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John Silver
16.03.2020, 21:31
Ich möchte gerne eine (bitte begründete!) Liste zusammenstellen, die man als Checkliste nehmen kann, falls/wenn es soweit ist, dass man zwangsverpflichtet wird, insbesondere als Fachfremder Coronapatienten auf einer ITS zu betreuen, ggf. in einer anderen Klinik, in der man gar nicht angestellt ist. Was mir so einfällt:

1. Arbeitsvertrag. Auf welcher Grundlage wird man verpflichtet? Wenn man im Sinne der Katastrophenabwehr in einer anderen Klinik herangezogen wird, wird man vom eigentlichen Arbeitgeber ja freigestellt; wer zahlt einem dann das Gehalt? Und in welcher Höhe? Also ich hab keine Lust, plötzlich nach irgendeinem Scheixxkirchentarif bezahlt zu werden - muss ich so etwas hinnehmen, oder kann ich auf meinem üblichen Gehalt bestehen?

2. Ich habe zwar reichlich ITS-Erfahrung, aber erstens chirurgisch (sprich: dezidierte Therapie einer schweren viralen Pneumonie war da halt nicht so stark im Fokus), und zweitens ist das schon einige Jahre her. Nun ist halt im Krieg, wie es im Krieg halt ist; und wenn alle kompetenten Kollegen ausfallen, stehe ich plötzlich alleine da, und habe noch einen Urologen und eine Augenärztin unter mir. Angenommen, ein von mir betreuter Patient stirbt, und irgendwelche beknackten Angehörigen wollen es nicht hinnehmen, dass so eine virale Pneumonie auch den Vater mit seinen Raucherlungen, Adipositas und KHK mit 65 dahinrafft, und klagen. Gibt es da irgendwelche Bemessungsgrundlagen? Man wird doch angesichts der Situation keinen Facharztstandard als Vergleichswert heranziehen, oder etwa doch?

Muriel
16.03.2020, 21:43
Ganz andere Frage: Wieso solltest Du, der in einer Klinik fest angestellt ist und ja auch tatsächlich derzeit dort arbeitet und nicht Elternzeit etc ist, überhaupt von einer anderen Klinik abgezogen werden können? Seid Ihr eine wie auch immer geartete Klinik, in der keinerlei Versorgungsmöglichkeiten von wirklich kranken Patienten bestehen, so dass der Appendix egal dort egal würde und Du auf eine ITS woanders losgelassen würdest? Ich finde diese Annahme irritierend. Dass man MDKler etc heranziehen will, kann ich aus verwaltungstechnischer Sicht ja noch verstehen, die verstehen halt nicht, dass der gleiche Studienabschluss nicht wirklich eine gleiche Qualifikation in allen Belangen bedeutet. Aber Dein Konstrukt finde ich merkwürdig.

John Silver
16.03.2020, 22:04
Du nimmst also a priori an, dass ich eine solche Frage aus einem dummen Einfall heraus stelle? ;) Danke, das ist nett.

Tatsächlich verhält es sich so, wie Du bereits annimmst, wenn Du mich mal nicht für dumm hältst: Wir nehmen nicht an der Notfallversorgung teil, haben keine Notaufnahme, und behandeln fast ausschließlich elektive Patienten. Im Haus gibt es zwar einige Beatmungsbetten; es handelt sich aber um eine Weaningstation, auf der die Patienten naturgemäß wochenlang verweilen und nicht verlegt werden können. Selbst wenn man anfangen sollte (was man offenbar nicht vorhat), auf dieser Station Betten frei zu machen, wird es voraussichtlich mindestens 6-8 Wochen dauern, bis mehr als 1-2 zur Verfügung stehen. Beatmunsgbetten könnte man allenfalls mit den OP-Beatmungsgeräten herstellen, aber auch davon gibt es nur 5 inkl. Reservegerät, plus ein Gerät im MVZ. Angesichts der Tatsache, dass man es mit einer hochkontagiösen Erkrankung zu tun hat, ist durchaus anzunehmen, dass im Falle einer schweren Welle in spätestens 4 Wochen Ärzte benachbarter Kliniken, in welchen die Patienten versorgt werden, in großer Zahl ausfallen und wir entsprechend herangezogen werden. Oder es werden improvisierte Betten bei uns geschaffen, und dann bin ich direkt an der „Front“, denn wir haben nur 7 Anästhesisten, und sonst hauptsächlich alle möglichen Fachärzte, die mehrheitlich 50+ sind und seit vielen Jahren keine Notfälle, geschweige denn intensivpflichtige Patienten behandelt haben.

