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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Was mich wundert ...



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funny
30.07.2006, 17:06
Wenn man hier von horrenden Wartezeiten von z.B. 8 Semestern liest, dann frage ich mich doch, weshalb wieder so ein Run auf den Medizinstudienplatz besteht. Die halbe Ärzteschaft in Deutschland befindet sich im Streik, überall hört und erfährt man von schlechten Arbeitsbedingungen und dennoch dieser Run. Da das ja nicht immer so gewesen ist, warum jetzt? (Ich meine Medizin war schon immer ein NC-Fach, aber dieser Run momentan). Es kann doch nicht schlagartig so viel mehr Abiturienten geben, die dieses Studium machen wollen. Oder sind die Alternativen (Fächer) im Vergleich zu früher so unattraktiv geworden? Ich frag das mal ganz wertfrei, einfach, weil 4-4,5 Jahre Wartezeit ja wirklich krass sind...

Lava
30.07.2006, 17:10
Dieses periodische An- und Absteigen in der Nachfrage gab es schon immer. Man kann sicherlich ne interessante Doktorarbeit über die Gründe schreiben. :-))

funny
30.07.2006, 17:27
...weil es das schon immer gab... , ist eine meiner Lieblingsbegründungen. :-)

Hellequin
30.07.2006, 17:38
Ich hab mal irgendwo einen Artikel gelesen, dort wurde behauptet daß das Fernsehen einen immer stärkeren Einfluss auf den Berufswunsch hat. Und wenn man sich mal die Unmengen von Ärzteserien im deutschen Fernsehen anschaut (oftmals auch viel positiver dargestellt als in der Realität), dann klingt das durchaus plausibel.

Zum anderen sind in wirtschaftlich schwierigen Zeiten Sozialberufe immer besonders gefragt.

Feuerengelchen
30.07.2006, 18:16
Habe mich aber schon öfter gefragt, warum die alle ausgerechnet in den letzten vier, fünf Jahren so arg draufkommen, gerade Medizin zu studieren. So viele Bewerber gabs nämlich in der ZVS-Geschichte noch nie. ich mein, bei Psycho wars ja schon länger bekannt, dass die Plätze hart umkämpft sind. Mit meiner 2,4 wäre ich vor n paar Jahren noch in das damalige Hochschulverfahren gerutscht, meine Freundin kam 2003 mit 2,2 darüber noch rein!!

jofo.
30.07.2006, 18:24
Ich will schon seit drei Jahren Medizin studieren, also gehöre ich vielleicht nicht unbedingt zu diesem Run. ;)

Eine etwas allgemeinere Erklärung, vielleicht sehr weit hergeholt: Vor einiger Zeit las man doch allenthalben von der Rückkehr der Werte, Rückbesinnung auf traditionelle Sekundärtugenden etc. Vielleicht gehört das Streben nach einem Beruf mit hoher Anerkennung und "langer Tradition" dazu?

supergirl17
30.07.2006, 18:38
Es Grund für einen härteren NC könnte auch sein, dass tendeziell mehr gute/sehr gute Noten vegeben werden als noch vor 10 Jahren (oder gar 20).

Daher gäbe es dann auch mehr Abiturienten mit 1,x Abischnitt- während früher ein glatter Zeier noch hart umkämpft war.

Bitte nich nach Quellen fragen, ein persönlicher Eindruck, der durch Befragung von Verwandten/Bekannt bestätigt wurde. :-nix

funny
30.07.2006, 18:59
Ich habe mir gedacht, dass vor allem "die Wirtschaft" in den vergangenen 5 Jahren einen ganz besonderen üblen Ruf gekriegt hat. Und das macht Angst. Und letztlich münden die meisten Fächer in "der Wirtschaft". Sei es nun Wirtschaftsingenieur, Informatiker, Physiker, Mediendesigner oder Ingenieur. Sie alle arbeiten letztlich in Unternehmen. Und da wirkt ein Krankenhaus schon etwas sympathischer (auf einige). Und klar, Medizin wirkt hochgradig identitätsstiftend. Seit Jahrhunderten anerkannt, sinnvoller Inhalt, Respekt in der Bevölkerung praktisch von Anfang an, auch ein bißchen konservativ... Kann schon, dass man in Zeiten hoher Verunsicherung und Multioptionalität lieber wieder was mit Hand und Fuss macht.

allerdings hoffe ich trotzdem, dass meine Erklärung nicht ganz stimmt. Denn daraus spricht ja nun wirklich allgemeine Angst und Verunsicherung.

little_lunatic
30.07.2006, 19:56
geburtenstärkere Jahrgänge,
Modetrend,
viele med. serien im TV (ER, Crossing Jordan, Scrubs, CSI, House, Grey´s anatomy,....)
der Glaube dass man als Arzt viel verdient, immer Arbeit findet, hoch angesehen wird, durch die Welt reisen kann,..... in Zeiten von karrierefrust und co
ärztestreik u.ä. in den medien

nur mal ein paar mögliche Gründe.

