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Aktive Benutzer in diesem Thema

  1. #1
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    Diese Frage beschäftigt mich schon sehr lange und ich komme nicht zu einem Ergebnis. Was mir vor allem große Probleme bereitet (da ich im 5ten klinischen bin also noch nicht wirklich in der Praxis) ist die Frage wie häufig sowas ist?
    Wie häufig schätzt man Situationen falsch ein und macht gravierende Fehler?Ist es so häufig wie die Medien vermuten lassen?Wieviel Patienten "bring man um"?
    Passiert das einem von 100 Ärzten oder ist das etwas was jedem Arzt mal früher oder später passieren wird?

    MAn sagt "Jeder Arzt hat seinen Friedhof"----ist das nur umgangsprachlich gemeint im Sinne von "als Arzt hat man ne hohe Verantwortung" oder ist das schon so das man realistisch gesehen größere und zum Teil auch irreparable Fehler mal machen wird?

    Und wenn sowas passiert....wie geht man damit um?Mal angenommen man übersieht etwas und der Patient stirbt (ich weiß ist ein Extremfall aber wohl durchaus nicht undenkbar)---sagt man sich dann einfach "Tja hab mein bestes gegeben aber eben XY nicht bemerkt.Weiter gehts"---ich persönlich könnt mir nicht vorstellen mit so etwas wirklich leben zu können. Wie seht ihr das?



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  2. #2
    Herzschamane
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    Jeder macht Fehler, da wir immer noch Menschen sind und keine Maschinen. Es gibt einerseits die Behandlungsfehler, die so gravierend sind und an die Presse gelangen, aber im Alltag sind es meist kleinere Dinge (die in ihrer Summe eben auch potentiell lebensbedrohlich sind), z.B. falsche Medikamentendosierung. Das Wichtigste ist, dass man sein eigenes Tun und Handeln immer hinterfragt und eben auch eine Supervision durch Oberarzt oder Chefarzt einfordert (auch wenn das nicht immer Gang und Gebe ist). Wir sind auch keine Hellseher, wir wissen eben nicht, was in der (nahen) Zukunft passiert.
    Wenn man einen Fehler macht, dann sollte man aus diesem lernen und ggf. einzelne Fälle mit anderen Kollegen durchsprechen um zu sehen, was hätte anders laufen können.



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  3. #3
    Registrierter Benutzer
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    70
    www.jeder-fehler-zaehlt.de
    http://www.cirsmedical.de/

    Mittlerweile geht die Ärzteschaft schon offener damit um. Bei uns gab es im Studium einen wirklich guten Vortrag von Herrn Lackner, INM München, der sich mit der Fehlerkultur in der Ärzteschaft beschäftigt. Auf den Vortrag von damals kann ich nicht mehr zugreifen, aber es war so ähnlich wie hier

    Interessantes Thema, bei dem es noch viel zu lernen gibt. Die Anästhesisten sind die Vorreiter auf dem Gebiet. Angelehnt ist das Ganze ja an das Fehlermanagment im Flugbereich. Auch hier gab/gibt es immer wieder tragische Kollisionen von kleinen Fehlern. Aber hier haben es die Beteiligten mit der Zeit gelernt, dass es mehr Sinn macht, Dinge, die falsch laufen anzusprechen. Bei uns ist ja jeder froh, wenn niemand was mitbekommen hat und man "nochmal weggekommen" ist, als dass offen darüber gesprochen wird...



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  4. #4
    Ärztin mit Stil Avatar von teletubs
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    Aus Fehlern lernt man...jeder macht sie und ich habe auch aus dem ein oder anderen kleinen Fehler gelernt! Allerdings waren diese nie fatal oder stellten eine unmittelbare Lebensbedrohung dar. Und es ist wichtig auch dafür gerade zu stehen. Nobody is perfect

    Hier in der Schweiz habe ich oft das sog. CIRS („Critical Incident Reporting System“) gesehen...find ich gut.
    Ein Noro kommt selten allein ©
    Fühl dich wohl mit Haldol ©



