Wer an der Universität Bonn Humanmedizin studieren möchte, sollte sich das nocheinmal durch den Kopf gehen lassen. Ich bin jetzt im 4. Semester der Vorklinik und kann sagen, dass ich überaus enttäuscht bin. Es erwartet euch folgendes:
1. Semester: Chemie, med. Psychologie/Soziologie I, anatomische Propädeutik
2. Semester: Biochemie, Histologie, Physik
3. Semester: Biochemie, Physiologie, Anatomie
4. Semester: Physiologie, Neuroanatomie, med. Psychologie/Soziologie
Während man im 1. Semester bis auf Chemie mehr oder weniger kaum beansprucht wird, erwartet einen im 3. Semester der pure Stress. Ein so wichtiges Fach wie Anatomie wird in effektiv 12 Wochen abgehandelt, nebenbei soll man noch schnell Biochemie und Physio lernen - das geht zwar mit Mühe und Not, aber wirklich verinnerlicht wird der Stoff meiner Auffassung nicht. Stichwort "Bulimie-Lernen", schnell rein und schnell raus.
Erschwerend kommt die mangelhafte (wenn überhaupt vorhandene) Absprache der Institute untereinander hinzu. So ist es keine Seltenheit, dass man am Tag vor einer wichtigen Zwischenprüfung oder Klausur ein langes Biochemie- oder Physiopraktikum hat. Entsprechend dürftig sah die Vorbereitung vieler Studenten auf das Praktikum aus, was zur Folge hatte, dass unter Umständen die Teilnahmebestätigung verweigert wurde. Die Physiologen haben daraufhin systematische Abfragen eingeführt, die bei Nichtbestehen zu einem Fehltermin führen.
Nicht nur ist der Grad der Verschulung absolut unangemessen, man hat auch das Gefühl, dass irgendeine Form von Kleinkrieg zwischen den Instituten auf dem Rücken der Studenten ausgetragen wird.
Ich kann den Leuten, die nicht auf das Studieren mit der Brechstange stehen und ein ruhiges, besonnenes Studienklima bevorzugen, unbedingt abraten, sich für Bonn zu bewerben.