Muriel
16.03.2020, 22:12
Warum du merkwürdig mit dumm gleichsetzt, verstehe ich tatsächlich nicht ;-)

freestyler
16.03.2020, 22:19
Du nimmst also a priori an, dass ich eine solche Frage aus einem dummen Einfall heraus stelle? ;) Danke, das ist nett.

Tatsächlich verhält es sich so, wie Du bereits annimmst, wenn Du mich mal nicht für dumm hältst: Wir nehmen nicht an der Notfallversorgung teil, haben keine Notaufnahme, und behandeln fast ausschließlich elektive Patienten. Im Haus gibt es zwar einige Beatmungsbetten; es handelt sich aber um eine Weaningstation, auf der die Patienten naturgemäß wochenlang verweilen und nicht verlegt werden können. Selbst wenn man anfangen sollte (was man offenbar nicht vorhat), auf dieser Station Betten frei zu machen, wird es voraussichtlich mindestens 6-8 Wochen dauern, bis mehr als 1-2 zur Verfügung stehen. Beatmunsgbetten könnte man allenfalls mit den OP-Beatmungsgeräten herstellen, aber auch davon gibt es nur 5 inkl. Reservegerät, plus ein Gerät im MVZ. Angesichts der Tatsache, dass man es mit einer hochkontagiösen Erkrankung zu tun hat, ist durchaus anzunehmen, dass im Falle einer schweren Welle in spätestens 4 Wochen Ärzte benachbarter Kliniken, in welchen die Patienten versorgt werden, in großer Zahl ausfallen und wir entsprechend herangezogen werden. Oder es werden improvisierte Betten bei uns geschaffen, und dann bin ich direkt an der „Front“, denn wir haben nur 7 Anästhesisten, und sonst hauptsächlich alle möglichen Fachärzte, die mehrheitlich 50+ sind und seit vielen Jahren keine Notfälle, geschweige denn intensivpflichtige Patienten behandelt haben.


Ich verstehe dein Problem nicht so recht. Mit 7 Anästhesisten und mind. 6 Beatmungsgeräten seid ihr doch besser ausgestattet als manche Kreiskrankenhäuser. Oder hast du nur Angst vor Fehlentscheidungen im Katastrophenfall?
Wir befinden uns momentan in einem absolutem Sonderfall und du machst dir Sorgen, dass du dann vielleicht nicht nach Tarif bezahlt wirst? Nicht schon vorher dekompensieren.

Feuerblick
17.03.2020, 07:12
Ich würde davon ausgehen, dass deine Klinik eher Beatmungsbetten improvisieren muss und ihr mit eurer ärztlichen/pflegerischen Ausstattung arbeiten müsst. Dass ihr an ein anderes Haus ausgeliehen werdet, halte ich eher für das unwahrscheinlichere Szenario. Wenn andere Häuser mangels Personal überlastet sind, ist vermutlich die Erkrankungsrate in der Bevölkerung längst so hoch, dass ihr schon improvisieren musstet. :-nix

John Silver
17.03.2020, 07:54
Ich verstehe dein Problem nicht so recht. Mit 7 Anästhesisten und mind. 6 Beatmungsgeräten seid ihr doch besser ausgestattet als manche Kreiskrankenhäuser. Oder hast du nur Angst vor Fehlentscheidungen im Katastrophenfall?
Wir befinden uns momentan in einem absolutem Sonderfall und du machst dir Sorgen, dass du dann vielleicht nicht nach Tarif bezahlt wirst? Nicht schon vorher dekompensieren.

Ich dekompensiere nicht. Und ich habe keine Angst. Ich will wissen, in welchen Bedingungen ich mich mit welcher Wahrscheinlichkeit wiederfinden kann. Ich stelle Fragen. Wenn Du nichts zur Sache beitragen kannst, und nur Dir selbst einreden willst, wie toll Du nicht dekompensierst, dann halte einfach die Klappe.

