@Muriel: ich sehe das als deine Expertenmeinung, was ja auch eine Art von Evidenz ist.
Wichtig ist: Ich will nicht wissen, ob der Patient eine Stauungspapille hat, ich will wissen ob sein ICP erhöht ist.
Eine Stauungspapille ist auch nur ein Surrogatparameter für erhöhten ICP.
Der optic nerv sheath diameter (ONSD) ist ein anderer Surrogatparameter für den ICP.
Laut dieser Metaanalyse ( https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/31739316/ ) lag die gepoolte Sensitivität für erhöhten ICP (ONSD cutoff 5mm) bei nicht-traumatischen Patienten bei 92% (CI, 86% - 96%) und die negative likelyhood ratio bei 0.09 (CI, 0.05 to 0.17).
Damit wird die Diagnose bei schon geringer Vortestwahrscheinlichkeit (Hausarztpraxis ist Niedrigprävalenzbereich) noch viel unwahrscheinlicher.
Wenn der Patient hoch-symptomatisch (Kopfschmerzen, Übelkeit, Visusminderung, Doppelbilder) nutzt mir die neg. LR von 0,09 auch nicht viel.
Aber wie gesagt, bei der jungen übergewichtigen Frau mit mäßigen Kopfschmerzen (ohne weitere Symptome) seit ein paar Wochen, würde ein ONSD <5mm in der Hausarztpraxis mich darin bestärken, erstmal ambulante Diagnostik und Therapie zu diskutieren und nicht auf eine Einweisung zu drängen.
Dass man diese Untersuchung üben muss, steht außer Frage. Aber das ist doch bei jedem Test so. Daten ob jetzt die direkte Ophthalmoskopie oder der ONSD-Ultraschall leichter für Nicht-Ophthalmologen zu erlernen sind, finde ich nicht.