Erinnerung an das Leben und Lernen der Studenten bewahren
Medizin im Wandel
MEDI-LEARN (Redaktion)
Dauerhaft ist nur die Veränderung. Für die medizinische Ausbildung gilt das ganz sicher, denn die wandelt sich – ebenso wie die Medizin selbst – unaufhörlich. Studenten-Jahrgänge kommen und gehen, sodass schon bald niemand mehr etwas über das Medizinstudium früherer Tage wissen würde. Damit das nicht passiert, gibt es ein Archiv mit Dokumenten zum Leben und Lernen der Medizinstudierendenschaft. So lässt sich späterhin vielleicht einmal die Geschichte der medizinischen Ausbildung rekonstruieren, wenn die Jungmediziner von heute längst im Ruhestand sind.
Die Idee zum „Archiv Deutsche Medizinstudierendenschaft“ (ADM) entstand um das Jahr 2008 in der Fachschaft Medizin in Aachen. Nino Neumann und Katharina Kulike, beide Fachschaftsmitglieder, initiierten gemeinsam mit Professor Dominik Groß vom Institut für Geschichte, Theorie und Ethik der Medizin sowie der Bundesvertretung der Medizinstudierenden in Deutschland (bvmd) die praktische Umsetzung. Die bvmd übernahm gemeinsam mit dem Verein der Ehemaligen, Freunde und Förderer der bvmd (VEFFb) nicht nur die Anschubfinanzierung, sondern trägt bis heute finanziell das Projekt. Hilfestellung bezüglich der Organisation erhielten die Fachschafter vom Institut für Geschichte, Theorie und Ethik der Medizin.
Ein Archivierungssystem wurde entwickelt, um die Dokumente abzulegen und mit Hilfe von Schlagworten wiederfinden zu können. Speicherplatz wurde erworben, die Datensicherung arrangiert. Gleichzeitig entstanden eine Benutzungsordnung und eine Informationsschrift, die Auskunft gibt über das Vorgehen des Archivs und seine Nutzungsmöglichkeiten. Kontakte mussten geknüpft und das Archiv offiziell bekannt gemacht werden. Dazu wurden Tage der offenen Tür organisiert und ein Workshop auf dem Bundeskongress 2009 in Jena veranstaltet. Mit Hilfe von Presseartikeln bat man darum, dem Archiv Dokumente zu überlassen.
Mit dem Bekanntwerden legte das Archiv an Dokumentenumfang zu. Aktuell umfasst es rund 85 Ordner mit Briefwechseln, Protokollen, Faltblättern, Positionspapieren, Tagungs- und Informationsmaterialien sowie Zeitungsartikeln. Gesammelt werden aber auch Bücher, Plakate, elektronische Datenträger und Filmmaterial. In der Datenbank entspricht das inzwischen fast 1300 Einträgen aus mehr als 40 Jahren Studierendenbewegung.
Und die Arbeit ist noch lange nicht abgeschlossen: Von den beim Archiv angestellten Hiwis werden laufend die aktuellen bvmd-Dokumente archiviert und Rundbriefe, Tagungsdokumentationen und Protokolle weiterer Organisationen und Verbände aufgearbeitet. Auch Dokumente und Veröffentlichungen anderer Interessenvertreter im Hochschul- und Gesundheitswesen sowie studentischer und nicht-studentischer Schriftverkehr fanden Aufnahme in das ADM. Dabei werden die Dokumente dem ADM von den jeweiligen Arbeitsgruppen, Projekten, Fachschaften oder auch Vorstandsmitgliedern überlassen, bleiben aber in deren Besitz und können jederzeit zurück gefordert werden. Mit der Möglichkeit, ein Dokument als „vertraulich“ zu kennzeichnen, sodass es nur nach Rücksprache eingesehen werden kann, soll eine möglichst umfangreiche Archivierung gewährleistet werden.
Auf das Archiv Zugriff haben alle Mitglieder des bvmd, der Fachschaften sowie des VEFFb. Wer dort nicht Mitglied ist, sich aber dennoch für die Dokumente oder ein bestimmtes Thema interessiert, kann einen schriftlichen Nutzungsantrag unter Angabe von Thema und Zweck der Nachforschung an das ADM richten. In Zukunft soll die Datenbank auch online durchsucht werden können.
Um das Archiv weiterhin bekannt zu machen, es auszubauen und seine Nutzung anzuregen, sind ein Workshop im Rahmen der Wahlpflichtfächer des Modellstudiengangs Medizin der RWTH Aachen und eine Vorstellung des Archivs beim Bundeskongress in Aachen geplant.
So möchte das Archiv nachhaltig die ehrenamtlichen Tätigkeiten der Medizinstudierendenschaft dokumentieren und dadurch das studentische Engagement professionalisieren. Zudem soll der wissenschaftliche Zugang zur Medizinstudierendenbewegung erleichtert und ein Beitrag zur Identitätsbildung einer aktiven Studierendenschaft geleistet werden. Und vielleicht wird eines Tages die Idee von der Rekonstruktion der Geschichte der medizinischen Ausbildung innerhalb der Studierendenvertretung Realität.