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Miss_H
06.09.2023, 13:05
Ich hörte 50% der Fälle könnte meine Oma auch behandeln (hat nix mit Medizin zu tun). Es geht doch einfach darum, dass manche Krankheitsbilder oder Notfälle hauptsächlich in der Klinik behandelt werden. Und je weniger Erfahrung man damit hat umso eher wird man sie übersehen oder falsch handeln.

Harvey
06.09.2023, 13:34
Ich hörte 50% der Fälle könnte meine Oma auch behandeln (hat nix mit Medizin zu tun). Es geht doch einfach darum, dass manche Krankheitsbilder oder Notfälle hauptsächlich in der Klinik behandelt werden. Und je weniger Erfahrung man damit hat umso eher wird man sie übersehen oder falsch handeln.

Die hohe Kunst in der hausärztlichen Tätigkeit ist ja gerade herauszufinden - welche Fälle „auch die Oma behandeln könnte“ bzw. bei welchen ein abwartendes Offenhalten ausreichend ist, bei was behandelt werden sollte und wo ein abwendbar gefährlicher Verlauf droht und das alles mit den einfachen Mitteln in einer Praxis…
Das wirkt von außen banal aber kann herausfordernd sein. Autofahren sieht ja auch ganz einfach aus - so ein Lenkrad hin und her drehen und mal auf ein Pedal drücken…

Von den Vorzügen in Krankenhäusern mit Labor in einer Stunde oder „Begrüßungs-CT“ will ich jetzt nicht anfangen.

Sinnvoll ist etwas Innere Zeit in der Klinik schon - besonders natürlich die Notaufnahme; aber auch alles andere. Innere Krankheiten spielen oft eine Rolle im hausärztlichen Alltag, aber eben nicht nur und man muss sich auch fragen, was man eigentlich bei multimorbiden 80jährigen mit einem Medikamentenplan, der nicht mal mehr auf eine Seite passt, behandeln möchte - alle Krankheiten einzeln oder den „ganzen Menschen“ (in seinem Umfeld). (Manchmal reicht auch ein Hausbesuch, um zu wissen, warum manches nicht klappt).

DrSkywalker
06.09.2023, 14:01
Ich hörte 50% der Fälle könnte meine Oma auch behandeln (hat nix mit Medizin zu tun). Es geht doch einfach darum, dass manche Krankheitsbilder oder Notfälle hauptsächlich in der Klinik behandelt werden. Und je weniger Erfahrung man damit hat umso eher wird man sie übersehen oder falsch handeln.

Der einfachste Job ist eigentlich Arzt in der internistischen Notaufnahme: Jeder Patient bekommt ein schrotschusslabor inkl. Trop, D-Dimeren, CRP und TSH und mindestens ein Röntgen-Thorax oder gar das Begrüßungs-CT. Dann noch Neuro- oder Chirurgiekonsil, etc.

In der Allgemeinmedizin musst du sehr genau zuhören und untersuchen, um die Bagatellen von den ersnten Sachen zu unterscheiden. und du musst in der lage sein, mit einer gewissen unsicherheit zu leben. Es kommen ungefiltert verschiedenste Fälle, davon sind natürlich vieles nix wildes, aber das macht es ja gerade so schwer, die LE etc dann dich zu sehen.

jassyh
06.09.2023, 14:54
Ich denke auch, dass Innere einfach wichtig ist in der Allgemeinmedizin. Auch bei jeder BE kann man den klinischen Blick schulen und eine Anamnese erheben. So fällt die Interpretation viel einfacher. Vollbilder COPD, KHk, Leberirrhose, Infekte etc. sieht man dort auch geballt.
Meinen klinischen Blick brauche ich jeden Tag. Ich hätte den Neurologen oder den UCH mehr über die Schulter schauen sollen in der ZNA oder den Diensten. Das würde mir viel helfen. Ja und der Psychanteil ist auch nicht zu unterschätzen.

