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docdean
11.12.2020, 13:45
Hallo!

Ihr habt wahrscheinlich alle mitbekommen, dass gerade überall Impfzentren aufgebaut werden, in denen der Covid-Impfstoff verteilt werden soll. Da ich gerade meine letzte Assistenzarztstelle verlassen habe und mich noch nach einer neuen umgucke (und es ehrlich gesagt auch nicht eilig habe, wieder unter Covid-Patienten zu kommen), kommt mir das gerade recht.

In Berlin wird das von der KV organisiert, aber inzwischen ist klar, dass auch Nicht-KV-Ärzte mitmachen können. Man braucht eigentlich nur eine Approbation, eine Berufshaftpflicht (~90€/Jahr), "Erfahrung" im Impfen und ggf. eine Freistellung vom Arbeitgeber, wenn man einen hat und nur nebenher impfen will. Dann kann man sich einfach in den Dienstplan eintragen. Es winken (in Berlin) 120€/h, das klingt doch ganz gut dafür, dass man eigentlich nur Piekse verteilt und Verantwortung übernimmt.

Das nur als Anregung für euch, jetzt hab ich aber noch offene Fragen, die vielleicht jemand beantworten kann, der sich auch schon damit beschäftigt hat:

Ich arbeite also freiberuflich und gebe die Entlohnung in meiner Steuererklärung als selbstständige Einkünfte an, richtig? Muss ich mich noch um Sozialabgaben kümmern, wenn ich nicht gleichzeitig angestellt bin? Muss ich mich sonst irgendwo anmelden? Gewerbe, Ärztekammer, irgendwas?
Man kann "zur eigenen Entlastung" eine MFA mitbringen, die dann 60€/h bekommt. Diese braucht im Prinzip keine formelle Qualifikation, arbeitet aber komplett deligiert in Verantwortung des Arztes. Kann ich da einfach eine befreundete Krankenschwester mitnehmen? Und bekomm ich sonst eine gestellt?
Doofe Frage, aber was mach ich da eigentlich? Meine "Erfahrung im Impfen" besteht daraus, dass ich (= die Schwester) in der Unfall-Rettungsstelle Tetanus-Impfungen verteilt habe. Ich stell mir das so vor, dass ich - wie im Studium gelernt - z.B. Kontraindikationen abfrage, den Deltoideus einsprühe, die Kanüle senkrecht reinjage, aspiriere und abdrücke, Klebchen in den Impfpass und Unterschrift, fertig. Was vergessen? Und wenn das mein Job ist, was macht dann noch die MFA?
Als Assistenzarzt hab ich ja sonst überwiegend im Auftrag anderer (Fach-)Ärzte agiert, hier arbeite ich so richtig eigenverantwortlich und unbeaufsichtigt - muss ich davor Angst haben oder reicht gehöriger Respekt vor der Gesundheit der Menschen, die sie mir anvertrauen, und die angesprochene Berufshaftpflichtversicherung im Rücken?

Cingulum123
11.12.2020, 14:20
Soweit ich mitbekommen habe, wird man als Arzt an manchen Orten die Impfung nicht selbst durchführen, sondern für die ärztliche Impfaufklärung zuständig sein. Pieksen übernimmt eine MFA.

Bonnerin
11.12.2020, 14:30
Hallo!

Ihr habt wahrscheinlich alle mitbekommen, dass gerade überall Impfzentren aufgebaut werden, in denen der Covid-Impfstoff verteilt werden soll. Da ich gerade meine letzte Assistenzarztstelle verlassen habe und mich noch nach einer neuen umgucke (und es ehrlich gesagt auch nicht eilig habe, wieder unter Covid-Patienten zu kommen), kommt mir das gerade recht.

In Berlin wird das von der KV organisiert, aber inzwischen ist klar, dass auch Nicht-KV-Ärzte mitmachen können. Man braucht eigentlich nur eine Approbation, eine Berufshaftpflicht (~90€/Jahr), "Erfahrung" im Impfen und ggf. eine Freistellung vom Arbeitgeber, wenn man einen hat und nur nebenher impfen will. Dann kann man sich einfach in den Dienstplan eintragen. Es winken (in Berlin) 120€/h, das klingt doch ganz gut dafür, dass man eigentlich nur Piekse verteilt und Verantwortung übernimmt.