6 improvisierte Beatmungsbetten sind mit 7 Anästhesisten gerade so zu besetzen. Die können auch nicht 24/7 arbeiten. Außer ihnen kennt sich niemand mit diesen Geräten aus; evtl. die Ana-Pflege, aber ich verlasse mich nicht darauf, dass von denen jemand so viel Verantwortung übernehmen will. Sowohl die Ana-Ärzte (fast alle sind ebenfalls 50+) als auch die Ana-Pflege werden sich anstecken und ausfallen. Es ist also im Falle einer größeren Erkrankungswelle damit zu rechnen, dass ich und meine ebenso nicht sonderlich gut auf so etwas vorbereiteten Kollegen ran müssen. Ich werde nicht den Schwanz einkneifen und mich hinter anderen, denen es kein bisschen besser geht, verstecken. Ich möchte jedoch wissen, was auf mich zukommt. Fachliteratur lese ich schon (wäre aber für Tipps dankbar!). Organisatorische und rechtliche Fragen werden darin jedoch nicht beantwortet. Also frage ich hier.

Und ja, die Geldfrage mag einigen unwichtig oder unethisch und blabla erscheinen, aber wenn man keine 25 ist, in einer teuren Gegend wohnt und gewisse (hohe) Fixkosten hat, ist es problematisch, wenn man plötzlich einen erheblichen Teil des üblichen Gehaltes einbüßt.

Feuerblick
17.03.2020, 08:21
Was das Gehalt angeht: Willkommen in der Welt der kleinen Leute! Oder glaubst du, Handwerker, kleine Ladeninhaber, Selbständige und andere stehen angesichts der Schließungen besser da als du, der ein deutlich höheres Gehalt hat und dieses vermutlich weiter von seinem Arbeitgeber bekommt? Die haben zwar in Relation geringere Fixkosten, aber auch weniger Kohle zur Verfügung. :-nix

tarumo
17.03.2020, 09:32
Das Problem ist noch ein wenig anders gelagert. Bei Urlaub, Krankheit etc... laufen die KV-Abschlagszahlungen erst mal normal weiter. Bei einer offiziellen Einrichtungsschließung (entweder weil das Personal fremdverpflichtet wurde oder die Geräte "fachfremd" belegt) stoppt die KV die Zahlungen gleich am ersten Tag. Im deutschen Gesundheitswesen heißt das 1) bald pleite und 2) die Mitarbeiter, darunter die von Dir zitierten "kleinen Leute" stehen auf der Straße.
Es wäre die allererste Pflicht des Staates, diese Situation entsprechend zu regeln. Außer Herumschwurbeln kommt aber nichts. Und natürlich kann das hinterfragt werden (von so Sachen wie Hinterbliebenenabsicherung ganz zu schweigen).

Ich gebe zu, daß das von einem Angestelltenstandpunkt natürlich nicht so einfach nachzuvollziehen ist.

Mich persönlich würde auch interessieren, ob MDK-Ärzte ebenfalls zwangsverpflichtet werden sollen. Und wenn nein, warum nicht?

Deren aktuelle Funktion halte ich momentan für eher verzichtbar, und obendrein können sie dann ja bei der KH-Arbeit gleich die selbstgesteckten Kriterien einhalten. Da ich nicht annehme, daß in die Klinik delegierte MDK-Ärzte hinterher ihre eigenen Entscheidungen infrage stellen, wäre sogar allen Beteiligten gedient.

Feuerblick
17.03.2020, 09:37
Natürlich werden, wenn es notwendig ist, MDK-Ärzte auch einbezogen in die Versorgung. Egal wo. Auch wenn Teile vielleicht gar nicht mal so „verzichtbar“ sind, wie du denkst. Aber wenn man keine Ahnung vom Job hat... und so...
Ob das sinnvoll ist angesichts teilweise jahrzehntelanger patientenferner (und teilweise auch mehr als fachfremder) Tätigkeit, ist eine andere Sache. Wie man aktuell aber irgendwelche Kriterien einhalten will, ist mir schleierhaft. Hinterfragen wird das auch ohne tatkräftigen Einsatz der MDK-Ärzte nachher garantiert niemand. Weil Ausnahmesituation. Such dir ein anderes Feindbild!

tarumo
17.03.2020, 09:50
Natürlich werden, wenn es notwendig ist, MDK-Ärzte auch einbezogen in die Versorgung. Egal wo. Auch wenn Teile vielleicht gar nicht mal so „verzichtbar“ sind, wie du denkst. Aber wenn man keine Ahnung vom Job hat... und so...

In einem Pandemie/Katastrophenfall/nationalen Notstand (nichtzutreffendes bitte streichen) sind selbstverständlich alle Tätigkeiten außerhalb der tatsächlichen Patientenversorgung erst mal verzichtbar. Mittlerweile ist ja schon die elektive Patientenversorgung zurückgestellt.
Hat man es Euch schon konkret angekündigt?