MellowMed
06.09.2023, 15:09
Tatsächlich habe ich den Anteil internistischer Fragestellungen überschätzt aber dennoch ist Innere unverzichtbar für die Allgemeinenmedizin. 12 Monate sind meiner Meinung nach eher wenig, also auf keinen Fall irgendwie drumrumschlängern, du wirst es bereuen! Im Nachhinein hätte ich vielleicht 6 bis 12 Monate Innere weniger machen sollen dafür vielleicht derma, päd oder Koch ein wenig ortho (war 3 jahre in der inneren)...hinterher ist man immer schlauer , viele Wege führen nach Rom;)

runningMan18
07.09.2023, 21:08
Tatsächlich habe ich den Anteil internistischer Fragestellungen überschätzt aber dennoch ist Innere unverzichtbar für die Allgemeinenmedizin. 12 Monate sind meiner Meinung nach eher wenig, also auf keinen Fall irgendwie drumrumschlängern, du wirst es bereuen! Im Nachhinein hätte ich vielleicht 6 bis 12 Monate Innere weniger machen sollen dafür vielleicht derma, päd oder Koch ein wenig ortho (war 3 jahre in der inneren)...hinterher ist man immer schlauer , viele Wege führen nach Rom;)

Das ist eine dermaßen konservative altmodische Ansicht. Wenn ich die Krankheitsbilder doch eh in der Hausarztpraxis sehe, dann lerne ich es eben dort. Genauso kann ich jedem Internisten sagen: Ja wenn du wirklich ein sehr guter Internist werden möchtest, solltest du mindestens 2 Jahre in einer Hausarztpraxis vorher arbeiten.
Solche Sätze höre ich immer wieder von alten Ärzten, nach dem Motto: Wir mussten damals so hart in der Klinik knechten. Das schadet euch nicht, wenn ihr das auch mal macht.
Einfach mal eine internistische Station besuchen. Da wird noch nicht mal deutsch unter den Kollegen gesprochen. Patienten werden sich nicht angeschaut. Man quetscht sich den ganzen Tag mit anderen Kollegen in einem Arztzimmer wie Schweine in einer Masttierhaltung. Über die Ausstattung brauchen wir mal gar nicht reden. Wer mir da erzählen will, dass man da vernünftig was lernt, dem ist nicht mehr zu helfen. Das einzige was man lernt, ist ne Station zu führen. Aber was bringt einem das, wenn man sich eh in der Zukunft in der Praxis sieht? Nämlich nichts!
Dann streich ich das eben. Aber sowas tu ich mir echt nicht an.

Feuerblick
07.09.2023, 21:22
Wieviele Jahre Innere hast du schon gemacht? In wievielen Häusern warst du schon? Frage nur mal aus Interesse, weil du ja doch einiges an Meinung hast…

h3nni
07.09.2023, 21:54
Ich bin in einer inneren, ich finds auch nicht super, aber mal schwerere Verläufe von Erkrankungen zu sehen, leitliniengerechte fachärztliche Behandlung usw ist schon gut. Und es ist ein fucking Jahr, das ist auszuhalten. Und ich bin bei weitem noch nicht alt.

MellowMed
07.09.2023, 21:56
Das ist eine dermaßen konservative altmodische Ansicht. Wenn ich die Krankheitsbilder doch eh in der Hausarztpraxis sehe, dann lerne ich es eben dort.
Weißt du 12 Monate Innere ist nicht viel, da gibt es den ein oder anderen Berufsanfänger der traut sich dann vielleicht im letzten Drittel mal ein Antihypertonikum eigenständig anzusetzen (Vorsicht: Hyperbel).

Paar Gedanken für dich:
- In der Hausarztpraxis muss man halt relativ schnell arbeiten. Schnell ist man entweder durch Kompetenz oder Fahrlässigkeit...
- learning by doing eignet sich halt eher bei der ersten Neurodermitis an den Fingern als bei der pneumogenen Sepsis (obwohl beides intellektuell jetzt nicht unbedingt arg schwieriger/einfacher ist)
- Einmal aus der Inneren raus, dann wars das meistens... Die Arbeitsbedingungen in der ambulanten Medizin/Hausarztpraxis sind einfach so angenehm, dass man - kurz und knapp - kein Bock mehr hat zurück zu gehen (also lieber a wenig Augen zu und durch ;) )
(- tatsächlich denke ich die meisten Internisten würden sehr von einer Pflichtzeit beim Hausarzt profitieren (1 Jahr reicht vielleicht auch :) ) )

Olive86
08.09.2023, 05:33
Ich kann euch ja mal berichten ab Januar, wie das in der Allgmeinmedizin so abläuft, wenn man als Quereinsteiger den Sprung wagt!
Aktuell bin ich Anästhesist und beginne ab dem 1.1. meine WB für 2 Jahre beim Niedergelassen!
Hab eine gut dotierte OA Stelle abgesagt, um a eine besser work life Balance zu haben, b meinen Horizont zu erweitern und c perspektivisch dann wahrscheinlich als Landarzt zu arbeiten!
Raus aus der Klinik, raus aus den Diensten, freie Wochenenden…
Ich bin sehr gespannt und freue mich auf die Herausforderungen als Hausarzt!

