Auswahlgesprächsprotokoll Detail
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Auswahlgesprächsprotokoll: | |
Protokoll eingefügt | 26.03.2025 |
Ort/Uni: | Greifswald, Ernst-Moritz-Arndt-Universität |
Semester: | WS 2025/26 |
Anzahl Prüfer: | 2-4 |
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Atmosphäre: | eher locker |
Dauer: | 0 Std. |
Note: | 0 |
Kleidung: | gehobene Freizeitkleidung |
Gespräch: | |
Heyo, ich dachte ich schreibe einfach mal kurz über meine Erfahrung zum diesjährigen Greifswalder Interviewverfahren (GIV) und beschreibe einfach mal ausführlich, wie das Ganze bei mir ablief, um euch hoffentlich ein bisschen Wind aus den Segeln zu nehmen ;). Zuerst einmal über das Bewerbungsverfahren: Ich habe mich über die interne Bewerbungsplattform der Uni Greifswald für das Greifswalder Interviewverfahren (GIV) beworben, die auf Hochschulstart verlinkt ist. Dieses Verfahren wird nur für Bewerbungen zum Wintersemester angeboten. Die Auswahlgespräche finden meist in der vorletzten oder letzten Märzwoche über mehrere Tage verteilt statt, da man die daraus resultierende Bewertung Ende April für die Bewerbung über Hochschulstart nutzen kann. Dafür erhält man einen speziellen Code, der sowohl per E-Mail als auch per Post zugeschickt wird. Bei der Bewerbung wurden meine Abiturnote sowie meine belegten Leistungskurse und Grundkurse abgefragt. Hierbei wurden ausschließlich naturwissenschaftliche Fächer berücksichtigt, wobei Leistungskurse mehr Punkte brachten als Grundkurse. Wichtig war außerdem, dass Grundkurse über alle vier Halbjahre belegt worden sein mussten, um in die Bewertung einfließen zu können. Zudem wurden Äquivalenzfächer wie Psychologie sowie berufspraktische Erfahrungen oder ein Zweitstudium mit einberechnet. Bei Unklarheiten lohnt es sich, direkt bei der Auswahlkommission nachzufragen – ich habe dort angerufen und wurde sehr freundlich und hilfsbereit beraten. Nach Abgabe meiner Bewerbung erhielt ich eine vorläufige Punktzahl, die entschied, ob ich eine Einladung zum Interview bekam. In diesem Jahr lag die Mindestpunktzahl bei 123 für Humanmedizin und 109 für Zahnmedizin – erstaunlich niedrig, da in den vergangenen Jahren meist über 129 Punkte erforderlich waren. Die Einladung kam in der letzten Februarwoche per E-Mail, zusammen mit der Aufforderung, zusätzliche Bewerbungsunterlagen postalisch einzureichen. Dazu gehörten: - amtlich beglaubigte Kopien der bereits online eingereichten Unterlagen - ein handschriftlich verfasstes Motivationsschreiben - ein biographischer Bewerbungsbogen - sowie eine Unbefangenheitserklärung. Die Frist betrug etwa zehn Tage, was ich als machbar empfand, auch wenn der bürokratische Aufwand mit den Beglaubigungen etwas nervig war. Die Uni hat klare Vorgaben zur Beglaubigung, die ich meinem Sachbearbeiter beim Bürgeramt zeigte, um sicherzugehen, dass alles nach Vorschrift war. Zum Motivationsschreiben: Im Vorfeld hatte ich einige Erfahrungsberichte gelesen, in denen Bewerber von fünfseitigen Texten berichteten. Dieses Jahr wurde jedoch explizit darauf hingewiesen, dass das Schreiben maximal zwei Seiten (also ein DIN-A4-Blatt) umfassen durfte. Es war eine Herausforderung, meine Motivation, meinen Werdegang und meine besondere Eignung auf so wenig Platz unterzubringen. Da die Prüfer die Unterlagen aber erst am Interviewtag knapp vor dem Gespräch einsehen können, sollte man sich kurz, aber