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Interview mit Dr. med. Thomas Raddatz (Chirurg)

Das Medizinstudium - Interview mit praktizierenden Ärzten

Redaktion (MEDI-LEARN)

Wir möchten in der Reihe "Interview mit Ärzten" an dieser Stelle das Gespräch mit Herrn Dr. med. Thomas Raddatz (Chirurg) veröffentlichen, der den kleinen Fragenkatalog wie folgt beantwortet hat.

Beschreiben Sie bitte kurz Ihren studentischen Werdegang (Studienort, Studienverlauf, Studienzeit etc.). An welche Höhepunkte und auch Tiefpunkte während des Studiums erinnern Sie sich noch heute? 

Kurz-Vita: Geboren 12. Oktober 1948 in Berlin - Abitur 1968 - Studium der Germanistik, Geschichte und Dokumentations-Wissenschaften an der Freien Universität Berlin 1968-74 - Magisterarbeit 1974 - Freier Mitarbeiter des Senders RIAS Berlin von 1969-72 - Studium der Humanmedizin an der Freien Universität Berlin 1974-81 mit Promotion zum Dr. med. - Chirurgischer Assistenzarzt in Warburg, Kassel und Herford 1982-88 - Oberarzt der Klinik für Allgemein- und Thoraxchirurgie am Klinikum Kassel 1988-89 - Seit 1989 niedergelassener Chirurg in Vellmar bei Kassel mit den Tätigkeitsschwerpunkten Ambulante Operationen und Unfallmedizin

Studium von 1974-81 an der Freien Universität Berlin incl. Promotion ("Ultraschalluntersuchungen der Placenta und fetaler Körperstrukturen im Verlauf der Schwangerschaft"bei Prof. Hoffbauer, Universitäts-Frauenklinik Berlin-Charlottenburg).
Beeindruckend und äußerst wirkungsvoll waren meine diversen Famulaturen in einergynäkologischen Praxis, die in regelmäßigen Vertretungen gipfelten: Der Famulus Raddatz wurde von dem Praxisinhaber als gleichberechtigt behandelt. Die gesamte Sprechstunde haben wir zu zweit abgewickelt, morgens in der Belegklinik 2x pro Woche operiert. Dabei wurden nicht nur praktische Kenntnisse entwickelt und gefördert, so ganz nebenbeientstand auch das "Feeling" für den Arztberuf.

Surftipp

Thomas Raddatz
Die Internetseite von Dr. med. Thomas Raddatz sowie sein Engagement beim Bürgerkonvent.

Was haben Sie am Tag Ihres 3. Staatsexamen(s) gemacht, nachdem Sie die Prüfung erfolgreich hinter sich gelassen und damit das Medizinstudium abgeschlossen hatten?

Mit ein paar Kumpels ein paar Bierchen gezischt, dabei den Trauermarsch aus Wagners"Götterdämmerung" gehört.

Mit welcher Motivation haben Sie das Medizinstudium begonnen, sprich warum haben Sie sich entschieden, Medizin zu studieren?

Die Frage könnte auch lauten: Warum habe ich mich um einen Studienplatz bemüht?Mein Germanistik-Studium verlief im Ende nicht gerade erfolgreich: Mein Doktorvaterwechselte nach Wien, eine reelle berufliche Alternative im Bundeskanzleramt wurdedurch die Guillaume-Affäre zunichte gemacht. Zu diesem Zeitpunkt hätte ich niemals mit einem Studienplatz gerechnet und habe mich mehr aus Quatsch beworben.Als dann aber die Zusage kam, war mir schlagartig die Gunst der Stunde bzw. die zweite Chance bewußt.

Wie bewerten Sie diese Motivation rückblickend? Hat sie sich während des Studiums aufrechterhalten oder in welcher Form hat sie sich geändert?

Sie hat sich über das gesamte Studium nicht nur gehalten, sondern auch gefestigt.Gedanken an einen Studienabbruch/-wechsel traten zu keiner Zeit auf. ZurMotivation noch ein paar Worte: Im Studienverlauf ist man geneigt, die gesammelten Kenntnisse in Erfahrungen umzusetzen, mit anderen Worten "Doktorspielchen" auf hohem Niveau, welches ein durchaus geeignetes Mittel der Eigenreflexion ist. So ergibt sich fast automatisch, dem einen oder anderen aus Familie oder Bekanntschaft mit medizinischen Tipps behilflich zu sein. Das ist Motivation genug.

Wie sieht der Alltag als Arzt für Sie heute aus? Was macht Ihnen am meisten Spass? Was am wenigsten?

Die Chirurgie ist von allen klinischen Fächern für mich das reizvollste. Es gibt kaum identische Verläufe, und man arbeitet stets am Limit. DieseHerausforderung brauche ich. Bedauerlicherweise haben sich die Rahmenbedingungen in den letzten Jahren stetigverschlechtert. Staatsdirigismus und wirtschaftliche Zwänge überlagern das rein medizinische.

Welche Tipps würden Sie Studenten, die jetzt vor der Entscheidung stehen, Medizin zu studieren, mit auf den Weg geben?

Mein Buch "Eine Krähe hackt der anderen ...", das in diesem Jahr erscheinenwird, empfehle ich auch Studieninteressierten und Studenten zum Lesen. Kurz einpaar Worte zu dem Buch: Die Schwächen des öffentlichen Gesundheitswesens und deren Fehlentwicklungen der letzten zwanzig Jahre schonungslos darzustellen, ist Hauptanliegen dieses Buches, das sich nicht als typisches Sachbuch versteht. Vielmehr ist es als Streitschrift angelegt, basiert selbstverständlich auf nachprüfbaren Fakten, verwendet aber populistische, hin und wieder auch polemische Stilmittel, um Betroffenheit auszulösen. Der Autor hat alle wesentlichen Stufen einer ärztlichen Karriere durchlaufen und gestattet Einblicke in die Praxis von Ärzten und Krankenhäusern, Kassen und Kammern, von Aus- und Weiterbildung. Dabei werden die Bereiche, die der Öffentlichkeit üblicherweise verborgen bleiben, kritisch offengelegt und Zusammenhänge beschrieben, wo keine vermutet werden.

Wenn Sie nach der Lektüre anschließend immer noch davon überzeugt sind, das richtige zu tun, dann sind Sie wohl nicht aufzuhalten.