Ob das sinnvoll ist angesichts teilweise jahrzehntelanger patientenferner (und teilweise auch mehr als fachfremder) Tätigkeit, ist eine andere Sache. Wie man aktuell aber irgendwelche Kriterien einhalten will, ist mir schleierhaft. Hinterfragen wird das auch ohne tatkräftigen Einsatz der MDK-Ärzte nachher garantiert niemand. Weil Ausnahmesituation. Such dir ein anderes Feindbild!

Durch die Berufsordnung eindeutig geregelt. Jeder Arzt ist verpflichtet, sich fortzubilden. Und selbstverständlich dürfen schon außerhalb des Katastrophenfalles fachfremde Ärzte unabhängig ihrer Fachrichtung, Berufserfahrung oder Zulassungsstatus jederzeit zur Zwangsarbeit herangezogen werden (siehe KV-Dienstordnung) . Sinnvoll halte ich es natürlich auch nicht, ist aber die geltende Gesetzeslage. Schön, daß der MDK durch ein paar Nebenabsprachen außen vor ist.

EHEC war auch eine Ausnahmesituation. Auf den Mehrkosten durch lange Intensivbehandlungen sind die Kliniken trotzdem sitzengebleiben (mehrere Millionen).

Ich hätte jetzt eine weniger eingeschnappte Antwort erwartet. Und auch etwas mehr Verständnis, daß außerhalb der Angestelltenwelt nicht durchdachte staatliche Anordnungen Ärzte in Existenznot bringen können- zusätzlich zu den vielen anderen Kleinunternehmern, die gerade die verfehlte Politik ausbaden müssen

Feuerblick
17.03.2020, 10:03
Eben auf diese Kleinunternehmer und unsere eigentlich noch luxuriöse ärztliche Situation hatte ich hingewiesen. Weil ich nämlich momentan NICHT wichtig finde, ob Arzt XY nach seinem bisherigen Tarif oder nach einem schlechteren Tarif bezahlt wird, falls er abgeordnet wird. Mehr Sorgen machen mir die Kleinbetriebe, die Handwerker, die kleinen Läden... die machen jetzt zu und vielleicht nie wieder auf.

Dein Politikbashing nervt. Geh hin, machs besser!

Fortbildung ist kein Problem und beim MDK sogar Pflicht. Aber man bildet sich wie jeder Facharzt eher nicht fachfremd weiter, oder ist das bei dir anders? Ergo kann ich zwar in meinem Fach jederzeit wieder Patienten behandeln, aber einen Pneumonie-Patienten leider nicht. Genauso wenig wie Dermatologen es könnten. Oder die meisten Urologen.

Offizielle Ankündigungen gibt es meines Wissens bisher nicht. Aber wir leben alle nicht hinterm Mond und bekommen schon mit, was vorgeht. Und genau deshalb reagiere ich so eingeschnappt. Du glaubst immer, du alleine hättest die Weisheit gepachtet und alle anderen seien nur dumm, uninformiert und alle, die nicht heroisch in der Patientenversorgung arbeiten sowieso Vollidioten.

tarumo
17.03.2020, 10:25
Eben auf diese Kleinunternehmer und unsere eigentlich noch luxuriöse ärztliche Situation hatte ich hingewiesen. Weil ich nämlich momentan NICHT wichtig finde, ob Arzt XY nach seinem bisherigen Tarif oder nach einem schlechteren Tarif bezahlt wird, falls er abgeordnet wird.

Ich glaube nicht, daß die Hauptsorge ist, daß jemand nach der Pandemie etwas weniger Geld auf dem Konto hat. Das Problem ist, daß die KV (als mittelbare Staatsverwaltung) der Praxis ALLE Einnahmen ab Tag 1 streicht, sobald die Ärzte nicht mehr da sind. Und dann steht nicht nur das Personal auf der Straße, sondern auch die Patienten haben keinen Arzt mehr. Von einer Einbeziehung in diverse "Schutzschirme" habe ich noch nichts gehört.



Dein Politikbashing nervt. Geh hin, machs besser!

"Geh doch nach drüben!"... hat meine Oma immer gesagt. Ich beteilige mich an knapp zwei Dutzend Organisationen und Vereinen, teils aktiv, teils passiv und auch mit Geld. Von der Feuerwehr angefangen bis bis zu Berufsverbänden. In jedem Fall aber Organisationen, deren Ziele und Vorstellungen ich teile.
Teile ich die Ziele nicht, dann beteilige ich mich nicht oder nicht mehr. Und wenn mir etwas gefährlich erscheint, dann darf man auch boykottieren, oder zumindest kritisch ansprechen, oder?



