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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Ernsthafte Frage zu Gehalt und Lebenshaltungskosten



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Kolq
22.04.2023, 23:08
Ich frage mich jetzt schon länger, wie man sich als Assistenzarzt eine eigene Wohnung in Städten wie Berlin München, Hamburg oder generell einfach in den meisten Städten leisten kann.
Laut Tarifvertrag sollten es ja am Ende ungefähr um die 3‘000€ netto pro Monat sein. Wenn ich mir die Wohnungsangebote anschaue sehe ich, dass die meisten Wohnungen (1 bis 2 Zimmer wohnung) fast gar nicht für unter 1‘000€ warm zu bekommen sind. Wenn ich dann überlege, dass ich mir eigentlich auch ein auto leisten möchte frage ich mich wie das die meisten Assistenzärzte schaffen ? Wenn man die Mietpreise und Inflation betrachtet.
Ich kann leider nicht finanziell von meinen Eltern unterstützt werden und muss auch noch Bafög zurück bezahlen.
Langsam bekomme ich das Gefühl, dass ich dann weiter in WGs oder in der Provinz leben muss… male ich es mir jetzt nur zu schlecht aus oder ist das die Realität von Assistenzärzten ?

][truba][
22.04.2023, 23:33
Mein Einstiegsgehalt damals waren 2400 ohne und 3100/3200 mit Diensten. 1 1/2 Zimmer in Berlin Kreuzberg waren 830€ warm (für 40qm). Da bleibt also schon noch Geld übrig. Ob man in Berlin nun ein Auto brauch, sei mal dahingestellt (ich meine nein). Leisten kann man es sich aber trotzdem. Aktuell dürften sich die Preise etwas verschärft haben. Da muss man vermutlich Abstriche dahingehend machen, nicht in die Szenebezirke ziehen zu „können“

davo
23.04.2023, 04:52
€2000 reichen doch für Auto und Leben, oder? Ich seh das Problem nicht so ganz.

Aber reich wird man als Assistenzarzt sicher nicht, das stimmt schon.

Endoplasmatisches Reticulum
23.04.2023, 10:42
€2000 reichen doch für Auto und Leben, oder? Ich seh das Problem nicht so ganz.
Die Lebenskosten hauen übel rein. Teurere Anschaffungen sind von der Inflation klassisch nicht so sehr betroffen wie Güter des alltäglichen Lebens. Deshalb wirkt die Inflationsrate auch etwas unterschätzend, weil in ihr verschiedene Güterklassen gleichwertig verrechnet werden, die sich für die meisten Menschen nicht gleichwertig auf den Alltag auswirken.

Wenn du 1.000 € warm für deine Wohnung bezahlst, dann kommen ja nochmal Internet dazu, anteilig verschiedene Versicherungen, Telefon. Schon bist du auf 900 € runter. Sprit fürs Auto je nach Entfernung 100 - 200 € im Monat. Dann eine Rücklage für schlechte Zeiten, Zahnaua oder whatever - minimum 100 € auf die Seite, eher mehr. Jetzt hast du noch keine Klamotten drin, keine alltäglichen Nebenanschaffungen wie Müllbeutel, Druckerpatronen, vielleicht mal ein Buch. Und Essen ist richtig teuer in Zeiten, in denen du für 2 schnöde Burger schnell mal die 25 € knackst. Hunderter schmelzen gerade weg wie nichts. Für 3 gammelige Tage beim Discounter einkaufen kommst du auch kaum unter 25 € aus dem Laden. Dann war da noch sowas wie private Altersvorsorge, huh? Dumm gelaufen. Also vielleicht lieber doch kein Auto.

Man kommt wohl zurecht, aber 1.000 € für "alles außer Wohnung warm" ist aktuell schon noch ein gutes Stück von einem Auskommen entfernt, das den meisten Menschen zu einem zufriedenen Leben ohne große Geldsorgen reichen dürfte.

shikou
23.04.2023, 12:21
Aktuelles Nettogehalt ca. 3700€, 4 WBJ, Warmmiete 1300€ (große beliebte Stadt), dazu Autokosten zum Pendeln und Leasingkosten (kein Luxusauto), Sprit, sonstige Lebenshaltungskosten (eigentlich relativ sparsam), AK-Beitrag, GEZ, Handy etc. hauen ziemlich rein. Dazu ab und zu Mal ein Fachbuch oder ein nicht-spektakulärer Urlaub . Mit der aktuellen Inflation gerade richtig übel. Konnte seit 6 Monaten nichts mehr sparen (plus minus 0€ am Ende des Monats).

Da fühlt man sich schon ziemlich verarscht warum man sich den Stress, Verantwortung und Überstunden antut wenn ich mehr sparen könnte wenn ich einfach hartze. Überlege auch in eine kleinere Stadt zu ziehen einfach um Miete und Pendelkosten einzusparen.

