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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Verklagen wg Mobbing am Arbeitsplatz



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sweety92
16.06.2022, 11:06
Hallo liebe Kollegen,

ich bin nun schon länger auf der Suche nach einer neuen Stelle. Werde, sobald ich einen neuen Vertrag habe, den leitenden OA wegen Mobbing anzeigen..
Hat da jemand Erfahrungen? Wie geht man am besten vor? Über den Betriebsrat?

Ein Gesprächsversuch war leider nicht sonderlich erfolgreich. Da es nur zu Schuldzuweisungen mir gegenüber geführt hat.

Vielleicht hat ja der Eine oder der Andere Erfahrungen.
Lieben Dank

kartoffelbrei
16.06.2022, 12:30
Betriebsrat ist immer ein guter Anfang! Die helfen dann beim Kontakt zu Personalabteilung etc.

Das Problem ist häufig, dass die Meldenden anonym bleiben wollen. Dann weiß die Personalabteilung zwar Bescheid, kann aber nicht rechtlich gegen die Person vorgehen, weil es formell keine Zeugen gibt. Wenn du bereit bist, ein Statement mit Namen abzugeben, kann das dazu führen, dass die Person v.a. bei Wiederholungsfällen gekündigt wird.

Blaulicht86
16.06.2022, 14:19
Es gibt soweit ich weiß Mobbing Berater bei den Ärztekammern, zB der Ärztekammer Nordrhein.

Nefazodon
16.06.2022, 14:33
Betriebsrat und Mobbingberatungsstelle aus den Vor-Postings sind auf jedenfall gute Tipps und deine erste Anlaufstelle.

Solltest Du wirklich eine Klage in Erwägung ziehen, solltest Du bedenken, dass Du beweispflichtig wärst.
Gibt es Zeugen, die für dich aussagen würden? Hast Du dir Notizen zu den Vorfällen gemacht?

Die Belastungen durch ein gerichtliches Verfahren solltest Du nicht unterschätzen...

Bille11
16.06.2022, 19:32
Tagebuch. Betriebsrat, Arbeitsrechtler, schriftliche Aussagen von Zeugen UND Zusagen, dass diese aussagen.

Ich habs dann sein gelassen für den Seelenfrieden. Trotz mir gegenüber unfairer und krasser Handlungen (Ständige Gespräche mit HR nach Provokationen, etc..). Und bin gegangen. Jetzt gehts mir besser. Das ist das wichtigste.

Nulllinie
16.06.2022, 20:04
Die zwei größten Hürden für eine Klage: Zeugen finden, die bereit sind auszusagen - wer an der Arbeitsstelle bleibt, will sich ja meistens nicht die Finger verbrennen. Und nachzuweisen, dass es sich wirklich um Mobbing - also gezielt, systematisch und über einen längeren Zeitraum - handelt.

Ärgerlich, aber leider muss man sich da ja wirklich überlegen, ob sich die notwendige Energie für so etwas lohnt. Aber eine Beschwerde über den Betriebsrat bzw. die Personalabteilung geht meistens einfacher als eine Klage und ist definitiv sinnvoll, wenn das Verhalten des Oberarztes weit weg von der Norm gewesen seien sollte ;)

RussianAngel
16.06.2022, 20:14
Mobbing zu verklagen bringt Dir wirklich wenig, da ist der Schutz 0.0...Höchstens wirst du als "Problemverursacher" abgestempelt...Was aber wirklich etwas bringt ist die echten Probleme im Betrieb zur Schau zu bringen im Sinne von Gegenmobben und augenscheinliche Missstände offenlegen...Das wird wirklich sehr sehr teuer, weil die Mobber sich dann wehren...Im Endeffekt entsteht aber für Sie ein massiver Schaden: Image, Geld, Konflikte mit der Verwaltung...Das ist die einzige Sprache, die die Mobber verstehen, aber es muss meisterhaft ausgespielt werden, sonst läuft man Gefahr, zu viel Geld und Image selber zu verlieren :) Und vor allem langfristig planen...

PS Im Übrigen bin ich der Meinung, dass wenn ein Arzt einen anderen Arzt extra schickaniert, er die Approbatiosnurkunde verlieren sollte...Wer soooo doof oder sagen wir besser überheblich ist, um so etwas zu machen, sollte nicht diese "Macht" behalten dürfen...

Endoplasmatisches Reticulum
17.06.2022, 08:09
Wie stellst du dir das vor, den eigenen leitenden Oberarzt meisterhaft zurückzumobben?

Evidence based
17.06.2022, 08:33
Wie stellst du dir das vor, den eigenen leitenden Oberarzt meisterhaft zurückzumobben?

Naja, in vielen Fällen sind das selbst ziemlich kaputte Charaktere, die sich relativ einfach bloß stellen lassen, sofern man sich denn traut. Ob das Sinn macht, sei mal dahin gestellt...

Endoplasmatisches Reticulum
17.06.2022, 09:25
Eben. Sowas kann funktionieren, wenn man ein gewisses Standing hat oder es nicht der eigene Oberarzt ist, also z.B. wenn der Oberarzt einer anderen Fachabteilung es auf mich abgesehen hat und ich irgendwann zurückfeuere. Aber als AiW den eigenen, mobbenden Oberarzt "zurückmobben"? Wie soll das nicht nach hinten losgehen?

