Ich hab mit Ü30 angefangen und hab jetzt ziemlich genau die Hälfte des Studiums hinter mir.
Bisher bereue ich nichts - aber der echte reality check kommt ja erst in ein paar Jahren
Ich habe im Laufe meines Pflegepraktikums und meiner Famulaturen auch schon mehrere Ärzte kennengelernt, die erst etwas älter angefangen haben. Die meisten zwar in wenig kompetitiven Fächern (Allgemeinmedizin, Psychiatrie, Psychosomatik, Innere, Physikalische Medizin), aber ein, zwei auch an Unikliniken in sehr kompetitiven Fächern. Bzgl. Arbeitsmarkt würde ich mir also keine Sorgen machen. Es gibt natürlich teilweise Ärzte (v.a. Chefärzte), die Vorurteile gegenüber älteren Studenten haben, aber wenn sie sehen, dass man was drauf hat, und vor dem Medizinstudium auch was interessantes gemacht hat, legt sich das meist wieder.
Bzgl. Kinder halte ich den klinischen Studienabschnitt ebenfalls für besonders gut geeignet. Erstens da man da an den meisten Unis viel Flexibilität genießt, und zweitens da ab 35 das Risiko diverser Probleme ja tatsächlich deutlich steigt. Außerdem denk ich mir, dass nicht zu alte Eltern auch für die Kinder und die Beziehung zu ihnen vorteilhaft sind.
Manchmal frag ich mich natürlich schon, ob es notwendig war, mir diese 6,5 Jahre anzutun (sonst wär bald meine Wohnung abbezahlt, usw.), denn mit Mitte 30 auf bescheidenem Studentenniveau zu leben ist natürlich tatsächlich ein großer Rückschritt. Aber insgesamt gesehen bereue ich es nicht, und bin nach wie vor überzeugt, die richtige Entscheidung getroffen zu haben. Ich freu mich aber auch schon darauf, wenn das Studium vorbei ist, und ich endlich wieder einen normalen Lebensstandard habe
In Summe würde ich also sagen: Wenn du es dir leisten kannst, mach es. Wenn du vom 1. Tag an mit vollem Einsatz dabei bist, wird das Studium höchstwahrscheinlich auch keine Hürde für dich darstellen.