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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Landarztquote in NRW - die Details zum Verfahren stehen fest



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bonziusbilatis
17.10.2020, 22:46
Meine Kistallkugel sagt:
Nach der Ausweitung auf alle Bundesländer (jetzt auch BW dabei) und der zahlenmäßigen Ausweitung kommt demnächst auch noch die Pädiater- und Urologenquote, Neurologenquote etc.. Und nicht zu vergessen die Ö-Gesundheitsdienstarztquote. Schließlich noch die Stadtarztquote obenauf (der reine Landarztmangel ist fake news, bitte einfach mal "Ärztemangel Berlin, Hamburg" etc. googlen).

Zum Schluß wird ein großer Teil der Absolventen in sklavenähnlichen Bedingungen leben und arbeiten müssen (siehe Regelung in NRW) und neben den gesetzlichen Schikanen auch noch das Naserümpfen von PatientInnen und KollegInnen ertragen müssen, "zu einem normalen Studium hat es nicht gereicht".... Neben der sowjetähnlichen "Absolventenlenkung" werden auch die Arbeitsbedingungen eher "sowjetlike" sein...

"Normale" Studienplätze werden nicht mehr neu geschaffen, das kostet ja Geld und das ist bekanntlich ja gerade knapp...

Von dem einstmals freien Beruf wird dann nicht mehr viel übrig sein. Bedanken darf man sich hierbei bei den Aspiranten, die für einen vermeintlichen und kurzfristigen persönlichen Vorteil diesen Faust´schen Pakt eingegangen sind. Offensichtlich sind andere Berufsgruppen schlauer, die politische "Lockangebote" durch die kalte Schulter zeigen ins Leere haben laufen lassen, z.B. das "bluecard" Projekt für ausländische IT-Spezialisten in den frühen 2000ern.
You get what you deserve..
"Keiner wird gezwungen, Kassenarzt zu werden" (Jens Spahn, 2019)

Die "Ö-Gesundheitsdienstarztquote" gibt es tatsächlich schon. https://msagd.rlp.de/de/unsere-themen/gesundheit-und-pflege/landarztquote/oegd-quote/

Mr. Pink online
18.10.2020, 10:38
Meine Kistallkugel sagt:
Nach der Ausweitung auf alle Bundesländer (jetzt auch BW dabei) und der zahlenmäßigen Ausweitung kommt demnächst auch noch die Pädiater- und Urologenquote, Neurologenquote etc..

Pädiater-/Urologen-/Dermatologen-/Rheumatologen-/etc-Mangel ist nicht bedingt durch zu wenige Studienplätze oder Absolventen sondern a) durch zu wenige Weiterbildungsplätze und b) durch den Bedarfsplan der es nicht immer leicht macht sich niederzulassen.

Von allen Weiterbildungen scheint die Allgemeinmedizin aber tatsächlich die unbeliebteste zu sein (vergleicht man die Anzahl der Stellen mit der Nachfrage). Daher hilft wohl aktuell nur Zwangsverpflichtung. Bessere Arbeitsbedingugen wäre natürlich auch eine Idee, aber wieso sollte man daran was ändern, wenn es genug Dumme gibt die sich freiwillig versklaven lassen.

Mr. Pink online
18.10.2020, 10:46
Naja, die Klausel, sich nach dem Studium zehn Jahre an einem zu diesem Zeitpunkt erst näher zu definierendem Ort beruflich niederzulassen, kann man bestimmt noch einpflegen. Vielleicht gibt es dann auch so ein Punktesystem wie in Frankreich oder Italien, dass die besten sich die Stellen aussuchen dürfen und der Rest eben verteilt wird.

Geht auf jeden Fall. Die Leute sind offensichtlich ja dumm genug, alles mit sich machen zu lassen. Und hat sich so ein System erstmal etabliert - siehe Italien, Frankreich, Spanien - dann wird es auch so hingenommen. In den entsprechenden Ländern lassen sich jungen Menschen trotzdem nicht davon abbringen, das Studium zu beginnen.

Melina93
18.10.2020, 11:10
Ich finde das System in Frankreich ist nicht wirklich mit der Landarztquote vergleichbar. Da kann man mit entsprechender Leistung sich die Freiheit erarbeiten den Arbeitsplatz bzw die Fachrichtung auszusuchen. Auch wenn es sicher richtig schwierig und anstrengend ist.