Feuerengelchen
30.07.2006, 19:59
Den Kommentar von supergirl17 kann ich auch bestätigen. hab erst vor zwei tagen alte Jahresberichte meiner Schule gelesen. bei uns hats in den letzten Jahren überdurchschnittlich viele 1,x-Leute gegeben und teilweise sogar ein Drittel des Jahrgangs, der besser als 2,0 war!!!
Neulich im Arbeitsamt hab ich der Beraterin auch erzählt, dass ich eigentlich nur überbrückungsweise arbeitslos bzw. in Weiterbildung bin und eigentlich MED studieren will. da hat sie gemeint, dass es zwar grad echt ein Problem wär, einen Studienplatz zu kriegen, aber nach dem Studium wären die Aussichten auf ne Stelle glänzend (wie auch immer bezahlt). MED-Studium-Absolventen hätten eine der allerniedrigsten Arbeitslosenquoten überhaupt. kann mir schon vorstellen, dass das ein großer Anreiz ist.

little_lunatic
30.07.2006, 20:16
und gegenargumente wie beziehungskiller, stressjob, sch*** arbeitsbedingungen, große verantwortung,.... blendet man angesichts des arguments "geringe arbeitslosigkeit" ja nur allzugerne aus ;-) lalalaaa ich wohn im regenbogenland in einem lebkuchenhaus in der gummibärenallee nr. 9
... mmh.. sarkasmus :-)

elli03
30.07.2006, 20:16
warum bloß dieser run auf das Medizinstudium?

Ich persönlich habe die Erfahrung in meinem Abiturjahrgang gemacht, dass viele Leute, die ein sehr gutes Abitur machen (1,4 und besser) nicht richtig wissen was sie machen sollen und dann kommt eben das Bild (!) vom Arztberuf gerade recht.

- hoher NC --> Elitedenken
- anspruchsvolles Studium
- weißer Kittel
- Dr. Titel
- gesellschaftlicher Status etc.

Ich kenne viele von dieser Sorten und für allesammt steht fest, wir studieren Medizin. Keiner von ihnen kennt den realen Krankenhausalltag, die Schulpraktika wurden in Werbeagenturen und bei Modezeitschriften geleistet...
Vor alten Menschen eckeln sie sich, Zivis werden als "Arschabwischer" belächelt...

Demgegenüber finde ich es absolut bewunderswert, wenn man sich mit der Materie wirklich auseinandereindersetzt, Praktika macht und weiß was es heißt kranke Menschen zu pflegen. Wenn man nach all dem dann sogar noch bereit ist für seinen Traumberuf bzw. ersteinmal ja für das hatre Studium zu warten (und das bis zu 5 Jahre): Hut ab.

Ich stelle es mir nämlich wahnsinnig schwer vor, etwas unbedingt machen zu wollen, es aber nicht zu können! ich hätte nicht die Ausdauer 8 Semester zu warten.

Hellequin
30.07.2006, 20:41
Ich habe mir gedacht, dass vor allem "die Wirtschaft" in den vergangenen 5 Jahren einen ganz besonderen üblen Ruf gekriegt hat. Und das macht Angst. Und letztlich münden die meisten Fächer in "der Wirtschaft". Sei es nun Wirtschaftsingenieur, Informatiker, Physiker, Mediendesigner oder Ingenieur. Sie alle arbeiten letztlich in Unternehmen.

Aber mittlerweile gehen ja Unmengen an Medizinern nach ihrem Studium in den nichtkurativen Bereich. Also entweder schmeißen ziemlich viele Leute während des Studiums ihre Überzeugungen über Bord, oder der Grund liegt woanders.

merowinger81
30.07.2006, 21:26
Ich habe mal eine ganz andere Erklärung parat:

Ich habe auch schon eine kleine "wie-komme-ich-ins-Medizin-Studium" Odysse
hinter mir (Gott sei Dank vorbei) und mich mit einigen Leuten aus der ZVS und diversen
Studentensekretariaten verschiedener Unis unterhalten. Hinter vorgehaltener Hand wird oft gesagt, dass seit die neuen EU-Länder hinzugenommen wurden,
der Run auf die NC-Fächer zugenommen hat. Und auffällig oft haben die Bewerber dieser Länder sehr gute 1er Schnitte, anscheinend aus dem Grund, dass die dortigen Lehrer wissen, dass viele der Schüler eine Chance im Westen suchen, und Ihnen mit den guten Noten quasi, einen besseren Start verpassen möchten; was ich auch irgendwie nachvollziehen kann!
Da man als Bewerber aus einem EU-LAnd sich gleichberechtigt bei der ZVS bewerben darf (ohne Ausländerquoten und dergleichen), buhlen natürlich mehr Leute um einen Platz als früher. Da wie gesagt viele der neuen Mitbewerber auch gute Noten haben, wird die Zulassungsquote logischerweise schärfer.
- und die Warteliste länger.

Ich mein schaut mal zu den Ösis; die haben auch Schiss davor, dass wir denen die Bude einrennen...irgendwie das gleiche nur in Grün :-))

Abgesehen davon, wird auch die allgemein wirtschaftliche Lage-wie meine vor-poster schon festgestellt haben-, keinen unerheblichen Anteil daran haben.

