Prüfer | : |
Uni | : München, LMU |
Fach | : Biochemie |
Das folgende Prüfungsprotokoll wurde von einem Studenten
bei uns in die Datenbank eingetragen:Allgemeines: Aufgrund von Corona wurden wir einzeln geprüft. Ich kam zum ausgemachten Raum im BMC und nach der Ausweis- und Einladungskontrolle durch meine Prüfungsvorsitzende ging es auch schon los. Die Atmosphäre war angenehm und viel entspannter als bspw bei Anatomietestaten o.ä. Ich durfte sagen, wenn ich zwischen den Prüfungen eine Pause wollte, habe dies aber nicht in Anspruch genommen, sondern nur kurz etwas zwischendurch getrunken. Aufgrund der Coronalage wurden die Masken während der Prüfung aufgelassen und zwischen Prüfling und Prüfer war eine Plexiglasscheibe. Nach etwa 50 min war die Prüfung zu Ende und ich erfuhr nach ca. 3 min Beratungszeit meine Note.
Protokoll: Thema 1: Molekularbio
Ich interessiere mich für Proteine. Proteine bestehen aus Aminosäuren, wenn diese über Peptidbindungen zu einer Polypeptidkette zusammengefügt werden, haben wir die Primärstruktur. Eine Strukturebene höher ist die Sekundärstruktur, die über Wasserstoffbrückenbindungen vermittelt wird. Da gibt es beispielsweise a Helix und b Faltblatt, b Kehre und omega Schleife. Darauf folgend gibt es die Tertiärstruktur, die stabilisiert wird durch van der Waals Kräfte, Ionenbindungen, Disulfidbrücken und hydrophobe Wechselwirkungen. Schließlich gibt es bei manchen Proteinen noch eine Quartärstuktur, wenn mehrere Untereinheiten zusammengesetzt werden. Ein Beispiel wäre das Hämoglobin. Was ist denn jetzt genau der Unterschied zwischen Sekundär- und Tertiärstruktur? Also bei der Sekundärstruktur haben wir wie gesagt H-Brücken und bei der Tertiärstruktur vdWK, hydrophobe Wechselwirkungen etc. Na ja, es gibt auch H-Brücken in der Tertiärstruktur. Hm, bei der Tertiärstruktur sind es nicht kovalente Bindungen. Die H-Brücken der Sekundärstruktur sind ja auch nicht kovalent. Sie haben es eigentlich vorhin schon fast gesagt. Mhm, die H-Brücken der Sekundärstruktur sind zwischen den Amino- und Carboxygruppen. Genau, am Peptidrückgrat. Ah ja genau und die Wechselwirkungen der Tertiärstruktur sind zwischen den Seitenketten der Aminosäuren. (das hat er mir ziemlich aus der Nase ziehen müssen.)
Gehen wir zu einem anderen Thema, was können Sie mir zu Antikörpern erzählen? [Ich habe einen gezeichnet, das hat ihn aber nicht interessiert]. Antikörper werden von den zu Plasmazellen differenzierten B-Zellen produziert, sie haben einen Y-förmigen Aufbau und bestehen aus zwei leichten und zwei schweren Ketten, die durch Disulfidbrücken verbunden sind. Es gibt die antigenbindende Region Fab und die konstante Region Fc. Wenn man die Fragmente spalten will, kann man Papain benutzen. Je nach schwerer Kette werden die AKs in Klassen eingeteilt, es gibt IgA, IgE, IgG, IgD und IgM. Wie kommt es denn zur Differenzierung der Antikörper, also zu ihrer Vielfalt? Der Grund sind die VDJ-Rekombination und die somatische Hypermutation. Und auf welcher Ebene passiert das, können Sie das noch weiter ausführen? Ist das genetisch? Mhm, also ich denke das passiert nicht auf genetischer Ebene sondern erst später. [es ist natürlich schon genetisch, hier wusste ich sehr wenig und wir haben uns irgendwie im Kreis gedreht, er hat mir dann auch versucht zu helfen] Und wie ist das denn, produziert jede Zelle nur einen bestimmten Antikörper? Ja, denn wenn wir zum Beispiel einen monoklonalen Antikörper wollen, ist das ja auch einer, der genau von einer Zelle produziert wird. [Dann hab ich noch bisschen weiter rumgeraten u.a. auch den Klassenwechsel mit reingebracht, es gab unangenehme Stille, Prof. Edbauer hat schließlich aufgelöst. Was er gewollt hätte?-Natürlich einfach eine Erklärung der VDJ-Rekombination und der somatischen Hypermutation.]
So, dann gehen wir weiter zum Stoffwechsel. Was können Sie mir denn zur Glucose-6-phosphat-Dehydrogenase erzählen? Das ist das Schlüsselenzym des Pentosephosphatwegs, wandelt im oxidativen Teil Glucose-6-phosphat in 6-phosphogluconolacton um, wird dann über 6-phosphogluconat und Ribulose-5-phosphat zu Ribose-5-phosphat, was für die Herstellung von DNA benötigt wird, außerdem entsteht NADH/H+. NADH? Ah natürlich NADPH! Im nicht-oxidativen Teil wird Ribose-5-phosphat dann umgewandelt, sodass dann wieder Zwischenprodukte der Glykolyse bzw Gluconeogenese entstehen. Wozu brauchen wir denn NADPH? Anaboler Stoffwechsel, Fettsäuresynthese, Thioredoxinreduktase, Glutathionreduktase. Die Glutathionreduktase ist wichtig für den Oxidationsschutz der Erys. Deshalb bei G6PDH Mangel Krankheitsbild Favismus bei Gabe von oxidierend wirkenden Medikamenten oder Essen wie z.B. Fava Bohne. Symptome sind Hämolyse, Oberbauchschmerzen etc. Was macht denn die Glutathionreduktase und das Glutathion genau? Ich habe die Reaktion 2 GSH + NADP+ ⇄ GSSG + NADPH+H+ erklärt [außerdem hätte er noch eine Erklärung dieser Reaktion gewollt, was mir aber nicht einfiel: Met-Hb + 2GSH → Hb + GSSG]. Wo brauchen wir denn außerdem noch NADPH? Ich habe alle Reaktionen von davor nochmal aufgezählt, mehr ist mir dann aber nicht mehr eingefallen. Welche Lipide kennen Sie denn? Fettsäuren und ihre Speicherform die TAGs, verschiedene Membranlipide (Phospholipide, Glykolipide etc), Cholesterin bzw Steroide. Genau, und bei der Steroidsynthese wird auch NADPH benötigt. Danke, damit sind wir fertig.
Fazit: Prof. Edbauer habe ich als sehr ruhigen und netten Prüfer erlebt. Er lässt einen so lange überlegen wie man braucht. Wenn man etwas nicht weiß. ist er zwar nicht so gut darin, einem zu helfen (Er sagt dann eher so etwas wie "Hm nein, das meinte ich nicht." aber gibt nicht wirklich Tipps) und manchmal wurde die Stille, wenn ich etwas nicht wusste, mir ein bisschen unangenehm, aber dafür bewertet er meines Erachtens nach sehr fair und es ist absolut nicht schlimm, mal auf etwas nicht zu kommen.