Mich würde auch abschrecken, dass alles recht vage ist, man weiß nicht wie die Situation in 5-10 Jahren aussehen wird und die Landarztquote wird die "Depp vom Dienst"-Quote werden, die man dann so instrumentalisiert wie man sie gerade braucht. Mich würde das als junger Mensch total fürchten so gar nicht planen zu können.

Ich wollte damals auch sehr sehr gerne einen Studienplatz und hätte wahrscheinlich auch vieles auf mich genommen. Aber in eine derart unsichere Zukunft zu starten? Ich weiß nicht...
Zumal es ja nicht das eigentliche Problem löst.

Mr. Pink online
18.10.2020, 11:27
Ich finde das System in Frankreich ist nicht wirklich mit der Landarztquote vergleichbar. Da kann man mit entsprechender Leistung sich die Freiheit erarbeiten den Arbeitsplatz bzw die Fachrichtung auszusuchen. Auch wenn es sicher richtig schwierig und anstrengend ist.
Es ist in der Hinsicht zu vergleichen, dass die Absolventen die Weiterbildungszustände am Ende des Studiums hinnehmen müssen, da sie keine Möglichkeit haben sich in bessere Verhältnisse "abwerben" zu lassen oder selbst zu gehen. Das ist ja genau das, was ich vorher geschrieben habe. Eigentlich wäre die Politik in der Verantwortung an den Arbeitsbedingungen etwas zu ändern und damit die Niederlassung als Allgemeinmediziner, v. a. in unterversorgten Regionen einfacher und attraktiver zu machen. Stattdessen will man junge Menschen mit Knebelverträgen dazu zwingen. Das ist 1:1 das französische System.

Melina93
18.10.2020, 14:04
Ich bin jetzt kein Experte, was das System in Frankreich angeht- vielleicht habe ich da auch einfach einen Denkfehler drin. Aber ich dachte es ist dort so, dass die Abschlussnoten darüber entscheiden was und wo man arbeitet.
Auf dem Land sind die Bedingungen ja nicht zwingend schlechter und ich glaube da gibt es auch in Frankreich ländliche Regionen, die ganz nett sind- nur halt nicht Paris oder Nizza sind, wo man als junger Franzose vielleicht hin will. Wenn ich aber in der Brandenburger Pampa für ein Dutzend Dörfer mit Durchschnittsalter Ü60 komplett alleine verantwortlich bin, ist das ja schon eine andere Dimension. Zumal, dass ja immer schlimmer wird und jetzt ja bereits die Allgemeinmediziner mit 70 noch lange nicht an Rente denken können.
Aber ich stimme dir da zu, dass sich da elementar etwas an de Strukturen ändern muss. Aber wie möchte man das den jungen Leuten vermitteln, die gefühlt Oma Erna für einen Medizinstudienplatz opfern würden? Da wird die Illusion der jungen Menschen eiskalt ausgenutzt. Ein Teufelskreis.

Mr. Pink online
18.10.2020, 14:40
Ich bin jetzt kein Experte, was das System in Frankreich angeht- vielleicht habe ich da auch einfach einen Denkfehler drin. Aber ich dachte es ist dort so, dass die Abschlussnoten darüber entscheiden was und wo man arbeitet.

Naja, man hat zwar mehr Auswahl, was Region und FA angeht, den Arbeitgeber kann man sich aber nicht aussuchen. Man wird semesterweise unter widrigsten Bedingungen in staatlichen, verarmten KH rumgereicht für einen Hungerlohn, x Überstunden, teilweise hundert Kilometer von seinem eigentlichen Wohnort entfernt. Genau wie der arme Quoten-Landarzt später, weil er keine Möglichkeit hat zu sagen "F*** you, ich wechsle das KH oder den FA". Die französische oder spanische Provinz ist doch kein Stück lebenswerter als die deutsche. Wer das glaubt, der hat ne sehr romatische Vorstellung von dem Ganzen. Das selbe denke ich im übrigen von der skandinavischen Provinz, wo ja die meisten Auswanderer landen... Da hätte man genauso gut nach Meck-Pom übersiedeln können...