prägnant ausdrücken. Ich habe in meinem Schreiben meinen Weg zur Medizin beschrieben – wie ich dazu gekommen bin, welche Erfahrungen ich gesammelt habe und warum ich mich für die Humanmedizin entschieden habe. Da ich aktuell Zahnmedizin studiere, habe ich auch meine Beweggründe für den Wechsel dargelegt und erläutert, warum mich das Lernkonzept der Uni bzw. warum mich der Forschungsstandort Greifswald überzeugt. Zudem bin ich auf meine Interessensgebiete, insbesondere die HIV-Forschung, eingegangen und habe erklärt, wie ich später in diesem Bereich mitwirken möchte. Wer sich mit dem Schreiben schwertut, kann sich Feedback von Freunden oder Familie einholen. Ich finde es auch legitim, ChatGPT für Formulierungshilfen zu nutzen – ABER: Der Text sollte unbedingt von einem selbst verfasst sein. Ich gehe mal stark davon aus, dass die Prüfer ein geschultes Augen für KI-generierte Texte haben. Es soll so geschrieben sein, dass es euch repräsentiert, es dient den Prüfern schließlich als "Ersten Eindruck" von euch. Schreibt da also auch nur Sachen rein, für die ihr euch wirklich interessiert und hinter denen ihr steht. Parallel zur Abgabe meiner Unterlagen bereitete ich mich intensiv auf das Interview vor. Ich informierte mich über die Uni und ihre Forschungsschwerpunkte, insbesondere über die SHIP-Studie, Community Medicine und GANI-MED. Niemand erwartet, dass man diese Studien im Detail erklären kann, aber es schadet nicht, sie zumindest grob zu kennen, da manche Prüfer explizit danach fragen. Außerdem recherchierte ich über Greifswald, seine Geschichte und aktuelle gesundheitspolitische Themen. Da ich in meinem Motivationsschreiben meine Interessen im Bereich der HIV-Forschung erwähnt hatte, schaute ich nach, ob es dazu Forschungsschwerpunkte an der Uni gibt oder bekannte Absolventen in diesem Bereich tätig sind. Mein Ziel war es, gut vorbereitet zu sein, ohne auswendig gelernte Antworten herunterzurattern – das wirkt schnell unauthentisch. Einen Tag vor meinem Interviewtermin reiste ich nach Greifswald, um mir die Stadt und den Campus anzusehen und wo ich am Tag des Interviews überall hin muss. Ich wollte nicht am frühen morgen rum rennen und nach der Anmeldung suchen. Die Stadt ist klein, aber sehr schön, und die Menschen waren alle wirklich sehr freundlich. Als Großstadtmensch war ich zwar etwas überrascht, dass die Innenstadt am Donnerstagabend wie ausgestorben wirkte- lag aber vermutlich an den Semesterferien. Am nächsten Morgen musste ich mich um 08:15 Uhr zur Anmeldung begeben. Ich empfehle, etwas früher zu kommen, da die Interview-Uhrzeiten verlost werden und man so eine größere Auswahl hat. Ich hatte Glück und war um 10:30 dran. Neben der Uhrzeit steht auch der Raum drauf, in den ihr euch begeben müsst. Nach einer kurzen Einweisung wurde uns mitgeteilt, dass von über 950 Bewerbern nur 188 eingeladen wurden und letztlich nur 47 Plätze über das GIV vergeben werden. Es herrscht also ein wahnsinnig großer Wettbewerb. Dennoch empfand ich die Atmosphäre unter uns Mitbewerben also entspannt und ich konnte mit vielen schöne Gespräche führen. Um die Wartezeit zu überbrücken, konnte man sich im Lerncafé der Fachschaft mit Studierenden austauschen und sich ggf. Tipps einholen. Es waren dort wirklich alle sehr hilfsbereit und sympathisch. Ich wollte mir aber keine Tipps einholen und mit anderen über mögliche Themen des Interviews reden, da