Reflex
17.06.2022, 09:43
Demütigung und systematische Entwertung des anderen ist keine sinnvolle Konfliktlösungsstrategie. Wenn der andere sogar noch das bessere Standing in der Abteilung und die Rückendeckung der Verwaltung hat, drohen einem im Zweifel sogar noch selber arbeitsrechtliche Konsequenzen. Daher ist "zurück mobben" alles, aber keine sinnvolle Empfehlung. Darüber hinaus muss man sich bewusst sein, dass man vermutlich weder eine Entschuldigung noch Einsicht bei der anderen Seite erreicht. Und Genugtuung erreicht man auch eher selten über den Klageweg.


Die zwei größten Hürden für eine Klage: Zeugen finden, die bereit sind auszusagen - wer an der Arbeitsstelle bleibt, will sich ja meistens nicht die Finger verbrennen. Und nachzuweisen, dass es sich wirklich um Mobbing - also gezielt, systematisch und über einen längeren Zeitraum - handelt.

Und genau daran scheitern viele Klagen, weil der Kläger nachweisen muss, dass es sich im rechtlichen Sinne um Mobbing handelt. Beschwerde beim Betriebsrat und Arbeitsplatzwechsel wird vermutlich einem deutlich mehr bringen, als ein Prozess, der viel Geld und Nerven kostet und sich womöglich über zwei Jahre hinzieht und dann, wenn denn die Klage zugelassen wird, nicht immer mit einem befriedigenden Ende einher geht. Da muss man gut abwägen, ob es das wirklich einem Wert ist.

RussianAngel
17.06.2022, 10:04
Wir haben als Ärzte sowieso ein hervorragendes gesellschaftliches Standing...

Eine nicht allzu schlechte Variante, wie man den OA zurückmobben kann, hatte sich in Zürich vor kurzem abgespielt:
https://www.blick.ch/schweiz/zuerich/bezirksgericht-zuerich-kinder-herzchirurg-wegen-todesdrohungen-verurteilt-id17515497.html

Dafür muss man aber wirklich viel Geld- und Nervenreserven haben, sowie einen soliden Plan B, um so etwas durchzuziehen... Sowie keine Angst vor Gericht und co...Ein Gericht würde so eine Geschichte nie ernst nehmen, glaub mir ;) und die paar Tagessätze wären es mir auf alle Fälle wert :)

Die werden es sich sicherlich dort im Spital mehrmals überlegen bevor die wieder Mobbing verüben ;)

Endoplasmatisches Reticulum
17.06.2022, 10:48
Dein Beispiel, wie man einen Oberarzt zurückmobben kann, ist ein Krankenhaus, das einen Chirurgen entlassen hat, weil er bei einer Sitzung gegenüber der Geschäftsleitung gedroht hat, sie in die Luft zu sprengen?

RussianAngel
17.06.2022, 11:13
Mensch...Der wurde bereits lange davor entlassen (wahrscheinlich auch aus rassistischen Gründen unter anderem laut seines Anwaltes), dann ging er in den Hungerstreik recht lange, das machte hier grosse Runde...bei einer Mediationssitzung danach kamen eben diese Aussagen...das ist eben ein Beispiel, ich sage nicht, dass jeder so was durchziehen kann :-)

Gro?erDenker
17.06.2022, 11:18
man kann niemanden wegen Mobbing verklagen, es muss schon eine richtige Straftat vorliegen.

Endoplasmatisches Reticulum
17.06.2022, 11:25
das ist eben ein Beispiel, ich sage nicht, dass jeder so was durchziehen kann :-)
Aber dein Beispiel ist halt so, wie wenn eine Sekretärin von ihrem Chef gemobbt wird, und du sagst: "Schau mal hier, ein Beispielfall der dir zeigt, wie du zurückmobben kannst. Da hat ein CEO seinen Abteilungsleiter entlassen, weil der ihm auf den Schreibtisch gekackt hat."

Was hilft das einer Ärztin in Weiterbildung mit 2 Jahren HNO-Erfahrung, die von ihrem leitenden Oberarzt gemobbt wird?

Gro?erDenker
17.06.2022, 11:26
ggfs. 192 StGB

da kann sich eine Beleidigung auch aus den Umständen der Äußerung ergeben, niedrigere Straftatbestände in der Richtung kenn ich nicht. Aber sowas hat man natürlich potenziell häufig wenn man vor Dritten niedergemacht wird etc.

Reflex
17.06.2022, 11:28
Mensch...Der wurde bereits lange davor entlassen (wahrscheinlich auch aus rassistischen Gründen unter anderem laut seines Anwaltes), dann ging er in den Hungerstreik recht lange, das machte hier grosse Runde...bei einer Mediationssitzung danach kamen eben diese Aussagen...das ist eben ein Beispiel, ich sage nicht, dass jeder so was durchziehen kann :-)

Jemand, der andere bedroht, und dann zu einer Geldstrafe veruteilt wird, soll ernsthaft ein gutes Beispiel für „zurück mobben“ sein? Bei Bedrohung handelt es sich um eine Straftat, die zu einer Freiheits-oder Geldstrafe führen kann. Der Chirurg ist entweder ziemlich dumm oder hat eine sehr dissoziale/narzisstische Persönlichkeitsstruktur, die dringend einer Behandlung bedarf, oder beides.

Gro?erDenker
17.06.2022, 11:31
Hä in Ägypten hätte man das so geregelt, deine Annahme ist schon ziemlich rassistisch.

Endoplasmatisches Reticulum
17.06.2022, 11:35
Ehrlich, ich verstehe dieses Beispiel nicht. Auf so vielen Ebenen.
Soll der gefeuerte "Ich spreng euch in die Luft"-Chirurg jetzt der Mobber oder das Mobbingopfer sein?