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Zwei Monate Krankenpflegepraktikum

Omaha, Nebraska (USA)

Juliane Wilcke

Die alltäglichen Aufgaben

Meine einzige Routineaufgabe, die ich jeden Tag zur gleichen Zeit erledigte, war das Wasserausteilen. Dann half ich ab und zu beim Bettenmachen, Wegtragen der schmutzigen Wäsche, Lagern und Füttern der Patienten, brachte ihnen Post oder Blumen, fuhr sie nach der Entlassung mit dem Rollstuhl zum Ausgang, machte Botengänge, half manchmal den Therapeuten, wenn diese noch eine helfende Hand benötigten. Die meiste Zeit über habe ich mich jedoch ziemlich gelangweilt und war nachher mehr als froh, ein interessantes medizinisches Buch entdeckt zu haben, dass ich lesen konnte, wenn mich niemand brauchte. 
Nichtsdestotrotz gab es auch sehr nette Schwestern im Team, die mir einiges gezeigt und erklärt haben. Besonders in Erinnerung geblieben ist mir dabei die kleine, quirlige Maureen, mit der ich aber leider nur zwei Tage zusammen arbeiten konnte, da nicht nur eine sog. Travel Nurse ist, sondern auch eine Springerin, also immer auf anderen Stellen des KHs eingesetzt wird. Sie ließ mich auch interessantere Sachen machen, wobei es ihr egal war, ob volunteers das dürfen oder nicht. So konnte ich z.B. einmal einen außergewöhnlichen Verband wechseln, die Stelle um einen Zugang desinfizieren (wofür ich beide Male auch sterile Handschuhe tragen musste) oder einen intravenösen Zugang herausziehen.
Insgesamt kamen diese drei Wochen einem Pflegepraktikum in Deutschland am nächsten, auch wenn viele Arbeiten, die hierzulande von Schwestern ausgeführt werden, wie z.B. das Essen verteilen und wieder abräumen oder viel Papierkram, dort von anderen Angestellten erledigt werden, was mir wiederum Arbeit erspart hat, auch wenn ich diese gerne gemacht hätte, wenn ich mich dafür nicht so sehr hätte langweilen müssen.
Immerhin habe sehr oft bei Sonografien zugucken dürfen. (Einfach fragen, war überhaupt kein Problem. Ist ja auch schließlich ein Lehrkrankenhaus.) Die Techniker, die das durchführten, erklärten für gewöhnlich sehr genau, was sie gerade machten und was man auf dem Bildschirm sehen konnte, was wirklich interessant war.

Sprachprobleme mit Ärzten und Patienten

Die Menschen in Nebraska sprechen ein sehr schönes, ordentliches amerikanisches Englisch. Sie zu verstehen war, bis auf einige unbekannte Wörter, versteht sich, überhaupt kein Problem. Ein wenig schwieriger war es da schon, Afroamerikaner zu verstehen, da diese nicht nur einen gewissen Slang innehaben, sondern auch ausgeprägt nuscheln, so dass man aus dem Nachfragen manchmal gar nicht mehr heraus kam.
Da ich fast neun Jahre Englisch in der Schule gehabt hatte (inklusive Leistungskurs) und auch Filme gerne im amerikanischen Original schaue oder Bücher auf englisch lese, konnte ich mich auf Englisch auch recht gut ausdrücken, auch wenn es mir natürlich mehr als einmal so ging, dass ich gerne mehr gesagt hätte, es aber eben nicht konnte.
Im Creighton University Medical Center arbeiten auch viele Ärzte und Schwestern, die ursprünglich aus anderen Ländern kommen, wie z.B. Indien oder den Philippinen, so dass man dort daran gewöhnt ist, nicht nur mit Muttersprachlern zu arbeiten.
Mit dem medizinischen Englisch kam ich auch nur begrenzt in Kontakt, da ich als volunteer natürlich keine Patienten untersuchte und auch nur selten länger mit Ärzten ins Gespräch kam. (Von einem volunteer erwartet man ja auch kein medizinisches Wissen.)

