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_Lieschen_
19.05.2006, 12:44
... mich hat es vergangene Woche im Dienst zum ersten Mal ereilt.
Und dann auch noch ohne Assi in der Nähe, so dass ich alleine anfangen musste :-((
Obwohl der Ablauf gut funktioniert hat endete die Rea in unserem Fall tödlich.

Wie und wann habt Ihr zum ersten Mal einen Patienten reanimiert? Habt Ihr Euch ansatzweise darauf vorbereitet gefühlt? Wie gings Euch im Anschluss?
Bin gespannt auf Eure Berichte.

Dr. Pschy
19.05.2006, 13:17
Meine erste "richtige" Rea hatte ich im Rettungsdienst, und das dummerweise als Teamfuehrer und ohne sofort verfuegbaren Notarzt.

Die Situation war auch zum kotzen, alkholisierter Mitt-50ger in dunkler Kneipe ohne richtigen Platz zum arbeiten und mit der richtigen glotzgeilen "Kundschaft" im Nacken. Kurzum: Den Zugang hab ich noch reingeztittert, intubieren musste ich Gott sei Dank nicht da gut bebeutelbar (haette ich auch mit Sicherheit nicht geschafft), inital Asystolie ohne irgendeinen Zucker aufs Supra. Als der Doc dann da war hamma auch relativ schnell aufgehoert, war imho eh sinnlos.

Tja, wie isses mir gegangen hinterher... In der Ausbildung uebt man sowas zwar bis zum erbrechen, mit der Realitaet ist das aber nicht vergleichbar. Waehrend der Rea hab ich mich nur auf meine Arbeit konzentriert, aber hinterher auf der Wache hab ich mir schon einige Gedanken darueber gemacht. Haette man was anders machen koennen, etc., aber das Gespraech mit dem beteiligten Kollegen hat mir gut geholfen. Ich denke ich hab das ganz gut weggesteckt, mit der Zeit waechst man mit den Aufgaben. Das schlimmste was man machen kann sind Selbstvorwuerfe - daran kann man imho kaputtgehen. Die richtige Distanz ist sehr wichtig.

hallohaldol
19.05.2006, 13:46
erste rea bei der ich selbst mitgewirkt habe war im 3.lehrjahr.....ne schwester,ne unterkursschülerin und ich allein im dienst....hab nen zugang mit v.a. apo geholt,schiebe den ins zimmer...da wra er noch komplett ansprechbar....gehe rr manschette holen,komme wieder,da war der gute schon blau.....finde im nachhinein ich habe für die erste selbstgemachte rea ziemlich abgeklärt reagiert,hatte eig alle abläufe die wir gelernt hatten sofort parat....notfallwagen,arzt info (hat die schülerin gemacht),brett drunter,dann hab ich gedrückt und die schwester hat gebeutelt....dann intubation und auf die its,der hat sogar überlebt.
danach hab ich mich irgendwie wichtig gefühlt,war stolz auf mich und bin ne zigarette rauchen gegangen.
auf its danach der einsatz war auch cool.die ersten 2-3 reas haeben sie immer gesagt "so,stell dich hierhin,da siehste alles am besten,kuck dir alles gut an,das nächste mal machst du das"....der assi hat mir sogar dabei noch erklärt warum der pat jetzt glucose+alt bekommen hat.die folgenden reas war ich immer voll integriert,hat "spaß" gemacht,wenn man das von so einer situation behaupten kann.....
was ein nicht so tolles erlebnis war,war die rea von meinem opa,da war ich 7,der ist mit nem infarkt vom rad gefallen,mein dad hat zwar gleich angefangen bis der rettungsdienst da war aber da war nichts mehr zu machen.
grüsse,
dominik

Ine
20.05.2006, 18:52
Ich hab bisher nur einen Patienten geplant elektrisch kardiovertiert. War aber auch ganz anders als bei der Puppe beim Üben.
tja, ... war auch zwei Wochen auf Innere Intensiv aber da war (für die Patienten zum Glück, für mich leider) keine Rea. Ich würde das auch gern mal erst so dabeistehend mitkriegen, denn das ist live ja wie immer ganz anders als beim Üben an den Puppen. Und wenn man dann gleich beim ersten Mal so allein-verantwortlich loslegen muss, wäre es schon besser, das erst mal so gesehen zu haben.

pottmed
20.05.2006, 18:59
Meine erste Rea hat mich im Praktikum für den RettAss auf intensiv ereilt, durfte erstmal zuschauen, dann ein wenig "drücken" und dann hatten wir den guten Mann auch wieder :-)

