Facharztprüfungprotokoll detail
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Prüfungsprotokoll: | |
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Ort/Uni: | Hannover, Medizinische Hochschule Hannover |
Fach: | Anästhesiologie |
Prüfer: | Dres. Klingler, Posselt |
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Atmosphäre: | eher locker |
Dauer: | kleiner als 1 Stunde |
Note: | keine Angabe |
Vorgespräch: | nein |
Kleidung: | Kostüm |
Gespräch: | |
Erster Prüfer war aus dem Bundeswehrkrankenhaus Westerstede
Zweiter Prüfer war aus dem Klinikum Oldenburg Anmerkung: Kann mich leider nicht mehr an alles erinnern… Aber ich hoffe, es reicht trotzdem. Erster Prüfer: (Ich war wahnsinnig aufgeregt, das hat man mir angemerkt und der Prüfer versuchte mich zu beruhigen und meinte, wir fangen ganz langsam an) Erzählen Sie mal was zu Vormedikation bei der Prämedikation. Welche Medikamentengruppen würden Sie absetzen, welche drinlassen? Habe erstmal bei kardial Vorerkrankten angefangen. Beta-Blocker drin lassen. Warum? Rebound-Phänomen Tachykardie. ACE-Hemmer und Thiazide am OP-Tag absetzen, da sonst Gefahr einer Hypotonie. Diuretika? Absetzen, Hypotonie und volle Blase sehr unangenehm für die Patienten. Anti-Epileptika? Auf jeden Fall beibehalten. Anti-Diabetika? Habe einige Wirkstoffgruppen aufgezählt, bei den Biguaniden wie Metformin geht nach Risiko-Nutzen Abwägung die Empfehlung jetzt eher dahin, dass man es nicht absetzt, außer die Patienten sind niereninsuffizient, es ist eine lange OP und/oder es wird Kontrastmittel gegeben. Wie lange würden Sie absetzen? 48 Stunden. Sehr gut. Es kommt ein 55-Jähriger Patient zu Ihnen, der vor fünf Jahren einen autoimmungetriggerten Typ-1 Diabetes entwickelt hat, aber sehr gut eingestellt ist. Wie wissen Sie, ob er gut eingestellt ist? Hba1c und Nüchternzucker. Sein Hba1c ist immer zwischen 5,7-6,3. Nüchtern so zwischen 80-100. Damit war ich zufrieden. Wie würden Sie ihn prämedizieren? Bei dem gut eingestellten Diabetes wahrscheinlich nicht mit weiteren Begleiterkrankungen zu rechnen, aber trotzdem gründlich Anamnese und klinische Untersuchung. Beim Insulin würde am Vorabend nur die halbe Dosis spritzen und morgens je nach BZ. Patient weigert sich die Abenddosis zu verringern. Was machen Sie jetzt? Ich empfehle ihm das trotzdem zu machen. Mit dem Hinweis auf eine sonst drohende Hypoglykämie intraoperativ. Er will trotzdem nicht. Er sagt seine Zuckerwerte morgens seien super. Er möchte es partout nicht. Da bin ich dann etwas verwirrt gewesen. Hab dann gesagt, dass ich ihn nicht zwingen kann und eine engmaschige BZ-Kontrolle am Morgen durchführen würde. Das schien er hören zu wollen und der Fall war beendet. Nächster Fall: 63-Jähriger Patient, Hypertonus, Apoplex vor 3 Jahren ohne Residuen, Typ-2 Diabetes, orale Antidiabetika. Was für eine Narkose? Wollte bei der Prämed anfangen, hat mich direkt unterbrochen, wollte wissen, wie ich Narkose mache. Habe kombinierte ISB und Vollnarkose gesagt. Wann keinen ISB? Bei kontralateraler Phrenikus- oder Recurrensparese. Sehr gut. Was noch? Hab gesagt, dass ich bei Beach Chair Lagerung und Z.n. Apoplex noch eine Arterie legen würde, da ich