nie
08.09.2023, 06:10
Das ist eine dermaßen konservative altmodische Ansicht. Wenn ich die Krankheitsbilder doch eh in der Hausarztpraxis sehe, dann lerne ich es eben dort. Genauso kann ich jedem Internisten sagen: Ja wenn du wirklich ein sehr guter Internist werden möchtest, solltest du mindestens 2 Jahre in einer Hausarztpraxis vorher arbeiten.
Solche Sätze höre ich immer wieder von alten Ärzten, nach dem Motto: Wir mussten damals so hart in der Klinik knechten. Das schadet euch nicht, wenn ihr das auch mal macht.
Einfach mal eine internistische Station besuchen. Da wird noch nicht mal deutsch unter den Kollegen gesprochen. Patienten werden sich nicht angeschaut. Man quetscht sich den ganzen Tag mit anderen Kollegen in einem Arztzimmer wie Schweine in einer Masttierhaltung. Über die Ausstattung brauchen wir mal gar nicht reden. Wer mir da erzählen will, dass man da vernünftig was lernt, dem ist nicht mehr zu helfen. Das einzige was man lernt, ist ne Station zu führen. Aber was bringt einem das, wenn man sich eh in der Zukunft in der Praxis sieht? Nämlich nichts!
Dann streich ich das eben. Aber sowas tu ich mir echt nicht an.

Du hast also eine irrationale Abneigung gegen stationäre Innere Medizin, die primär aus den Erfahrungen im PJ basiert, und egal welche Argumenten hier gebracht werden, die stationäre Innere Medizin als wichtig für die Hausarztpraxis erachten, du willst es nicht hören und weiter davon überzeugt sein, dass es auch ohne geht.

Frisko
08.09.2023, 08:42
Das ist eine dermaßen konservative altmodische Ansicht. Wenn ich die Krankheitsbilder doch eh in der Hausarztpraxis sehe, dann lerne ich es eben dort. Genauso kann ich jedem Internisten sagen: Ja wenn du wirklich ein sehr guter Internist werden möchtest, solltest du mindestens 2 Jahre in einer Hausarztpraxis vorher arbeiten.
Solche Sätze höre ich immer wieder von alten Ärzten, nach dem Motto: Wir mussten damals so hart in der Klinik knechten. Das schadet euch nicht, wenn ihr das auch mal macht.
Einfach mal eine internistische Station besuchen. Da wird noch nicht mal deutsch unter den Kollegen gesprochen. Patienten werden sich nicht angeschaut. Man quetscht sich den ganzen Tag mit anderen Kollegen in einem Arztzimmer wie Schweine in einer Masttierhaltung. Über die Ausstattung brauchen wir mal gar nicht reden. Wer mir da erzählen will, dass man da vernünftig was lernt, dem ist nicht mehr zu helfen. Das einzige was man lernt, ist ne Station zu führen. Aber was bringt einem das, wenn man sich eh in der Zukunft in der Praxis sieht? Nämlich nichts!
Dann streich ich das eben. Aber sowas tu ich mir echt nicht an.

Viel Meinung für wenig Wissen irgendwie. Vielleicht mal ein anderes Haus probieren? Viel hospitieren? Erfahrene Kolleg*innen fragen, wie sie die Situation sehen? Innere ist wahrscheinlich nie der beste Abschnitt und über Sinn und Unsinn einer akuten Inneren kann man sich trefflich streiten, aber ohne Innere wirst du es in der Praxis schwer haben.

Du siehst die Patienten in der Hausarztpraxis eben nicht so wie im Krankenhaus. Klar, einzelne Patienten kommen mit einem hübschen Medi-Plan und Brief zu dir, da kannst du dann 1:1 übernehmen, in der Hoffnung das der Zuarbeitende keine Fehler gemacht hat.
Im normalen Fall bist du aber als Niedergelassener Notaufnahme, Stationsarzt, Oberarzt und Hintergrund in einem. Mit unselektiertem Patientenklientel. Da bereiten dich auch 12 Monate Innere nicht ideal drauf vor aber zumindest gewinnst du dadurch etwas Kenntnis über die ersten Schritte.

Mein Weiterbilder hat immer gesagt: wir machen eigentlich jeden Tag eine Triage. Übertrieben vielleicht, bisschen pathetisch, ja, ja... aber ganz unrecht hat er nicht. Kernkompetenz ist: erkennen können, wem es richtig schlecht geht. Um mehr geht es in der Weiterbildung erstmal nicht, aus meiner Sicht.

