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Aktive Benutzer in diesem Thema

  1. #1
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    Hallo Leute,

    heute im Krankenhaus gabs ne Aufnahme. Der Patient war maennlich, um die 40, farbig, spricht gut Deutsch, hatte einen spanischen Vornamen, einen irgendwie auslaendischen Nachnamen. Er hatte selbst angegeben schon viele Jahre in D zu wohnen. Zugegeben: Gewichtsabnahme als Einweisungsgrund.

    Der Arzt der Blut abgenommen hat, hatte sich nicht nach einem eventuellen Auslandsaufenthalt erkundigt. Der Patient selbst hatte angegeben vor einigen Monaten in einem anderen deutschen KH ausfuehrlich behandelt worden zu sein. Dort war ein HIV-Test wie ein Hepatitis-Test nach Angaben des Patienten negativ. (Nebenbei: Der Patient berichtete unaufgefordet von seinem letzten AIDS-test?! Warum macht er das wohl?)

    Vor der Blutabnahme gabs bei der Fruehstueksrunde der Schwestern so ne Bemerkung "Aufpassen, nicht das wir uns da was einfangen".

    Spaeter hat der (werdende) Arzt vor der Blutabnahme 2 paar Handschuhe angezogen (bei jedem andern Patienten nur ein Paar). Auf dem Gang gabs dann noch die wahnsinnig witzige Bemerkung "so.. jetzt den HIV-Todessschuss". (falls er sich selbst sticht)

    Nach der Blutabnahme wurde zu den Proben ein fuer alle Schwestern sichtbarer handgeschriebener Zettel "Vorsicht Infektionsgefahr" gelegt. Den kriegt das Labor mit. Dabei liegen taeglich bis zu 15-20 Proben auf diesem Tisch, und bei allen Proben sollte man sich vor Infektionen vorsehen!

    Das ist doch sowohl von dem Pflegepersonal als von dem blutabnehmenden Arzt nicht gerade professionell, oder?

    Natuerlich sollte man z.b. bei Leuten die in Laendern mit erhoehter Anzahl HIV-Infizierter gewohnt haben extra an AIDS denken. Der Patient kam wegen Gewichtsabnahme. Aber weder Pfleger noch blutabnehmender Arzt wussten was ueber die Herkunft des Patienten, ausser, dass er einen Akzent hat und farbig ist. Man spasste bei der Fruehstuecksrunde, dass er aus Afrika, bzw."aus dem Busch" kommt. Mit dem spanischen Vornamen scheint mir das aber unwahrscheinlich.

    Meiner Meinung nach haette gerade der Arzt der Blut abgenommen mit so wenig konkreten Anhaltspunkte diese Aengste und Pauschalurteile nicht bedienen sollen. Oder wenigstens mal ne Studie gelesen haben sollen, von einem Zusammenhang von Hautfarbe und HIV-Infektion bei Patienten in Deutschland. Selbst dann sollte er vorsichtiger mit solchem stereotypisierenden und potentiell diskriminierenden Verhalten sein. (kann mir vorstellen dass einige Pfleger jetzt sogar Angst haben seinen benutzten Teller mit zu nehmen). Bei Blutproben von russischstaemmigen oder zentralasiatischen Patienten, von denen es in diesem KH mehr gibt als "Afrikaner", werden auch keine extra Zettel geschrieben, trotz erhoehter Anzahlen HIV-Infektionen.

    Ich habe im Schwesternzimmer gesagt, dass ich den Zettel albern finde... aber eigentlich sehe ich ein echtes Problem.

    Habt ihr sowas schon mal erlebt? Was meint ihr dazu?
    Geändert von hipo (26.08.2010 um 15:56 Uhr)



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  2. #2
    gern geschehen Avatar von Kackbratze
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    So bisher nicht erlebt.
    Peinliche Sache. Mehr kann man eigentlich nicht dazu sagen.


    Wer sich als Arzt so auf Klischees versteift, kann schnell die offene TBC übersehen und wird dann mit 2 Handschuhen an der Hand trotzdem angehustet.

    Und falls der junge Mann eine Leukämie oder ein Tumorleiden hat, ist es weiterhin peinlich sich so auf eine Infektionskrankheit zu berufen.

    Das Patienten bereits erfolgte AIDS-Tests angeben kenne ich auch aus der Ambulanz. Ist doch okay und höchstens ein Zeichen dafür, dass sich die Person Gedanken um die eigene Gesundheit und die des Partners macht.

    Kacken ist Liebe!
    Salmonella ist Kacken!


    What have you done today to earn your place in this crowded world?



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  3. #3
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    Zitat Zitat von Kackbratze Beitrag anzeigen
    Das Patienten bereits erfolgte AIDS-Tests angeben kenne ich auch aus der Ambulanz. Ist doch okay und höchstens ein Zeichen dafür, dass sich die Person Gedanken um die eigene Gesundheit und die des Partners macht.
    Hinter dieser Angabe wuerde ich ausserdem vermuten, dass dieser Patient bereits kennengelernt hat, dass man sich besondere "Sorgen" um seinen HIV-Status macht. Weiss nicht, ob er das zu schaetzen weiss. Er blutet nicht, ich habe auf dieser Station noch nicht erlebt, dass einer so gut wie ohne Aufforderung was dazu gesagt hat.



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  4. #4
    stud.med. Avatar von Linda.1001
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    Zitat Zitat von hipo Beitrag anzeigen
    Spaeter hat der (werdende) Arzt vor der Blutabnahme 2 paar Handschuhe angezogen (bei jedem andern Patienten nur ein Paar). Auf dem Gang gabs dann noch die wahnsinnig witzige Bemerkung "so.. jetzt den HIV-Todessschuss". (falls er sich selbst sticht)

    Man spasste bei der Fruehstuecksrunde, dass er aus Afrika, bzw."aus dem Busch" kommt. Mit dem spanischen Vornamen scheint mir das aber unwahrscheinlich.

    Meiner Meinung nach haette gerade der Arzt der Blut abgenommen mit so wenig konkreten Anhaltspunkte diese Aengste und Pauschalurteile nicht bedienen sollen.

    Was meint ihr dazu?
    Das mit dem Todesschuss ist ziemlich unmöglich und äußerst unprofessionell.

    Die Sprüche mit 'aus dem Busch' sind aber auch nicht zu verachten. Was ist denn das für ein Klima? Au weia.

    Der Gedankensprung farbig - HIV ist leider sogar unter medizinischem Personal schon etwas verbreitet, finde ich nicht wirklich toll.
    Vor allem, wenn bekannt, wie im o.g. Fall, dass er einen negativen HIV Test hatte.



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  5. #5
    Registrierter Benutzer
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    Zitat Zitat von Linda.1001 Beitrag anzeigen
    Was ist denn das für ein Klima?
    Sagen wir mal, es ist tiefer Osten, wenn auch noch nicht mal Kleinstadt. Waehrend meinem letzten Erste-Hilfe-Kurs wurde auch ernsthaft diskutiert, ob ein HIV-positiever Ersthelfer Mund zu Mund beatmen DARF. Ohne Scheiss...



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