einen kontinuierlichen MAD von 80-90mmHg anstrebe. Warum? Weil der Unterschied von Arm zu Kopf 20mmHg beträgt und ich sicherstellen möchte, dass oben auch was ankommt. Sehr gut. Was noch? Evtl. zusätzlich noch einen ZVK. Hatte mal in einem Alt-Protokoll gelesen, dass man wohl bei Beach Chair Lagerung auch an eine Luftembolie denken muss. Er meinte, das hätte er in seinem Leben noch nie gesehen. Würde er nicht machen. Wie kann man noch kontinuierlich aber nicht invasiv Blutdruck messen? Wusste ich nicht. Gibt wohl seit neuestem einen Fingerclip, der das kann…Nennt sich CNAP.. Zuletzt wollte er noch ein weiteres sinnvolles, nicht-invasives Monitoring erwähnt haben. Hab NIRS gesagt und kurz erläutert. Fand er gut so. Nächster Fall: Intensivtransport eines beatmeten Patienten zum CT. Sie kommen auf ITS, der Stationsarzt ist nicht da, aber eine Intensivschwester kommt Ihnen ganz aufgeregt entgegen. Ein Patient hätte seine Trachealkanüle verloren. Was machen Sie jetzt? Ich frage, ob der Patient Covid-positiv ist ;) War er nicht, aber gute Frage. Irgendwelche OP´s im Mund-Rachen-Bereich? Nein. Würde mir eine Beatmungsmaske geben lassen, das Loch zuhalten und ihn an die Hand nehmen bis ich ein Videolaryngoskop bekomme, um ihn zügig endotracheal intubieren zu können. Welche Fragen stellen Sie vorher noch? Aus welchem Grund ist er tracheotomiert? Welche Vor-Op´s? Ist der Patient im Weaning? Was laufen für Medikamente? Wollte er alles nicht hören. Ich stand auf dem Schlauch. Der Prüfer hat weiter gedrängelt und gesagt, dass der Patient nun entsättigt. Der andere Prüfer meinte nur, jetzt lassen Sie sie doch endlich intubieren, sie hat das Videolaryngoskop doch schon in der Hand.. lol Hat weiter gedrängelt, bis ich auf die Frage kam, was für eine Tracheotomie er bekommen hat. (Na endlich!) War eine Dilatationstracheotomie. Hab noch gefragt wann? Ja, sehen Sie, jetzt sind auf dem richtigen Weg! Wohl vor 2 Tagen. Ist also wahrscheinlich, dass das Loch zur Rekanülisierung nicht benutzt werden kann. Um dem ganzen trotzdem ein positives Ende zu geben, habe ich noch erwähnt, dass wenn das Loch groß genug wäre, um einen Draht (z.B. von einem ZVK-Kit) durchführen zu können, ich den Patienten über Seldinger Technik auch retrograd intubieren könnte. Das fand er so gut, dass er keine weiteren Fragen mehr stellte. (Ich muss sagen, dieser Prüfer war zwar nett, hatte aber eine sehr bestimmende Art. Er hat einen häufig unterbrochen und wollte immer was ganz Bestimmtes hören, damit er zufrieden war) Zweiter Prüfer: Sie haben ja bestimmt schon Kindernarkosen gemacht. (Eher nur das, was ich lt. Logbuch sollte, aber egal ;)) Es kommt ein 3-Jähriges Kind bei akuter Appendizitis zu Ihnen. Wie machen Sie Narkose. Hab bei Prämedikation angefangen, familiäre Anamnese (Allergien, Blutungen, MH etc?), klinische Untersuchung, Medikamente? War alles unauffällig. Wie schwer meinen Sie wiegt das Kind? Wie machen Sie Narkose? Was nehmen Sie und in welcher Dosierung? Bei 3 Jahren etwa 15kg. Kind mit Midazolam 0,5mg/kg p.o. prämedizieren. EMLA-Pflaster braucht 60-90min bis es wirkt. Geräte-Kurzcheck. Ambu-Beutel vorhanden? EKG, Blutdruck, Sättigung anbringen. Strikte