Vor der mündlichen Prüfung des Hammerexamens würdest du vielleicht lieber nach Teneriffa auswandern, als noch ein (letztes) Mal während des Studiums zu einer mündlichen Prüfung zu gehen. Die halbe Stunde vor der Prüfung, in der du mit deinen Mitprüflingen auf dem Krankenhausgang stehst und wartest, wird sicher nicht die angenehmste halbe Stunde deines Lebens sein. Doch nach den schriftlichen Prüfungen heißt es: Kittel bügeln, Lerngruppe bilden, vom Friseur die Haare zivilisieren lassen und auf zur letzten Prüfung deines Studiums. Ein ermutigendes Zitat einer frisch approbierten Ärztin zu Beginn: „Den Prüfern ging es um das Grundverständnis und das diagnostische Vorgehen. Die Fragen waren wirklich machbar.“
Drei Teile
Der mündlich-praktische Teil des 2. Abschnittes der Ärztlichen Prüfung („Hammerexamen“) besteht aus zwei Teilen: Der eigentlichen Prüfung an zwei aufeinanderfolgenden Tagen und einer Patientenuntersuchung. Die Prüfung findet etwa drei Tage bis zwei Monate nach dem schriftlichen Hammerexamen statt; an einzelnen Universitäten auch schon davor. Informiere dich im Zweifelsfall bei deinem Landesprüfungsamt – das ist ohnehin immer dein erster Ansprechpartner, was Prüfungsbelange angeht.
Die Einladung
Die Einladung zur mündlichen Prüfung erhältst du bis zu zwei Monate vor dem schriftlichen Examen. Die Namen deiner Prüfer und dein viertes Prüfungsfach erfährst du leider oft erst viel später, nämlich bis zu fünf Tage vor der Prüfung – meistens rund zwei Wochen vorher. Als viertes Prüfungsfach kommt jedes klinische Fach infrage, theoretisch auch die Querschnittsbereiche. Auf die anderen drei Prüfungsfächer kannst du dich längerfristig vorbereiten, denn die entsprechen deinen PJ-Fächern: Innere Medizin, Chirurgie und deinem Wahlfach. Das weitere Prozedere nach Erhalt des Briefes kennst du bereits vom 1. Abschnitt der Ärztlichen Prüfung: Prüfungsprotokolle zu deinen Prüfern besorgen, Mitprüflinge kontaktieren und eventuell einen Gesprächstermin mit den Prüfern vereinbaren.
Prüfung auf mehrere Tage verteilt
An den beiden Prüfungstagen wird jeder Prüfling 45 bis 60 Minuten geprüft, sodass bei der üblichen Anzahl von vier Prüflingen die Prüfung an jedem der beiden Tage drei bis vier Stunden dauert. Den Prüflingen steht für jedes Fach ein Prüfer gegenüber. Meistens sind die Prüfungsthemen eher praktisch – mit Fallvorstellung, Fragen zu Untersuchungstechniken, Differenzialdiagnosen und Behandlungsvorschlägen. Eventuell musst du EKGs oder Röntgenbilder auswerten. Am zweiten Tag treffen sich alle beteiligten Personen noch einmal zum zweiten Teil der Prüfung. An diesem Tag ist kein Patient anwesend und die Prüfungsthemen können aus allen Gebieten des jeweiligen Faches kommen.
Zeitplan an jeder Uni anders
Die Prüfung ist nicht nur mündlich, sondern auch praktisch. Das heißt, dass du zur Prüfung einen Patienten zugeordnet bekommst, den du befragen, untersuchen und anschließend den Prüfern vorstellen musst. Einer der Prüfer sucht den Patienten aus seinem Fachbereich aus. In der Regel werden Patienten ausgewählt, die kommunikativ sind und wissen, dass die Prüfung für dich sehr wichtig ist. Wann genau der Patient ins Spiel kommt, ist an jeder Universität verschieden. Es gibt grundsätzlich mehrere Möglichkeiten dafür. Es kann sein, dass die Prüfung am ersten Tag nachmittags ist und du vormittags zwei bis drei Stunden Zeit für einen Patienten hast – ohne, dass die Prüfer anwesend sind. Es kann aber auch sein, dass du den Patienten bereits am Tag vor der Prüfung untersuchst und deinen Bericht zur Prüfung mitbringst. Es ist schließlich auch möglich, dass du am ersten Prüfungstag bei einem dir unbekannten Patienten vor den Augen der Prüfer Anamnese und Untersuchung durchführen sollst und ihr anschließend darüber redet. An einigen Unis gibt es so kuriose Prüfungsformen, dass jedem Studenten mehrere Patienten zugeteilt werden oder dass sich mehrere Studenten einen Patienten „teilen“.
Wähle sorgsam deine Kleidung für die Prüfung aus. Sie sollte auf der einen Seite in gewissem Maße schick sein, also keine zerrissene Jeans oder dergleichen. Bedenke jedoch, dass du damit auch am Krankenbett stehst und Pumps und Minirock hier eher ungeeignet sind. Wie auch immer du dich entscheidest: du solltest dich darin wohl fühlen!