"Brauchen" tut das keiner- man kann auf jedem X-beliebigen Zettel rezeptieren. Das macht auch viel mehr Spaß, weil es zunächst meistens für Unverständnis und Diskussionen in der Apotheke sorgt.
Erfahrungsgemäß läuft das Schauspiel "Verwirrung in der Apotheke" folgendermaßen ab:
1. Akt: Kunde betritt die Apotheke, trägt seinen Wunsch vor und wird nach dem Rezept gefragt. Kunde wühlt in der Tasche, um einen zerknitterten, offensichtlich irgendwo abgetrennten Zettel zutage, wo (natürlich absolut korrekt) z.B. Penicillin (vorzugsweise nicht mit Handelsnamen, und um extreme Verwirrung zu stiften sogar vielleicht als "Phenoxymethylpenicillin" statt Penicillin V") rezeptiert ist.
Die Verkäuferin sieht den Zettel, nimmt ihn in die Hand und schüttelt den Kopf. "So kann ich Ihnen das aber nicht verkaufen. Das ist ja kein Rezept, und dieses komische Phenoxydingsbums haben wir auch gar nicht." - "Wie- sie haben kein Penicillin V???" - "Doch, schon, ist das Penicillin V? Aber das kann ich Ihnen ja nicht geben. Das ist ja kein Rezept." - "Doch, ist es!" Diskussion. Belehrung der Verkäuferin.
- Vorhang -
2. Akt: Die Verkäuferin ist nach hinten gegangen und tuschelt kopfschüttelnd und auf den Kunden zeigend mit dem Apotheker, ihrem Chef. Offensichtlich ist sie sehr erbost wegen des ungeheuerlichen Vorgangs- da kommt einer mit so einem lächerlichen Schmierzettel und will ein rezeptpflichtiges Mittelchen haben. Wortfetzen dringen nach vorne in den Verkaufsraum. "Der kann doch nicht... " Die Verkäuferin gestikuliert und deutet auf den Kunden. "Doch... ist korrekt ... Rezept muß nicht...kann auch Klopapier..." Der Gesichtsausdruck der Verkäuferin ändert sich, und sie möchte offensichtlich, daß der Chef die weitere Bedienung dieses merkwürdigen Kunden übernimmt. Dieser macht jedoch keinerlei Anstalten und überläßt seine Verkäuferin ihrem Schicksal.
- Vorhang -
3. Akt: Die Verkäuferin kommt linkisch grinsend mit dem Phenoxydingsbums in der Hand hinter den Tresen. "Bitte sehr. Ich wußte nicht, daß Penicillin V dasselbe ist wie Phenoxydingsbums. Da mußte ich nochmal sichergehen. Und wissen Sie- so einen Schmierzettel als Rezept kriegt man ja auch nicht alle Tage zu sehen. Die meisten Kunden haben ja schon ein richtiges Rezept von einem Arzt." - "Dieses Rezept ist auch von einem Arzt und entspricht allen Anforderungen." - "Ja, aber da könnte ja jeder kommen, und gerade mit verschreibungspflichtigen Medikamenten muß man ja extrem vorsichtig sein. Wissen sie denn, wie sie das einnehmen müssen? Mit viel Wasser, dazu bitte keinen Alkohol, bla..."
- Ende -
Immer wieder schön!
Aber wenn man schnell und unkompliziert an ein Medikament kommen will, ist so´n "richtiges" Rezept vom eigenen Block mit eigenem Stempel natürlich eher geeignet. (Und das Ego freut sich natürlich ein bißchen mit über das "eigene" Rezept als Prestigeobjekt... )