Ergo kann ich zwar in meinem Fach jederzeit wieder Patienten behandeln, aber einen Pneumonie-Patienten leider nicht. Genauso wenig wie Dermatologen es könnten. Oder die meisten Urologen.

Völlig d´accord. Dummerweise wird man durch geltende Gesetze halt verpflichtet, das trotzdem zu tun. Bis 16h ist die Behandlung außerhalb des Fachgebietes strafbar, ab 16h bin ich verpflichtet dazu. Absurd, oder? Die ÄK und KVen argumentieren, daß man sich dann halt dementsprechend auch für fachfremde Notfälle fortbilden muß. Und letztendlich verursacht hat das ganze der Geldgeber Deines Geldgebers.


Du glaubst immer, du alleine hättest die Weisheit gepachtet und alle anderen seien nur dumm, uninformiert und alle, die nicht heroisch in der Patientenversorgung arbeiten sowieso Vollidioten.

Habe ich das? Ich tue hier nur meine Meinung und Einschätzung kund. Nur wenn jemand Falschaussagen (meistens unwissentlich) tätigt, mische ich mich energisch ein. Im übrigen bist Du gerade die erste im Forum, die die "Radiologen als heroisch in der Patientenversorgung" einschätzt....normalerweise kommen ja immer so Posts a la "ich will wenig arbeiten und keinen Patientenkontakt, soll ich Radio machen".

Ich wäre im übrigen auch für eine kurze Klarstellung einer Insiderin dankbar, wieso es überhaupt zu offenen Millionenforderungen der KH gegen die KK bei der EHEC-Epidemie kommen konnte. Das ganze dient nämlich gut als Blaupause für die noch kommenden Wochen.

Feuerblick
17.03.2020, 10:40
Ich kann dir keine Klarstellung als Insiderin liefern, da ich in diesen Bereich nicht involviert bin und zudem damals noch in der Patientenversorgung war. Zudem haben wir mit den Kassen und deren Entscheidungen nichts zu tun. Der MDK berät, die Kasse entscheidet. Oft genug anders als der Ratschlag war. Falsche Adresse also.

tarumo
17.03.2020, 11:01
Ich kann dir keine Klarstellung als Insiderin liefern, da ich in diesen Bereich nicht involviert bin und zudem damals noch in der Patientenversorgung war. Zudem haben wir mit den Kassen und deren Entscheidungen nichts zu tun. Der MDK berät, die Kasse entscheidet. Oft genug anders als der Ratschlag war. Falsche Adresse also.

Ich bin und war auch nicht involviert, völlig fachfremd, nicht im Controlling tätig, Null Zugriff auf entsprechende Literatur/Archive und trotzdem interessiert mich das. In den mir als Nicht-Fachmann zugänglichen Controllingforen wird aber durchaus angesprochen, daß der MDK seinerzeit beim HUS eine explizite "minderwertigere" Kodierung verlangt hätte .
Sollte das ein paar bedauerliche Einzefälle gewesen sein und die Kassen haben flächendeckend entgegen der MDK-Empfehlungen zu Unrecht Millionenbeträge einbehalten, ziehe ich die Behauptung natürlich zurück. Natürlich würde das dann die Frage aufwerfen, wieso man das Geld nicht auf dem Rechtsweg einfordert, oder die Politik ins Boot holt.
Na ja, falls wir das ganze überleben, unterhalten wir uns 2021 mal über die nun losgetretene Pleitewelle von Großkliniken.
now back to topic

Feuerblick
17.03.2020, 12:00
Der MDK kann nicht verlangen, nicht ablehnen, nicht irgendwas verfügen. Er empfiehlt. Nichts sonst. Entschieden wird durch die Kassen. Sei so gut und versteh es!

cicely
17.03.2020, 12:23
Mal tatsächlich back to topic, ich finde nämlich John Silvers Anliegen überhaupt nicht abwegig und mache mir durchaus auch Gedanken wie das in der Realität aussehen wird...