Doofe Frage, aber was mach ich da eigentlich? Meine "Erfahrung im Impfen" besteht daraus, dass ich (= die Schwester) in der Unfall-Rettungsstelle Tetanus-Impfungen verteilt habe. Ich stell mir das so vor, dass ich - wie im Studium gelernt - z.B. Kontraindikationen abfrage, den Deltoideus einsprühe, die Kanüle senkrecht reinjage, aspiriere und abdrücke, Klebchen in den Impfpass und Unterschrift, fertig. Was vergessen? Und wenn das mein Job ist, was macht dann noch die MFA?


Die Aufklärungen solltest du nicht unterschätzen. Gerade bei den noch nicht absehbaren, eventuellen Langzeitfolgen müssen sich die Leute wirklich ausreichend aufgeklärt fühlen, bis zum Versterben direkt oder auf lange Sicht. Aufklärungen sind nun mal der juristische Angriffspunkt, wenn irgendwas schief läuft, das muss also absolut wasserdicht sein.

Ansonsten: hoffentlich hast du ein Fach mit Notfallmanagement gemacht, für den Fall, dass es zu ner schweren allergischen Reaktion o.ä. kommt, dann musst du dich als Arzt vor Ort hauptverantwortlich kümmern, bis der Rettungsdienst da ist.

Arrhythmie
11.12.2020, 14:32
Ich hab mich auch beworben (und bin gerade frisch mit dem Examen fertig geworden) besitze meine Appro also noch nicht lange. Mal schauen. Ich würd das auch mal bei dem attraktiven Lohn ne Weile machen.

Ich lese hier mal mit.

philber
11.12.2020, 14:46
Die Aufklärungen solltest du nicht unterschätzen. Gerade bei den noch nicht absehbaren, eventuellen Langzeitfolgen müssen sich die Leute wirklich ausreichend aufgeklärt fühlen, bis zum Versterben direkt oder auf lange Sicht. Aufklärungen sind nun mal der juristische Angriffspunkt, wenn irgendwas schief läuft, das muss also absolut wasserdicht sein.

Ansonsten: hoffentlich hast du ein Fach mit Notfallmanagement gemacht, für den Fall, dass es zu ner schweren allergischen Reaktion o.ä. kommt, dann musst du dich als Arzt vor Ort hauptverantwortlich kümmern, bis der Rettungsdienst da ist.

Beides gute Punkte, danke. Ich denke, zur Aufklärung wird man noch Infos bekommen, das ist ja für alle neu. Werde ich mich aber gut drauf vorbereiten, kenne ich prinzipiell von OP-Aufklärungen. Als Arzt einen Notfall nicht managen zu können wär natürlich auch peinlich, werd ich mir auch Gedanken zu machen.

Mr. Pink online
11.12.2020, 14:51
Ansonsten: hoffentlich hast du ein Fach mit Notfallmanagement gemacht, für den Fall, dass es zu ner schweren allergischen Reaktion o.ä. kommt, dann musst du dich als Arzt vor Ort hauptverantwortlich kümmern, bis der Rettungsdienst da ist.

Du meinst so wie alle Hausärzte die Impfungen verteilen? Als ob einer von denen in der Praxis intubieren würde :D Zugang legen, Decortin und Tavegil geben, zwischenzeitlich 112 rufen und hoffen, dass bis zum Eintreffen des NA noch Kreislauf da ist.

WackenDoc
11.12.2020, 15:16
Ähm- Mittel der Wahl bei einer schweren allerg. Reaktion ist weder Decortin noch Tavegil...
Und nein, ihr seid alles nur nich freiberuflich bei der Impfaktion (außer halt Hausärzte die irgendwann in ihrer eigenen Praxis impfen).

Mr. Pink online
11.12.2020, 15:38
Doch, beides i. v. und dazu am besten noch Adrenalin und Flüssigkeit falls Kreislauf abschmiert. Sorry aber wieso muss man darüber diskutieren?!

