OSCE bedeutet "Objective Structured Clinical Evaluation" (Objektiv strukturiertes klinisches Examen). Das ist eine relativ neue Prüfungsform, die nicht nur theoretisches Wissen abfragt, sondern insbesondere praktische Fähigkeiten und Fertigkeiten, die Bewältigung ärztlicher Routinen und den richtigen Umgang mit Patienten prüft. An mehreren Stationen werden durch geschulte Schauspieleleven bestimmte krankenhaustypische Situationen simuliert, die die etwa 100 Studenten des 2. klinischen Ausbildungsjahres nacheinander absolvieren müssen. Entwickelt wurde OSCE als Prüfungsform in Schottland. In den USA werden OSCE-Prüfungen bereits seit mehreren Jahren eingesetzt und auch in Deutschland gibt es bereits einzelne Erfahrungen, jedoch meist in Reformstudiengängen. Eigens für diese spezielle Prüfungsform wurde im Sommer eine enge Zusammenarbeit mit der Theaterakademie Vorpommern vereinbart.
"Perspektivisch plant die Medizinische Fakultät, die Schauspielschüler in seltenen, aber wichtigen Krankheitsbildern zu schulen, damit die Studenten realitätsnah in diesen Situationen ausgebildet werden. Bislang wurde die studentische Ausbildung unter Zuhilfenahme von Schauspielern nur in einzeln verlesenen Reformstudiengängen (z. B. an der Charité) durchgeführt. Dies möchten wir im kommenden Semester erstmals für den reformierten Regelstudiengang umsetzen", sagte Prof. Claus-Dieter Heidecke, Studiendekan der Medizinischen Fakultät Greifswald.
Im Oktober fand die interaktive Schulung der Eleven der Theaterakademie Vorpommern und der akademischen Lehrärzte der Universität statt. Neben der Entwicklung standardisierter Rollenanleitungen für Simulationspatienten wurden exemplarische Arzt-Patienten-Interaktionen trainiert sowie die erste OSCE-Prüfung mit einheitlichen Bewertungskriterien vorbereitet. Ein derartiges Fachexamen in der Allgemeinmedizin nach der neuen Approbationsordnung findet erstmalig in Mecklenburg-Vorpommern statt.
"Die Konfrontation mit alltäglichen Gesprächs- und Handlungssituationen in der Klinik, von der normalen Untersuchung bis hin zur Vermittlung von ärztlichen Diagnosen, kann jetzt in Greifswald in einem modernen Lernstudio geübt werden. Das Programm gehört ab sofort zu Standardausbildung in Greifswald und soll wesentlich dazu beitragen, die klinisch-soziale Kompetenz der angehenden Mediziner zu schulen und sie besser auf ihren Beruf vorzubereiten", unterstrich Kroemer.
Quelle: idw - Informationsdienst Wissenschaft