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Aktive Benutzer in diesem Thema

  1. #2716
    Platin Mitglied Avatar von crossie
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    nicht mehr
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    726
    ...na dann versuche ich mich mal an der Wiederbelebung dieses Unterforums

    Zum Thema "advanced paramedic practitioner“ muss ich sagen, dass mir diese Entwicklung aus Sicht als Notarzt nicht gefällt. Mir gefällt das System genau so wie es aktuell ist, ich bin gern Notarzt. Dieses ganze die NFS immer und immer weiter hoch zu qualifizieren ist ja sicher dem aktuelle Mangel an Notärzten geschuldet. Ob jetzt ein dreijähriges Bachelor-Studium zum "Schmalspur-Notarzt" die beste Lösung ist mag ich zu bezweifeln. Und ob das finanziell dann auch günstiger wird bezweifle ich ebenso. Vielleicht sollte man einfach den Notarzt attraktiver machen.



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  2. #2717
    Registrierter Benutzer Avatar von Philip_MHH
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    Geschafft
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    866
    Seh ich ähnlich. Gut qualifizierte notsan gerne. Aber alles aus der Hand geben dürfen wir nicht, in Gegenteil. Wir müssen Notfallmediziner besser qualifizieren und fortbilden



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  3. #2718
    straight outta hell
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    über den Berg.
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    Zitat Zitat von Philip_MHH Beitrag anzeigen
    Wir müssen Notfallmediziner besser qualifizieren und fortbilden
    Das ist meiner Meinung nach der relevante Punkt. Ich kenne beide Seiten, ich habe viele Jahre als Rettungsassistentin/Notfallsanitäterin gearbeitet und mache jetzt gerade den Notarztschein.

    Wenn ich so sehe, was alles so als auf der Straße rumstolpert und Notarzt auf der Jacke stehen hat, wie niedrig die Vorrausetzungen für diesen Job sind und wie schlecht man als Notärzt*in ausgebildet wird, dann wird mir ganz anders. Da gibt es viele motivierte und lehrwillig Notfallsanitäter*innen, die das besser machen würden. Ich will ja selbst als Notärztin fahren und fände es sehr schade wenn man diesen Beruf abschaffen würde aber es würde dem ganzen Berufszweig gut tun wenn man ihn etwas professioneller gestalten würde.

    Und es gibt leider auch noch genug Ecken in Deutschland, da bekommt man so schnell keinen Notarzt zu Gesicht. Bin selbst an so einen Ort aufgewachsen, meine Familie lebt dort noch. Tagsüber kommt im Idealfall der Hubschrauber, nachts hat der Notarzt ca. 20 Minuten Anfahrt. Wenn der gerade schon einen anderen Einsatz hat, sind die nächsten Notarztstandorte knapp 30 Minuten entfernt und beide nur unregelmäßig besetzt. Da würde ich mir wünschen, dass man gut ausgebildete Notfallsanitäter*innen hat, die im Ernstfall auch ohne ärztliche Hilfe klarkommen.



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  4. #2719
    Registrierter Benutzer
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    03.10.2022
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    108
    Das Problem ist doch dass wenn man die Hürde für den Notarzt höher setzt es viel zu wenige gibt. Dann ist der Mittelweg aus semispezialisierten Notärzten in der Breite + NotSans vllt besser als wenige Top-Notärzte + Paramedics....

    Ich zB habe gerade 3 Jobs: KV-Dienste, AT-Vertrag als WBA Allgemeinmedizin und Notarzt....in letzterem habe ich den schlechtesten Stundenlohn... wenn ich jetzt noch teure Kurse selber zahlen muss und wochen for free Praktikums machen muss, bin ich leider raus...

    Verrsteht mich nicht falsch, mir ist bewusst dass ich in kritischen Momenten schlechter als ein ITS-Oberarzt oder von mir aus FA Innere auf ITS performe, allerdings stellt sich ja die Frage nicht sondern eher ich oder kein Notarzt...



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  5. #2720
    Kognitive Sollbruchstelle Avatar von Sebastian1
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    04.04.2002
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    Oh, genau mein Thema, aber ich sehe das komplett anders. Ich arbeite inzwischen seit vielen Jahren als hauptberuflicher Notarzt in Vollzeit. Und wenn ich in der Zeit eins gelernt habe: In sehr, sehr vielen Fällen bin ich in den Einsätzen völlig überflüssig und nur da, weil es medikolegal erforderlich ist, aber nicht, weil es mit mir (oder jedem anderen NA) besser liefe.

    Das Problem ist multidimensional:
    1. Notärzte sind teuer und (relativ) rar. Davon leben Geschäftsmodelle wie die Notarztbörse (wobei der Stundenlohn im Vergleich zu Honorardiensten in der Klinik deutlich niedriger, oft zu niedrig ist). Vielen Abteilungsleitungen ist die Notarzttätigkeit dazu noch ein Dorn im Auge, weil es nicht als zusätzliche Aufgabe und Qualifikation der AÄ/FÄ betrachtet wird, sondern als Belastung für die Abteilung, denn wer auf dem NEF sitzt, ist eben nicht auf der Station.

