teaser bild

Benutzername:

Passwort:

Jetzt registrieren

Passwort futsch!?

;-)

Auswahlgesprächsprotokoll Detail

 
Auswahlgesprächsprotokoll:
Protokoll eingefügt 22.04.2025
Ort/Uni:  Greifswald, Ernst-Moritz-Arndt-Universität
Semester:  WS 2025/26
Anzahl Prüfer:  2-4
   
Atmosphäre:  eher locker
Dauer:  0 Std.
Note:  92
Kleidung:  0
Gespräch: 
Hi, ich habe am 17.03.2025 am Greifswalder Interviewverfahren für Humanmedizin teilgenommen.

Als ich mich entschieden habe am Interview teilzunehmen, habe ich erstmal den Punkterechner auf der entsprechenden Internetseite der Universität genutzt, um herauszufinden, ob ich überhaupt eine Einladung bekommen könnte. Wie die Bewerbung abläuft kann man auf dieser Internetseite auch sehr gut nachlesen, daher spare ich mir die Erklärung hier. Mit 132 Punkten lag ich erfreulicherweise über dem Grenzpunktwert von 123 Punkten und habe meine Einladung, als Mail und als Brief, in der letzten Februarwoche erhalten. In der Einladung stand mein Termin, der Ort des Interviews und welche Dokumente man vorher im Studiendekanat einreichen muss. Zwischen Eingang der Einladung und Einreichungsfrist lag nur knapp eine Woche, also kümmert euch am Besten schon vorher um die Dokumente, besonders diejenigen, bei denen eine Beglaubigung nötig ist! Obwohl ich mitbekommen habe, dass viele Bewerber am Tag des Interviews noch Unterlagen zum Nachreichen dabei hatten…

Nehmt euch Zeit für euer Motivationsschreiben! Es muss handschriftlich verfasst werden, darf nur ein A4-Blatt umfassen (Vor- und Rückseite) und muss trotzdem die wichtigsten Fragen beantworten:

1. Warum habt ihr euch für dieses Studium und diesen Beruf entschieden?
2. Warum in Greifswald?
3. Wieso seid ihr besonders geeignet?

In Vorbereitung auf das Interview habe ich alle Protokolle auf dieser Webseite durchforstet und mir eine Art „Fragenkatalog“ erstellt. Auf der Internetseite der Universität gibt es auch Informationen darüber, welche Themengebiete erfragt werden. Diese habe ich als Oberkategorien für meinen Fragenkatalog verwendet und dann die Fragen aus den vergangenen Jahren zugeordnet. Zu jeder Frage habe ich mir dann überlegt, was ich darauf antworten würde. Hier und da war natürlich auch ein wenig Recherche nötig, zum Beispiel was die Geschichte der Universität, der Stadt oder die Forschungsschwerpunkte betrifft. Ich würde euch nicht empfehlen unvorbereitet zum Interview zu gehen, aber macht euch auf jeden Fall nicht zu viel Stress. Mir hat es gereicht mich ein paar Tage vorher intensiv mit den Fragen auseinanderzusetzen, aber am Tag des Interviews haben mir auch einige Bewerber erzählt, dass sie sich schon monatelang vorbereitet haben. Fand ich persönlich übertrieben, zumal man nur 20min Gesprächszeit hat, die für mein Zeitgefühl auch sehr schnell zu Ende war.

Montagmorgen um 08:00 Uhr hatten sich schon mehrere kleine Trauben am Eingang zum Interviewort gebildet. Es wurde kein Dresscode festgelegt, ich hatte eine Bluse und eine Anzughose an, da man meiner Meinung nach niemals overdressed sein kann. Aber es waren auch viele Bewerber mit Jeans und Pullover dort, also zieht euch einfach etwas an, worin ihr euch wohlfühlt. Im Treppenhaus gab es einen kleinen Stau wegen der Anmeldung, die ich (und auch die meisten anderen Bewerber) genutzt habe, um mich ein bisschen mit den Leuten aus der Schlange zu unterhalten. Ich fand es sehr interessant, woher die ganzen Leute kamen und wie sie dazu gekommen sind hier in Greifswald bzw. überhaupt (Zahn)Medizin zu studieren. Bei der Anmeldung musste man seinen Personalausweis vorzeigen und konnte ggf. Dokumente nachreichen, ich musste zum Beispiel noch mein Motivationsschreiben mit meiner Unterschrift versehen (das hatte ich beim Einreichen vergessen). Aus einer Tüte musste man dann einen Zettel ziehen, darauf stand die Uhrzeit des Gesprächs und der Raum, in dem das Interview stattfinden wird. Später konnte man angeblich auch auf einer Liste sehen, welche Prüfer in welchem Raum sitzen, aber diese Liste hat mich nie erreicht.
Nach der Anmeldung gab es in einem Hörsaal einen kurzen Vortrag. Darin ging es darum, wie dieses Interview bei der Studienplatzvergabe angerechnet wird, wie die Chancen stehen durch das Interview einen Studienplatz zu bekommen und wie man das Zertifikat bei Hochschulstart einpflegen muss. Zuerst war ich sehr missmutig, weil sich laut Vortrag fast 900 Leute für das Interview für Humanmedizin beworben haben, obwohl nur ca. 100 Studienplätze auf diesem Wege verfügbar sind. Allerdings wurde uns erklärt, dass viele davon gar nicht erst eine Einladung erhalten haben und auch nicht alle mit Einladung zum Interview erscheinen.
Nach dem Vortrag sind die meisten Bewerber ins Lerncafé gegangen, wo die Fachschaft Snacks, Getränke und Tipps parat hatte. Nutzt diese Gelegenheit auf jeden Fall, um euch mit den Studierenden und den anderen Bewerbern zu unterhalten. Mir hat es sehr geholfen, noch ein paar Fragen zu klären und auch ein kleines Gesprächsszenario zu üben. Lasst euch aber auch auf gar keinen Fall von einigen Übermotivierten oder von Panikmenschen verunsichern, wenn ihr wisst was ich meine. Die Prüfer wollen euch nichts Böses und möchten euch und eure Motivation und Interessen kennenlernen. Es ist keine Prüfung, bei der man durchfallen kann!
Die ersten Gespräche haben um 10:00 Uhr begonnen. Ich war um 10:30 Uhr im „zweiten Durchgang“ dran. Eine Person aus dem Fachschaftsrat hat mich und ca. 5 andere Bewerber in das entsprechende Gebäude gebracht und uns kurz vorher noch einmal Mut zugesprochen. Ich wurde von zwei sehr netten Damen „geprüft“. Beide haben sich zuvor kurz mit Namen und Fachgebiet vorgestellt. Scheinbar hat eine der beiden Prüferinnen gemerkt, dass ich bei ihrem Gebiet (Transfusionsmedizin) etwas ahnungslos dreingeblickt habe. Sie hat mich gefragt, was ich mir den unter dem Begriff vorstelle. Ich habe gesagt, dass ich dabei an Blutspende und Stammzellen denke. Die Frage hat aber scheinbar noch nicht zum Interview dazugehört, denn sie hat mir dann nochmal genauer erklärt, worum es bei Transfusionsmedizin geht.

