Ich kann mir gut vorstellen, was mit dem Wackelkopf gemeint ist. Das ist kein richtiger Unterarmstütz, weil das Kopfwackeln eine Ausgleichbewegung ist. Der Tonus kann noch nicht gehalten werden. Die Kinder wirken einfach nicht so stabil, entweder Hypotonie oder oft auch übermäßig angespannt, weil ihnen die Tonusregulation noch fehlt. Ich sehe das sehr oft zur U4, da ich die U4 fast immer auf frisch 3 Monate mache. Wenn ich die Kinder zum Impfen einen Monat später sehe, ist es dann aber fast immer da. Daher vor allem die Frage: Wie alt ist er genau?
Zur Beikost: Meine Beratung ist eher allgemeinerer Art, weil ich die Pläne Quatsch finde. Da passen ja 80% der Kinder mindestens nicht in so einen Plan und dann kommen die Eltern mit Frust zu mir. Ich sage schon, dass die aktuelle deutsche Empfehlung lautet mittags mit Gemüse anzufangen, dann Kartoffel dazu, dann Fleisch. Und wenn das gut klappt, dann im nächsten Monat Abendbrei dazu und dann den Nachmittagsbrei. Aber A. hat sich dafür alles nicht interessiert, Brei ging einfach nicht von der Konsistenz. Sie hat alles nur in weichgekochten Stücken gegessen, anfangs gefüttert, dann auch mit den Händen. Getreidebrei musste ich immer mit zu wenig Flüssigkeit anrühren, weil sie ihn nur als Pampenstückchen gegessen hat.
Ich berate vor allem zu den Lebensmitteln an sich nach der Allergieprophylaxeleitlinie.
- die Leitlinie, die 2004 galt, als L. Baby war, hieß: KEINE Allergene bis zum 1. Geburtstag (kein Fisch, kein Weizen, keine Milchprodukte, kein Ei, keine Nuss), 6 Monate vollstillen, was wir wegen der Sondenernährung auch widerstandsfrei umgesetzt haben . Wie das mit einem essenden Kind ohne Not gehen soll, ist mir aber auch ein Rätsel
- 2008 kam die neue Leitlinie, die besagte, dass vieles falsch ist. Nur noch 4 Monate vollstillen, alle Lebensmittel früh einführen, insbesondere glutenhaltige Lebensmittel zwischen 4 und 6 Monate, vor allem parallel noch zum Stillen, um Zöliakie zu verhindern. Frühe Einführung soll Toleranz entwickeln und einer Sensibilisierung später vorbeugen. Diese hatte ich allerdings erst gelesen, als A 8-9 Monate alt war. Ab da aß sie fast täglich ein bis 2 Eier, weil sie es so gerne mochte.
- 2014 kam die jetzt gültige Empfehlung raus.
Interessant ist dazu die LEAP-Studie: http://www.dgaki.de/wp-content/uploa...Med_2-2015.pdf„Einführung von Beikost und Ernährung des Kindes im 1. Lebensjahr“
Die zu der Zeit in Deutschland existierende Empfehlung5 , Beikost nach dem vollendeten 4. Lebensmonat einzuführen, ist aus Gründen eines steigenden Nährstoffbedarfs sinnvoll.
Eine Verzögerung der Beikosteinführung soll aus Gründen der Allergieprävention nicht erfolgen. (A)
Für einen präventiven Effekt einer diätetischen Restriktion durch Meidung potenter Nahrungsmittelallergene im ersten Lebensjahr gibt es keine Belege. Sie sollte deshalb nicht erfolgen. (B)
Für einen präventiven Effekt durch die Einführung potenter Nahrungsmittelallergen vor dem vollendeten 4. Lebensmonat gibt es derzeit keine gesicherten Belege.
Es gibt Hinweise darauf, dass Fischkonsum des Kindes im 1. Lebensjahr einen protektiven Effekt auf die Entwicklung atopischer Erkrankungen hat. Fisch sollte mit der Beikost eingeführt werden. (B)
Leider finde ich es jetzt nicht mehr, aber es gab dann noch eine Studie, bei der sogar vor dem 4. Lebensmonat Erdnussbutter gegeben wurde und es auch deutliche Wirkung zeigte. So wäre nicht mal die 4 Monatsgrenze haltbar.
Soweit mir bekannt ist, geht man von protektiver Wirkung bei früher Einfuhr von Milch, Fisch, Erdnuss aus. Bei Ei hat es sich nicht bestätigt, aber auch nicht negativ.
Meine Zusammenfassung ist, dass man vor allem aufs Kind schauen soll. Wenn das Kind einem vor Vollendung des 4. Lebensmonats das Essen aus dem Mund schaut und einfach probieren will, dann probiert man halt mal. Wenn es würgt und abwehrt, wenn der Löffel kommt, ist es zu früh. Ich empfehle, Lebensmittel zu verwenden, die die Familie eh isst und Geschmack wird auch durch den Geschmack von Fruchtwasser und Muttermilch wohl gebildet, sodass Vorlieben der Mutter durchaus auch passen können. Und man muss auch nicht alle vermeintlich blähenden Sachen weglassen. Man kann erstmal schauen, ob dieses individuelle Kind darauf überhaupt Blähungen bekommt. A. hat immer schon am liebsten Brokkoli, Kohlrabi und Blumenkohl gegessen. Und dann am liebsten die Brokkoliröschen mit dem Stiel gegriffen und ganz in den Mund gesteckt.
Wichtig finde ich eine Esskultur mit zusammen sitzen am Tisch, sodass das Kind einfach auch sieht, wie Essen stattfindet und ausprobieren und nachahmen kann.