Abgesehen davon ging es mir darum, was HÄ in der Regel in der Praxis machen, wenn da was allergisches passiert.

WackenDoc
11.12.2020, 15:55
Bei einer SCHWEREN allergischen Reaktion (vielleicht hätte ich konkretisieren sollen- ab Stadium II-III)- also dann wenn der Arzt WIRKLICH gefragt ist, ist Adrenalin Mittel der Wahl.

Mr. Pink online
11.12.2020, 16:16
Supra und Flüssigkeit klar, wie eigentlich immer bei irgendwelchen Kreislaufdepressionen. Aber ansonsten ist bei schwerer Anaphylaxie Leitlinie Adrenalin+Flüssigkeit+Solu-Decortin+H1/2 Blocker und zwar in der Reihenfolge. Was klassischerweise in der HA-Praxis passiert, weil schwerste Anaphylaxie mit Kreislaufstillstand ist zum Glück selten, ist Decortin und Tavegil. Das war das, was ich eigentlich sagen wollte.

tarumo
11.12.2020, 18:42
Putzig, das eigentliche Thema wird so ziemlich verfehlt. Mittlerweile gibt es aber genug Infos, auch von den KVen selbst, aus erster Hand.
Wie schon geschrieben, der ärztliche Dienst wird nur für die Abklärung/Aufklärung/Dokumentation zuständig ein, die eig. Impfung wird von nichtärztlichem Personal durchgeführt, vermutlich ein paar Dutzend oder hundert Meter weiter. Zumindest geplant ist, daß der Überwachungsraum durch NA besetzt ist.

WICHTIG (!!!!!) ist aber der sozialrechtliche Aspekt. Die KVen haben das ganze von den Personaldienstleistern übernommen, um dem Staat Geld zu sparen, konkret nämlich die ganzen Lohnnebenkosten und Versicherungen. Geführt wirst Du als (Schein)selbstständiger.

Heißt im einzelnen:
- der ausgelobte Stundenlohn ist KEIN Arbeitnehmerbrutto, sondern der Umsatz als Selbstständiger (!) pro Stunde.
Es sind davon komplett selbst zu bezahlen: Krankenkasse, Ärzteversorgung, Steuer usw. also 50-60% Abzug...
-Dann ist wichtig: es besteht keine Unfallversicherung durch die KV, und die Private wird nicht leisten (weil Arbeit!). Wenn man sich im Falle eines Unfalls oder Wegeunfalls nicht ruinieren will, MUSS man noch in die BG einzahlen.
-Haftpflicht: der Arzt haftet amtlich für die korrekte Dokumentation und die Durchführung (hatte ich hier schon verlinkt). Die üblichen Berufshaftpflichten decken nur gelegentliche Nebentätigkeiten ab, wenn das mit dem Impfen für mehr als ein paar Stunden ausartet, ist die Frage, ob dann geleistet wird. Also Deckungszusage für den konkreten Zeitraum und Tätigkeit geben lassen. Alternativ bieten die Betreiber gelegentlich sowas an, würde ich bevorzugen, damit ich im Schadensfall nicht die eigene Versicherung in Anspruch nehmen muss.
-kein Arbeitnehmerschutz, also keine Arbeitszeitregelungen/Pausenregelungen/Urlaub/Krankheitstage etc. (geschenkt...)
-WICHTIG ist auch noch, daß man mit der KV eine Art Dienstleistungsvertrag eingeht. Kann man den vereinbarten Dienst nicht antreten, egal ob Krankheit oder anderweitig eingesetzt, ist man verpflichtet, eine Ersatzperson zu stellen. Ansonsten ist eine Konventionalstrafe fällig (im ÄBD um die 1000 EUR plus Honorar des Vertreters).

Noch was vergessen?

Also bitte nochmal nachdenken und durchrechnen. Bis jetzt haben sich weit überwiegend Ruheständler gemeldet, die viel Zeit, aber nichts zu verlieren haben.
Und mich persönlich ärgert es, daß ausgerechnet in der Krise jetzt wieder gegeizt wird und zwar indem 10.000 Impfärzte in die Scheinselbstständigkeit geschoben werden, um Lohnnebenkosten und Versicherungen zu sparen.