Naja, im Rettungsdienst hinterher hab ich auch die ein oder andere nicht erfolgreiche Rea gehabt, aber die Routine kommt mit der Zeit (vor allem was die praktischen Dinge angeht), mit dem Tod umzugehen ist manchmal nicht so einfach, aber es kommt einfach darauf an immer die richtige Distanz zu wahren. Eine Kleinkind-Rea hat mir die meisten Probleme bereitet, aber da können Gespräche mit den Kollegen wahre Wunder bewirken.

hypnotel
21.05.2006, 01:43
Wie und wann habt Ihr zum ersten Mal einen Patienten reanimiert?
`98 ein dekompensiertes mov (polytrauma) auf dem Supra-Friedhof.
Initial zu zweit, final zu ~zehnt. Der Patient verstarb und -ohne taktlos wirken zu wollen- es war auch besser so.


Habt Ihr Euch ansatzweise darauf vorbereitet gefühlt?
Theoretisch ja, praktisch war natürlich Panik mit dabei. Die Abläufe klappten aber dank klar gebrüllter Instruktionen gut.


Wie gings Euch im Anschluss?
Kollektives Rauchen und Sinnieren, dass es vermutlich besser so war...


Eine ReA, ob erfolgreich oder nicht, nimmt mich deutlich weniger mit als ein junger, todgeweihter (Tumor)patient...

Xylamon
21.05.2006, 11:20
Meine erste Rea war ne recht bizarre Sache, ich war frischer FSJler und wir waren auf eiliger Rückfahrt mit einer Patientin mit einem massiven cardialen Lungenödem, die auf der Rückfahrt reanimationspflichtig wurde.
Ich als Fahrer wurde erst bei Ankunft KH dazugezogen ("Haben Sie schon mal reanimiert?" "Ähm, nein?" "Ok, dann zeigen ich's Ihnen" *g*). Ging primär erfolgreich aus, wie's im Endeffekt aussah weiß man net, da gab's verschiedene Gerüchte.

Gersig
21.05.2006, 11:30
...hab ich im Zivildienst beim DRK mit einem hervorragenden Kollegen. Da die ganze Sache schon im Vorfeld ziemlich aussichtslos erschien, erklärte er mir viel und zeigte, dass ne Rea sehr wohl strukturiert und ruhig ablaufen kann. :-blush

Dorsk51
10.06.2006, 21:19
der assi hat mir sogar dabei noch erklärt warum der pat jetzt glucose+alt bekommen hat.

Erklär mir das bitte auch mal ... :-nix

Evil
11.06.2006, 00:11
Bei Hyperkaliämie wird Glucose als Symport mit Kalium in die Zelle transportiert, deshalb das Insulin. Damit es nicht zu einer Hypoglycämie kommt, wird gleichzeitig Glucose infundiert.

Meine erste Rea: im Chirurgie-Tertial in Galway in A & E(Notaufnahme), als eine Infarktpatientin mit Kammerflimmern reinkam, durfte ich drücken.

Die aktuelle Rea: morgens um 6, V.a. Infarkt, Transport von Intensiv ins Herzkatheter-Labor, ich auf dem Patienten knieend, leider frustran wegen Ventrikelruptur :-((

JanK
11.06.2006, 16:02
Bei Hyperkaliämie wird Glucose als Symport mit Kalium in die Zelle transportiert, deshalb das Insulin. Damit es nicht zu einer Hypoglycämie kommt, wird gleichzeitig Glucose infundiert.und dieser mechanismus kann auch unter rea ausreichend schnell arbeiten?

ich hab im RettAss gelernt, dass das insgesamt ein recht langsamer prozess und daher unter rea fast hoffnungslos sei... lass mich aber gerne belehren

Dr. Pschy
11.06.2006, 16:04
Praeklinisch hast du wohl recht, wenn der Patient aber schon voll verkabelt auf Intensiv liegt und der Kalium-Status bekannt ist kann man das wohl durchaus machen.

Ine
11.06.2006, 22:08
So, inzwischen war ich nun auch beim Notarzt-mitfahren bei meiner ersten Reanimation dabei... hatte zuerst die Aufgabe Tubus und Viggo vorzubereiten, danach hab ich dann beatmet. Lief eigentlich echt strukturiert und relativ ruhig ab, Pat. ist aber leider (oder vielleicht auch besser so für ihn weil relativ lange bis zum Eintreffen NA/Beginn der Rea) verstorben. Der Notarzt hat mir dann danach auf der Rückfahrt noch einiges erklärt, ich hab mir dann abends schon noch einige Gedanken drüber gemacht aber es ging.

