Zwei Monate Krankenpflegepraktikum
Omaha, Nebraska (USA)
Juliane Wilcke
Motivation für ein Auslandspraktikum
Da ich im Rahmen eines Pilotprojektes in Sachsen-Anhalt schon nach 12 ½ Jahren mein Abitur machen konnte und damit 6 Monate Zeit hatte bis zum Studiumsbeginn im Oktober, stand für mich recht früh fest, dass ich in dieser Zeit gerne etwas im Ausland machen wollte, nur wusste ich zunächst nicht recht, was.
Als ich dann erfuhr, dass man das Krankenpflegepraktikum auch im Ausland absolvieren kann, stand mein Entschluss sofort fest. Ich wählte die USA, da ich von der medizinischen Ausbildung dort sehr viel Positives gehört hatte, außerdem habe ich dort Verwandtschaft und kenne das Land aus mehreren Urlaubsreisen. Außerdem hatte ich gehofft, dort auch ein bisschen mehr machen zu können als hier in Deutschland.
Vorbereitung des Praktikums
Ungefähr 5 Monate, bevor es losgehen sollte, machte ich mich daran, Bewerbungen zu verfassen und per E-Mail zu verschicken. Hilfreich waren mir dabei die Bewerbungsmuster, die unter http://www.skhor.de/05/23.html zu finden sind. (Wichtig ist, dass man sich als „volunteer“ bewirbt, da den Amerikanern unser Pflegepraktikum völlig unbekannt ist. In fast jedem KH gibt es allerdings ein sog. volunteer office, das sich um diese Freiwilligenarbeit kümmert.) Am meisten Zeit hat es gekostet, mögliche Ansprechpartner, an die man seine Bewerbung verschicken könnte, auf den Homepages der Krankenhäuser ausfindig zu machen. (Unverzichtbar war dafür diese Seite http://www.aamc.org/members/listings/thgeony.htm, auf der alle Lehrkrankenhäuser der USA aufgelistet werden.) Ich habe bestimmt 100 Mails versendet, davon wurde nicht einmal die Hälfte beantwortet und letztendlich hatte ich zwei Zusagen. Rückblickend kann ich sagen, dass das bestimmt daran lag, dass viele gedacht haben könnten, ich würde in diesem Praktikum „richtige“ Schwesternarbeit erledigen sollen, doch wir wissen ja alle, wie so ein Praktikum wirklich aussieht.
Das Angebot aus San Francisco konnte ich aus mehreren Gründen nicht annehmen, so dass ich nachher mehr als froh war, noch eine Zusage des Creighton University Medical Centers aus dem mir völlig unbekannten Ort namens Omaha, Nebraska bekommen zu haben. (Internetadressen am Ende des Artikels.) Ich musste keine Sprachkenntnisse vorlegen, sondern nur zeigen können, dass ich gegen MMR geimpft bin und vor kurzem einen Tuberkulin-Hauttest gemacht habe. Die ganzen Vorbereitungen konnten per E-Mail-Verkehr abgewickelt werden, doch als die Zeit drängte, musste ich auch zum Telefon greifen, um meine letztendliche Bestätigung zu erhalten.
Dann hieß es einen Flug zu buchen, was gut 3 Wochen vor Antritt des Praktikums keine leichte Sache war. (Ich flog letztendlich von Hamburg nach London über Chicago nach Omaha.)
Ein Visum habe ich nicht beantragt. Ich hätte zwar eigentlich eines gebraucht, auch wenn ich unbezahlt arbeiten wollte, doch es war kein Problem, einfach für zwei Monate als Tourist einzureisen. (Mann sollte sich allerdings vorher eine kleine Geschichte einfallen lassen, warum man gerade nach Omaha, NE will, da ich das bei der Immigration von dem zuständigen Beamten gefragt wurde.) Als Vorbereitung habe ich mir das Buch „Medical English“ aus dem Thieme Verlag gekauft, dessen kleines Heftchen, das alle Abkürzungen erklärt und übersetzt, sehr hilfreich wurde.
Fachliche Eindrücke, Tätigkeitsbeschreibung
An meinem ersten Tag im KH suchte ich die Managerin des volunteer offices auf, die sehr nette und hilfreiche Cheryl Morehouse, mit der ich schon zuvor in E-Mail-Kontakt stand und mit der ich schon telefoniert hatte.
Ich sollte mir zunächst die Bereiche aussuchen, in denen ich arbeiten wollte. Für mich stand schon vorher fest, dass ich gerne ins Family Birth Center gehen wollte. Cheryl legte mir dann noch die Rehabilitative Unit und die Cardiac Step Down Unit ans Herz, da die Leute dort sehr nett sind und sie nur Positives von den anderen volunteers zu berichten hatte. Von der ICU (Intensive Care Unit, unsere ITS) riet sie mir ab, da andere volunteers dort eher schlechte Erfahrungen gemacht hatten. Ich entschied mich, auf jeder dieser Stationen drei Wochen zu verbringen.
Was sich auch als überaus praktisch herausgestellt hat: Ich konnte mir meine Arbeitszeiten selber aussuchen. Es wäre auch völlig okay gewesen, nur einmal in der Woche für zwei Stunden dort tätig zu werden, aber dafür war ich natürlich nicht in die USA gekommen, also entschied ich mich für folgende Arbeitszeiten: Montag bis Freitag von 9 bis 15 Uhr. (Darin ist schon eine halbstündige Mittagszeit eingerechnet, so dass das wirklich kein Vergleich zu den 8 [½] Stunden ist, die ich als Praktikant in einem KH in Deutschland arbeiten musste.)
Family Birth Center
Als ich am nächsten Morgen das FBC betrat, schien dort niemand etwas von meiner Ankunft zu wissen, also wurde ich auf die NICU (Neonatal Intensive Care Unit, die Frühgeborenenintensivstation) gebracht, da es dort an diesem Tag hektisch zuging. Ich wurde der Unit Secretary namens Bonnie zugeteilt. (Diesen Beruf gab es in dem deutschen KH, in dem ich vorbei gearbeitet hatte, so nicht. Da haben einfach die Schwestern diese Papierarbeit übernommen.) Bonnie führte mich gleich herum und machte mich mit den kleinen Arbeiten vertraut, die ich in den nächsten drei Wochen ausführen würde. Sie war dann sehr erstaunt, als sie erfuhr, dass sie extra aus Deutschland gekommen war, um hier volunteer work zu leisten.
(Diesem Erstaunen begegnete ich in den nächsten neun Wochen unzählige Male und ich weiß nicht mehr, wie oft ich meine Story [ich mache das fürs Medizinstudium in Deutschland, nein, ich gehe nicht auf College, so was gibt es bei uns nicht, ich kann gleich zur med school gehen, die bei uns auch nichts kostet plus Erläuterungen, was mich denn ausgerechnet nach Nebraska verschlagen hat, usw.] insgesamt erzählt habe. Jedenfalls waren alle immer sehr beeindruckt, dass ich ganz alleine, ohne dort jemanden zu kennen, nach Omaha gekommen war.)Mein Tagesablauf sah dann wie folgt aus: Ich kontrollierte zunächst die Temperaturen der Kühlschränke, füllte dann die Vorräte auf (alles von Windeln über Babynahrung und medizinischen Kleinigkeiten wie Spritzen und Tupfern) und nach der Visite half ich bei der Arbeit mit den Krankenakten mit (was immer sehr zeitintensiv war). Zwischendurch lagen dann verschiedene Botengänge an (Post oder Blut holen, Brutkästen zur Reinigung bringen usw.