Der Präpkurs
An vielen Unis ist das sog. Schädeltestat die erste anatomische Prüfung des gesamten Studiums. Vorbereitet durch eine Vorlesung und die Möglichkeit, im anatomischen Institut an einem echten Schädel zu üben, wirst du mündlich am Präparat die Knochen des Schädels und sämtliche Nerven- und Gefäßdurchtrittsstellen abgefragt. Es wird dich wahrscheinlich überraschen, wie viel man allein über den knöchernen Schädel lernen kann und muss! Mit diesem ersten mündlichen Testat weißt du dann aber, wie so eine Prüfung abläuft und hast den Einstieg in das große Gebiet der Anatomie geschafft. Im Fach Neuroanatomie lernst du alles über das zentrale und periphere Nervensystem. Themen sind das Gehirn mit den zwölf Hirnnerven sowie alle anderen Nerven des Kopfes, des Brust- und des Bauchsitus. Außerdem erfährst du, wie Sympathikus und Parasympathikus funktionieren und im menschlichen Körper zusammenspielen. Abgeschlossen wird das Fach mit einem mündlichen Testat über Strukturen des Gehirns an verschiedenen Präparaten. Mortui vivos docent – „Die Toten lehren die Lebenden“. Gemäß diesem Motto ist es je nach Uni im dritten oder vierten Semester endlich Zeit für den wahrscheinlich spannendsten Kurs der Vorklinik – den Präpkurs. 
Freies Präparieren an der Leiche
In diesem einsemestrigen Kurs präparierst du unter Aufsicht von Dozenten und älteren Studenten Strukturen an einer menschlichen Leiche frei und erarbeitest dir so die systematische Anatomie der einzelnen Organsysteme sowie deren Lagebeziehungen zueinander und zur Körperoberfläche. Die meisten Studenten haben vor dem Präpkurs noch nie eine Leiche gesehen, viele sind vorher ziemlich aufgeregt. Hin und wieder stellt der Kurs auch ein ethisches Problem für einzelne Studenten dar. In solchen Fällen ist es hilfreich, sich vor Beginn des Kurses an Dozenten oder die sog. Hiwis, Studenten aus höheren Semestern, die beim Präparieren helfen, zu wenden und Sorgen oder Bedenken offen anzusprechen. 
Kopf, Hals und Rumpf stehen bei Zahnmedizinern im Vordergrund
Die Leichen, an denen im Kurs präpariert wird, sind Körperspender, die sich zu Lebzeiten freiwillig dazu entschlossen haben, ihre sterblichen Überreste dem anatomischen Institut zur ärztlichen Aus- und Fortbildung zur Verfügung zu stellen. Die Körper werden lange vor dem Kurs mit Hilfe von Formalin konserviert, was ihnen eine leichte Gelbfärbung verleiht. Du präparierst im Kurs gemeinsam mit einer Gruppe Kommilitonen an einer Leiche. In der Regel sind jedem Präptisch zwei Hiwis zugeteilt, die das genaue Vorgehen erklären und Fragen beantworten.An den meisten Unis ist der Präpkurs für Zahnmediziner in drei Abschnitte gegliedert, nach denen jeweils eine mündliche Prüfung stattfindet: Kopf lateral, Situs für Zahnmediziner und Kopf medial. Der Kurs findet zwar fast immer zusammen mit den Studenten der Humanmedizin statt, jedoch unterscheiden sich die Schwerpunkte. Bei den Zahnmedizinern stehen Kopf, Hals und Rumpf im Vordergrund, Becken und Extremitäten werden in der Regel nicht mitpräpariert. 
In Anatomie ist Pauken angesagt
An den meisten Universitäten musst du eine Eingangsklausur bestehen, um am Präpkurs teilzunehmen. Dadurch befasst du dich schon vor Kursbeginn mit dem umfangreichen Lernstoff und weißt beim späteren Präparieren, wo welche Strukturen zu erwarten sind. Es empfiehlt sich zur Vorbereitung auf jeden Fall, regelmäßig an der dreisemestrigen Anatomievorlesung teilzunehmen. Viele Unis bieten den Präpkurs nur einmal jährlich an – ein Nichtbestehen der Eingangsklausur ist also doppelt ärgerlich. Meistens ist es aber möglich, zu Beginn des Kurses ein mündliches Nachtestat abzulegen und so doch noch mitzupräparieren. Mit einer guten Vorbereitung kann man sich den Stress des Nachtestats jedoch gleich sparen!
Das A und O beim Lernen vor und während des Präpkurs sind ein guter Anatomieatlas und ein umfassendes begleitendes Lehrbuch. Wenn du dir nicht sicher bist, mit welchen Büchern du lernen sollst, wende dich an Studenten, die den Kurs schon hinter sich haben. Sie geben ihre Erfahrungen sicher gern an dich weiter! Außerdem brauchst du für den Präpkurs einen Kittel, Einmalhandschuhe und sog. Präpbesteck. Diese Utensilien kannst du i. d. R. bei der Fachschaft deiner Fakultät kaufen.
Lernaufwand und Zeitdruck sind beim Präpkurs wirklich groß und vielleicht sitzt du auch mal bis abends spät an deinem Schreibtisch, um den Stoff nachzuarbeiten. Wie bei allen anderen Fächern gilt: Ein guter Lernplan und eine Lerngruppe helfen, die Übersicht nicht zu verlieren und den Stoff zum Prüfungszeitpunkt parat zu haben. Die Anatomie ist ein sehr wichtiges Fach – nicht nur weil es im Physikum geprüft wird, sondern weil dein anatomisches Wissen die Grundlage deiner gesamten späteren Behandlungstätigkeit ist.