Es gibt übrigens auch schon Bestrebungen, das Honorar für den Impfdienst deutlich abzusenken und zwar bundeseinheitlich (der Marburger Bund ist hier sicherlich behilflich...)

tarumo
11.12.2020, 18:50
H
Man kann "zur eigenen Entlastung" eine MFA mitbringen, die dann 60€/h bekommt. Diese braucht im Prinzip keine formelle Qualifikation, arbeitet aber komplett deligiert in Verantwortung des Arztes. Kann ich da einfach eine befreundete Krankenschwester mitnehmen? Und bekomm ich sonst eine gestellt?
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Das ganze ist so gedacht, daß Du als Niedergelassener Arzt "Dein" Personal mitbringen kannst und somit das Arbeitgeberbrutto für diese Stunde von den KVen übernommen wird. Wenn Du die befreundete Krankenschwester bei DIR anstellst, kannst Du das so machen. Dann mußt Du allerdings je nachdem die ganzen arbeitgebertypischen Nebenkosten übernehmen, wenn es mehr als ein Minijob ist, dann kommt da einiges zusammen bis hin zum Urlaubsanspruch.

Wie gesagt- fürs Impfen werden nicht die Approbierten herangezogen. Es wird auch darauf aufmerksam gemacht, daß die Dienste komplett separat geplant werden, also "gemeinsam" wird nicht funktionieren. Schon alleine, weil die nichtärztlichen Mitarbeiter bei den KVen mit den üblichen Arbeitszeitregelungen eingesetzt werden, während der Ärztliche Dienst in der Scheinselbstständigkeit roboten muß.

tarumo
11.12.2020, 18:58
Und bevor jetzt jemand mit der DRV kommt: selbstverständlich ist der Einsatz in den Impfzentren zu 100% Scheinselbstständigkeit. Eigentlich müßte man vorab die Clearingstelle bei der DRV informieren.
Mir ist allerdings kein Fall bekannt, wo die Clearingstellen zuungunsten der KV entschieden haben, sofern sie sich überhaupt damit befaßt haben. Nach 16 Jahren Merkel gilt auch in der Gesundheitspolitik: "legal-illegal-sch..egal" und so werden ein paar hundert selbstständige Notärzte eradiziert, während man in Größenordnungen von 10.000enden ÄrztInnen schon seit Jahren schon (zum Beispiel im ÄBD) seitens der DRV geradezu angestrengt permanent wegsieht, um nicht das KV-System durch Nachzahlungsverpflichtungen zum Einsturz zu bringen.

Mr. Pink online
11.12.2020, 21:47
Du hast da schon ein paar sehr wichtige Punkte genannt. Hier im Süden hat die Ärztekammer auch 130€/h für die Mithilfe in den Impfzentren ausgelobt. Aber da kam mir dann auch direkt die Zweifel, wieviel davon wohl übrig bleibt, wenn ich meine Berufshaftpflicht anpassen muss, die Sozialversicherungskosten und Steuer noch obendrauf kommt... Wenn man das häufiger macht ist es vielleicht den Aufwand wert. Für ein paar Tage im Frühjahr ist es aber nicht wirklich attraktiv.

tarumo
11.12.2020, 22:27
ZACK! Die Ethikfalle schnappt zu. Wie kann es sein, daß es in ´schland nach Angebot und Nachfrage gebildete Ärztehonorare gibt...

https://www.swr.de/swraktuell/rheinland-pfalz/kritik-an-aerztehonorare-impfzentren-100.html?fbclid=IwAR28RiirhxBlbghTIi_4ofwiCkx6TwDL XvC4HDK3T3PUDlsH5jBklIaDtB4

