da nur spekulieren, wie das bei euch konkret geregelt ist.


Ansonsten solltest du dir aber zuallererst klar werden, ob du weiterstudieren möchtest. Organisatorisch sollte das (mit Zeitverlust halt) kein größeres Problem werden, aber wenn deine Sinnkrise daher rührte, dass es einfach nicht das richtige Fach für dich ist - wozu dann?

Musst du aber für dich selber entscheiden, ob Medizin nach wie vor das ist was du machen möchtest.
Ich kann dir nur sagen, es ist keine Schande, relativ zu Beginn zu bemerken, hoppla, das Fach liegt mir ja, ob nun inhaltlich oder von den Perspektiven her, entgegen dem was ich vorher dachte so garnicht. Ist etwas ärgerlich (Studiengebühren in den Wind geschlossen, Zeit "verloren"), aber geht vielen so und sollte bzgl. Lebenslauf etc. auch nicht weiter problematisch sein. Ist eben eine wichtige Entscheidung, eine solche nach einem Semester revidieren zu müssen kann da durchaus vorkommen. Das dann auch zu tun ist auf jeden Fall besser als ein Studium abzuschließen, das einem nichts gibt.

Grüße und viel Erfolg bei deiner Entscheidung,
Papiertiger

Edit: Gerade nochmal genauer gelesen ;) Tja. Also ob man nun wirklich "Arzt" werden will (oder nicht doch lieber Pharmareferent oder Politiker oder Wissenschaftler oder Dozent oder beides oder garnichts) muss man nach dem ersten Semester auch noch nicht wissen. Allerdings sollte dich eben die Materie interessieren, und es sollte dir nichts ausmachen, dir diese Materie bis in kleine und kleinste Details ins Hirn zu kloppen - darauf kommts primär erstmal an. Und gerade für die Zeit post Physikum schadet es natürlich auch nicht, zumindest ein bisschen Lust auf die Arbeit am Patienten zu haben. Heißt ja nicht dass man es dann auch für immer machen muss.

[Haru]

deine "Probleme" sind verhältnismäßig klein...lässt sich alles lösen, müsstest das eine oder andere semester dranhängen, aber wen störts ?
so eine orientierungsphase hat jeder mal im leben ( nicht nur im studium )
du musst nur wissen, was du willst, dann geht alles, einfach mal beim dekanat vorstellig werden

[Stromer]

Ich habe sehr spät mit dem Studium angefangen. Das hat es nicht leichter gemacht Ich habe viele Prüfungen wiederholen müssen. Mir fehlte Grundwissen und ich war manchmal wie ausgebrannt. Außerdem war ich es garnicht gewöhnt, so krass zu versagen. Sonst war es so: ich strenge mich an und es klappt. Jetzt ist das nicht mehr zwingend der Fall. Ich habe gelernt, mit Niederlagen zu leben und sie als Ansporn zu sehen.

Das erste Semester habe ich gebraucht, um überhaupt reinzukommen in den Studentenalltag, mich zu orientieren und "lernen zu lernen"

Inzwischen komme ich eigentlich gut klar. Auch jetzt gelingt mir nicht alles. Was solls?! Mit diesem Studium stehen dir soviele Wege offen. Lass dich nicht durch das erste miese Semester unterkriegen. Mach deine Prüfungen nach soweit du kannst und häng eben etwas Zeit dran. Das wird sich wohl nicht vermeiden lassen.

Ich wünsche dir ganz viel Erfolg.

[Blubberkopf]

Erstmal vielen Dank für eure Antworten!

Besonders die Meinung, dass meine Probleme doch eher klein sind, relativiert meine Sorgen. Wenn man gerade so Probleme wälzt dann sieht es meistens viel schlimmer aus als es tatsächlich ist. Sicher habe ich von Studenten gehört, die ihr Physikum erst nach 5 oder 6 Semestern machen, aber da kenne ich ja die genauen Umstände nicht. Ein Gang ins Dekanat steht natürlich noch an. Ich frage mich bloß wie kulant die da sind (sein können) wenn ich denen meinen Fall erzähle.

Ihr habt mir auf jeden Fall Mut gemacht