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Und? Hast du schon Leichen gesehen?

Ein Erfahrungsbericht aus dem Präparierkurs

Jan Hirche

Wenn man einen Nicht-Mediziner fragt, was ihm zum Thema „Medizinstudium“ einfällt, dann wird man recht häufig hören: „Die schnibbeln doch an Leichen rum!“ Gemeint ist damit der sogenannte Präparierkurs, kurz Präpkurs genannt.
Dieser elementare Kurs findet je nach Universität und Jahreszeit (nur im WS) im zweiten, dritten, manchmal sogar im ersten Semester statt und nimmt sicherlich den Höhepunkt des vorklinischen Studienabschnitts ein.
Doch wie läuft dieser Kurs eigentlich wirklich ab? Für all diejenigen, die gerade mit dem Medizinstudium begonnen haben oder bald beginnen werden, möchte ich hier einen Einblick in den Ablauf dieses Kurses geben. Alle meine Erfahrungen sind natürlich subjektiv eingefärbt, dennoch bemühe ich mich um eine gewisse Objektivität.

Die Vorbereitungen.

Nun, was benötigt man eigentlich, um am Präpkurs teilzunehmen? Neben dem obligatorischen weißen Kittel muss man sich einen Präpkasten kaufen, den es im medizinischen Buchhandel, etwas günstiger aber auch in Geschäften für medizinische Artikel gibt. Der Preis dürfte bei 20 bis 25 Euro liegen. Wichtig ist, dass Ihr Euch vor dem Kauf erkundigt, worauf Ihr achten müsst. Wollen die Professoren Wechselklingen oder feststehende Skalpelle? Wollen sie bestimmte Arten von Pinzetten? All dies solltet Ihr bei den Professoren erfragen. Auch ein Schleifstein ist von Vorteil.
Da man ja später beim Schneiden wissen muss, welche Strukturen man erwartet und welche man besser nicht durchschneidet, müsst Ihr Euch auch ein Lehrbuch leisten. Hier gibt es ein paar Standardbücher, die sich in der Vergangenheit durchgesetzt haben. Viele Professoren empfehlen in ihren Vorlesungen den sog. Benninghoff (Urban&Fischer). Dies ist ein zweibändiges Lehrbuch, dass nicht nur durch seine Fülle und Qualität beeindruckt, sondern auch durch seinen Preis. Es ist zwar ein geniales Buch, aber angesichts der gewaltigen Stoffmenge ist es nur etwas für Leute, die mehr wissen wollen, als man benötigt. Wesentlich praktischer und passender sind der Lippert (Urban&Fischer) und der Schiebler (Springer). In ihnen findet man eigentlich alles sehr gut erklärt und die Entscheidung bedingt sich durch die persönliche Vorliebe.

Surftipp

Während der Schiebler eher nüchtern, aber gut durch den Stoff fährt, findet man im Lippert viele klinische Beispiele, mehr Bilder und vor allem sehr gute Schaubilder von Leitungsbahnen und Nerven. Letztere sind allerdings auch separat erhältlich.
Für Freunde der Kurzlehrbücher ist hier auch der Moll (Urban&Fischer) zu empfehlen, der allerdings wirklich nur das Notwendigste recht knapp zusammenfasst. Der Thieme Verlag bietet ein weiteres Lehrbuch in mehreren Bänden an. Die Autoren heißen Leonhart & Fricks.
Als notwendige und sehr hilfreiche Unterstützung sollte man sich auch einen Anatomieatlas leisten, denn nicht immer wird man alles an der Leiche sehen können, was wichtig ist. Für diese Fälle sind die „anatomischen Bilderbücher“ wirklich nützlich. Nennenswert sind hier im Grunde nur zwei Werke: Der Sobotta Atlas in zwei Bänden (Urban&Fischer) und der Netter (Thieme). Beide Atlanten erfüllen ihren Dienst recht gut. Sie unterscheiden sich etwas in der Qualität und im Preis. Der Sobotta ist sehr detailliert gemalt, kostet dafür mehr. Auch hier entscheidet die persönliche Vorliebe über den Kauf.
Anatomiebücher kann man sehr gut gebraucht kaufen, da sich in der Anatomie so gut wie nichts mehr ändert (im Gegensatz zur Biochemie o.ä.). Dennoch sollte man hier darauf achten, eine nicht allzu alte Auflage zu erwerben.

Jetzt gehts los.

Nun ist es also so weit, der Präpkurs beginnt. In Gruppen zu zehn bis zwanzig Studenten (je nach Uni) aufgeteilt, bekommt man einen Tischprofessor und meist noch einen Hiwi (Student aus höherem Semester) zugeteilt. Meist dreimal die Woche (je nach Uni) werdet ihr nun zusammen am Präptisch stehen und den typischen Geruch einatmen dürfen.
An einigen Unis wird im ersten Semester eine anatomische Einführungsveranstaltung angeboten, in der man schon erste Erfahrungen mit den Leichen machen kann. Diese Menschen haben sich zur Lebzeit freiwillig für die Körperspende gemeldet und konnten sich frei entscheiden, ob sie z.B. als Dauerpräparat erhalten bleiben wollen, oder ob sie direkt nach dem Präpkurs verbrannt werden wollen. Die Leichen werden nach ihrem Tod durchspült und mit Formalin fixiert. Zwischen Tod und Präpkurs liegt ungefähr ein Zeitraum von eineinhalb Jahren.
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