i.v. Einleitung. RSI beim nicht nüchternen Kind. Propofol mit 4mg/kg, Fenta 1-3 mcg/kg, Rocuronium 1-1,2 mg/kg. Zwischenbeatmung mit Drücken zwichen 10-12 mbar, am besten über das Gerät. Fand er alles super. Warum kein Succi? Ist das kontraindiziert bei Kindern? Nein, würde mich aber aufgrund des Sicherheitsprofils trotzdem für Rocuronium entscheiden. Kein MH-Trigger und die Möglichkeit mit Sugammadex zu revertieren. Er hat dann ein wenig über Succi erzählt und das er findet, dass das Medikament zu Unrecht verpöhnt ist und er es gerne auch bei Kindern verwendet. Kind bricht wohl mit dem Blutdruck ein, was geben Sie? Erstmal gefragt, ob das vor oder nach der Intubation passiert ist. ITN würde den Druck nämlich nochmal etwas anheben. Die Frage fand er gut. War aber schon danach. Hier musste ich kurz überlegen, weil ich noch keinem Kind Katecholamine gegeben habe. Hab dann Noradrenalin oder Akrinor gesagt. Sehr gut. Wie geben Sie Akrinor? Verdünnt in 9ml NaCl? Seiner Meinung nach aber mit 100ml NaCl verdünnen und dann titriert in 1ml Boli. Hier hat sich der andere Prüfer zu Wort gemeldet und gemeint, dass er keinem Kind jemals Akrinor gegeben hätte. Würde er so nicht kennen.. Kurze Diskussion zwischen den beiden.. ;) Was ist mit PONV-Prophylaxe? Ja, würde ich selbstverständlich auch machen. Dexa 0,1 mg/kg und Ondansetron 0,1 mg/kg. Dexa nicht am wachen Patienten, das kann zu unangenehmem Flush und perinealem Juckreiz führen. Jetzt eine schwierige Frage: wann würden Sie kein Dexa geben? (Das hatte ich Gott sei Dank beim Repetitorium auf Sylt gelernt) bei AML. Ja sehr gut und warum nicht? Tumorlyse-Syndrom. Hervorragend, ich habe keine weiteren Fragen. Hab noch kurz erwähnt, dass man im Tierversuch beobachtet hat, dass Onda die Wirkung von Paracetamol aufheben kann und dass man das auch berücksichtigen sollte. Da lachte er nur und meinte: dann wissen Sie mehr als ich! :D (Beim zweiten Prüfer konnte ich deutlich freier reden und wurde kaum unterbrochen. Er war sehr nett und hatte eine angenehm, ruhige Art) Wurde dann kurz rausgeschickt und 30 Sekunden später wieder reingebeten. Urkunde überreicht, gratuliert, mich gefragt, warum ich so aufgeregt war und das doch super war. Hab erwähnt, dass ich schon seit über einem Jahr nicht mehr in der Anästhesie war, zwei kleine Kinder habe, viel in Teilzeit gearbeitet habe und ich das Gefühl hatte, alles vergessen zu haben.. Dann kam die kurze Anmerkung, dass ich doch nicht dement sei und ich bitte in zwei Jahren zur Intensivmedizin-Prüfung wiederkommen soll.. (Danke, aber eher nein Danke ;D) Im Großen und Ganzen, wie sehr viele meiner Vorprüflinge auch schon immer geschrieben haben, echt fair und machbar. Gelernt hab ich mit dem Buch Facharztprüfung Anästhesiologie von Annecke und Hohn (sehr zu empfehlen), 1000 Fragen Anästhesie, Repetitorium von Heck (nur quergelesen), BoA Coach (mega Internet Seite!), 50 Fälle aus dem Anästhesisten (gibt´s online zum runterladen als pdf) und dann habe ich noch am Repetitorium auf Sylt teilgenommen. Vorbereitungszeit ca. 3 Monate neben der Arbeit und den Kids, 3 Wochen Vollzeit gelernt. Allen viel Erfolg!! |
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