ich die Befürchtung hatte, dass es mich verunsichern / durcheinander bringen könnte. Zudem konnte man einsehen welcher Prüfer in welchem Raum prüft– ich wollte aber nicht wissen, bei wem ich gelandet bin, um unvoreingenommen zu bleiben. Nach meinem Interview erfuhr ich, dass mein Gespräch von einem Notfallmediziner/Chirurgen und einem Genetiker geführt wurde. Als es dann soweit war wurde die 10:30 Gruppe von Studierenden aus der Fachschaft in das Gebäude gebracht, in welchem die Gespräche stattfanden. Zum Thema Dresscode: Ich fand alle meiner Mitbewerber safen "seriös" aus. Es wurde zwar nie offiziell bekannt gegeben, wie man sich kleiden sollte, aber es ist glaube ich selbsterklärend, dass man zu einem solch wichtigen Gespräch nicht in PJ und Jogginghose auftaucht. Ich trug ein gestreiftes Hemd, eine bootcut Levis Jeans und dazu einen passenden Cowboygürtel, um ein bisschen von meiner Persönlichkeit durchkommen zu lassen ^-^. Ich durfte es mir ca. 10 min vor Beginn auf einem Stuhl vor dem Raum gemütlich machen und nutze die Zeit um meine Gedanken zu sammeln und zur Ruhe zu kommen. Als ich dann hineingebeten wurde war ich - an dem Tag- zum allerersten mal kurz angespannt, aber dies verflog auch ganz schnell wieder, als ich meine beiden Prüfer (2 sehr nette Männer) kennenlernen durfte. Nach einer kurzen Begrüßung ging es sofort los und sie stellten mir gezielte Fragen zu meinem Lebenslauf und meinem Motivationsschreiben. Ich sollte erklären, warum ich von Zahnmedizin auf Humanmedizin wechseln möchte, warum mich speziell die HIV-Forschung interessiert und welche Stärken und Schwächen ich habe. Zudem wurde gefragt, ob ich promovieren möchte und was mein Plan B wäre, falls ich nicht angenommen werde und wo ich meine Stärken und Schwächen sehe. Es gab auch Fangfragen – einer der Prüfer meinte beispielsweise, dass ich als Zahnarzt mit einer Praxis für HIV-Patienten finanziell erfolgreicher sein könnte. Ich blieb ruhig, argumentierte dagegen und erläuterte meine persönliche Sichtweise warum man unabhängig davon jeden Patienten als (Zahn-)Arzt aufnehmen und behandeln sollte. Zum Abschluss gab es ein Rollenspiel, in dem ich die Rolle eines Arztes übernahm und mit einem Patienten über eine mögliche Schlafmittel-Abhängigkeit sprechen sollte. Dieses Szenario war für mich sehr anspruchsvoll, da man sich null drauf vorbeireiten konnte. Ich hab ihn zumindest das Rezept nicht ausgestellt und bin mit ihm stattdessen alternative Behandlungsmöglichkeiten (Psychotherapie etc.) durchgegangen und hab dem Patienten erzählen lassen, warum und wieso er das Medikament braucht. Insgesamt kann ich mein Interview schwer einschätzen – ich empfand die Prüfungsatmosphäre als sehr angenehm und es hat mir tatsächlich Spaß gemacht mich mit den Prüfern zu unterhalten. Will mir aber auch keine unnötige Erwartungen bei der Punktzahl setzen. Ich empfand es so, als ob der Schwerpunkt meiner Prüfer auf der Individualität und Kreativität des Bewerbers liegen würde. Zumindest ist dies mein Eindruck. Alles Weitere liegt nun nicht mehr in meiner Hand. Vielleicht kann ich hierzu noch ein Update geben, sobald ich meine Punktzahl weiß. Unabhängig vom Ausgang bin ich aber sehr froh, diese Erfahrung gemacht zu haben. Falls ihr also die Möglichkeit habt, am GIV teilzunehmen, kann ich es euch nur empfehlen. Es lohnt sich! :) |
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