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  5. #5
    Über-Mod und Trollator Avatar von airmaria
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    es gab hier mal vor einigen jahren ein schönes thema: todesursache nr 1, arzt: http://www.medi-learn.de/medizinstud...ead.php?t=7308
    o.k., das ist dann etwas auseinadergelaufen, aber hier vielleicht nochmal ein paar zahlen daraus um zu sehen, wie viele fehler täglich passieren:

    Zitat Zitat von airmaria Beitrag anzeigen
    Also gut, ich habe mich mal ein wenig schlauer gemacht und werde nun einige Zahlen aus diversen Studien wiedergeben.
    Dabei möchte ich vorab nochmal deutlich machen, daß es mir bei meinen bisherigen Aussagen zu "Arzt, Todesurschae Nr.1“ nicht um die offensichtlichen Kunstfehler am Skalpell ging, sondern um das tägliche Handwerkszeug fast aller Ärzte: die Medikation.

    Prinzipiell wird in den Studien zwischen UAW (unerwünschte Arzeneimittelwirkungen) und UAE (unerwünschtes Arzeneimittelereignisse) unterschieden, wobei man dann weiter zwischen vermeidbaren und nicht vermeidbaren differenziert.

    Eine ganz besondere Schwierigkeit an vernünftige Zahlen zu kommen, die Bastian mit seinen 25000 Toten da oben z.B. beschreibt liegt im Meldeverhalten der Ärzte und Pfleger.
    So weist eine umfangreiche retrospektive Studie von Jha et al. nach, daß gerademal 5% aller nachweisbaren UAE gemeldet wurden!
    Demgegenüber steht ein besonders hoher vermeidbarer Anteil an UAE-bedingten Krankenhausaufnahmen von 73,3% bei geriatrischen Patienten! In dieser Zielgruppe zeigt sich besonders deutlich das Problem der Multimorbidität älterer Menschen und der daraus resultierenden Polypharmazie.

    Vermeidbare UAE sind definitionsgemäß Folge von Medikationsfehlern. Nach einer Studie von Bates et al. sind 81% der Medikationsfehler im Verantwortungsbereich der Ärzteschaft zu suchen, hingegen nur 14% im Bereich der Pflegekräfte (der Rest Übertragungs- und Distributionsfehler).
    Der deutlich größte Anteil vermeidbarer UAE geht auf Verodnungsfehler zu Beginn der Medikationsphase zurück, insbesondere die Überdosierung ist hier hauptverantwortlich, wobei davon wieder 30-40% auf einer fehlende/falsche Dosisanpassung bei Niereninsuffizienz beruhen und 19% auf einer Nichtberücksichtigung des Patientengewichts!
    Daneben resultieren Dosierungsfehler aber auch auf Rechenfehlern, was zum einen ein kleiner Versuch mit 150 Ärzten zeigte, die 5 verschiedene Dosierungen berechnen sollten, was lediglich 44% gelang und in der o.g. Studie mit 11% als Ursache für Dosierungsfehler angeführt wird.

    Viel schwieriger an vernünftige Zahlen im Gegensatz zur Inzidenz und Vermeidbarkeit von UAE ist es an eine Inzidenz von Todesfällen aufgrund von UAE zu kommen.
    Eine viel zitierte Studie ist hier die Metaanalyse von Lazarou et al., die die Ergebnisse von 16 amerikanischen Studien aus den Jahren 1964 bis 1995 zusammenfaßt.
    Eine Umrechnung dieser Zahlen auf deutsche Verhältnisse unter weiterer Berücksichtigung einer norwegischen Studie durch Schnurrer in seiner Dissertation läßt ihn insgesamt von 157.000 Todesfällen jährlich ausgehen, alleine für den stationären Bereich auf tödliche UAE zurückführbar!

    Insgesamt verdeutlichen die Zahlen, daß Todesfälle durch UAE ein ernst zu nehmendes Problem sind. Hierbei sind noch nicht die Todesfälle von außerhalb der Krankenhäuser Verstorbener berücksichtigt. Auch ambulant aufgetretene UAE sind nicht erfaßt.
    heute arbeite ich an einer klinik, welche das cirs-system unterstützt und jede woche spezielle fälle hieraus analysiert: das ist sicherlich ein guter weg!
    airmaria
    Ruhe bewahren, wenn Ruhe verloren: Ruhe wiederfinden!





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