Ich habe extrem hohen Respekt an alle die mit deutlich weniger rausgehen am Ende des Monats (und noch Kinder haben) und das ganze Land irgendwie am Laufen halten. Frage mich wie lange noch bis alles hier zusammenbricht.

cartablanca
23.04.2023, 12:56
Ich habe extrem hohen Respekt an alle die mit deutlich weniger rausgehen am Ende des Monats (und noch Kinder haben) und das ganze Land irgendwie am Laufen halten. Frage mich wie lange noch bis alles hier zusammenbricht.

Spätestens wenn China Taiwan angreift...

docdean
23.04.2023, 20:30
Man zieht ja extra in solche Städte, um alles vor der Tür zu haben und kein Auto zu brauchen, deswegen kann man problemlos bei der Miete ein paar Hunderter mehr drauflegen, die man beim Auto spart. Ein Drittel vom Netto ist ja üblich, und dann bleiben immer noch 2000€ übrig, von denen man locker leben kann. Für Menschen in "normalen" Berufen ist es ja eher die Hälfte des Einkommens. Ich bin ja auch der Meinung, dass wir für den harten Job nicht adäquat bezahlt werden, aber man kann wirklich nicht behaupten, dass wir unsere Lebenshaltungskosten nicht mehr bestreiten könnten. Ich lande mit Diensten bei 5000€ und 2-3000€ gehen ins Aktiendepot.

McLaren422
23.04.2023, 20:45
also ich verdien 3100-3200 netto im Monat und ich finde, das geht schon. Ich fahr ein ordentliches Auto (310 PS) und kann mit allen Kosten zusammen jeden Monat ca. 1000 Euro zur Seite legen. Ich ess aber auch immer in der Mensa (da kostet ein Gericht 3,80) und wohne im Wohnheim, ich muss also auch nicht pendeln.
Urlaub geht auch mehrmals im Jahr.

PS: Bin Schwabe :D

dissection
23.04.2023, 21:00
Ist doch gut wenn die Ärzteschaft am eigenen Leib erfährt wie sie enteignet wird und wie sehr der letzte Tarifabschluss dazu beigetragen hat. Vielleicht kriegen die Leute dann mal wieder ihren Arsch hoch um zu positiver Veränderung bei dem schlechtesten Arbeitgeber Deutschlands (Kliniken) beizutragen. Ums mit J. Powell zu sagen: "There will be some pain"

nie
23.04.2023, 21:11
Man zieht ja extra in solche Städte, um alles vor der Tür zu haben und kein Auto zu brauchen, deswegen kann man problemlos bei der Miete ein paar Hunderter mehr drauflegen, die man beim Auto spart. Ein Drittel vom Netto ist ja üblich, und dann bleiben immer noch 2000€ übrig, von denen man locker leben kann. Für Menschen in "normalen" Berufen ist es ja eher die Hälfte des Einkommens. Ich bin ja auch der Meinung, dass wir für den harten Job nicht adäquat bezahlt werden, aber man kann wirklich nicht behaupten, dass wir unsere Lebenshaltungskosten nicht mehr bestreiten könnten. Ich lande mit Diensten bei 5000€ und 2-3000€ gehen ins Aktiendepot.

Sehe ich auch so. Finde es schon auf hohem Niveau gejammert wenn man behauptet, dass 2000 €/Monate nicht reichen um die Lebenshaltungskosten zu decken. Ich finds auch nicht geil, 90 € im Supermarkt zu lassen aber es treibt mich jetzt auch nicht in den Ruin und ich muss mir jetzt auch keine existenziellen Sorgen machen.

Und ich lebe in einer (zugegeben eher günstigen) Großstadt, besitze ein Auto, esse definitiv öfters in Restaurants (mindestens einmal pro Woche) als in der Mensa (zuletzt 2019…) und kann trotzdem jeden Monat noch einiges sparen.

alphamethyldopa
23.04.2023, 21:14
Mei, man lernt damit zu leben.
Das Geld steht in keinem Verhältnis zur Arbeit, ist aber unterm Strich immer noch eine Summe die ein gutes Leben ermöglicht.

Das einzige, was aber in den genannten Städten und deren Speckgürtel gar nicht klappt, ist Immobilie kaufen. Kannste vergessen, außer du hast was geerbt oder die Eltern zahlen mit.

Salatsultan
24.04.2023, 06:00
Und ob Immobilie so smart ist, sei dahingestellt. Wer mit 3400€ Netto (wenn nicht irgendein Kredit abbezahlt wird) nicht eine ordentliche Sparrate (Investitionsrate) bedient wird, sollte sich vielleicht mal eingehend mit seinen Kosten beschäftigen. Da ist sicher Luft.

