Krankenpflegepraktikum in England
Praktische Erfahrungen in England
Josefine Lammich
Meine Erfahrungen im Krankenhaus
Am ersten Tag hab ich eine laminierte Medical-Student-Erkennungsmarke bekommen und wurde den Ärzten auf der Altenpflegestation vorgestellt. Als ich den Schwestern und Pflegern erklärt hatte, was ich auf der Station zu tun gedachte, wurd ich erst einmal richtig ausgelacht. Man kennt in England das Krankenpflegepraktikum nämlich nicht und kann sich die ganze Sache auch nicht so recht vorstellen. Im Endeffekt habe ich mich dann einer Schwester angeschlossen und mit ihr zusammen ihre täglichen Aufgaben erledigt. Wie man sich das halt so vorstellt (verbände machen, Patienten waschen und bei den Mahlzeiten behilflich sein, Betten machen...) und zusätzlich bin ich bei der Visite dabeigewesen. Ab und zu habe ich dann andere Stationen besichtigt, um mir einen Einblick zu verschaffen. Es waren alle sehr nett zu mir, haben mir sofort alles erklärt und mich auch in Ruhe zusehen lassen.
Ich glaube, das Beste war, daß ich den Recuscitation Officer kennengelernt habe, der für die Wiederbelebungen im Krankenhaus zuständig ist. Er hat mir einen Piepser gegeben und dann wußte ich immer Bescheid, wo gerade eine Wiederbelebung oder ein Notfall war, konnte hinlaufen und sogar mithelfen (zureichen, Sauerstoff geben und sogar selber Herzdruckmassage machen). Zusätzlich hat er mit uns Medizinstudenten auf Anfrage hin jeden Montag ein Seminar gemacht: uns an Übungspuppen Zugänge legen lassen, Wiederbelebungssituationen nachspielen lassen, Vorträge über Traumen und Kindeswiederbelebung gehalten u.s.w., das hat eine Menge gebracht. Überhaupt gab es viele Lehveranstaltungen von und für Ärzte über alle möglichen Themen, die man sich gerne anhören konnte. Es hing immer ein Terminplan vor dem Postgraduate Center (und manchmal gabs kleine Häppchen umsonst!).Die Woche auf der Geburtenstation was ein bisschen stressig, weil dort die Hebammen und weniger die Ärzte das Sagen haben. Es war schwierig, dort als Praktikant unter den Hebammen Anerkennung zu finden, so daß sie einen haben zusehen und mitmachen lassen. Am Anfang habe ich immer die kleinen Babys, die vielleicht eine Stunde alt waren, gewogen und sie ein bisschen umsorgt, später durfte ich bei Kaiserschnitten zusehen und am Freitag auch bei einer Geburt dabeisein und mithelfen. Wenn man sich also auf der Station eingefunden hatte, war es sehr schön. Am effektivsten waren jedoch meine drei Wochen auf der Unfallstation. Die haben mich dort alles machen lassen.
Ich durfte schon vieles selber machen
Da war ich dann auch kein Krankenpflegepraktikant mehr, sondern Famulant, wenn nicht schon PJler, betrachtet man sich, was ich dort alles unter Anleitung machen durfte: Ich habe Blut abgenommen, Zugänge gelegt, allein Patienten aufgenommen, zum Röntgen geschickt, Röntgenbilder begutachtet und dann dem Arzt erklärt, was ich von der Geschichte halte. Man hat mich überall zusehen und mitmachen lassen, ich durfte bei kleinen Operationen assistieren und später selbst (ohne das auch nur irgendwer dabei war, was meine Nerven an Anfang hat zittern lassen) lokale Anästhesie spritzen, tiefe Wunden im Hinterkopf-, Stirn-, und Nasenbereich säubern, dann steril nähen und danach verbinden. Man hat im Nachhinein nicht einmal überprüft, wie ich die Sache denn so gemacht habe.
Die Ärzte auf dieser Station waren auch am ehesten bereit, alles bis ins Detail zu erklären, so daß ich nach diesen drei Wochen wirklich eine ganze Menge gelernt hatte. Also: Accident und Emergency kann ich persönlich echt empfehlen!!!
Der große Nachteil an diesem Praktikum am englischen Krankenhaus ist, daß man es sich warscheinlich nur einmal leisten kann. Diese wöchentliche ´hospital fee´ wird auf die Dauer recht teuer, dann kommt die Unterkunft noch mit dazu und die Lebenserhaltungskosten sind auch nicht ohne.
Der Lerneffekt ist aber sehr groß, es hat mit außerordentlich viel gebracht und ich habe von keinem sonst gehört, der schon im Krankenpflegepraktikum soviel machen durfte (ist ja eigentlich auch eine heikle Angelegenheit...). Außerdem bescheinigen einem die Leute dort ausnahmslos alles, die hätten auch ihre eigene Sterbeurkunde unterzeichnet...
Ich kann es also, vom Kostenpunkt abgesehen nur empfehlen, wobei ich aber auch sagen muß, dass die gegebenen Möglichkeiten für Studenten zwischen den einzelnen Stationen extrem schwanken, so daß man echt Glück haben kann, es einem aber auch passieren kann, daß man sich wochenlang gelangweilt hinter einem Ärztehaufen hinterherschlappt (Coronary Care Unit CCU). Aber wenn man aktiv ist, sich auch mal zu Wort meldet oder die gegebene Situation nicht einfach hinnimmt (Stationen zu wechseln ist eigentlich kein Problem...), kann es nicht wirklich zu Komplikationen kommen.
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