Man wird im KV-Notdienst zu einer 91 jährigen Patientin gerufen. Pflegestufe 3, nur teilweise orientiert, lebt bei der sorgenden Tochter im Haus, Lebensqualität bis vor 2-3 Tagen noch durchaus vorhanden, Gespräche mit Kinder und Enkelkinder, Essen etc.
Seit Anfang des Jahres immer wieder HWIs, diverse Antibiose durch. Vorerkrankungen: alles was so eine betage Dame so haben kann, aber relativ gut eingestellt. Im letzten halben Jahr durchaus abgebaut laut Tochter.
Am Abend steht man da im Wohnzimmer, PAt. wirkt präfinal, reagiert kaum auf Ansprache, wenn man die Hand hält durchaus Reaktion. P: 95/min, RR: 80/60, so2: 94% Trinken geht nicht mehr, verschluckt sich massiv. Deutliche RGs basal bds. Keine Atemnot. Keine Schmerzen. PAt. wirkt nicht agitiert, eher leicht eingetrübt. Verdachtsdiagnose: Aspirationspneumonie.
Tochter möchte eine Klinikeinweisung (sinnvollerweise!?) unbedingt verhindern, will aber die Mutter "nicht einfach so sterben lassen".
Ihr habt zwar eine NaCl Infusion dabei, aber keine i.v. Antibiose. Die Tochter möchte der Mutter gerne"eine chance geben" aber ohne Klinik.
Ihr versucht bei der Notdienst-Apotheke Rocephin o.ä. zur I.v. Gabe zu erhalten, aber leider keine chance.
Möglichkeiten:
1. Zur Klinikeinweisung überreden für i.v. Antibiose?
2. Zugang legen, Volumen geben, iv. Antibiose nicht verfügbar, oral keinesfalls möglich.
3. Tochter überzeugen, dass Mutter jetzt sterben wird, Morphin s.c. und Tavoer exp. p.o.?
4. Andere Vorschläge?
Dürft ihr als Arzt bestimmen, dass genau JETZT der Zeitpunkt ist, dass die 91 jährige sterben wird? Wenn man ihr keine Antibiose zukommen lässt, wäre es unterlassene Hilfeleistung?
Ich habe diesen Fall abgewandelt, aber im Prinzip so erlebt und als junger Arzt (in diesem Fall ohne Hintergrund) wird man hier vor wirklich schwierige Entscheidungen gestellt. Ich kann gerne später erläutern, wie ich es gelöst habe (ob es gt war, lass ich schon mal dahingestellt)