Recht haben und Recht bekommen: Die Rechtsschutzversicherung
Klartext im Versicherungsdschungel - Teil 2
Peter Dahlhausen (Deutsche Ärzte-Versicherung)
Welche Regressforderungen können auf mich als Arzt zu kommen? Wie kann ich mich in verkehrsrechtlichen Fragen absichern? Zum für Studenten und Ärzte gleichermassen wichtigen Thema
Rechtschutzversicherung gibt uns Peter Dahlhausen (Deutsche Ärzte-Versicherung) an dieser Stelle wissenswerte Informationen weiter. Diesen Artikel präsentieren wir euch im Rahmen der Serie 'Klartext im Versichungsdschungel', deren ersten Teil zum Thema '
Haftpflichtversicherung' ihr
hier findet.
Die Themen im Überblick
1. Ein absolutes Muss: Die Haftpflichtversicherung [klick hier]
2. Recht haben und Recht bekommen: Die Rechtsschutzversicherung
3. Per Gesetz verordnet: Die KFZ-Versicherung
4. Versicherungen für "Hab und Gut": Hausrat, Laptop und Fahrrad
5. Versicherungsschutz auf Auslandsreisen
6. Berufsunfähigkeitsversicherung: Auf die Bedingungen kommt es an!
7. Krankenversicherung: Pflicht und Kür
8. Unfallversicherung: Gefahren lauern nicht nur in der Uni
9. "Muss - Soll - Kann" - Der Versicherungs-Check-Up für junge Mediziner.
Recht haben und Recht bekommen: Die Rechtsschutzversicherung
In einem modernen Rechtsstaat kann man sich darauf verlassen, dass man vor Willkür und Unrecht geschützt ist. Dafür sorgen zahlreiche Gesetze und Verordnungen. Andererseits steigt in den letzten Jahren die Prozesshäufigkeit immer mehr an und damit die Wahrscheinlichkeit, selbst in einen Rechtsstreit zu geraten. Dies betrifft in verstärktem Maße auch Ärzte. Wer sich im Paragrafen-Dschungel nicht selbst auskennt - und wer kennt sich da schon aus - der benötigt fachkundige Hilfe. Und die ist teuer. Das Prozesskostenrisiko kann schnell in die Tausende gehen:
Liegt das Prozesskostenrisiko bei einem Streitwert von z.B. 3.000 EUR bei einem außergerichtlichen Vergleich bei 790 EUR, so steigen die Kosten in der 1. Instanz auf 1.630 EUR und - wenn es in die 2. Instanz geht - auf 3.790 EUR. Bei einem Streitwert von z.B. 50.000 EUR fallen in der 2. Instanz 46.131 EUR an! Diese Kosten trägt die Rechtsschutzversicherung.
Rechtsschutz umfasst verschiedene Lebensbereiche: Arbeit / Beruf, Mobilität / Verkehr, Freizeit und Wohnen. Für Medizinstudierende stellt sich dabei die Frage, welcher Versicherungsschutz zu welchem Zeitpunkt benötigt wird. Klarer Fall: Berufs-Rechtsschutz ist ab Approbation Pflicht, denn dann kann es schnell zu Streit mit dem Arbeitgeber kommen oder es kann auch mal im Zusammenhang mit einem Behandlungsfehler ein strafrechtliches Ermittlungsverfahren zu durchstehen sein (was ich Niemandem wünsche!).
Im Bereich Mobilität geht es um den Verkehrs-Rechtschutz. Wer motorisiert ist und den Verkehrs-Rechtsschutz z.B. nicht über den ADAC (Sorry - Schleichwerbung) abgedeckt hat, der kann diesen Schutz als separaten Baustein beim Rechtsschutzversicherer bekommen. Wer hat nicht schon einmal Ärger mit der Kfz-Werkstatt wegen einer fehlerhaften Reparatur gehabt? Übrigens: Beim Verkehrs-Rechtsschutz ist zu klären, ob dieser auch für das "Fahren fremder Fahrzeuge" gilt, die z.B. Vater oder Mutter gehören. Ihr solltet auch bei Euren Eltern fragen, ob eine Rechtsschutzversicherung besteht und inwieweit Ihr mitversichert seid (bis Ende der Ausbildung).
Der Bereich Freizeit deckt Rechtsstreitigkeiten im privaten Umfeld ab. Gibt z.B. bei "Eins - zwei - drei - Meins" mal ein Problem, so hilft dieser Rechtsschutzbaustein. Der Bereich Wohnen schließlich umfasst Streitigkeiten mit dem Vermieter - und das könnte auch für Medizinstudierende interessant sein.
Bei Abschluss einer Rechtsschutzversicherung ist nach den sogenannten "Wartezeiten" zu fragen. Denn frei nach dem Motto "Eine Scheune, die brennt, kann man nicht mehr gegen Feuer versichern", behalten sich die Rechtsschutzversicherer Wartezeiten in einzelnen Risikobereichen vor, damit nicht aus akutem Anlass eine Versicherung abgeschlossen wird. Auch der Geltungsbereich ist wichtig für Medizinstudenten z.B. bei einer Auslandsfamulatur, denn nur wenige Versicherer bieten auch weltweiten Schutz, zumeist ist die Deckung auf Europa und die Mittelmeeranrainer beschränkt. Und wer Familie hat oder in einer festen Lebensgemeinschaft lebt, der sollte fragen, ob die Rechtsschutzversicherung diese auch mitversichert - ohne Mehrbeitrag!