    2. Die Ausbildung zum Notarzt in D ist grottenschlecht. Voraussetzungen: Abgeschlossenes Studium und ZB Notfallmedizin. Neben 2 Jahren klinischer Tätigkeit und ein paar dokumentierten Interventionen (von denen manche auch einfach nur abgezeichnet werden, leider) sind noch 50 Fahrten und eine Prüfung erforderlich. Ist man damit ein allumfassend ausgebildeter Notfallmediziner? Sure not.
    Nach 2 Jahren kommt man idR als Assi gut durch die Routine innerhalb der eigenen Abteilung, wenn nix dazwischen kommt. Und wenn doch, sind in der Regel die Oberärzte gefragt. In diesem Stadium fährt man dann raus und ist alleinverantwortlich ohne wesentliche Möglichkeiten, sich schnell Hilfe zuzurufen. Mutig...

    3. In der Regel beschränkt sich die Tätigkeit dann auf wenige Dienste im Monat, oft nur 1 oder 2, teilweise nicht mal 24h. Entwickelt sich da Routine und Erfahrung in der qualifizierten Notfallversorgung? Sicher nicht.
    Und von Einsatztaktik, Gesetzgebung, MANV-Lagen etc reden wir überhaupt sowieso frühestens im LNA-Kurs, vorher findet da keinerlei systematische Ausbildung statt, was ein großer Fehler ist und immer wieder zu abstrusen Entscheidungen führt.

    4. Dagegen werden NotSan jetzt schon 3 Jahre im Rettungsdienst ausgebildet und arbeiten dann Vollzeit im Rettungsdienst. Damit sind sie keine Ärzte, aber sicher auch kein Hilfspersonal. Und in der Regel in der Präklinik wesentlich routinierter als junge NÄ.

    5. Es besteht ein Flickenteppich an Regelungen, da der RD in Trägerschaft der Kreise und kreisfreien Städte ist und die RD-Gesetze Ländersache ist. Wechselt ein NotSan von A nach B, kann es sein, dass er viel mehr oder weniger darf, soll oder muss als zuvor, und auch das kann es nicht sein.

    6. NotSan beherrschen jetzt schon sehr viele Situtionen vollständig eigenständig. Ein NA muss wirklich nur dahin, wo er dem Patienten einen konkreten Nutzen durch zusätzliche Qualifikation und umgesetzte Interventionen (oder Interventionsbereitschaft) bringt. Das ist aber sicher nicht bei der Mehrzahl der Schlaganfälle, geringfügiger Traumata (einfache Frakturen etc) und hypertensiver Notfälle der Fall. Das kann ein NotSan jetzt schon aufgrund der SAA alleine. und ich muss da hinterher auch nicht hin, um den NotSan zu sagen, dass sie das gut gemacht haben, das ist völlig am Ziel vorbei.

    In der Folge:
    Viel weniger Notärzte, die dafür aber umfassend ausgebildet, am besten als eigenständige Facharztdisziplin "Notfallmedizin", wie international lange etabliert (und von der DGINA schon lange zu Recht gefordert. Ich empfehle dazu diese aktuelle Meldung: https://www.dgina.de/aktuelles/pm-reform und gern auch den Referententwurf, der dort verlinkt ist, im Volltext lesen. Der ist nämlich wirklich gut).
    Notärzte nur da hin, wo wirklich notärztliche Interventionen erforderlich sind.
    Qualifikationen der NotSan (die jetzt nur durch Gesetz und Bestandsschutzinteressen der Ärzteschaft, siehe dazu die hochnotpeinlichen PM der DGAI und des BDC von Anfang des Jahres, limitiert sind, nicht durch tatsächliche Kompetenzen) deutlich aufwerten und verbindlich bundesweit festschreiben. Der Schritt, die Gabe von BTM durch NotSan zu ermöglichen, ist dabei nur ein einzelner (richtiger) Schritt.
    Zusätzliche Weiterbildungen für NotSan für erweiterte Maßnahmen ermöglichen.

    Das ganze wäre effektiver und ressourcenschonender. Dazu natürlich noch andere Maßnahmen aus dem Entwurf (Health literacy (!), integrierte Leitstellen für KV und 112, integrierte Notfallpraxen und ZNA etc).

    (Und um die Diskussion gar nicht erst aufzumachen: Ja, es gibt auch schlechte NotSan. So what. Gibt auch schlechte NÄ. Das System kann sich nicht am letzten Honk orientieren, sondern muss einen verbindlichen Standard vorgeben, und wer den nicht erfüllt, muss sich eben nachqualifizieren oder limitiert werden. Das ganze System auf grundlage dieser gern genommenen Argumentation zu limitieren ist unsinnig.)



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