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Aktive Benutzer in diesem Thema

  1. #1
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    Guten Abend.

    Ich habe lange mit mir gekämpft, ob ich diesen Thread (der eigentlich ein "Mir selbst offen gestehen dass was im Busch ist) eröffnen soll oder nicht.

    Ich habe dieses Jahr Abitur gemacht und einen Medizinstudienplatz ergattern können. Ich weiß, dass dafür viele ihre linke Hand geben würden! Aber nun überlege ich, abzubrechen.
    Ich hätte nicht gedacht, dass ich so schwach bin. Ich fühle mich im Moment in einem dunklen Loch und habe Angst...

    Seit dem der Präparierkurs begonnen hat bin ich mir extrem meiner eigenen Sterblichkeit bewusst. Diese Leere, das Nichts - genauso, wie meine Präpleiche. Man ist ein kaltes Stück Fleisch und der Funke, der einem Leben eingehaucht hat, ist für immer verloschen.
    Ich bin nicht religiös - ich denke, dass es danach vorbei ist. Schwarz. Leere. Nichts.

    Und das ist mir in den letzten Tagen so krass bewusst geworden! Es gibt 10000x Krankheitsbilder, an denen ich bald sterben könnte. So vieles, was wir noch nicht behandeln können und vielleicht auch nie werden. So viele Mechanismen, die wir nicht verstehen. Ich könnte überfahren werden und nie wieder aufwachen. Und dieser Gedanke macht mich fertig. Ich weiß nicht, wie ich bitte ein Studium, in dem der Tod so präsent ist, aushalten soll.
    Die theoretische Seite macht mir immer noch einen Heidenspaß (Zellbio, Chemie, ...) aber sobald ich daran denke, dass auch ich verwundbar bin, wird mir flau im Magen und ich frage mich nach dem Sinn, noch 6 Jahre zu studieren und dann im Krankenhaus - DEM Ort des Todes - zu arbeiten.

    Ich gestehe mir gerade hiermit eine Niederlage ein. Ich weiß nicht, wie ich weitermachen soll. Die ganze Oberstufe habe ich auf den Medizin NC ausgerichtet, das war mein Ziel. Nun bin ich hier und merke, dass ich zu schwach dafür bin. Dass ich nicht genug Abstand nehmen kann, um dies als meine Lebensaufgabe anzunehmen. Man lernt einfach, dass der menschliche Körper eine unfassbar komplexe, aber unperfekte Maschine ist. Es kann so viel schiefgehen... und das macht mich echt fertig. Ist es in dieser Situation überhaupt ratsam, weiterzumachen?

    Es wird ja nicht leichter. In der Klinik hat man Fächer, in denen es ja beinahe NUR um den Tod geht. Die Arbeit im Krankenhaus, noch mehr. Ich denke, ich bin zu schwach dafür.

    Doch was soll ich nun anfangen? Meine Mutter rät mir zu einem Biostudium - da geht man das Thema theoretisch an (mag ich ja!) und ist nicht so mit dem Tode konfrontiert. Mein Vater meint, eine komplette Richtungsänderung wäre wohl am besten für meine Psyche. Ich selbst habe keine Ahnung, keine Perspektiven, fühle mich bedrückt und leer.
    Hat jemand von euch schon mal davon gehört? Es tut mir Leid euch so zuheulen zu müssen, nur ist im Moment meine Welt am Einstürzen. Und dass, obwohl ich dankbar sein kann, gesund zu sein. Das ist whol das, was ich bisher am Meisten gelernt habe.

    Danke auch an euch & ich hoffe, ihr könnt euch etwas reinversetzen und mir Ratschläge geben. Bin für alles offen.



  2. #2
    Göttingen Registrierter Benutzer
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    Ach, so früh würde ich niemals entscheiden, ein Studium abzubrechen.
    An den Präpkurs und den Rest gewöhnt man sich auch.