Das was du vorhast, funktioniert für die Fächer, in denen du bequem turfen kannst. Keine Ahnung von Derma? Kein Ding. Ortho? Nicht meins, Kollege sitzt nebenan. Wunde aufmachen? Lohnt nicht mehr, ab ins MVZ zum Chirurgen. In den Dingen kannst du dir schrittweise Kompetenzen aufbauen. In der Inneren wird das schwierig werden.

Versuch halt, in einem Haus mit großer Notaufnahme anzufangen und bitte darum, schnell dorthin zu rotieren.
In unserem Haus wäre das schwierig. Da will der Chef in der ZNA nämlich nur Kolleg*innen, die zumindest 6 Monate Stationserfahrung haben.

HeleneeneleH
08.09.2023, 16:11
Ich bin als blutiger Anfänger mach dem M3 in die Hausarztpraxis und es läuft top.
Ganz ohne Innere-Erfahrung (außer halt im PJ).
Um die klinikzeit kommt man wohl nicht rum, aber ich dachte mir bisher selten ,,ach mist, hätte ich mal schon mein Jahr Innere hinter mir.. ".
Schallen konnte ich nach zwei Wochen in der Praxis vermutlich durch die gute Einarbeitung besser als so mancher Assi in 1. WBJ in der inneren.
Hab aber auch eigentlich immer die Möglichkeit, rückzufragen.

Nur Mut. :)

JAK1
08.09.2023, 17:28
Ich bin als blutiger Anfänger mach dem M3 in die Hausarztpraxis und es läuft top.
Ganz ohne Innere-Erfahrung (außer halt im PJ).
Um die klinikzeit kommt man wohl nicht rum, aber ich dachte mir bisher selten ,,ach mist, hätte ich mal schon mein Jahr Innere hinter mir.. ".
Schallen konnte ich nach zwei Wochen in der Praxis vermutlich durch die gute Einarbeitung besser als so mancher Assi in 1. WBJ in der inneren.
Hab aber auch eigentlich immer die Möglichkeit, rückzufragen.

Nur Mut. :)

Ich glaub eher, dass du viele Probleme nicht mal als solche erkennst. Als Anfänger sollte man definitiv zuerst in die Klinik, da Hilfe leichter verfügbar ist und dir auch mehr Diagnostik zur Verfügung steht. Ich hätte selbst nach 2 Jahren Innere in der Uniklinik Bedenken einfach so mal in der Praxis loszulegen.

HeleneeneleH
08.09.2023, 17:49
Ich glaub eher, dass du viele Probleme nicht mal als solche erkennst. Als Anfänger sollte man definitiv zuerst in die Klinik, da Hilfe leichter verfügbar ist und dir auch mehr Diagnostik zur Verfügung steht. Ich hätte selbst nach 2 Jahren Innere in der Uniklinik Bedenken einfach so mal in der Praxis loszulegen.

Bisschen arge Worte so übers Internet, oder? Und schlichtweg auch kompletter Quatsch.
Ich kann Probleme definitiv als solche erkennen und wann immer ich unsicher bin, mit anderen Fachärzten besprechen.
Die 1:1 Betreuung gibt's nicht häufig in der Klinik.

Die Vorstellung, dass Rohdiamante nur in der Klinik geschliffen werden, ist einfach absoluter Unsinn.

Sorry, wenn du es dir nicht zutrauen würdest - bei mir klappt es einwandfrei.

h3nni
08.09.2023, 18:06
Ich nehme "Dunning Krüger Effekt" für 100 Punkte

hebdo
08.09.2023, 18:16
Ich sehe den hausärztlichen Bereich sehr negativ. Ich habe viele allgemeinmedizinische WB-Assistenten die letzten Jahre gesehen, die vor Selbstüberschätzung, fehlender Selbstreflexion und mangelnder Kritikfähigkeit nur so strotzen. Die Standartausrede eine Klinik zu vermeiden ist immer die mangelnde Weiterbildung. Ich habe knapp 3 Jahre in einem MVZ die WB mitorganisiert. Wir haben 15 Hausarztpraxen aufgekauft und eine mittlere zweistellige Zahl an WB-Assistenten eingestellt.

Wieviel Ultraschalluntersuchungen macht man denn in einer Hausarztpraxis in 2 Wochen, damit man sich überhaupt mit einer heterogenen Kollegenschaft aus dem stationären Bereich vergleichen darf?

Soll jeder den einfachsten Weg gehen, aber ich sehe für den Hausarztbereich nicht nur quantitativ sondern auch qualitativ schwarz.