1100 EUR Umsatz (!) schafft übrigens ein auch mittelprächtiger Bahnhofskiosk am Tag. Mit wesentlich weniger Risiko. Daß die Notärzte (natürlich) für weniger Geld fahren und Lieschen Müller das ganze als natürlich viel zu hohes Arbeitnehmerbrutto verkauft wird, ist natürlich eine gute Argumentationsgrundlage für eine Absenkung (nicht, daß man Notärzte ab sofort besser bezahlen würde.....). Die KVen müssen als Körperschaften staatliche Vorgaben umsetzen, und so ist es nicht ausgeschlossen, daß es dann tatsächlich zu einer bundeseinheitlichen Deckelung auf 60 EUR/h "Umsatz" kommt. Ein Betrag, für den man nicht einmal einen selbstständigen Gärtner bekommt...und erst recht keine Ärzte...
"Sind ja schließlich Steuergelder" ..genau, die Prämien für die Bundestagsbediensteten sind ja im Lotto gewonnen worden...

Es ist nicht ausgeschlossen, daß Deutschland als einziges Land der Welt mit einer Corona- Impfkampagne aufgrund von Sozialneid und politisch gewollter Minderbezahlung der Impfer scheitert....na ja, zum Glück gibt es ja noch die Zwangsrekrutierung in der BO...Genossin Merkel kennt das ja noch von "früher".

und zum Thema Rheinland-Pfalz: " Es gibt keinen Ärztemangel in Rheinland-Pfalz. Jetzt nicht, und auch in Zukunft nicht" MP Malu Dreyer, SPD, 2009

anignu
11.12.2020, 23:47
Bzgl. Haftung allgemein:
"Für potentielle Impfschäden besteht eine Staatshaftung. Sie haften im Rahmen Ihrer Tätigkeit nur für die von Ihnen durchgeführten Leistungen, wie die Impfaufklärung und Prüfung der Impffähigkeit. Dasselbe gilt für delegierte Leistungen."

Zum Thema Berufshaftpflicht:
in den Merkblättern die in meiner Gegend diesbezüglich verteilt werden steht zum Thema "Berufshaftpflichtversicherung" ganz klar drin dass die KVB wenn keine Berufshaftpflichtversicherung besteht eine solche kostenlos abschließt. Klingt schonmal gut.

Zu den Aufgaben:
Bei uns steht explizit drin "Impfaufklärung und die sich ggf. an-schließende Prüfung der Impffähigkeit und Impfung". Das ist der Job des Arztes.

Bei der Vergütung ist dann die Reisezeit zum gleichen Stundensatz abzurechnen, also wenn man mobil unterwegs ist.

Ich finds insgesamt jetzt nicht schlecht. Dafür dass einem quasi die gesamte Ausrüstung zur Verfügung gestellt wird, dass es einigermaßen überschaubar vom intellektuellen Aufwand ist etc. Passt doch. Und ja, dann gehen halt noch meist 50% weg für Staat, Versorgungswerk und was auch immer. Das muss einem klar sein. Dann liegt man mit dann netto ca. 65€/h immer noch deutlich über dem Brutto-Stundenlohn eines Oberarztes der höchsten Stufe der für jede gewertete Stunde Bereitschaftsdienst nicht mal 40€ nach TVÄ-VKA bekommt. Das wie gesagt brutto.

mbs
12.12.2020, 01:37
Hab eine ziemlich komplizierte Frage auf die man im Netz keine Antworten findet:
Ein Ex-Kollege mit dem ich noch befreundet bin ist schon seit längerem krankgeschrieben, kommt aber wegen der Familie mit dem Krankengeld nur gerade mal so über die Runden. An sich würde er sich für leichtere Tätigkeiten arbeitsfähig fühlen, da er aber ein körperlich und psychisch sehr anstrengendes Fach mit vielen Diensten macht ist ein Wiedereinstieg wohl nicht ganz unproblematisch. Als ich davon erzählte als Nebentätigkeit eine Impftätigkeit aufnehmen zu wollen hat er mich gefragt, ob er das auch machen könne bzw. was die Voraussetzungen dafür sind - er wolle sich ein bisschen was dazuverdienen, vor allem da es sich ja um eine deutlich leichtere Tätigkeit handelte als in der Klinik.
Könnte er sich einfach bewerben? Müsste in dem Fall der jetzige Arbeitgeber zustimmen, oder nicht doch eher die Krankenkasse von der er sein monatliches "Gehalt" bzw. Krankengeld kriegt? Oder müsste er sich nur auf geringfügiger Basis selbstständig melden und könnte dann machen was er will?
Wisst ihr, an wen er sich wenden müsste oder wer darüber mehr Informationen hat?

