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Wohnungssuche

Eigener Herd ist Goldes wert

Redaktion (MEDI-LEARN)

Damit Du einen kleinen, realistischen Einblick in das "Abenteuer Wohnungssuche" bekommst, gibt es an dieser Stelle einen Beitrag von MEDI-LEARN-Autorin Yvonne Bernsdorf, die in unterhaltsamer Erzählform von ihren Erlebnissen während der Wohnungssuche zum Beginn ihres Medizinstudiums in Gießen berichtet.

Zimmer frei!

Erfreuliche Post von der Uni: Der Studienplatz war mir sicher! Aber wie würde mein zukünftiges Zuhause aussehen? In Gießen eingetroffen, grase ich die schwarzen Bretter am Hauptgebäude der Uni ab. Plötzlich lacht mich ein sonnengelbes DIN A4-Blatt an: "Nette WG sucht Dich! Wir (2 weibliche und 1 männlicher Student), suchen eine(n) nette(n) Mitbewohner(in), Küche, Bad, ISDN- Anschluss, Tiere sind herzlich willkommen." Das Herz schlägt höher. Ich denke an Designer-Möbel, eine große Wohnküche, nackte, gut trainierte Oberkörper von netten Mitbewohnern – wie in der Fernseh- WG von "Unter Uns". Noch halb im Seifenoper-Traum, höre ich eine etwas verschlafene Stimme am Telefon, im Hintergrund das Gebell eines Hundes. "Hallo, ich rufe wegen des Zimmers an." "Einen Moment", sagt die andere Stimme am Hörer. "Ey, da ruft schon wieder jemand für das Zimmer an!" Das Genuschel der anderen verstehe ich nicht. Mir kommen erste Zweifel. Ob das meine WG ist? "Wann möchtest Du Dir das Zimmer denn anschauen?" "Am besten wäre heute." Heute ist in Ordnung. 

Ein Heim für Tiere

Eine Stunde später besteige ich die Stiege eines dunklen Flurs hinauf zu einer Dachwohnung. Während ich mit zittriger Hand die Klingel drücke, stolpere ich fast über einen mit Schlamm beschmierten Reitstiefel. Die Tür geht einen Spalt auf. Etwas stürzt auf mich zu, dann sitze ich auf dem Boden. Das Etwas ist feucht und will nicht von meinem Hals weichen. "Jana, Pikko und Dalli weg – kommt zu Herrchen! Keine Sorge, die machen nichts." Ich komme langsam auf die Beine und erkenne, dass Jana ein Bernhardiner ist, Pikko ein Dackel und Dalli anscheinend ein Labradormischling. Ich bin in einer Vetmed-WG gelandet – angehende Tierärzte also. Ein wenig verstört, mit dem Bernhardiner zwischen meinen Beinen herlaufend, bekomme ich Einblick in die Küche. Neben der Herdplatte: eine offene Dose Hundefutter und Möhren.

Im Flur lerne ich Pünktchen und Anton kennen, zwei Widderhasen mit Schlappohren. Im Wohnzimmer lebt ein Zwerghamster. Als ich mich zu ihm beuge und ihm den Finger durch den Käfig zustecke, faucht er giftig. "Ach, das ist Rambo, unser Zwerghamster. Günther hat ihn vor einem Schlangenfraß gerettet. Vorsicht, er beißt." Schließlich sehe ich "mein" Zimmer, welches recht freundlich wirkt, mit dem hellen Teppich. Doch dieser eigenartig strenge Geruch, den ich kaum zuordnen kann, lässt mich dann doch noch einmal nachhaken. "Ach ja, Katja, die vorher in dem Zimmer gewohnt hat, hatte zwei Chinchilla-Babys. Hat `ne Weile gedauert, bis die gelernt haben, das Klo zu benutzen. Echt, Du riechst das?" Mit den Worten "Wenn Du diejenige bist, dann melden wir uns" begleiten mich Franzi und das Hundetrio zur Türe. 

Das ZKB in JWD

Es dauert eine Weile, bis ich das beschriebene Haus der nächsten Anzeige, der ich nachgehe, gefunden habe. "ZKB in ruhiger Lage, 25 m², möbliert, mit großem Garten und zentraler Anbindung, 200 Euro warm" stand in der Zeitungsannonce. Die Fahrt führt mich in eines der entlegenen Dörfer um Gießen herum – Hüttenberg. Es ist das letzte Haus im Dorf, der große Garten entpuppt sich als die angrenzende Weide. Ein ziemlich betagter Herr schüttelt mir überraschend dynamisch und kräftig die Hand. Dahinter sehe ich nun auch seine Frau, eine gutmütig lächelnde, zahnlose ältere Dame im Arbeitskittel. Die mit "ZKB" betitelte Annonce entpuppt sich als ein der Scheune angegliedertes Zimmer.

Die Wandtapete in Olivgrün mit großen Kringeln und ein Gemälde mit röhrendem Hirsch verraten, dass das Zimmer seit den 50ern keine Veränderung gesehen hat. Die Kirschbaummöbel wirken gepflegt, das Bett sieht mir jedoch ein wenig schief aus. Die angepriesene Küche entlarvt sich als Herdplatte. Es geht zum Bad, eine graue, ebenfalls im 50er Jahre-Stil "gehaltene" Nasszelle. Der Spülkasten des Klos ist offen. Herr Mayer beginnt zu erklären. Das System sei einfacher, als man zunächst glaubt, man muss nur zwei- dreimal üben.

Wenn man die Kordel zum Abdrücken zieht, dann muss man diesen und jenen Hebel im Kasten umlegen – er demonstriert – und ein bedrohliches Gluckern und Rumoren lassen mich zurückweichen. "Beeilen Sie sich, das Zimmer ist bald weg", sagt Herr Mayer mir zum Abschied. 
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