Haffi
24.04.2023, 13:07
Mein Vater hat damals in den 90ern als Angestellter in einem Reisebüro gearbeitet und den Leuten Neckermann-Reisen verkauft. Mit diesem 9 to 5 Job ernährte er als Alleinverdiener eine 4-köpfige Familie, baute ein sicher nicht luxuriöses, aber dennoch kleines Eigenheim und fuhr mit uns 2-3 mal jährlich in den Urlaub. Diese goldenen Jahre sind mittlerweile vorbei, aber das betrifft ja leider die gesamte Gesellschaft und nicht nur uns Ärzte.

Endoplasmatisches Reticulum
24.04.2023, 13:15
Naja, dann kommen hier die Idealszenarien: Keine Schulden, Auto nicht vorhanden oder bereits abbezahlt, keine größeren sonstigen Verpflichtungen, bezahlbare Wohnung (Wohnheim ... sehr lustig), volle Stelle und adäquater Bonus durch Dienste. Und zumindest Letztere sollte man eigentlich nicht zählen. Die Kassiererin rechnet ja auch nicht mit dem Gehalt, das sie bekäme, wenn sie ein Äquivalent von 7 oder 8 Tagen pro Woche arbeiten würde.

Mit dem AiW-Grundgehalt in einer etwas teureren Stadt mit dem einzigen Luxus eines Mittelklassewagens in Abzahlung kommt man am Monatsende schon schnell in nicht mehr ganz so üppige finanzielle Gefilde. Verhungern wird man nicht und kleinerer Luxus hier und da ist noch drin. Das war es dann aber auch schon. Und die Reise geht weiter bergab ...

Christoph_A
24.04.2023, 13:27
Doppelpost, gelöscht.

Christoph_A
24.04.2023, 13:29
Irgendwie ist das schon jammern auf hohem Niveau, oder? Wer hat denn in D ein Gehalt von 3- 4TEUR am Monatsende auf dem Konto? Und davon, auch in Großstädten, nicht leben zu können zeugt nur davon, daß man mit Geld irgendwie nicht gut umgehen kann. Klar wird man als Anfangsassi nicht reich, aber verhungern oder hartzen muß man sicher auch nicht.
Zumal man über die Jahre eh mehr verdient, man bleibt ja nicht lebenslang Assistenzarzt.
p.s.: Für die früher war alles besser Fraktion hier, mein erstes Assigehalt waren damals 1979 Euro netto ohne Dienste....

Matzexc1
24.04.2023, 13:42
Klar wird man als Anfangsassi nicht reich, aber verhungern oder hartzen muß man sicher auch nicht.
Zumal man über die Jahre eh mehr verdient, man bleibt ja nicht lebenslang Assistenzarzt.
p.s.: Für die früher war alles besser Fraktion hier, mein erstes Assigehalt waren damals 1979 Euro netto ohne Dienste....

Kann ich auch so bestätigen, es steigert sich jedes Jahr ein bsischen undw enn die Dienste da sind wird es noch besser.
@Christoph In welchem jahr hast du angefangen? Nur um das richtig einordnen zu können

Segnior
24.04.2023, 13:53
Ich habe mich bewusst gegen Kinder entschieden - aus genau dem Grund der Kosten. Hätte zwar schon gerne welche, aber wenn man sich die Kosten und die Tendenz hier in Deutschland anguckt - nein danke. Ohne Kinder/Familie alleine ernähren zu müssen finde ich unser Gehalt sehr gut. Alles was darüber hinausgeht finde ich jedoch nicht mehr feierlich. Hat man Kinder ist man im Grunde direkt auf ein Auto angewiesen, Kita Gebühren, später will das Kind am besten noch das neuste Iphone/Tablet/notebook usw... Wer soll das bitte noch bezahlen?

schnix25
24.04.2023, 13:59
Man kann sicher lange darüber streiten ob das AiW Gehalt angemessen ist oder nicht. Aber was definitiv nicht in Ordnung ist, ist dieser lächerliche Gehaltssprung von ein paar Hundert Euro zwischen AiW und Facharzt. Die Verantwortung ist enorm unterschiedlich und damit keinesfalls repräsentiert. Das Oberarztgehalt finde ich wieder ok, aber Facharzt sollte mMn schon knapp 1000€ über AiW liegen. Hier würde ich mir auch mal eine Reform der Tabelle wünschen.

Christoph_A
24.04.2023, 14:23
Kann ich auch so bestätigen, es steigert sich jedes Jahr ein bsischen undw enn die Dienste da sind wird es noch besser.
@Christoph In welchem jahr hast du angefangen? Nur um das richtig einordnen zu können

@Matzexc1: War 2005. Kurz nach AIP Abschaffung also.