Klar fände ich so ein Vorgehen jetzt auch nicht so toll, kann die Situation aber auch irgendwie verstehen, vor allem wenn jemand allein mehrere Leute zu versorgen hat.

hebdo
12.12.2020, 07:09
......

https://www.swr.de/swraktuell/rheinland-pfalz/kritik-an-aerztehonorare-impfzentren-100.html?fbclid=IwAR28RiirhxBlbghTIi_4ofwiCkx6TwDL XvC4HDK3T3PUDlsH5jBklIaDtB4

.....

Wenn ich die Sorge um den Steuergelderumgang in diesem Zusammenhang lese, dreht sich mir der Magen um.

tarumo
12.12.2020, 07:31
Zum Thema Berufshaftpflicht:
in den Merkblättern die in meiner Gegend diesbezüglich verteilt werden steht zum Thema "Berufshaftpflichtversicherung" ganz klar drin dass die KVB wenn keine Berufshaftpflichtversicherung besteht eine solche kostenlos abschließt. Klingt schonmal gut.
.

CAVE: Die meisten voon uns werden ja eine BHP haben. Es geht darum, daß die für so einen Job möglicherweise nicht leisten wird, und die KV aber auch keine abschließt, weil ja schon vorhanden.
Daher: Kleingedrucktes lesen! Der Passus zielt in erster Linie auf Rentner.

Abgesehen davon, daß auch die Oberarztgehälter in ´schland eher am unteren Rand des möglichen sind, übernimmt der Impfer ja auch noch das Ausfallrisiko bzgl. der Kampagne- und es ist ja auch nur ein halbes Jahr geplant. Also müßte man eher den Satz für Zeitarbeit hernehmen- und da schaut es ja eher traurig aus.
Mit "Reisekosten" sind übrigens die Fahrten für mobile Impfteams gemeint (wäre noch schöner, wenn das Freizeit wäre) und zumindest bei den Süd-KVen ist da bittedanke auch der eigene PKW zu benutzen. Abgesehen von den geringen KM-Sätzen und dem Unfallrisiko hat man dann auch gleich wieder das Problem, daß die normalen PKW-Versicherungen einen kommerziellen Einsatz untersagen. Und wenn man jetzt vier Wochen lang mobile Impfteams gegen Kilometersatz und Stundenhonorar durch die Gegend kutscht, ist das ein gewerblicher Einsatz.

tarumo
12.12.2020, 07:58
Als ich davon erzählte als Nebentätigkeit eine Impftätigkeit aufnehmen zu wollen hat er mich gefragt, ob er das auch machen könne bzw. was die Voraussetzungen dafür sind - er wolle sich ein bisschen was dazuverdienen, vor allem da es sich ja um eine deutlich leichtere Tätigkeit handelte als in der Klinik.
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Was den Stress und die Arbeitsbelastung angeht, könnte da noch eine böse Überraschung lauern. Und daß die geplanten 96 Aufklärungen und Anamneseerhebungen pro Arzt bei Ü80 illusorisch sind, darüber besteht doch ziemlich Einigkeit. Dazu kommt der politische Druck, die Beobachtung durch die Presse und die spezifisch deutsche Ellenbogenmentalität. Priorisierung ist auch Arztaufgabe...Es kann z.B. auch passieren, daß sich Clanmitglieder mit Gewalt vordrängeln...wie in jedem KH auch.
Ansonsten gilt, daß jede Nebentätigkeit dem AG zu melden ist. Bzgl. des Krankengeldes wäre die KK der korrekte Ansprechpartner. Könnte aber kontraproduktiv sein und dann eine Aufforderung der KK zur Wiederaufnahme der Arbeit provozieren.
Da es sich bei der KV um eine Art Behörde handelt, würde ich nicht irgendwelche Mauschellösungen erwägen.