ThePatient
17.11.2006, 16:42
Also meine ersten zwei reas hatte ich direkt am ersten Tag meines KPPs auf der ITS (da bin ich im Moment immer noch... ) Da durfte ich nur zugucken, mittlerweile drücke ich auch mit, zieh Medis auf und sowas.

Das war schon merkwürdig, zum ersten mal einen Sterbenden zu sehen. Die ersten zwei Wochen waren schon echt anstrengend psychsch für mich echt anstrengend, man gewöhnt sich aber dran und lernt damit umzugehen. Kommt immer drauf an, wer unter welchen Umständen reanimiert wird, wenns bei nem 80jährigen Opi mit schlechter allgemeiner Prognose frustran verläuft nimmt einen das weniger mit als bei ner alleinerziehenden Mutter von drei Kindern. Mit Jugendlichen- oder Kinder Reas hatte ich aber noch nix z tun, das stell ich mir dann auch sehr heftig vor.

ThePatient

//stefan
19.11.2006, 18:05
ich hatte meine erste rea vor ca. 4 monaten. bin rtw als prakti mitgefahren, saßen auf der notarztwache und haben das championsleague finale geguckt (das wird noch wichtig...). dann ging der melder "kollabierte person" und die notärztin fragte mich ob ich schonmal ne rea hatte, ich verneinte dies und bekam als antwort: "na dann drückst du heute!" ich also schon mit nem riesen bammel bis zur einsatzstelle. szenerie: "älterer mann im fernsehsessel zusammengesunken, eher blasse hautfarbe, hatte sich eingenässt". die ehefrau schrie histerisch herum und schrie irgendetwas von "rote karte gegen lehmann" und "mein mann hat sich so aufgeregt"...
die notärztin fing an zu drücken und die anderen bereiteten alle die sachen vor bzw der nef ass beatmete.
ich hab dann das drücken übernommen, war schon ein komisches gefühl, vorallem weil der patient die augen auf hatte und ich das gefühl hatte das er mich die ganze zeit angucken würde und er doch gar nicht tot ist. ist was anderes 1000x auf ner puppe rumzudrücken als auf einem "echten" menschen und du die rippen auch noch knacken hörst. zu allem überfluss kam dann auch noch der sohn des patienten rein. ich kannte ihn übers fitnessstudio... letzendlich haben wir ihn nicht mehr zurückbekommen.
im gegensatz dazu die rea im hochsommer auf dem tennisplatz. 33° hitze im schatten, 61 jahre und mitten im tie-brake (makaber). 2 mins gedrückt, einmal geschockt und spontanatmung + sinustachykardie. 1 woche uniklinik und ab nach haus. da fühlt man sich echt gut.
anfang september dann dann der gau. mit dem ktw zufällig zu verkehrsunfall gekommen. notarzt hält grade an und läuft richtung straßengraben, wirft sich hin und fängt sofort an zu drücken. wir natürlich angehalten und ich lief richtung notarzt. junges kind in rennradklamotten, alle extremitäten 2-3 gradig gebrochen. das linke bei lag quasi "um den hals gewickelt". der notarzt bebeultete und ich übernahm sofort das drücken. überall blut, das auch durch nase, augen und ohren kam. der notarzt war noch sehr jung und man merkte wie aufgeregt und zittrig er war, wusste aber genau was er tat. zum glück kam dann der rth mit einem notarzt den ich kannte und der sofort die "führung" übernahm. intubation --> fehlgeschlagen, neuintubation. pleurapunktion ---> kein effekt, der zugang ging zu (die venenverhältnisse ließen nur einen grünen zugang zu) ---> daraufhin zvk subclavia, anschließend thoraxdrainage beidseitig (monaldi). nach anfänglicher asystolie bekam der junge einen kammerersatzrhythmus mit freq. ~15. puls an femoralis jedoch nicht carotis palpabel. dann unter rea ins nächste krankenhaus, wo er für tot erklärt wurde... die ganzen maßnahmen auf der straße haben ca. 35 minuten gedauert (zum glück waren nef und rth super schnell da). während dieser zeit war ich nicht aufgeregt, eher ruhig, hab das gemacht was ich konnte und was der notarzt mir gesagt hat. als ich dann wieder im ktw saß fing aber das große zittern an, mein kopf war wie in watte gepackt und ich hatte nur dieses erste bild des jungen im kopf. nächster tag zeitung ---> 12 jahre alt, 4 geschwister. hab sehr lange und oft mit freunden/familie geredet. die tatsache das der junge einfach nie eine chance gehabt hat, macht es einfacher. das warum sollte man sich nicht stellen. sowas passiert leider. das ganze ist jetzt 2 monate her aber ich denke immer noch ab und zu daran. vorallem vor jeder schicht auf dem rtw...