Ich würde (wenn es nun wirklich so dick kommt wie befürchtet) aus der Elternzeit heraus verpflichtet werden.
- Müsste ich wohl bei meinem eigenen Arbeitgeber antreten? Die Situation ist ähnlich wie bei dir, John Silver: Unsere ITS ist rein neurologisch und auch rein neurologisch besetzt, Patienten mit ARDS oder anderen internistischen Komplikationen wurden bisher wegverlegt. Wie ist da dann der Behandlungsstandard?
-- Oder sind die "zusätzlich" rekrutierten Kräfte etwa vorgesehen, die geplanten provisorischen Kliniken in Turnhallen etc zu besetzen? Nicht nur fachfremd, sondern mit unzureichender Ausrüstung in fremder Umgebung mit ebenso wenig eingearbeitetem Team....? (Oder wird das Sache der Bundeswehr sein falls sowas eingerichtet wird?)
- Ich müsste mein gestilltes Baby bei meinem Mann lassen. Gibt es dafür eine Entschädigung? (Ganz zu schweigen davon dass das finanziell nicht zu entschädigen ist.)
- Ich müsste auch meinen Mann (dann mit Baby) allein zu Hause lassen, da er zur Hochrisikogruppe für schwere Verläufe gehört. Wo geh ich hin? Hotel? Auf wessen Kosten?
- Was passiert wenn man sich weigert? Ich bin nicht dazu bereit, meine eigene Familie aufs Spiel zu setzen...

Mir ist bewusst dass die letzten Fragen eher rhetorischer Natur sind, aber das sind Punkte die mich beschäftigen... und ja, ich bin egoistisch genug, meine eigene Lebensrealität als wichtiger zu empfinden als die zweifellos auch prekäre Lage der genannten Kleinunternehmer.

tarumo
17.03.2020, 12:33
Mir ist bewusst dass die letzten Fragen eher rhetorischer Natur sind, aber das sind Punkte die mich beschäftigen... und ja, ich bin egoistisch genug, meine eigene Lebensrealität als wichtiger zu empfinden als die zweifellos auch prekäre Lage der genannten Kleinunternehmer.

Es hängt m.E davon ab, ob es bei der jetzigen Situation bleibt oder ob tatsächlich ein nationaler Notstand ausgerufen wird, dann können wir nämlich alle Regelungen und Gesetze, wie wir kennen, in die Tonne kloppen. Selbst krankmelden geht natürlich immer..


Der MDK kann nicht verlangen, nicht ablehnen, nicht irgendwas verfügen. Er empfiehlt.

Der Glaube an das Gute im Menschen ehrt Dich. Du willst aber nicht ernsthaft behaupten, daß eine Institution fortgesetzt und dauerhaft gegen die Interessen ihres einzigen Auftraggebers handeln wird? Seit unserer letzten Diskussion dazu ist das ganze Problem ja auch in die Fachöffentlichkeit getragen worden, aber das hast du sicherlich ja mitbekommen.

Gerade heute kommen ja auch die Forderungen nach einem "Schutzschirm" für Krankenhäuser auf. Verstehe ich nicht...wegbrechende "Aufträge" können ja nicht der Grund sein, im Gegenteil. Und in einer Marktwirtschaft, die wir angeblich haben, wird normalerweise Mehraufwand vom Auftraggeber getragen.
Ein "Schutzschirm" macht also nur Sinn, wenn man davon ausgeht, daß der Aufwand wenig oder gar nicht getragen wird und die KK wieder vorhaben, die Rechnung nicht zu bezahlen. Analog zur EHEC-Epidemie.

Wie gesagt, ich hole den Strang gerne in einem Jahr wieder hoch.


Entschieden wird durch die Kassen. Sei so gut und versteh es!

Dann verstehe ich nicht, wieso es den MDK überhaupt braucht, für eine unverbindliche Empfehlung :confused: die Entscheidung einfach den Sachbearbeitern überlassen

Feuerblick
17.03.2020, 12:57
Weil Sachbearbeiter keine Ärzte sind und in den meisten Fällen von Tuten und Blasen keine Ahnung haben als angelernte Kräfte? Schon mal mit Sachbearbeitern der Krankenkassen auf fachlicher Ebene diskutiert? Nein?
Ich sage ja nicht, dass Empfehlungen immer missachtet werden, aber die Entscheidung trifft die Kasse und die haben durchaus interne Vorgaben...und wirtschaftliche Interessen.
Und ja, mein Arbeitgeber ist weniger abhängig von den Kassen als deine Verschwörungstheorie es zulassen würde.
Aber back to topic, bitte!

epeline
17.03.2020, 13:13
Cicely,
Mich beschäftigt ja derzeit das gleiche. Ich denke, die Verpflichtung muss sich nicht auf die vorderste Front beschränken es gibt ja auch noch normale Patienten oder hotlines etc....