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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Experimentelle Doktorarbeit in Physiologie?



Nico112010
05.01.2022, 13:52
Hey,
angenommen ich beginne jetzt eine neurophysiologische Doktorarbeit, da mich Physiologie sehr fasziniert. Später möchte ich an einer Uniklinik arbeiten, vielleicht als Neurologe/Neurochirurg. Verschaffe ich mir dann bereits ein gutes Ansehen und methodisches Wissen in diesen klinischen Fächern, auch wenn die Doktorarbeit nicht direkt an einem neurologischen Institut, sondern in der vorklinischen Physiologie stattfindet? Oder macht es mehr Sinn, direkt in der Neurologie zu promovieren?

Angenommen, ich will später in die Unfallchirurgie an einer Uniklinik. Bringt mir trotzdem dann eine neurophysiologische Doktorarbeit auch Ansehen und Methodik?

elastic
05.01.2022, 17:42
Das spielt alles eine untergeordnete Rolle. Um deine genannten Punkte zu erfüllen, muss die Doktorarbeit an sich sehr gut sein, unabhängig von Methodik und Fach. Von daher spricht nichts gegen ein vorklinisches Fach.

davo
05.01.2022, 17:55
Ein gutes Ansehen durch eine Doktorarbeit? Äh. Aha.

Du überschätzt meines Erachtens die Bedeutung der Forschung. Du brauchst die Doktorarbeit weil der Titel gut aussieht. Den meisten wird, selbst an Unikliniken, völlig egal sein, worum es in ihr geht oder wie sie ist.

Nico112010
05.01.2022, 18:35
Also bringt es keinen Mehrwert, dass man eine richtig gute physiologische Doktorarbeit hingelegt hat, wenn man später bspw. als Facharzt für Neurologie habilitieren und Professor werden will? (Nicht dass ich das je schaffen würde, aber mich reizt die Möglichkeit)
Ich möchte nur den Nutzen für die Zukunft einschätzen, jetziges Interesse besteht sowieso.

davo
05.01.2022, 19:25
Der Mehrwert ist, dass du so die ersten Forschungsgrundlagen erwirbst.

elastic
05.01.2022, 20:23
An manchen Kliniken wird eine Promotion als Voraussetzung für eine Weiterbildungsstelle angesehen. zB in solchen Fällen hättest du dann sicherlich Vorteile gegenüber einem 0815 Titel.

Dooly
05.01.2022, 20:39
Die Basis Methoden im Labor kannst du für alle Fächer gebrauchen und jede Publikation hat natürlich Erfahrungswert. Bezüglich Habilitation sind die Errungenschaften der Doktorarbeit nicht unbedingt verwertbar. Je nachdem sind die Schwerpunkte thematisch nicht eng genug miteinander verknüpft. Kann dir aber auch mit ner Doktorarbeit in der Neuro passieren. Sehe, dass das nicht gut planbar ist und nur den wenigsten so früh gelingt.
Wenn du da gerade ne wahrscheinliche summa im Angebot hast, also eben einschließlich einer realistischen Chance den Krempel auch wirklich bis zum Titel zu bringen, würd ich das sofort annehmen und vorziehen, statt auf ein anderes Projekt in nem mutmaßlichen zukünftigen Forschungsgebiet zu warten.

Nico112010
06.01.2022, 18:23
Okay gut, also mache ich nichts falsch, wenn ich jetzt in Physiologie etwas Aufwendiges beginne. Bzgl. Methoden denke ich aber, das gerade die Patch-Clamp-Technik vielleicht etwas spezieller ist als z.B. Western Blot, PCR und Immunhistochemie und ensprechend nicht unbedingt verwertbar in anderen Fächern.

Mein Anliegen ist nur, dass ich jetzt nicht jahrelang viele Stunden in diese durchaus interessante Arbeit investiere, um dann zu erfahren, dass das gar keinen Karrierebonus an Unikliniken darstellt, oder gar einen Nachteil, weil solche spezielle Forschung an Kliniken spärlich betrieben wird und mir auch nicht viel mehr für die Karriere bringt als eine 0815-Studie.

Mr. Fox
13.01.2022, 20:33
Den Karrierebonus an Unikliniken gibt dir die experimentelle Promotion an sich - ob du da jetzt patch clamp gemacht hast, oder nicht, wird die wenigsten interessieren. Du findest dich im Labor zurecht, du hast wissenschaftlich geschrieben und wahrscheinlich ein Paper veröffentlicht - fertig. Und wenn dir gewisse generelle Techniken wichtig sind, kannst du dir die im Labor auch zeigen lassen, wenn sie für deine eigentlich Arbeit nicht relevant sind. Je nach Arbeitsgruppe gibt es je nach Kapazitäten deinerseits die Möglichkeit, auch in anderen Projekten mitzuarbeiten, deren Methoden zu verwenden und vielleicht sogar dort mit auf einer Publikation zu stehen.

Experimentell schlägt klinisch schlägt statistisch (wenn man letzteres überhaupt noch findet). Die anderen Sachen sind nachrangig.

Wenn du dir schon sicher bist in welchem Fach du dich später weiterbilden willst, kannst du da auch gut promovieren, wenn nicht, auch egal. Ich promoviere in Kürze in der Neuropatho, obwohl ich definitiv kein Neuropathologe werde. Mein bester Kumpel hier promoviert in der Neuro, obwohl er Derma machen will. Ich kenne kaum irgendjemanden, der in dem Fach promoviert, das er definitiv später auch machen will.