So long

HonorisCausa
30.07.2006, 21:37
Ich hab mal irgendwo einen Artikel gelesen, dort wurde behauptet daß das Fernsehen einen immer stärkeren Einfluss auf den Berufswunsch hat. Und wenn man sich mal die Unmengen von Ärzteserien im deutschen Fernsehen anschaut (oftmals auch viel positiver dargestellt als in der Realität), dann klingt das durchaus plausibel.

Zum anderen sind in wirtschaftlich schwierigen Zeiten Sozialberufe immer besonders gefragt.

Kann mich dem nur anschließen! Zusätzlich muss ich sagen, dass es besonders in den letzten Jahren an positiver Werbung für den Beruf des Arztes nicht gemangelt hat, zumal, wenn auch unter schlechten Bedingungen, es kaum Arbeitslosigkeit in dieser Berufsgruppe gab und giebt.

Außerdem habe ich wirklich schon viele Medizinstudenten kennen gelernt, die einen sehr guten 1er Schnitt hatten, keine wirkliche Vorstellung bezüglicher ihrer Berufswahl hatten, und daher entweder Jura oder Medizin anfangen haben

Hellequin
30.07.2006, 22:00
Also ich hab mir mal die Studentenstatistik unserer Uni angeschaut. Es stimmt zwar, das die Anzahl der ausländischen Medizinstudenten zugenommen hat, aber trotzdem sind es noch nichteinmal 6% die im letzten Wintersemester bei uns eingeschrieben waren (wobei es auch keine Unterscheidung zwischen EU-Ausländern, sonstigen Ausländern und Teilnehmern an Austauschprogrammen gibt.). Zumindestens für unsere Uni halte ich die Argumentation nicht für sonderlich stichhaltig. Zumal die ausländischen Zeugnisse von der ZVS umgerechnet werden.

Michael72
30.07.2006, 22:12
Hmm, nüchtern betrachtet ist es doch ganz einfach so:

entweder man macht ein Lehramtsstudium (zur Zeit ebenfalls völlig überlaufen), oder man hat die Wahl zwischen:

Was wirtschaftlichem (BWL, VWL, WiIng, etc.): wird von einem Konzern ausgebeutet

Was philosophisches (-istik-Fächer, -ogie-Fächer): meist Ticket in die Arbeitslosigkeit

Was wissenschaftliches (Physik, Chemie, Mathe): machen nur die Cracks

Jura: ohne zwei Prädikate keine Chance

Medizin: prima Studium, prima Ansehen, Dr.-Titel, weltweit einsetzbar.

Da fällt wohl vielen die Wahl recht leicht (mir ja auch).

funny
30.07.2006, 22:14
Ich glaube jetzt erstmal auch nicht, dass die Ausländer Schuld sind :-)) :-)) :-))

Maschinenbau z.B. ist KEIN NC-Fach, aber die Anstellungsverhältnisse sind exzellent. Habe zwei Bekannte, die mit dem ersten Gehalt sofort auch privat krankenversichert werden konnten, if you know what I mean..... Ist allerdings auch kein Studiengang, der mal so auswendig zu lernen sein dürfte. Mathe hop oder top....

Im Jahr 1997 übrigens hat man jedem von Medizin abgeraten. Hähäh, willste im Taxi mal links vorne sitzen....

Kann man eigentlich irgendeiner Prognose noch trauen?

merowinger81
30.07.2006, 22:15
Wie kommst du auf 6 %? Offizielle Zahl? welche Uni?

Wie gesagt, dass hab ic mir nicht aus den Fingern gezogen; Sondern dies hab ich von Leuten die Tag-ein Tag-aus nix anderes machen als sich mit Uni-Bewerbern zu beschäftigen. Aber man muss schon zugeben, dass dies doch irgendwo Sinn macht, oder? Wenn sich mehr bewerben, sind die Plätze halt schwerer zu kriegen!

Dazu muss noch gesagt, werden, dass manche Regionen für ausländische Bewerber attraktiver zu sein scheinen!

Während hier im Pott ein guter Mix verschiedener Nationen anzutreffen ist( ich rede jetzt von Leuten die zum Studium hergekommen sind),
waren in Bayern fast nur Leute aus der größeren Umgebung selbst anzutreffen!

Wie auch immer, ich erhebe natürlich nicht den Anspruch, dass NUR meine aufgeführten Gründe für die Problematik verantwortlich sind, aber die Argumentation ist meines erachtens nicht einfach so von der Hand zu weisen! :-meinung

P.S.:
In welcher Industrienation studiert man noch so günstig Medizin ;)

funny
30.07.2006, 22:27
[QUOTE=elli03]
Ich kenne viele von dieser Sorten und für allesammt steht fest, wir studieren Medizin. Keiner von ihnen kennt den realen Krankenhausalltag, die Schulpraktika wurden in Werbeagenturen und bei Modezeitschriften geleistet...
Vor alten Menschen eckeln sie sich, Zivis werden als "Arschabwischer" belächelt...QUOTE]

Keine Sorge, die werden auch noch sehen, dass THE REAL LIFE nicht nur eine Serie von MTV ist. Das Leben ist gerecht :-))