Hallo zusammen,
ich stehe im Moment vor einer etwas schwierige Frage für meine künftigen beruflichen Wege und hoffe auf etwas Input.
Nach meinem Abitur stand ich vor der Überlegung, ob ich mit dem Medizinstudium oder mit einer Naturwissenschaft beginne.
Ich habe mir dann die Medizin in meiner Heimatstadt etwas näher angesehen / sie anstudiert - und fand es schrecklich: Deprimierend unwissenschaftlich, furchtbar organisiert, und zu 80% Singklatschen (es gab massig Kurse zu Kommunikation, wie fühlt ihr euch beim Lernen, brainstormt mal zu eueren Erfahrungen mit Kopfschmerzen - nicht das was ich von einem Studium erwartet hätte). Dazu noch ständiger Kontakt zu schwerkranken Menschen, die vor der Klink saßen. Es hat mir einfach nicht das gegeben, was ich damals als Studium wollte.
Ich habe dann ein Physikstudium begonnen, einen ziemlichen guten Bachelorabschluss in theoretischer Physik gemacht und stehe jetzt im letzten Jahr vor dem Masterabschluss mit experimentellerem Fokus, der sich auch recht vielversprechend anlässt.
Jedenfalls habe ich mir langsam die "Theorie"-Hörner abgestossen und stehe langsam vor der Frage wo es beruflich hingeht. Ich stelle zunehmen fest, dass die beruflichen Wege vielleicht nicht so befriedigend sind wie man das evtl. vermuten würde. Die industriellen Felder sind oft wahnsinnig routiniert und eintönig (Kraftwerk, IT, Versicherung usw.) und ich brauche einfach etwas Abwechslung im Alltag, kann nicht lange "still sitzen" und habe ein paar Probleme mit langsamer Bürokratie...
Die Alternativen sind wohl in der Beratung. Ich konnte da schon ein wenig Erfahrung sammeln (Praktika usw.), es macht tatsächlich auch viel Spaß, man ist immer beschätigt... aber es reibt auf. Hier sind 80h+ die Woche offenbar eher die Regel, dabei 5 Tage die Woche auswärts im Hotel schlafen und letztlich doch wieder nicht fachlich tätig. Auf Dauer wird auch das nichts werden.
Ich habe mich dann zunehmend Richtung Forschung umgesehen, aber obwohl es in der Phyisik vergleichsweise luxeriös ist, eine Proffessur gibt es letztlich selten (und wenn dann erst nachdem man den Karriereweg eingeschlagen hat und damit die Laufbahn riskiert hat, wenn es nicht klappt) und mangels Angewandheit gibt es dann tatsächlich nur schlecht bezahlte 2-Jahres-Verträge bis einem das Wissenschaftszeitarbeitsgesetz ausräumt... auch keine gute Perspektive.
Jedenfalls habe ich in meinem Umfeld diverse angehende Mediziner(innen) und stelle zunehmend fest, dass das Studium dort wirklich spannend wirkt und wenig unter den von mir damals empfundenen Problemen krankt..
Ich war damals im zweiten Anlauf eines Modellstudienganges und habe mich nun im Jahrgang von damals umgehört und festgestellt, dass viele diese Probleme hatten, der Studiegang wohl etwas unfertig war und es besser geworden ist / es andernorts nie so war. Ich habe dann hier und dann ein paar Vorlesungen mit etwas medizinisch-technischem Fokus eingebaut und war / bin begeistert. Aber ich komme nicht weiter, mir fehlen Hintergründe.
Es kam jedenfalls wie es kommen musste, ich erwäge ernsthaft nach dem Master noch ein Medizinstudium draufzusetzten, um so (anteileig) in dieser spannenden Forschung arbeiten zu können (mich interessieren Strahlenmedizin / alternative Bildgebungsverfahren, mediz. Materialwissenschaften usw.) ohne dabei der völligen Willkür der Hochschularbeitsstellen unterworfen zu seien.
Ich vespreche mir auf der ärztlichen Seite außerdem eine Tätigkeit, die sich irgendwie "befriedigender" anfühlt, als es die industrielle Arbeit bisher tat, meinen Drang gegen das "Festsitzen", "Stillstehen" und nichts-wirklich tun im Beruf loszuwerden und das bei einer Tätigkeit mit guter Bezahlung (und wenn man mal in die Tarife schaut, ist es das vergleichweise ja schon), ohne dabei mein Privatleben ganz aufzugeben (sicher, viel gearbeitet wird in der Medizin auch, aber als Physiker liegt nichts näher als Radiologie *g*.. und immerhin ist man nicht 5 Tage die Woche auf Geschäftsreise).
Zulassung ist die eine Frage, aber ich denke da würde ich einen Weg finden. Mein Fachgebiet ist wissenschaftlich tatsächlich wunderbar mit der Medizin verschränkbar und selbst wenn es nicht klappen sollte, darüber mache ich mir ggf. erst im nächsten Schritt sorgen.
Meine Frage, wenn man das so nennen kann, ist nun im Wesentlichen, ob jemand vielleicht schon Erfahrungen mit Medizin UND anderen industriellen Fachrichtungen gemacht hat und hier etwas beisteuern könnte bzgl. eines erfüllenden Berufes mit wissen. Ausrichtung oder ob die Wiese einfach nur auf deren anderen Seite ohnehin immer grüner ist. Auch alle anderen Gedanken sind natürlich willkommen.
Beste Grüße und vielen Dank
Paul