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Leben im Kartoffelsack

Krankenpflegepraktikum in Straßburg

Hans Faber

 

Ich fühlte mich wohl

Ob das gut für die Patientenversorgung ist, diskutiere ich hier besser nicht. Nach einer gewissen Eingewöhnung fühlte ich mich schließlich sehr wohl auf der Station, auch der Kontakt zu den Patienten war durchweg positiv. Anfeindungen aufgrund meiner deutschen Herkunft, die ich natürlich so nah an der Grenze befürchtete, erlebte ich kein einziges Mal. Vielmehr haben sich die Patienten gefreut, daß junge Menschen ins Ausland gehen. 
Einblicke in die Handchirurgie

Bedauert habe ich es etwas, daß ich von den ärztlichen Visiten so gut wie nichts mitbekam. Dafür bot sich aber die Gelegenheit für mich, auch mal ein paar Schichten bei „SOS Main“ zu verbringen. Das ist eine besondere Abteilung dieses Krankenhauses, die es nur an wenigen Orten in dieser Form gibt. Im Prinzip ist es eine Notfallambulanz, die sich auf handchirurgische Sachen spezialisiert hat. Abendliche Schlägereien in der Stadt sorgen dafür, daß es den Chirurgen nicht langweilig wird. Ich habe einige spannende Operationen gesehen, in denen gebrochene Finger wieder zusammengedübelt wurden. Nicht schön anzusehen war allerdings die Plexusanästhesie, tonnenweise Lokalanästhetikum wird direkt in die Achselhöhle gespritzt, der Arm zuckt dabei und die Patienten beißen vor Schmerzen die Zähne zusammen. Außerdem durfte ich noch ein paar Mal bei Endoskopien dabei sein, ich fand es aber schade, zu diesem Zeitpunkt noch nicht die erforderlichen anatomischen Kenntnisse zu besitzen.

Ich war nicht der einzige Deutsche dort, und so wurde zwar nicht die ganze Zeit französisch gesprochen, dafür wurde es uns nach der Arbeit nicht langweilig. Es ist außergewöhnlich für Frankreich und sehr angenehm, daß Straßburg eine autofreie Innenstadt hat. Im Theater sah ich ein Stück von Molière, an einem anderen Tag besichtigte ich das Europaparlament.

Der Kampf mit dem Landesprüfungsamt

Ein dritter Punkt, der viele davon abhält, ins Ausland zu gehen, ist die Frage, ob ein Pflegepraktikum im Ausland überhaupt anerkannt wird. Und in der Tat hatte ich diesbezüglich unglaubliche Hürden zu überwinden. Ganz wichtig ist es, die Praktikumsbescheinigungen schon so bald wie möglich beim Landesprüfungsamt einzureichen, sonst wird unter Umständen noch das Physikum gefährdet. Am besten nehmt Ihr schon gleich die entsprechenden Vordrucke mit. Insgesamt waren wir drei aus meinem Semester, die die gleichen Schwierigkeiten hatten. Das LPA wollte unser Praktikum zunächst nicht anerkennen mit der Begründung, es wisse ja nicht, ob wir wirklich in einem Krankenhaus gearbeitet hätten. Dieses hieß offiziell „Clinique des Diaconesses“, und man sollte meinen, der gesunde Menschenverstand reicht aus, um auf die deutsche Übersetzung „Diakoniekrankenhaus“ zu kommen. Weit gefehlt! Entscheidend ist, was auf dem Stempel steht, und da stand leider „Etablissement des Diaconesses“.

Probleme mit der Anerkennung beim LPA

Klingt richtig nobel, verursachte aber Stirnfalten in Düsseldorf, da ein Etablissement so ziemlich alles sein kann. Daraufhin organisierten wir von dem Krankenhaus eine farbige Broschüre mit vielen bunten Bildern von Krankenschwestern in Patientenzimmern, doch wer glaubt, das reicht, der kennt das LPA schlecht: „Wir sprechen kein Französisch, das können wir nicht akzeptieren. Sie brauchen eine notarielle Übersetzung!“ Ich wußte schon gleich, daß ich dafür ganz bestimmt kein Geld ausgeben würde, fragte aber gleich, was denn da eigentlich drinstehen soll. Und so meinten die, sie wollten den Nachweis, daß es sich um ein Krankenhaus mit soundsoviel Betten handelt, in dem akut erkrankte Patienten stationär behandelt werden. Diese seltsame Formulierung habe ich noch heute im Kopf, wie sollte ich daß bloß den Franzosen erklären? Ich rief den Pflegedienstleiter an und berichtete von dem Theater. Schließlich kamen wir überein, daß ich denen einen deutschen Text schicke, den sie dann auf einen Briefbogen des Krankenhauses tippten. Auf diesem stand zum Glück „Clinique“ drauf, nicht aber auf dem Stempel. Also klebte der Pflegedienstleiter noch ein kleines Post-It drauf mit dem Satz „Il n’existe pas de cachet „clinique“, mais cela est noté ici.“ Tipfehler bauten sie auch noch ein, und so sah das ganze so aus, als sei es in Straßburg formuliert worden. Zum Glück konnten die dort auch etwas deutsch, sonst hätten die das vielleicht nicht so einfach gemacht. Ein Jahr hat es gedauert, bis das Landesprüfungsamt das Praktikum endlich anerkannt hatte, am Schluß war noch etwas Telefonterror nötig, um den Vorgang zum Abschluß zu bringen. Es hieß immer, ich solle in 14 Tagen noch mal anrufen, ich meldete mich aber konsequent alle zwei Tage, denn meine Geduld war am Ende. Schließlich meinten sie: „Wissen Sie was, geben sie mir Ihre Telefonnummer, ich rufe Sie zurück.“ Binnen zwei Stunden war das Praktikum anerkannt. Na bitte! 
Fazit

Trotz dieser Hürden nach dem Praktikum kann ich es nur jedem empfehlen, schon gleich das Krankenpflegepraktikum im Ausland zu machen. Ich habe bei allen meinen Auslandspraktika noch viel über das rein Medizinische hinaus mitgenommen. Die Sache mit dem Prüfungsamt war zwar ärgerlich, doch im Grunde ist es auch verständlich, daß die sich vor Betrug schützen wollen. Es lohnt sich auf alle Fälle, vor Ort schon Broschüren des Krankenhauses und andere Nachweise einzuholen, um sie dann gleich mit der Praktikumsbescheinigung vorzulegen. In England ließ ich mir extra meine genaue Tätigkeit noch mal schriftlich bescheinigen, und dann gab es auch mit der Anerkennung keine Probleme mehr, obwohl doch das englische Wort „Hospital“ viel weiter von „Klinik“ entfernt ist als „La Clinique“!

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