sunrise10086
29.11.2006, 18:13
Beim Arbeiten im Krankenhaus.
Ich sollte einen Patienten der V.a. TVT hatte zum Echo um die Ecke karren mit einer Praktikantin (auch noch Schulpraktikantin).
Ins Zimmer, mit dem Patienten noch geflachst, dass wir nur "um die Ecke fahren", er legt das Telefon auf den Nachtschrank, dreht einmal die Augen nach oben und das war es.
Hab nach meiner Kollegin gebruellt, Bett zerlegt, angefangen zu druecken. Es war zur Abwechslung mal ein Arzt in der Naehe, die hat sich den Rehakoffer gekrallt, beatmet und ich hab eben weitergedrueckt bis das Reha-Team da war, die haben dann alles weitere gemacht.

Nach ca 5 min stand mit einem mal der Chef in der Tuer (war ein Privatpatient), und fragte mich ernsthaft (!) "Was ist denn hier los, was machen Sie denn da?" Meine ehrliche Antwort: "Auf den Bus warten, und Sie?"
Meinen Job habe ich aber behalten.

Dem Patienten habe ich mindestens drei Rippen gebrochen (und komm mir hier ja keiner mit dem Spruch "Bei einer guten Rea bricht man keine Rippen..."), aber er hat inital ueberlebt. Ist dann nach ca. 4 Wochen ITS an einer Sepsis eingegangen so wie ich das gehoert habe.

Rugger
29.11.2006, 18:50
Es war zur Abwechslung mal ein Arzt in der Naehe, die hat sich den Rehakoffer gekrallt, beatmet und ich hab eben weitergedrueckt bis das Reha-Team da war, die haben dann alles weitere gemacht.Sorry, der ist zu gut - den konnte ich Dir nicht durchgehen lassen... :-wow :-)) :-top
Nach ca 5 min stand mit einem mal der Chef in der Tuer (war ein Privatpatient), und fragte mich ernsthaft (!) "Was ist denn hier los, was machen Sie denn da?" Meine ehrliche Antwort: "Auf den Bus warten, und Sie?"Der ist allerdings auch gut!!!

Dem Patienten habe ich mindestens drei Rippen gebrochen (und komm mir hier ja keiner mit dem Spruch "Bei einer guten Rea bricht man keine Rippen..."),...Im Gegenteil: es gibt nicht wenige Notärzte, die sagen, das es ohne Rippenbruch keine gute REA war...

R.

Rumpelstilzchen
30.11.2006, 00:20
Meine erste Reanimation war nachts in der Psychiatrie. Etwas ältere Patientin geht eine rauchen, wird wenig später blau angelaufen vorgefunden, vom Dienstarzt intubiert, über eine Stunde reanimiert, frustran.

Meine schlimmste Reanimation: fünf Stunden lang nach Asystolie bei LHK, diffuse Blutung der Lunge unter Antiukoagulation, Blut im Strahl aus dem Tubus, Tod im protrahierten Schock.

******* war das.

GOMER
30.11.2006, 12:01
Im Gegenteil: es gibt nicht wenige Notärzte, die sagen, das es ohne Rippenbruch keine gute REA war...

R.

Totaler Schmarrn, es gibt keine guten oder schlechten Rea's. Nur weil man jemandem die Rippen bricht oder nicht wird's nicht gut oder schlecht; nur weil sie prim., sek., oder tert. erfolgreich ist, ist sie nicht gut oder schlecht.
Als einziger Aspekt könnte m. E. die Zusammenarbeit im prof. Team (Laienhelfer kann/darf man auch nicht bewerten) oder die Entscheidungen des leitenden Arztes gelten.

Rugger
30.11.2006, 17:01
Man muss ja auch nicht immer alles exakt für bare Münze nehmen... :-)
Was ich eigentlich verdeutlichen wollte: es ist nicht weiter dramatisch, wenn unter Reanimation auch mal eine Rippe bricht, daß kommt gerade bei älteren Patientin nicht selten vor...
Natürlich ist die Rippenfraktur jedoch nicht zwingend notwendig, um den Erfolg einer Reanimation sicher zu stellen! (Zumindestens sind mir da keine Studien bekannt... ;-) )

R.