Mein Interview umfasste folgende Fragen:

* Warum möchte ich Humanmedizin studieren und Ärztin werden?
* Habe ich bereits Erfahrungen im medizinischen Tätigkeitsbereich gesammelt?
* Was war meine prägendste Erfahrung im Beruf und weshalb? (Zuvor habe ich von meiner Tätigkeit im Rettungsdienst erzählt, vermutlich daher die Frage)
* Wie ich mich (fachlich) auf das Studium vorbereite?
* Wie nutze ich die Zeit bis zum Studienbeginn?
* Warum ich in Greifswald studieren möchte und ob ich (auch nach dem Studium) in der Region bleiben will?
* Wie ist das Studium in Greifswald inhaltlich und strukturell gegliedert?
* Woran kann man erkennen, dass ich sozial engagiert bin?
* Kann ich mir vorstellen mich an der Universität für Mitstudenten zu engagieren?
* Für welche Fachrichtung ich mich entscheiden würde und weshalb?
* Was ist mein Plan B, falls ich keinen Studienplatz bekomme?
* Welche Probleme sehe ich aktuell im Gesundheitswesen und welche Lösungsvorschläge habe ich dafür?
* Kann ich mir vorstellen in der Forschung tätig zu werden und in welchem Bereich?

Zum Schluss gab es dann noch ein kleines Rollenspiel, bei dem ich einer Prüferin, als ihre Hausärztin, möglichst emphatisch verklickern sollte, dass sie ein Alkoholproblem hat. Macht euch dabei keinen Kopf, es ist kein medizinisches Fachwissen gefragt. Die Prüferin hat mir zwar ihre Symptome erläutert, die ich durch mein Vorwissen schon gut einordnen konnte, aber hier liegt das Augenmerk auf eurem Einfühlungsvermögen und euren Kommunikationsfähigkeiten. Tatsächlich hatte ich so ein „kritisches Gespräch“ vorher mit den anderen Bewerbern geübt, unser Patient war allerdings ein Kettenraucher mit entsprechender Symptomatik.

Ich glaube ich hatte mitunter einen Vorteil gegenüber anderen Bewerbern, da ich in Greifswald geboren und aufgewachsen bin. Dass ich auch nach dem Studium in der Gegend bleiben werde, konnte man mir wahrscheinlich eher glauben, als Leuten die vom anderen Ende der Bundesrepublik angereist sind. Wenn ihr ein gutes Pokerface habt, lohnt es sich auf jeden Fall auch hier und da ein bisschen zu schleimen. Die Betonung liegt dabei auf „ein bisschen“! Bei der Frage, ob ich mich für die Forschung interessiere, kam es natürlich sehr gut an, dass ich auf jeden Fall promovieren möchte, auch wenn ich mir noch kein Bild von wissenschaftlichem Arbeiten machen konnte. Oder bei der Frage, ob man sich für seine Mitstudierenden engagieren würde, wollen die Prüfer natürlich hören, dass man gern der Fachschaft beitreten, oder mit Studierenden aus unteren Semestern lernen möchte, um etwas zurückzugeben. Für die Prüfer ist das Musik in den Ohren, selbst wenn ihr das letztlich vielleicht gar nicht machen wollt. Hauptsache ihr verstellt euch nicht, das fällt nämlich auf!

Ich hatte während der gesamten Gesprächszeit ein sehr angenehmes Gefühl, die beiden Prüferinnen waren sehr nett und wir haben sogar hier und da ein wenig gelacht. Es wurden keine gemeinen Fangfragen gestellt, ich wurde nie unterbrochen und ich bin mit einem sehr positiven Gefühl nach Hause gegangen. Umso mehr freue ich mich über mein Ergebnis von 92/100 Punkten.

Meine abschließenden Tipps:
* Seid ihr selbst, verstellt euch nicht zu sehr, um den Prüfer:innen zu gefallen!
* Nutzt die Gelegenheit mit anderen Bewerbern und den Studierenden der Fachschaft zu sprechen!
* Lasst euch nicht verunsichern, weder von anderen Bewerbern, noch von den Prüfern!
* Glaubt an euch, ihr könnt alles schaffen!

Liebe Grüße und viel Erfolg bei eurem Interview :)