    Später in der Klinik wirst du auch sehen, was man alles überleben und wie viel die Medizin schon kann.
    Du lernst ja auch, wie du gewisse Sachen vermeiden und dein Risiko reduzieren kannst.

    Es geht auch nicht in allen Fachrichtungen immer nur um den Tod. Es sterben ja auch nicht alle Patienten im Krankenhaus.
    Aber klar, Leute sterben, man selber auch irgendwann. Aber da kann man sich auch ohne Medizinstudium Gedanken drum machen.



  3. #3
    Platin Mitglied
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    Hallo,
    ich würde mir das glaube ich nochmal genau überlegen an deiner Stelle. Klar, der Präpkurs war irgendwo eine krasse Angelegenheit und ich kann mich auch noch sehr genau dran erinneren, wie ich mich da die ersten Male gefühlt habe und welche Gedanken einem da durch den Kopf gehen. Bei mir ist das jetzt 4 Jahre her. Vielleicht kommt deine aktuelle Verunsicherung auch nur daher, dass das im Moment einfach alles noch ungewohnt und bisschen viel ist?

    Hast du dir vorher auch schonmal solche Gedanken gemacht? Vom Auto überfahren werden oder an einer schlimmen Krankheit sterben kannst du genauso gut als Biologie-Studentin.
    Ich denke du siehst das alles ein bisschen zu düster. Im Krankenhaus wird nicht nur gestorben. Klar auch das, aber da werden auch Menschen wieder gesund und es werden sogar Menschen geboren. Es kann also genauso ein Ort sein, an dem neues Leben das Licht der Welt erblickt, wenn ich das jetzt mal so doof schreiben darf ;). Und wie man sich von schlimmen Patienten-Schicksalen professionell "abgrenzen" kann, lernt man eigentlich mit der Zeit. Alles immer direkt an sich rankommen zu lassen, kann wohl auf Dauer nicht gut funktionieren.

    Ich denke, niemand der das Studium hinter sich hat, ist für jedes mögliche Fachgebiet in der Medizin geeignet. Für mich persönlich gibts auch genügend Fächer, bei denen ich sage: "Niemals! Kann ich nicht und will ich nicht.", aber es gibt auch einige ganz tolle, auf die ich mich in der Uni freue, auf die ich mich im PJ freue und auch auf später. Kann mir kaum vorstellen, dass da für dich nichts dabei sein wird.

    Meiner Meinung nach solltest du jetzt zumindest auf keinen Fall vorschnell dieses Studium abbrechen. Du hast doch wahrscheinlich grad mal 2-3 Wochen hinter dir, kommst frisch von der Schule, stehst wahrscheinlich zum ersten Mal so richtig auf eigenen Beinen und es ist ein komplett neuer Lebensabschnitt. Bis zum Sommersemester müsstest du ja sowieso warten, bis du was anderes studieren kannst und dieses 1. Semester würde ich an deiner Stelle echt fertig machen und gucken, wie sich das entwickelt. Es sei denn, das geht psychisch einfach gar nicht, aber das kannst nur du wirklich beurteilen.
    Für mich klingt das jetzt zumindest im Moment am ehesten so, als wärst du mit deinem neuen Lebensabschnitt einfach ein bisschen "überfordert", was ich in deiner Situation völlig normal finde.
    Gib dir einfach noch ein bisschen Zeit und schau, wie es sich entwickelt (wäre mein Tipp).



  4. #4
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    Vielen Dank für die Antworten schonmal! Ich weiß es zu schätzen, dass ihr mich zuhört.

    Zitat Zitat von mary-09 Beitrag anzeigen
    Hast du dir vorher auch schonmal solche Gedanken gemacht? Vom Auto überfahren werden oder an einer schlimmen Krankheit sterben kannst du genauso gut als Biologie-Studentin.
    Ja, solche Gedanken hatte ich schonmal in der Pubertät verstärkt. Hat sich dann erledigt, weil man an die Freunde, Schule, Liebe und solche Sachen gedacht hat, an die tolle Zukunft, sich auf die Uni gefreut hat, ...
    Daraus kam auch ein bisschen der Wunsch Medizin. Weil man in der Medizin eben auch was machen kann! Ich fand die ganze Sache z.B. Neurophysiologie extrem spannend in der Schule. Ich bin da richtig aufgegangen, auch, als och gelesen habe, was so alles im Labor ausprobiert werden kann an Zellen etc.

