Medizinstudenten im Hartmannbund - Was soll ich denn da
Berufspolitische Organisationen
Christian Weier
Hast Du Dich auch schon mal gefragt, warum man an die mindestens 12 Semester Medizinstudium noch 18 Monate als Vollzeitarbeitskraft mit Entlohnung auf Sozialhilfeniveau, auch AiP genannt, anhängen muss?Geschaffen wurde das AiP, um das, was im Studium an praktischer Ausbildung versäumt wurde, nachzuholen. Ein ganz guter Ansatz, mögen manche denken, denn die praktische Ausbildung lässt bei uns Medizinern in der Tat zu wünschen übrig.
Soweit richtig, doch der Gedankengang der Politiker erscheint uns auch heute noch seltsam: In sechs Jahren wird den Medizinstudenten (trotz Praktischem Jahr (PJ)) zu wenig Praxisnähe beigebracht, heute wie damals eine Tatsache. Jetzt kommt die Politik aber nicht etwa auf das Naheliegendste, dem Abhilfe zu schaffen durch eine Reform des Studienganges, um den Studenten in den sechs Jahren mehr Praxis und Umgang mit Patienten beizubringen. Nein, man hängt einfach noch anderthalb Jahre an das Studium dran, nennt es ein Praktikum, und schafft das Novum der Teilapprobation.
Nicht nur, dass man nach einem der längsten Studiengänge nur ein halbfertiger Arzt ist, man bekommt auch noch weniger Geld - ein Hohn, wenn man sich die Gehälter anderer Akademiker nach abgeschlossenem Studium ansieht.Und die Krankenhäuser nutzen die Gunst der Stunde, denn der AiP wird genauso eingesetzt wie der Assistenzarzt, der früher frisch von der Uni kam, nur dass er viel billiger ist.
Der Mediziner erhält also keine bessere Ausbildung durch das AiP, sondern einfach weniger Geld. Das AiP ist natürlich nur ein Punkt im weiten Feld der Gesundheitspolitik, den wir, die Medizinstudenten im Hartmannbund für überdenkenswert halten.
Moment, ist der Hartmannbund denn nicht der Verband der niedergelassenen Ärzte?
Tatsächlich wurde der Hartmannbund vor 100 Jahren als Kampfverband der Ärzte in Leipzig gegründet. Der Gründer, Dr. Hermann Hartmann, war ein niedergelassener Arzt, der für eine bessere Honorierung der Hausärzte kämpfte. Als der Hartmannbund gegründet wurde, kam es zum Zusammenschluss von Ärzten, weil diese sich nicht mehr von den Krankenkassen gegeneinander ausspielen lassen wollten. Es war nämlich um 1900 Praxis, dass Krankenkassen mit einzelnen Ärzten Verträge schlossen, mit der Folge, dass durch dieses „Einkaufsmodell“ viele Ärzte in den Ruin getrieben wurden. Durch den Zusammenschluss in einer Gruppe, wurde der einzelne Arzt von den Krankenkassen nicht mehr so angreifbar wie vorher. Trotz erstaunlicher Parallelen zu aktuellen Diskussionen in der Gesundheitspolitik, ist der Hartmannbund heute allerdings ein Verband aller Ärzte und damit auch ein Verband für uns Medizinstudenten. Zwischen den einzelnen Gruppen im Verband wird kontrovers diskutiert, immer mit dem Ziel, eine tragbare Lösung für alle Beteiligten zu finden.
Der Ausschuss der Medizinstudenten im Hartmannbund setzt sich aus je zwei Vertretern pro medizinischer Fakultät in Deutschland zusammen und trifft sich mindestens zweimal im Jahr auf Bundesebene, um über studentische Themen zu diskutieren und die Meinung der Medizinstudenten auch in die Arbeit des Gesamtverbandes einfließen zu lassen.
In der Vergangenheit hat der Ausschuss so zum Beispiel einen PJ-Ausbildungskatalog entworfen, in dem detailliert aufgeführt ist, was einem PJ-Studenten in seinem Praktischen Jahr alles beigebracht werden, welche Rechte er haben, aber auch welche Pflichten ihm obliegen sollten.