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Freizeitausgleich oder Bezahlung?

Bei der Ableistung und Vergütung von Überstunden ist alles drin

Redaktion (MEDI-LEARN)

Gelauscht (Foren)

Überstunden sind im Forum ein immer wieder heiß diskutiertes Thema: Lies mit!

Ich mache es ja freiwillig

Offensichtlich gibt es von Klinik zu Klinik immense Unterschiede im Umgang mit Mehrarbeit – Faktoren, die zusätzlich eine Rolle spielen, sind deine Fachrichtung und wie lange du schon im Beruf bist. Außerdem ändert sich die Einstellung zu Überstunden mit den Jahren, mit jeder Gesetzesänderung und je nach Tarifvertrag. Um einen kleinen Eindruck von der Situation zu bekommen, findest du hier Zitat zum Thema Überstunden aus dem MEDI-LEARN-Forum:

 
- Ich mache hier die eine oder andere Überstunde. Dafür springt bei uns ein ordentlicher Freizeitausgleich heraus, womit wir auf neun bis zehn Urlaubswochen im Jahr kommen.
- Witzigerweise hab ich in Deutschland nie Überstunden gemacht.
- Bei mir sind es ca. 250 bis 300 Überstunden pro Jahr. Die sind mit 5 Euro brutto bezahlt.
- Es vergeht kaum ein Tag, an dem ich keine Überstunde mache. In der Regel bleibt es bei einer, aber es können auch mal zwei oder drei Stunden sein.
- Ich bekomme meine Überstunden alle sechs bis neun Monate ausgezahlt.
- In den zwei Monaten, die ich jetzt arbeite, habe ich ca. 30 Überstunden gemacht.
- Wir schreiben jede Viertelstunde auf, die wir länger bleiben. Das ergibt dann einige Tage mehr Freizeit im Jahr und natürliche glückliche Assistenten ...
- Wer sich heutzutage noch dazu zwingen lässt, Überstunden in großem Stil unter den Tisch fallen zu lassen, ist selbst an der Misere schuld.
- Das große Problem ist, dass die Assistenten nicht zusammenhalten. Wichtig ist, wie immer, dass alle sich absprechen und geschlossen handeln.
- Man muss sich keineswegs jeden Tag wie Dreck behandeln lassen, wie es noch vor wenigen Jahren üblich war.
- Bei mir würden sich die Überstunden in Grenzen halten, wenn ich nicht forschen würde. Aber so bin ich jeden Tag bis 19, 20 Uhr oder länger da, oft auch am Wochenende. Aber ich mache es ja freiwillig.
- Gerade am Anfang deiner Berufslaufbahn wirst du aber gelegentlich länger bleiben müssen, weil du für einige Dinge einfach noch länger brauchst. Dann heißt es: Nicht nur an den fachlichen Fähigkeiten arbeiten, sondern auch an der Organisation.

Fehler durch Übermüdung

Beim Assistenzarzt-Interview haben wir auch gefragt: „Hast du schon einmal Fehler wegen Übermüdung und zu hoher Arbeitsbelastung gemacht?“ 17 Prozent der Ärzte ist das glücklicherweise noch nie passiert. Andererseits geben 12 Prozent an, dass Übermüdung bei ihnen schon oft zu Fehlern geführt hat. Bei 71 Prozent ist das gelegentlich vorgekommen. Eigentlich gilt seit 2004 das neue Arbeitszeitgesetz (AZG) – wie streng es eingehalten wird, ist aber eine ganz andere Sache. Zum Beispiel heißt es im AZG, dass zwischen Arbeitszeit und Bereitschaftsdiensten nicht mehr unterschieden wird, beides also gleich behandelt und vergütet wird. Dies entspricht aber nur in wenigen Fällen der Realität. Bei Problemen mit der Arbeitszeit ist dein Betriebsrat erster Ansprechpartner. Es soll aber auch schon Einzelfälle gegeben haben, in denen Mitarbeiter ihr Krankenhaus wegen extremer Arbeitszeiten beim Gewerbeaufsichtsamt angezeigt haben.  


Sich besser organisieren

Natürlich gibt es mehrere Initiativen gegen die im Krankenhaus doch häufig als normal angesehenen Überstunden. Der Marburger Bund fordert zum Beispiel Ärzte dazu auf, „ab sofort keinerlei Überstunden mehr ohne Abgeltung zu leisten“ und fügt hinzu: „Es muss Schluss sein mit den Millionen unbezahlter Überstunden!“ Fazit unserer Umfrage: Es ist nicht normal, Überstunden zu leisten, schon gar nicht ohne Ausgleich. Assistenzärzte sollten zusammenhalten, Probleme ansprechen und wenn diese unlösbar sind, auch über einen Stellenwechsel nachdenken.

unser Tipp

Wenn regelhaft viele Überstunden bei Dir anfallen, versuche zu eruieren, woran diese liegen und wie sie zu vermeiden sind. Ist die reine Arbeit zu viel? Bist Du oder sind die gegebenen Strukturen zu unorganisiert, um die Arbeit in adäquater Zeit zu schaffen? Wo kann Zeit gespart werden? An welchen Stellen kannst Du auch mal Dinge auf den nächsten Tag verschieben, ohne dass die Patientenversorgung darunter  zu leiden hat? Wo wünschst Du Dir mehr Unterstützung von Kollegen oder anderen Berufsgruppen? Und wann wird es Zeit für eine Überlastungsanzeige?  Denn denke daran: Auch wenn es „immer schon so gewesen ist“: Überstunden sollen ganz klar nicht zum Alltagsgeschäft gehören!
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