Medizinische Ausbildung im Land

Da über die medizinische Ausbildung in den USA allgemein recht viel bekannt ist und es schon viele Artikel darüber im Internet zu finden gibt, gehe ich hier nur ganz kurz darauf ein:
Nach 12 Jahren Highschool müssen Studenten für 4 Jahre aufs College gehen und dann dort z.B. Biologie als Hauptfach belegen, wenn sie später zur medical school gehen wollen. (Das ist jedoch nicht zwingend. Hauptsache ist, man hat einen Collegeabschluss.) Danach geht man für 4 Jahre zur med school (dort wird aber auch nicht jeder angenommen) und im Anschluss daran reiht sich die Facharztausbildung, die ähnlich lange dauert wie in Deutschland und natürlich von der Fachrichtung abhängt.


Beziehung zu den Gastgebern und zu der Bevölkerung

Wenn mich jemand fragt, was mir denn an diesen zwei Monaten am besten gefallen hat, sage ich stets: „Dass ich so viele interessante Menschen kennen gelernt habe“. Ich wurde von Anfang an sehr freundlich behandelt und die meisten waren sehr interessiert daran, dass ich aus Deutschland komme. (Es war nichts von einem durch den Irakkrieg hervor gerufenem schlechten Verhältnis zwischen Amerikanern und Deutschen zu spüren. Ganz im Gegenteil: Vielen Amerikanern war bewusst, dass sie sich in diesem Frühjahr auf der Welt nicht sonderlich beliebt gemacht hatten.)
„Den“ Amerikaner gibt es sowieso nicht und so lernte ich junge Menschen aus fast allen Teilen der Welt kennen, so z.B. Leute aus Vietnam, Bolivien, Afghanistan, Mexiko, Nigeria, dem Iran, den Philippinen oder anderen Ländern dieser Erde. Häufig lebten sie zwar schon in der zweiten Generation in den USA, interessante Geschichten hatten sie aber auf jeden Fall zu erzählen. Es ist dort auch viel einfacher als hier in Deutschland mit unbekannten Leuten in Kontakt zu kommen. Schon nach kurzer Zeit wird man z.B. mit ins Kino eingeladen oder gefragt, ob man mit zum Einkaufen fahren möchte, da man ohne Auto dort natürlich ziemlich aufgeschmissen ist. So habe ich wirklich gute Freunde kennen gelernt, mit denen ich auch noch immer in E-Mail-Kontakt stehe. Ich wurde auch nicht nur in die verschiedensten Restaurants eingeladen, sondern auch zu einem wichtigen Baseball-Spiel.
Es gibt sie natürlich auch in Nebraska, diese oberflächlichen, von nichts Bescheid wissenden Amerikaner. Da ich aber hauptsächlich mit Studenten zu tun hatte (in meiner Freizeit), ist mir das nicht so stark aufgefallen, auch wenn man manchmal das eine oder andere dumme Vorurteil über Europa oder Deutschland aus der Welt schaffen musste.

Art und Kosten der Unterkunft

Ich hatte wirklich Glück, das die Creighton University im Sommer Wohnheimsplätze anbietet. Ich nahm mir dann ein Doppelzimmer für 107$ die Woche, das ich mit einem netten Mädchen teilte, das gerade ein Praktikum bei der größten Zeitung Omahas machte.
Unser Zimmer war im Apartment-Stil angelegt, d.h. wir hatten ein kleines Bad und auch eine Kochecke mit Kühlschrank, Herd, Backofen.
Das Zimmer war vollständig möbliert und auch angenehm groß.
In diesem Wohnheim, das am Rande des Campus liegt und von dem man ca. 15 bis 20 min zu Fuß zum KH benötigt, verfügt außerdem über ein computer lab mit kostenlosem Internetzugang, einen Fernseh-, Fitness- und Aufenthaltsraum, eine Küche mit Mikrowelle und über mehrere Waschmaschinen und Trockner.
Ich kann jedem nur empfehlen, in so einer Zeit in ein Wohnheim zu ziehen, da man dort garantiert Anschluss findet. Ich möchte mir gar nicht ausmalen, wie mein Aufenthalt dort ausgesehen hätte, wenn ich irgendwo alleine in einem Apartment gewohnt hätte.
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