Kurzfristig nach Japan
Famulatur an der Medical School Kashihara
Verena Engelstädter
Im März 2007 leistete ich zwei Famulaturen am Universitätskrankenhaus der Nara Medical School in Japan ab: zwei Wochen im Department für Gynäkologie und Geburtshilfe und zwei Wochen im Department für gastrointestinale Chirurgie. Mein Interesse für Japan entwickelte ich, nachdem ich einmal im Urlaub Bekanntschaft mit einer japanischen Familie gemacht hatte.
Ihre Berichte über die japanische Kultur interessierten mich sehr. Vor knapp vier Jahren hatte ich einen Japanisch-Intensivkurs belegt, der mich schließlich dazu motivierte, irgendwann einmal nach Japan zu reisen. Diese Reise habe ich also nun angetreten, verknüpft mit einer Famulatur.
Kurzfristige Zusage
Meine Zusage für die Famulatur vom Krankenhaus erhielt ich erst sechs Wochen vor Famulaturbeginn. Das war zwar recht kurzfristig, aber ich hatte bereits in anderen Erfahrungsberichten gelesen, dass die Zusage manchmal recht spät kommt, daher war ich vorbereitet. Bei British Airways habe ich auch noch einen relativ günstigen Flug bekommen. Als Visum habe ich ein Touristenvisum beantragt, was völlig problemlos war. Es empfiehlt sich aber sicherlich, die aktuellen Bestimmungen zu prüfen. An Impfungen habe ich keine speziellen Vorbereitungen getroffen. Das Auswärtige Amt hat zurzeit keine speziellen Empfehlungen ausgegeben. Gegen Hepatitis A und B sollte sowieso jeder Medizinstudent geimpft sein. Alle japanischen Ärzte waren stets sehr freundlich zu mir und haben sich immer bemüht, mir Dinge zu erklären, auch wenn es ihnen auf Englisch nicht immer ganz leicht gefallen ist. Man hat als ausländischer Student eine Art Sonderstatus im positiven Sinne, zumal ich hier in Kashihara die erste ausländische Studentin in diesen Abteilungen überhaupt war. So waren die meisten sehr interessiert zu erfahren, woher ich komme und warum ich Japan gewählt habe. Beide Professoren, die für mich zuständig waren, hatten jeweils zwei Jahre in Deutschland gelebt und freuten sich, von ihren Erfahrungen berichten zu können und ein paar Worte in Deutsch zu sprechen. Im gynäkologischen Department gab es sogar eine Welcome- und eine Farewell-Party mit den Stationsärzten und den japanischen Studenten, die zu dieser Zeit ein Praktikum im Krankenhaus absolvierten. Wie schon in vielen Berichten erwähnt, darf man als Student in Japan kaum praktische Aufgaben übernehmen. Aber wenn man sich darauf einstellt, ist das völlig okay. Entgegen meinen Erwartungen habe ich noch recht viel theoretisches Wissen hinzugewonnen – und das kann schließlich auch nicht schaden.
Neugierige Blicke
Nach einer Nacht im Apartment konnte ich zu einer Gastfamilie umziehen, die sich kurzfristig noch gefunden hatte. Diese wohnte zwar eine gute Stunde vom Krankenhaus entfernt, aber die vielen tollen Erfahrungen, die ich dort machen konnte, waren es wert, morgens etwas früher aufzustehen. Ich würde jedem empfehlen, in einer Gastfamilie zu wohnen, wenn es sich organisieren lässt. Auf diese Weise kann man die japanische Kultur und die gute japanische Küche am besten kennen lernen. Kashihara ist ein relativ kleiner Ort (ca. 125.000 Einwohner). Westliche Ausländer habe ich hier überhaupt nicht getroffen, abgesehen von einem Englischlehrer. Dementsprechend fiel ich überall auf, aber nach ein paar Tagen gewöhnt man sich an die neugierigen Blicke. Bei einer Abschlussfeier von Medizinstudenten wollten sogar einige extra ein Foto mit mir machen! Die Stadt liegt zentral in Japan und bietet viele Möglichkeiten, das Land zu erforschen. Osaka, Kobe, Nara und Kyoto sind mit dem Zug gut zu erreichen und bieten jede Menge Sehenswertes! Meine japanischen Kommilitonen von IFSMA haben jedes Wochenende ein Sightseeing-Programm für mich auf die Beine gestellt, was wirklich toll war. Es war eine tolle Erfahrung, die ich jederzeit wiederholen würde!