    Nicht alle, die überfahren werden müssen sterben, da, wie du schon sagtest, die Ärzte im Krankenhaus viel unternehmen können. Das war auch eine Motivation als blauäugiger Abiturient. Alles war schön glänzend, klar, den Tod gibt es, aber er schien so weit weg. Momentan sehe ich nur die "Gefahr". Ich wundere mich teilweise in der Straßenbahn, wie so viele von den Leuten am Leben sein können... ich sehe z.B. Übergewicht, Risiko, Risiko, Risiko. =(
    Jemand raucht - ich denke mir, "wie können die nur die Gesundheit wegwerfen? Manche haben keine Wahl!"
    Verfall & Degeneration scheinen so verbreitet, keine Ahnung, warum mir das so auffällt und dass so trifft gerade! Im Sommer waren mir solche Gedanken fremd.

    Ziemlich obsessiv das Ganze. Ich weiß. Deshalb habe ich mich nun getraut, es wenigstens auszusprechen...
    Das mit dem Sommersemester hast du gut erkannt. Ich habe mir versprochen, mindestens 2014 durchzuhalten.



  5. #5
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    Hallo!

    Ich denke, du bist nicht ungeeignet für’s Medizinstudium – schließlich hast du schon bewiesen, dass du die Intelligenz und den Ehrgeiz dafür hast.

    Was du gerade durchmachst, passiert so ziemlich jedem Medizinstudenten einmal (auch wenn es manche niemals zugeben würden): du leidest quasi an einer dem Medstudium assoziierten Hypochondrie.

    Während meiner Zeit im Seziersaal war das zwar eigentlich noch bei keinem ein Problem… schließlich war es viel aufregender, eine „eigene“ Leiche zu haben und gegenüber Außenstehenden auch noch behaupten zu können, man würde täglich in einem Raum mit 65 Leichen „arbeiten“ – die haben vielleicht Augen gemacht!

    So richtig schlimm wurde es bei mir erst, als Pathologie am Stundenplan stand.
    Man ist im dortigen Sezier- bzw. Obduktionsraum, hat 10 Leichen vor sich liegen, von denen 8 an coronaren Komplikationen verstorben sind. Früher oder später hat man da unweigerlich das Gefühl, man selbst wäre dann der nächste und wird nach einem Zuviel an Kaffee oder Red Bull ganz panisch, weil man ein coronares Ereignis fürchtet.

    Einer der Lehrenden erzählte einmal auch von seiner Studienzeit. Auch bei ihm und einigen Kollegen war die Hypochondrie ordentlich ausgeprägt. Sogar so sehr, dass alle fünf eines Tages im Krankenhaus vorstellig wurden – Eigendiagnose: Verdacht auf Nierenkarzinom.
    Und warum? Einfach weil der Patho-Prof in der Vorlesung erzählt hat, dass ein Nierenkarzinom KEINE Symptome macht… erst dann, wenn es zu spät ist.

    Wie du siehst, bist du auf keinen Fall alleine. Ich denke mir, du hast dich in deinem bis jetzt noch kurzen Leben einfach noch nicht genug bzw. nachdrücklich mit „Sterben“ und „Tod“ auseinander gesetzt – das ist in der Regel für jemanden Anfang 20 auch recht unüblich.

    Spätestens wenn du dann aber auf die 30 zu gehst, wird sich vieles in deinen Ansichten/ Meinungen/ Ängsten relativiert haben – du wirst viel abgeklärter sein und bspw. die Tatsache, dass du morgen sterben könntest, einfach hinnehmen können. Ebenso, dass Patienten sterben – im OP manchmal auch direkt unter deiner Hand.


    LG



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