Eine Gruppe muss ich aber aus der Kritik rausnehmen: die Quereinsteiger mit einem abgeschlossenen Facharzt egal welcher Richtung. Die gehen mit mehr Respekt und Sorgfalt den Weg zum Hausarzt.

JAK1
08.09.2023, 18:22
Bisschen arge Worte so übers Internet, oder? Und schlichtweg auch kompletter Quatsch.
Ich kann Probleme definitiv als solche erkennen und wann immer ich unsicher bin, mit anderen Fachärzten besprechen.
Die 1:1 Betreuung gibt's nicht häufig in der Klinik.

Die Vorstellung, dass Rohdiamante nur in der Klinik geschliffen werden, ist einfach absoluter Unsinn.

Sorry, wenn du es dir nicht zutrauen würdest - bei mir klappt es einwandfrei.

Kann natürlich sein, dass du der absolute Highperformer bist und es perfekt klappt. Kann ich nicht in letzter Instanz beurteilen oder beweisen. Aber mit hoher Wahrscheinlichkeit überschätzt du deine eigenen Fähigkeiten. Es gibt schon einen guten Grund warum man in einigen Ländern zwingend in die Innere und die Chirurgie muss. Wenn man mal in der Notaufnahme oder in der Hochschulambulanz gearbeitet hat, dann merkt man schnell dass manche Entscheidungen selbst mit schnellem Labor, direkt verfügbarem Röntgen etc. gar nicht so leicht sind. Wie will man das dann in der Hausarztpraxis als Anfänger überhaupt richtig einschätzen? Wenn dir dann mal wieder der STEMI per Taxi statt dem Notarzt in die Notaufnahme gekarrt wird, dann fragt man sich schon wie erfahren da der Einweiser war. Auf der Station sieht man selbst aus großen kommunalen Häusern oft echt gruselige Dinge als Verlegungen. Da fehlt mir ein bisschen die Demut vor dem Job, wenn man Anfängern einen direkten Start in der Hausarztpraxis empfiehlt. Ich frage mich auch mit welchem Gefühl man jemanden einweist ohne den geringsten Schimmer zu haben was dann im Krankenhaus passiert.

MellowMed
08.09.2023, 18:28
Ich sehe den hausärztlichen Bereich sehr negativ. Ich habe viele allgemeinmedizinische WB-Assistenten die letzten Jahre gesehen, die vor Selbstüberschätzung, fehlender Selbstreflexion und mangelnder Kritikfähigkeit nur so strotzen. Die Standartausrede eine Klinik zu vermeiden ist immer die mangelnde Weiterbildung. Ich habe knapp 3 Jahre in einem MVZ die WB mitorganisiert. Wir haben 15 Hausarztpraxen aufgekauft und eine mittlere zweistellige Zahl an WB-Assistenten eingestellt.

Wieviel Ultraschalluntersuchungen macht man denn in einer Hausarztpraxis in 2 Wochen, damit man sich überhaupt mit einer heterogenen Kollegenschaft aus dem stationären Bereich vergleichen darf?

Soll jeder den einfachsten Weg gehen, aber ich sehe für den Hausarztbereich nicht nur quantitativ sondern auch qualitativ schwarz.

Eine Gruppe muss ich aber aus der Kritik rausnehmen: die Quereinsteiger mit einem abgeschlossenen Facharzt egal welcher Richtung. Die gehen mit mehr Respekt und Sorgfalt den Weg zum Hausarzt.

Diese Meinung ist nun wieder in die andere Richtung extrem. Siehst du Leute die den klassichen Weg gehen mit gut 3 Jahren ZNA/stationäre Innere/stationär Chirurgie und dann 2 Jahre Hausarzt so kritisch? Dann müsste man die WB.Ordnung überdenken...Du musst ja einen Hausarzt der 10 Jahre Innere gemacht hat und dann 2 Jahre allgmeinmed vergleichen mit einem Hausarzt der 3 Jahre Innere/ZNA/Chirurgie und dann 9 Jahre Allgmeinmed auf den Buckel hat...

Also das mit direkt Hausarzt find ich auch Quark, wäre mir viel zu stressig gewesen und in die Klinik muss man ja hinterher sowieso....
Viele Grüße

hebdo
08.09.2023, 18:44
Nein sorry, ich habe mich auf den Beitrag bezogen, der für den Einstieg direkt nach dem Studium in die Hausarztpraxis wirbt.

Eine 24 monatige Klinikzeit und anschließenden Rotationen in diverse Fachrichtungen ist natürlich super